Vielfalt und Individualität als Herausforderung für Versorgungseinrichtungen
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- Maja Scholz
- vor 6 Jahren
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1 Internationales Symposium Qualität im Gesundheitswesen Wien, 19. und 20. März 2015 Vielfalt und Individualität als Herausforderung für Versorgungseinrichtungen Dr. Klaus Wingenfeld Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld
2 Patientenerleben im Krankenhaus Fremde Menschen Fremde, häufig sterile Räumlichkeiten Schwer durchschaubare Abläufe Ungewollte Gesellschaft anderer Patienten Schrumpfung der Intimsphäre Ungewohnte Regeln und Tagesstrukturen Kontrollverlust Untätigkeit und Langeweile Unruhige Nächte Das Bett als Lebensmittelpunkt
3 Also wenn ich da selber liegen würde und wüsste nicht wo ich bin, würde ich auch abhauen (Pflegekraft Interviewauszug über die Situation kognitiv beeinträchtigter Patienten).
4 Krankenhausaufenthalt = großes Belastungspotenzial für Menschen mit fragiler Gesundheit, insbesondere für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen mit erhöhtem Risiko, weitere Verluste körperlicher, geistiger und emotionaler Fähigkeiten zu erleben.
5 Probleme nach der Krankenhausentlassung Frühe/vermeidbare Wiederaufnahme ins Krankenhaus Schwerwiegende gesundheitliche Krisen Übersiedlung in ein Heim Verlust von Fähigkeiten, Pflegebedürftigkeit Körperliche und psychische Belastungen Überforderung der Angehörigen / des sozialen Umfeldes
6 Fähigkeitsverluste Selbständigkeitseinbußen im Bereich ATL: bis zu 32% der Patienten ab 65 Jahren (Lafont et al. 2011, de Saint-Huber et al. 2009) Verlust kognitiver Fähigkeiten (Cummings 1999) Mobilitätseinbußen. Erzwungene Immobilität als Problem (King 2006, Morton 1993) Verschärfung der Problematik durch kognitive Einbußen (Hansen et al. 1999) Verstetigung von Einbußen nach der Entlassung (Kravitsch et al. 1994)
7 Qualitätsmerkmale der Krankenhausversorgung aus der Verlaufsperspektive Komplikationslose Rekonvaleszenz poststationär Keine kurzfristige Wiederaufnahme erforderlich Verhinderung einer Heimaufnahme Keine neuen / verstärkten Gesundheitsprobleme durch den Krankenhausaufenthalt Patienten und Angehörige wurden auf die poststationäre Phase ausreichend vorbereitet
8 Beispiel: PatientInnen mit einer dementiellen Erkrankung
9 Prävalenz demenzieller Erkrankungen (Prozentanteil in der jeweiligen Altersgruppe) Quelle: Bickel 2000 (ff)
10 Patienten mit kognitiven Einbußen im Krankenhaus Keine verlässlichen Zahlen, vermutlich 10% bis 20% der Patienten in der Allgemeinchirurgie und Inneren Medizin Hoher Anteil ungeplanter Aufnahmen (40% bis 60%) Große Teilgruppe der Heimbewohner (20% bis 40%) Demenz ist in aller Regel eine Nebendiagnose
11 Nebendiagnose = Nebeninteresse? Also im Moment (...) ist es leider noch so, dass das eine absolute Nebendiagnose ist, die wenig Beachtung findet. (...) Patienten kommen ja nicht wegen dieser Diagnose, sondern kommen wegen einer Akuterkrankung und dann wird natürlich zuerst mal DRG-orientiert sich an die Haupteinweisungsdiagnose herangearbeitet (Interviewauszug, Arzt).
12 Herausforderungen und Probleme (Beispiele) Informationslage bei der Krankenhausaufnahme Medikamenteneinnahme Erfassung der Schmerzsymptomatik Einwilligung bei Therapiemaßnahmen Nächtliche Aktivität Begleitung in die Funktionsbereiche Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme Kooperationsbereitschaft des Patienten Verhaltensweisen, Ängste und Bedürfnisse des Patienten Räumliche Desorientierung
13 In aller Regel ist nicht die Demenz, sondern eine andere Erkrankung Anlass für den Krankenhausaufenthalt. Und doch dominiert die Demenzerkrankung das Versorgungsgeschehen. Finanzierungsregeln zwingen oft zur Rationalisierung von Abläufen, die einen anpassungsfähigen Patienten voraussetzt. Menschen mit Demenz brauchen aber ein anpassungsfähiges Krankenhaus.
14 12 Elemente einer demenzsensiblen Versorgung im Krankenhaus 1. Besondere Versorgungsbereiche, Demenzstation 2. Tagesbetreuung 3. Individuelle Intensivbetreuung 4. Konsiliarsysteme / Pflegeexperten
15 5. Umgebung gestalten 6. Qualifizierung der MitarbeiterInnen 7. Information bei der Aufnahme verbessern 8. Screening 9. Qualifiziertes Entlassungsmanagement 10. Einbindung von Angehörigen/Bezugspersonen 11. Gemeinsame Handlungsorientierungen / interne Leitlinien 12. Vernetzung
16 Ist die Diskussion über Patientenorientierung verstummt?
17 Individualität der Patienten Alter und Geschlecht Krankheit / Behinderung / Chronizität / Multimorbidität Kognition und Kommunikation Mobilität Psychische Problemlagen, Resilienz Erfahrung mit Krankheit Gesundheitskompetenz ( health literacy ) Kultureller Hintergrund Lebenssituation und soziales Netzwerk
18 Individualität der Versorgungsphase Anlass und Vorgeschichte des Krankenhausaufenthalts - unerwartetes Krankheitsereignis - unklare Krankheitssymptome - akute Krise nach längerer Krankheit - Komplikation nach der Entlassung - Destabilisierung der häuslichen Versorgung usw. Krankenhausaufenthalt bei chronischer Krankheit Krankenhausaufenthalt bei Pflegebedürftigkeit Palliativversorgung ( )
19 Anforderungen Spezifisches Fachwissen Bessere Information bei der Krankenhausaufnahme Individuell angepasste Kommunikationsformen Biografie- und Bedürfnisorientierung Verlangsamung des Versorgungsalltags Ausweitung kommunikationsintensiver Unterstützung - Ansprache - Information / Aufklärung / Beratung / Anleitung / Pflegetraining Neue Inhalte und Formen der Kooperation Begleitete Überleitung
20 Standard sollte sein: Risikoscreening zu Beginn des Krankenhausaufenthaltes Bei vulnerablen Gruppen / erhöhtem Risiko: - Anpassung der Versorgung im Krankenhaus - Einbeziehung der Angehörigen - Einschätzung der poststationären Situation - Gezielte Entlassungsvorbereitung
21 Ziele Zufriedene Patienten und Angehörige Zufriedene MitarbeiterInnen Reibungslose Entlassung Gute Entlassungsergebnisse Bessere Langzeitergebnisse
22 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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