zwischen Deutschland und der Sowjetunion bei der Aufteilung Polens sollte durch die Flüsse Pisa, Narew, Weichsel und San erfolgen. Die Frage nach der
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- Hannah Fromm
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2 8 Prolog Zum besseren Verständnis dieser Dokumentation ist es notwendig, die politische Vorkriegssituation ein wenig zu betrachten, welche die Odyssee von so vielen Menschen des Baltikums einleitete: Der Nichtangriffvertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion, der die zukünftige Gestaltung der gegenseitigen Beziehungen zwischen den beiden Ländern regeln sollte, wurde am unterzeichnet. Macht- und Einflusssphären wurden schriftlich fixiert und Landesgrenzen festgelegt. Zwischen dem sowjetischen Entwurf vom 20.August 1939 und dem unterzeichneten Vertrag, drei Tage später, gab es inhaltlich kaum Unterschiede. Im geheimen Zusatzprotokoll wurde die zukünftige Abgrenzung der Interessenssphären in Osteuropa festgeschrieben. Die Regelung galt für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung des polnischen Staates und der zu den baltischen Staaten Finnland, Estland, Lettland und Litauen gehörenden Gebieten. Die Abgrenzung der Interessensphären
3 zwischen Deutschland und der Sowjetunion bei der Aufteilung Polens sollte durch die Flüsse Pisa, Narew, Weichsel und San erfolgen. Die Frage nach der Existenz bzw. nach der eindeutigen Abgrenzung eines polnischen Reststaates wurde bewusst offen gelassen und sollte erst im Laufe der nächsten politischen Ereignisse auf freundschaftlichem Wege festgelegt werden. Als deutsche Grenze für den Fall einer territorial politischen Umgestaltung der baltischen Staaten wurde die nördliche Grenze Litauens genannt. Durch Vereinbarungen im geheimen Zusatzprotokoll wurden Finnland, das Baltikum, die östliche Hälfte Polens und darüber hinaus Bessarabien der Sowjetunion zugesprochen. Ende September 1939 nahmen die Vertragspartner Veränderungen im Geheimprotokoll hinsichtlich des litauischen Gebietes zugunsten der Sowjetunion vor. 9
4 10 Der Überfall auf Finnland und die Annexion der baltischen Staaten Für die baltischen Staaten hatte der Hitler-Stalin-Pakt nachhaltige Konsequenzen. Nach der Annexion der ostpolnischen Gebiete okkupierte die Rote Armee im Juni 1940 Litauen, im Juli Lettland und einen Monat später Estland. Die Sowjetunion begann ihre Stellung im Baltikum auszubauen. Noch einen Tag vor dem deutschen Überfall auf Polen erklärte Molotow vor dem Obersten Sowjet, dass der Abschluss des Hitler-Stalinpaktes für das Wachstum des Einflusses der Sowjetunion auf die internationale Entwicklung von Bedeutung sei. Dabei wurde die Möglichkeit eines europäischen Krieges nicht ausgeschlossen. Die baltischen Staaten sollten nach Stalins Vorstellungen in die Sowjetunion eingegliedert werden und als strategische Basis dem sowjetischen Militär zur Verfügung stehen. Schon bei den Verhandlungen am 23. August 1939 spielte der Wunsch der sowjetischen Führung, die Häfen Libau und Windau in die Interessensphäre der UdSSR zu übernehmen, eine große Rolle. Mit dieser Übernahme
5 11 würde sich die Staatsgrenze der UdSSR um ca. 200 bis 300 Kilometer nach Westen verlagern. Durch die Einigung mit Deutschland konnte die UdSSR mit den Ländern Litauen, Lettland und Estland so genannte Beistandspakte abschließen. Diese ermächtigten die Sowjetunion, auf baltischem Gebiet Mitte Oktober 1939 Flottenund Luftwaffenstützpunkte einzurichten. Die Rote Armee hatte also ungehinderten militärischen Zugang zum Baltikum. Die Militärstützpunkte der baltischen Staaten insbesondere in Estland wurden von der UdSSR vertragswidrig für den Einsatz im Finnlandkrieg genutzt. In den annektierten baltischen Staaten begann bald die planmäßige Sowjetisierung. Als Voraussetzung wurde in den baltischen Ländern die Tätigkeit der Kommunistischen Parteien nach sowjetischen Plänen koordiniert, um die Bildung einer sowjetfreundlichen Regierung zu ermöglichen. Bei den Parlamentswahlen im Juli 1940 wurden keine oppositionellen Gegenkandidaten mehr aufgestellt. Anfang August erklärten sich die ehemals unabhängigen baltischen Staaten offiziell zu Sowjetrepubliken.
6 Im Zuge der Sowjetisierung wurden Betriebe verstaatlicht und potentiell oppositionelle Kräfte eliminiert. Seit November 1940 wurden zudem antisowjetische Elemente zwangsumgesiedelt. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1941 wurden aus den drei baltischen Staaten Esten, Letten und Litauer in das sowjetische Hinterland deportiert. 12
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