Ich will nicht mehr. Sport / Schule / Freizeit - Stress oder Herausforderung?
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- Stephan Fertig
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1 Ich will nicht mehr Sport / Schule / Freizeit - Stress oder Herausforderung? 2. Internationaler Workshop Talentsuche & Talentförderung Duisburg 31. Mai 1. Juni 2010 Prof. Dr. Deutsche Sporthochschule Köln Deutsche Sporthochschule Köln Momentum Das Deutsche Forschungszentrum für Leistungssport Köln Ich will nicht mehr... Leistungssport zwischen Adherenz und Drop-Out 80 % der Drop-Outs im Jugendalter (12-17 Jahre; Feigley, 1987) Je nach Sportart jährlich 20 % Dropouts (Bussmann & Alfermann, 1990; Scharf, 1992) Komplexe Verursachung durch Faktoren in Sport, Schule & Alltag (Elbe, Beckmann & Szymanski, 2003) Leistungsstärke oder körperliche Entwicklung gar keine oder nur moderierende Ursache 1
2 Dropout und Befinden 102 Turnerinnen 8 1 Jahre (M = 10.8, SD = 1.8) 30 Dropouts / 18 Monate (19.6 % pro Jahr) Nach Alter und Stützpunkt parallelisierte Auswertung (n = 60) Befindlichkeit jeweils Monat vor Dropout Körperliches Befinden Psychisches Befinden jung alt aktiv dropout aktiv dropout 0 jung alt Befindlichkeit, Jugend, Sport Jugendliche fühlen sich unabhängig von Sportteilnahme zumeist eher wohl (Hurrelmann et al., 2003)... allerdings gibt jede/r fünfte Jugendliche Beeinträchtigungen des Wohlbefindens an Bei 6% können behandlungsbedürftige psychische Beschwerden festgestellt werden Lebenszufriedenheit (und sozialer Status), psychosomatische Störungen und Missbefinden hängen eng zusammen Im Sport... bezeichnen - 8 % der Jugendlichen ihren Gesundheitszustand als schlecht oder eher schlecht (Sygusch, 2001) Mehr als drei Viertel jugendlicher Leistungssportler wollen ihr Leben gesundheitsgerechter gestalten (Breuer & Kleinert, 2008) 2
3 Befindlichkeit im Jugendsport 341 NRW-Kaderathleten im Rahmen der Momentum-Diagnostik Köln männlich/weiblich 48/2 % 9-21 Jahre (M = 16.1; SD = 2.7) Kleinert, Boss & Breuer, 2010 % Befragte w > m älter > jünger schlechtes Fitnessgefühl schlechtes Gesundheitsgefühl Psychisches Missbefinden Körperliches Missbefinden Probleme > Zufriedenheit maladaptives Coping Erholungsprobleme Schlafprobleme Psychosomatische Auffälligkeiten im Kaderfußball 1021 Auswahlspielerinnen Fußball Jahre (M = 16.; SD = 1.9) % Befragte Müdigkeit Konzentrationsmangel Kopfschmerzen Angespanntheit Energielosigkeit U1 U18 U21 U1 U18 U21 stark ausgeprägt mäßig ausgeprägt Kleinert, Kleinknecht & Tritschoks,
4 Psychosomatische Auffälligkeiten im Kaderfußball 1021 Auswahlspielerinnen Fußball Jahre (M = 16.; SD = 1.9) -.09 Zufriedenheit Trainingsleistung Heimverein Erschöpfungssymptome -.22 Zufriedenheit Trainingsleistung Auswahlmannschaft.1 Alltagsprobleme.16 Emotionale Symptome Unzufriedenheit im Alltag Anzahl schwerer Verletzungen in den letzten Jahren Kleinert, Kleinknecht & Tritschoks, 2006 Konflikte: Zeit, Anspruch, Ressourcen Reduktion selbstbestimmter, freier Zeit Ja, wenn ich 8 Stunden Schule gehabt hab, (...) dann eben zum Training gehe um 16 Uhr, (...) dann komm ich um Uhr nach Hause, dann bleibt nicht mehr sehr viel Zeit für Freunde bzw. für Hausaufgaben, weil dann auch die Müdigkeit sehr stark ausgeprägt ist. (1 Jahre) Höchster Anspruch im Sport, Kompromissanspruch in der Schule Also mein Ziel ist Abitur und die Note ist mir jetzt so langsam schon egal geworden. Hauptsache ich pack das Abitur, weil das ist schon riesig die Belastung. (17 Jahre) Bedeutsamkeit sozialer Ressourcen bei Konflikten Freunde finde ich sind total wichtig halt. Und wenn ich Freizeit [habe] versuch ich die mit denen zu verbringen zum Teil, doch einfach mal Spaß zu haben und abgelenkt zu sein, von dem ganzen Druck. (16 Jahre) Kleinert, Steinbacher & Tomberg,
5 Stressentstehung Wichtigkeit x Möglichkeit Stressor Bewertung Stressorbewertung Bewältigungsbewertung Kontrollieren Angst, Frustration Tolerieren Bewältigung Info-Suche Aktion Aktionshemmung intrapsychisch Lazarus, 1999 Nitsch, 1981 Quellen der Wichtigkeit: Organismische Integration (Deci & Ryan, 198) Externale Verhaltensregulation Introjizierte Verhaltensregulation Identifizierte Verhaltensregulation Integrierte Verhaltensregulation Vielleicht verdiene ich damit ja einmal mein Geld. Erfolg zu haben und auf dem Treppchen zu stehen ist toll. Ich habe viele Vorteile vom Leistungssport, es bringt mir was und ist gut für mich. Leistungssport das bin ich. Es ist ein Teil von mir. Belohnung Soziale Werte Überzeugung Selbst autonom-intrinsisch kontrolliert external kontrolliert Deci & Ryan, 198
6 Betreuungsfunktionen im Rahmen organismischer Integration Soziale Beziehungen externaler Druck Überzeugung Selbstkonzept Belohnung Normen intrinsische Anreize Quellen der Wichtigkeit: menschliche Bedürfnisse (Deci & Ryan, 2000) Aufgabe (Wichtigkeit, Möglichkeit) Bedürfnisse Autonomie Eingebundenheit soziale Bedingungen Kompetenz Bewältigung von sportlichen Aufgaben und Alltag Motivation und Befinden 6
7 Zielsetzungen für Betreuungsarbeit Wissenschaftler/innen Transfer theoretischer Modelle in praktikable Maßnahmen (Selbst-)Kritische Überprüfung theoretischer Konzeptionen an Erfolg / Misserfolg bei praktischer Intervention Förderpolitik Strukturentwicklung zur Förderung von Konzeption, Durchführung und Evaluation von Weiterbildungs- und Betreuungsmaßnahmen Vermittlung von Relevanz und Machbarkeit Zielsetzungen für Betreuungsarbeit Sportler/innen Selbstreflexion zur eigenen Motivation in Sport und Schule (external-internal, Quellen zentraler Bedürfnisbefriedigung) Erlernen von Bewältigungskompetenzen für externale Motivationslage (Planungs- und Willenstechniken) Trainer/innen und Betreuer/innen Sensibilisierung für situativ unterschiedliche Formen der Motivation Aus- und Weiterbildung hinsichtlich Schaffung eines optimalen motivational climate Förderung autonomer Persönlichkeitsentwicklung 7
8 Erste Schritte: MentalTalent.de Umsetzung peerorientierter Workshops Stressbewältigung/Erholung Selbstmotivierung Wettkampfangst/Selbstvertrauen Mentales Techniktraining Flankierende Einzelbetreuungen (zumeist -6 Einzelsitzungen) Seit Kaderathleten in Workshops 32 Kaderathleten in Einzelmaßnahmen 8
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