Strategiekonzept. IT Unterstützung für die Wertschöpfungskette Bau
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- Harry Beckenbauer
- vor 6 Jahren
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1 IT Unterstützung für die Wertschöpfungskette Bau Effizienter Planen, Bauen und Bewirtschaften mit digitalen Bauwerksmodellen basierend auf offenen Standards (Herausgeber) buildingsmart e.v. (Autoren) Thomas Liebich, Erwin Gersching / info@buildingsmart.de Februar 2010
2 Vorwort In diesem sind Arbeitsschritte und Vorgehensweisen dargestellt, die als Grundlage für einen effizienteren Einsatz moderner Informationstechnologien im Bauwesen genutzt werden können und geeignet sind, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bauindustrie auch im internationalen Wettbewerb nachhaltig zu stärken. Im Leitbild Bau werden Durchgängigkeit der Wertschöpfungskette Bau, Partnerschaftliches Bauen, Betrachtung des Lebenszyklus, Bildung und Innovation als die Leitlinien des zukünftigen Bauens in Deutschland genannt. Eine wesentliche Umsetzungskomponente ist hierbei ein verbesserter Einsatz von IT. Durchgängigkeit der Wertschöpfungskette ist somit auch eine Durchgängigkeit der IT- Anwendung. Eine durchgängige IT-Nutzung auf der Basis von standardisierten Austauschverfahren und schrittweise auf Basis digitaler Bauwerksmodelle, die eine Lebenszyklusbetrachtung erst ermöglichen, muss daher angestrebt werden. Insellösungen, die nur bestimmte Software-Hersteller einschließen, nur wenige Prozesse im Lebenszyklus isoliert betrachten, sollen, da nicht zielführend, vermieden werden. Die Umsetzung kann sich dabei nicht nur auf den IT-Aspekt konzentrieren, sondern umfasst auch eine innovative Weiterentwicklung der Arbeitsabläufe. Hierzu bedarf es der Bereitschaft der am Bau Beteiligten. Dafür ist es von entscheidender Bedeutung, dass dieser Prozess gemeinsam von der Bauwirtschaft, den Verbänden und Kammern und den öffentlichen/privaten Auftraggebern gestaltet wird. Die deutsche Bauindustrie, die Architekten und Ingenieure richten ihr Augenmerk zunehmend auch auf das Ausland. Gerade dort wird man zunehmend mit Forderungen nach BIM, also nach der Arbeit mit digitalen Bauwerksmodellen konfrontiert. Das bezieht daher internationale Erfahrungen und Anforderungen mit ein und leitet einen nationalen Handlungsbedarf ab. In Deutschland sehen die Autoren insbesondere im Vergleich mit den Entwicklungen in anderen Staaten einen Nachholbedarf, daher stellen sie in diesem Ziele und praktikable Zwischenschritte dar, um die technologische Entwicklung und die Prozessinnovation zu stärken. Berlin, Rüdiger Marquardt Bereichsdirektor Innovation DIN Deutsches Institut für Normung e.v. Stand: Seite 2
3 Inhaltsverzeichnis Vorwort Zusammenfassung Ziele des s Verbindung zu den Zielen der Bauwirtschaft Grundlagen des Schwerpunkte des s Sachstand in Deutschland Erwartete Vorteile Stand: Seite 3
4 1. Zusammenfassung Das hat zum Ziel, den bauwerksmodellbasierten Ansatz für die Optimierung der Planungs-, Ausführungs-, und Bewirtschaftungsprozesse im Bauwesen auch in Deutschland zu etablieren. Es soll das Potential durchgehender IT-Unterstützung der Planungs-, Ausführungs- und Bewirtschaftungsprozesse innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette Bau aufzeigen, welche im Leitbild BAU 1 der deutschen Bauwirtschaft gefordert wird. Wenn es in absehbarer Zeit nicht gelingt, die derzeitigen Planungs-, Ausführungs- und Bewirtschaftungsverfahren in Deutschland zu modernisieren und dem weltweiten Standard anzupassen, besteht die Gefahr, dass die deutsche Bauwirtschaft den Anschluss an die international tätigen Planungsbüros und Baukonzerne verliert. In vielen Ländern wird die Effizienz der Bauprozesse durch eine verstärkte Unterstützung der Entwicklung und des Einsatzes von digitalen Bauwerksmodellen BIM2 gesteigert. Dies ist derzeit in Deutschland nicht der Fall. Normung und Standardisierung In Zusammenarbeit mit der ISO (ISO TC184 und TC59) werden Standards erarbeitet, die in ihrer Gesamtheit einen einheitlichen, prozessübergreifenden Datenaustausch steuern und die organisatorischen (wer benötigt wann welche Information in welcher Qualität zu welchen Kosten) wie die technologischen Komponenten (welche Schnittstellen müssen in den Bausoftwareprodukten vorhanden sein, wie werden diese entwickelt und getestet) mit einbeziehen. Bei digitalen Bauwerksmodellen, die auf offenen Standards basieren, wird von openbim gesprochen. Ziele Die Weitergabe und den Austausch von Planungs-, Ausführungs- und FM-Daten durchgängiger zu machen, den immer wieder konstatierten Datennotstand zu überwinden und die Inkonsistenz von Datensätzen, auf deren Basis Investitionsentscheidungen getroffen werden müssen, zu beseitigen: Notwendige Schritte Es müssen für alle Beteiligte allgemeine Vorgaben zur Umsetzung einer openbim basierten Projektabwicklung erstellt werden, welche auch die Verantwortlichkeiten klären. Diese Pflichtenhefte sollen auch die Urheberschaft der verschiedenen Beiträge und Aspekte des Bauwerksmodells klären und dessen Einfluss auf die einzelnen Phasen des Projektablaufs. 1 Leitbild Bau Zur Zukunft des Planen und Bauens in Deutschland eine gemeinsame Initiative der deutschen Bauwirtschaft, Verbände der deutschen Bauindustrie, Kontakt ZDB, März Definition: Building Information Modelling - "BIM ist die digitale Abbildung der physikalischen und funktionalen Eigenschaften eines Bauwerks von der Grundlagenermittlung bis zum Rückbau/Abriss. Als solches dient es als Informationsquelle und Datendrehscheibe für die Zusammenarbeit über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks. Quelle: National BIM Standard, National Institutes of Building Science, USA Stand: Seite 4
5 Die organisatorische Voraussetzungen für das Wir in der Zusammenarbeit, unterstützt durch die openbim basierten Projektabwicklung, müssen geklärt werden. Dazu bedarf es auch Konzepte zur Ausbildung der verschiedenen Akteure für die Teamarbeit auf der Basis openbim. Es muss dargelegt werden, ob es zur Herausbildung von Spezialisten, die in den Teams die digitalen Bauwerksmodelle koordinieren, kommen wird und welche Rolle diese im Projektteam einnehmen. Technische Voraussetzungen Folgende technische Grundlagen sind bereits vorhanden oder können kurzfristig erweitert werden: die am Markt führenden Bau-Softwareprogramme, die im Wesentlichen die Voraussetzungen für die Arbeit mit Bauwerksmodellen bereits mit sich bringen. die bisherigen Forschungsergebnisse zur Entwicklung der ISO16739/IFC-Schnittstelle und deren Umsetzung in Software. das von buildingsmart e.v. herausgegebene BIM/IFC Anwenderhandbuch als eine mögliche Grundlage für openbim basierte Richtlinien und Pflichtenhefte. Abgrenzung Dieses beschreibt keine neue Normung, bestehende Lösungen sollen in einer entwicklungsbegleitenden Standardisierung angepasst und ggf. konkretisiert werden. Das fordert auch nicht die Entwicklung von völlig neuen Software- Lösungen. Es fokussiert auf eine Prozessinnovation mit der durchgängigen Anwendung integrierter Softwaresysteme. Eine wichtige Teilaufgabe ist dabei die automatisierte Datenübergabe zwischen verschiedenen Programmen auf einer einheitlichen offenen und standardisierten Grundlage. Stand: Seite 5
6 2. Das fordert, den bauwerksmodellbasierten Ansatz für die Optimierung der Planungs-, Ausführungs-, und Bewirtschaftungsprozesse im Bauwesen auch in Deutschland zu etablieren. Es reagiert auf den internationalen Trend des Einsatzes von digitalen Bauwerksmodellen zur Effizienzsteigerung der gesamten Wertschöpfungskette im Bau, eine Herausforderung, die in Deutschland durch den buildingsmart e.v. 3 vertreten wird. Dieser Trend vollzieht sich derzeit international unter dem Stichwort Building Information Modelling. BIM steht dabei für die durchgängige Nutzung digitaler Modelle der Bauwerke, bei denen alle Vorgänge im Lebenszyklus eines Bauwerks mit einander in Verbindung stehen, gegenseitig abgebildet werden und vielfältig ausgewertet, optimiert und auf Qualität und Risiken geprüft werden können. Productivity increase % Diese Verfahren einer durchgehenden digitalen Unterstützung des gesamten Entwicklungs-, Produktions- und Gewährleistungszyklus hat sich in anderen Industriezweigen bereits durchgesetzt und zu hohen Produktivitätssteigerungen geführt 4. Bislang hat sich dieser Prozess im Bauwesen noch nicht durchgreifend etabliert, jedoch zeichnet sich jetzt mit BIM erstmalig eine Wende ab. Grundlage für die umfassende, über die Grenzen einzelner Softwareanbieter und Nutzer hinausgehende Lösung, die gerade auch bei öffentlichen Bauvorhaben einsatzfähig wäre, sind dabei offene Standards. Als Vorleistung von buildingsmart steht dazu der ISO5 registrierte IFC Standard 6 zur Verfügung Construction Manufacturing 0 Abbildung: Productivity increase Produktivitätssteigerung in Sweden ausgewählter Industrien Ziele des s Das soll das Potential durchgehender IT-Unterstützung der Planungs-, Ausführungs- und Bewirtschaftungsprozesse innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette Bau aufzeigen. Dabei werden die besonderen Möglichkeiten, die sich durch Bauwerksmodelle im Sinne von openbim, als weitgehend vollständiges digitales Abbild des geplanten Bauwerks im Computer und somit als zentrale Datendrehscheibe aller Beteiligten herausgestellt. Wie bei jedem Veränderungsprozess ergeben sich daraus Chancen und Risiken für die Beteiligten. Nichtstun wird hierbei als größtes Risiko angesehen. 3 bis 2009 Industrieallianz für Interoperabilität e.v. IAI. Mit der einheitlichen Umbenennung in buildingsmart sollen international die Themenschwerpunkte verdeutlicht werden: (1) Prozessinnovation, (2) Anwendung der Verfahren der durchgängigen Planung und des automatisierten Datenaustauschs und (3) Arbeit an offenen Standards für BIM 4 Quelle: EU Produktivitätsstudie, zitiert nach EU IP Projekt InPro Open Information Environment for Collaborative Processes throughout the Lifecycle of a Building 5 ISO/PAS 16739:2005, Industry Foundation Classes, Release 2x, Platform Specification, ISO TC184/SC4 6 Industry Foundation Classes IFC sind ein von buildingsmart entwickelter, und bei der Internationalen Standardisierungsorganisation ISO registrierter Standard für die Datenhaltung und für die automatisierte Datenübertragung zwischen verschiedenen Bausoftwaresystemen. Stand: Seite 6
7 Die Ziele im Einzelnen sind: 1. die wirtschaftlichen Vorteile von Bauwerksmodellen für alle am Bau Beteiligten in ihren jeweiligen Fachgebieten darzustellen, 2. die Bauwirtschaft, Architekten, Ingenieure, Vertreter der Bauherren und Bauämter, sowie Facility Manager in die Lage zu versetzen, effektiv mit modernen IT-Werkzeugen, wie bauwerksmodellbasierten CAD, CAE und CAFM-Systemen zu arbeiten und innovative, nachhaltige und kosteneffiziente Gebäude und bauliche Anlagen zu schaffen, 3. diese Methoden und Werkzeuge auch in der Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette Bau zu verwenden und dabei auf offene Standards (Stichwort openbim) für die durchgängige Datennutzung in den integrierten Prozesse zu setzen, 4. den Informationsaustausch zwischen allen am Bau Beteiligten über integrierte IT-Nutzung zu verbessern, Reibungsverluste zu reduzieren und Fehlerquellen zu eliminieren, 5. die Verbände und Kammern der Bauwirtschaft bei der Beratung und Weiterbildung Ihrer Mitglieder zu unterstützen, und damit die deutsche Bauwirtschaft auch im internationalen Wettbewerb zu stärken, 6. die öffentlichen Auftraggeber und Baubehörden in Bund, Ländern und Kommunen über das Potential von durchgängigen IT-Methoden und Bauwerksmodellen für ihre Geschäftsabläufe zu informieren, 7. die Standardisierung im nationalen Rahmen mit dem DIN, und auf Europäischer Ebene mit CEN, und international mit ISO weiter voranzubringen und insbesondere die entwicklungsbegleitende Standardisierung der IFC Formate zu stärken, 8. den openbim Standard IFC in Verbindung mit GAEB DA XML und anderen Standards für die durchgehende Projektabwicklung bereitzustellen und in Deutschland flächendeckend zum Einsatz zu bringen Keine Bestandteile des s sind: 1. es soll keine neue Standardisierung noch umfangreiche Weiterentwicklung des IFC Standards beinhalten. Die bestehenden Lösungen sollen in einer entwicklungsbegleitenden Standardisierung angepasst und ggf. konkretisiert werden, 2. es sollen keine neuen Software Programme entwickelt werden, weder für CAD, CAFM, noch für Technische Berechnungsprogramme. Vielmehr soll die automatisierte Datenübergabe zwischen verschiedenen Programmen auf einer einheitlichen Grundlage sichergestellt werden, 2.2. Verbindung zu den Zielen der Bauwirtschaft Im Leitbild-Bau der deutschen Bauwirtschaft werden Ziele definiert, die in Bezug auf die IT-Unterstützung den Vorstellungen von buildingsmart entsprechen. Die IT als Hilfsmittel zur Unterstützung der Wertschöpfungskette Bau und offene Standards zum automatisierten Datenaustausch sind aus der Sicht von buildingsmart geeignet, die Vorstellungen und Ziele der Verbände und Kammern gemäß dem vorgenannten Leitbild Bau zu unterstützen: Stand: Seite 7
8 Unsere Vision ist eine kompetente und lernende Wertschöpfungskette Bau mit innovativen Unternehmen und qualifiziertem Personal, die in unterschiedlichen Kooperationsformen und Netzwerken maßgeschneiderte und umfassende Leistungen mit hoher Qualität liefern. Die Zukunft des Bauens liegt auch in der Optimierung der Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette. Zur Erschließung und Gestaltung neuer Märkte müssen Innovationspotenziale der Wertschöpfungskette Bau mobilisiert werden. Durch Kooperation in der Forschung und Entwicklung aber auch in der Aus- und Weiterbildung kann die Diffusion neuer Bauverfahren und technischer Gebäudeausstattung beschleunigt werden. Das Leitbild Bau geht nicht spezifisch auf die Notwendigkeit einer durchgängigen IT- Unterstützung für das Bauwesen ein. Dieses Strategiepapier ergänzt das Leitbild Bau um die Unterstützung durch IT Verfahren im Sinne des auf IT gebaut. Entwicklungen in anderen Staaten zeigen bereits heute das hohe Potential bei der Nutzung von digitalen Bauwerksmodellen und welche vorbereitenden Schritte notwendig sind. Vergleichbare Initiativen fehlen in Deutschland. Trotz des theoretischen Vorlaufs, den Deutschland im Bereich der Grundlagenforschung zu Produktmodellen (den Vorläufern zu digitalen Bauwerksmodelle) hat, läuft die praktische Einführung bei uns hinter den Entwicklungen im europäischen und außereuropäischen Ländern hinterher und der Technologieabstand wächst. Conclusio: Wenn es in absehbarer Zeit nicht gelingt, die derzeitigen Planungs-, Ausführungsund Bewirtschaftungsverfahren hinsichtlich der durchgängigen IT Nutzung in Deutschland zu modernisieren, besteht die Gefahr, dass die deutsche Bauwirtschaft den Anschluss an die internationale Entwicklung verliert. In vielen Ländern wird durch eine verstärkte Unterstützung der Entwicklung und des Einsatzes von digitalen Bauwerksmodellen die Effizienz der Bauprozesse gesteigert. Daher werden mit diesem konkrete Vorschläge für die deutsche Bauwirtschaft unterbreitet. Stand: Seite 8
9 3. Grundlagen des Das Konzept beruht auf Forschungsergebnissen die zum Themenkomplex Prozessintegration, durchgehender IT-Anwendungen, und digitaler Bauwerksmodelle in den letzten Jahren erzielt wurden, und auf Erfahrungen erster praktischer Umsetzungen, die vor allem aus anderen Staaten vorliegen Schwerpunkte des s Die Vorteile digitaler Bauwerksmodelle sollen für die jeweiligen am Bau Beteiligten herausgestellt werden. Dazu soll eine Gesamtlösung und praktikable Zwischenschritte dahin aufgezeigt werden. Abbildung: Gesamtlösung durchgängiger Datenhaltung und Übergabe im Lebenszyklus (buildingsmart Norwegen) Die Gesamtlösung ist die Überwindung der derzeitigen Medienbrüche, der unzureichenden Weitergabe und des Austauschs von Planungs-, Ausführungs- und FM Daten, des immer wieder konstatierten Datennotstands und inkonsistenten Datensätzen, auf deren Basis Investitionsentscheidungen getroffen werden müssen. Als Vorbild dient der, unter der Bezeichnung digitale Fabrik bereits in anderen Industriezweigen etablierte, durchgängige Prozess des digitalen modellbasierten Entwurf und der Fertigung, hier angepasst an die besonderen Gegebenheiten der Bauwirtschaft. Zu den Besonderheiten im Bauwesen gehört die Dynamik in den Vertrags- und Lieferbeziehungen. Es gibt viele Auftraggeber und noch weitaus mehr Beteiligte am Bau (Planer, Ausführende, Baubehörden, Bewirtschafter, u.a.) die in immer neuer Zusammensetzung projektbezogen zusammen arbeiten. Stand: Seite 9
10 Dabei können durchgängige Prozesse im Sinne von BIM, und die unterstützenden Softwaresysteme und Austauschprozesse, nicht immer wieder neu aufgesetzt und abgestimmt werden. Standardisierung von Bausteinen ist für die Prozessintegration und für den automatisierten Datenaustausch für das Bauwesen daher essentiell. Als Gesamtlösung werden die standardisierten Komponenten durchgängiger IT-Lösungen entwickelt und eingeführt. Diese Standards beruhen auf den von buildingsmart initiierten und jetzt in Zusammenarbeit mit den Normungsorganisationen DIN (national) und ISO (internationalen) vorangetriebenen Entwicklungen: Integrierte Datenübergabeprozesse, Integrated Delivery Manual (IDM): ISO/DIS "Building Information Models - Information Delivery Manual - Part 1: Methodology and Format", Datenaustauschschnittstelle, Industry Foundation Classes (IFC): ISO/PAS Industry Foundation Classes, Release 2x, Platform Specification, Projekthandbücher als Vertragsbestandteil, ISO/NWI "Framework for Provision of Guidance on Building Information Modelling" In ihrer Gesamtheit steuern diese einen einheitlichen, prozessübergreifenden Datenaustausch und beziehen die organisatorischen (wer benötigt wann welche Information in welcher Qualität zu welchen Kosten) wie die technologischen Komponenten (welche Schnittstellen müssen in den Bausoftwareprodukten vorhanden sein, wie werden diese entwickelt und getestet). Die Zwischenschritte beinhalten sowohl die technologischen, aber auch die weichen Faktoren, die zur Umsetzung notwendig sind: Führerschaft bei den notwendigen Veränderungen und Anpassung der Bauprozesse und der Rahmenbedingungen, Vorgaben zur Umsetzung einer BIM basierten Projektabwicklung für die Beteiligten, Verantwortlichkeiten, Pflichtenhefte, Urheberschaft der verschiedenen Beiträge, Aspekte des Bauwerksmodell, Konzepte zur Ausbildung der verschiedenen Akteure für eine Teamarbeit auf der Basis BIM, organisatorische Voraussetzungen für das Wir in der Zusammenarbeit, Herausbildung eines Spezialisten im Team, der BIM koordiniert. Dazu kommen als technischen Grundlagen: die am Markt führenden Softwareprogramme für die Bauwirtschaft, die im Wesentlichen die Voraussetzungen für die Arbeit mit Bauwerksmodellen mit bringen, bzw. bei entsprechender Marktnachfrage schnell dahin gehend erweitert werden können, die bisherigen Forschungsergebnisse zur Entwicklung der IFC-Schnittstelle und deren Umsetzung in Software, wobei davon ausgegangen wird, das noch bestehende Umsetzungsfragen bei entsprechender Nachfrage und Anforderungen kurzfristig gelöst werden, das von buildingsmart e.v. herausgegebene BIM/IFC Anwenderhandbuch als eine mögliche Grundlage für BIM basierte Richtlinien und Pflichtenhefte. Dieses Anwenderhandbuch liegt unter bereit. Stand: Seite 10
11 3.2. Sachstand in Deutschland Im Gegensatz zu der Aufbruchsstimmung, die sich international bei dem Einsatz von digitalen Bauwerksmodellen abzeichnet, und den Einsparungspotenzialen die in Studien nachgewiesen worden sind, ist der Kenntnisstand in Deutschland noch sehr verhalten 7. Dabei stehen der deutschen Bauwirtschaft im Wesentlichen die gleichen IT Lösungen zur Verfügung. Der Unterschied wird in der fehlenden Strategie und Anwendung durchgehender IT Verfahren und mangelnden Wissensstands und Anwendungsreife standardisierter Datenübertragung gesehen. Digitale Bauwerksmodelle könnten bereits heute in vielen Bereichen der Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden genutzt und dabei Kenntnisse gewonnen werden, die dann bei der schrittweisen Erschließung weiterer Anwendungsszenarien und der Verbesserung in der softwaretechnischen Umsetzung zu nutzen sind. Deren durchgängige Nutzung und Weitergabe mit dem openbim Standard IFC ist ebenfalls für einige Anwendungsfälle realisiert. u.a. bei Koordinierung der Planung zwischen den digitalen Bauwerksmodellen der Fachplaner, Übergabe von Mengen aus digitalen Bauwerksmodellen für die Kostenschätzung, die Energieberechnung, Nachweis von Nachhaltigkeit, wie den CO 2 Fußabdruck, usw. Übernahme von digitalen Bauwerksmodellen in die GIS 8 der Stadt- und Raumplanung, Übergabe von statischen Modellen zur Berechnung und der Gegenprüfung, Übergabe von Bestandsdaten von Gebäuden im Facility Management 9. In Deutschland werden die Vorteile der digitalen Bauwerksmodelle und der openbim IFC- Schnittstelle zurzeit nur selten genutzt. Als Gründe werden u. a. genannt: Möglichkeiten und Vorteile sind Vielen am Bau Beteiligten nicht ausreichend bekannt, auch nicht die mögliche Verbesserung der Wirtschaftlichkeit für den eigenen Betrieb, die finanziellen Vorteile beim Einsatz über den gesamten Lebenszyklus von Baumaßnahmen (Wertschöpfungskette) sind für die Beteiligten nicht unmittelbar erkennbar, da es keine über den gesamten Lebenszyklus einer Baumaßnahme durchgehende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gibt. Die Mehrfachaufwendungen und -kosten der einzelnen Beteiligten werden für die gesamte Baumaßnahme nicht ermittelt und damit auch nicht sichtbar, durch Veränderung gewohnter Arbeitsmethoden wird Mehraufwand befürchtet, um eventuelle Risiken auszuschließen, wartet die Privatwirtschaft darauf, dass die öffentliche Bauverwaltung die Federführung für die Erarbeitung der Grundlagen für die Einführung von IFC übernimmt, 7 Kosten für inadäquate Interoperabilität bei öffentlichen Bauvorhaben: 4,25% der Gesamtkosten, nach NIST Study 2004, Cost Analysis of Inadequate Interoperability in the U.S. Capital Facilities Industry, NIST GCR Geographische Informationssysteme GIS, z.b. für Entwicklungs- und Bebauungspläne, Stadtmodelle 9 Dies ist ein Beispiel dafür, das BIM nicht für CAD steht, sondern für alle Anwendungen, die Bauwerksmodelle interpretieren können, z.b. eine modellbasierte FM Software, wie auch ein kostenelementbasiertes Ausschreibungsprogramm. Stand: Seite 11
12 der öffentlichen Bauverwaltung wurden aus der Privatwirtschaft weder Signale gegeben, dass die Bauwirtschaft die Arbeit mit digitalen Bauwerksmodelle und die Weitergabe mittels der openbim IFC-Schnittstelle für die Planung und Durchführung von Baumaßnahmen benötigt, noch dass sie diese Schnittstelle wenn vorhanden einzusetzen gedenkt, es gibt verschiedene Bemühungen der öffentlichen Hand, die Aktivitäten in Richtung einheitlicher IT-Schnittstellen in Form von Forschungsvorhaben zu unterstützen. Diese werden jedoch in verschiedenen Ressorts durchgeführt. Ob diese Maßnahmen abgestimmt und koordiniert sind, ist nicht bekannt, die Qualität der softwareseitigen Umsetzung in den Bausoftwareprodukten ist noch differenziert, ein klarer Marktvorteil durch das Anbieten qualitativ hochwertiger Schnittstellen ist in Deutschland oft nicht erkennbar, die Zertifizierung erfolgt z. Zt. durch die Software-Hersteller selbst. Damit ist nicht in jedem Fall gewährleistet, dass der Datenaustausch zwischen den verschiedenen Programmen reibungslos funktioniert, es ist nicht bekannt, welche Datenaustauschprozesse bereits in guter Qualität von welchen Softwareanbietern unterstützt werden, und wo noch Nachholbedarf besteht, Insbesondere fehlt es den am Bau Beteiligten an Beispielen, in denen nachgewiesen wird: dass die Planung auf der Grundlage eines digitalen Bauwerksmodells in der Praxis mit Erfolg eingesetzt werden kann, ein Vergleich der bisherigen Arbeitsmethoden mit den Verfahren der digitalen Gebäudemodells und welche Änderungen zu erwarten sind, ebenso fehlen Aussagen zum Aufwand bei den Anwendern, wo ein Mehraufwand bei der Erstellung entsteht, und wo Einsparungen zu erzielen sind. Des Weiteren muss die Qualität, mit der die Softwarehersteller die openbim Schnittstelle IFC bereitstellen, durch verbesserte Qualitätskontrolle und Zertifizierung erhöht, und im Ergebnis transparent gemacht werden. Zum Einsatz in Bauprojekten muss aber auch der Wissensstand der Anwender erhöht werden. Richtlinien zur Anwendung (Verantwortlichkeiten der Partner, Mindestqualität der Daten, Überprüfbarkeit der Übergabe, Einfluss auf die Vertragsgestaltung) müssen eingeführt werden. In vielen anderen Ländern existieren bereits solche BIM-Richtlinien als Vertragsbestandteil eines Projekthandbuches, in Deutschland jedoch noch nicht Erwartete Vorteile bei Umsetzung des s Gerade im Bauwesen, wo viele Auftraggeber (und keine wenigen Systemführer wie im Automobil-, Flugzeug-, und Schiffbau) und noch weitaus mehr Beteiligte (Planer, Ausführende, Prüfer, Bewirtschafter, u.a.) in immer neuer Zusammensetzung projektbezogen zusammen arbeiten, können durchgängige Prozesse und die unterstützende IT Gesamtlösung nicht immer wieder neu aufgesetzt und abgestimmt werden. Der Einsatz von openbim lässt folgende Vorteile erkennen: Stand: Seite 12
13 für Qualitätsverbesserung der Bauwerke über deren Lebenszyklus und damit wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette Bau, verbessert die Kommunikation der am Bau Beteiligten durch mehr Transparenz, eine gemeinsame, nahezu zeitgleiche, durchgängige Bearbeitung mit zeitnaher Koordination und Kollisionsüberprüfung, frühere Entscheidungsfindung im Projektverlauf mit kostengünstigeren Änderungen. Abbildung: frühzeitige Informationen erlauben kostengünstige Entscheidungen (MacLeamy, buildingsmart) Weitere Vorteile sind die Steigerung der Transparenz, die Vermeidung von Mehrfacharbeit, eine höhere Planungssicherheit, einheitliche Projektdokumentation, und zukünftig keine Abhängigkeit von bestimmten Software-Produkten. Durch die Anwendung von digitalen Bauwerksmodellen werden Datenverluste, Qualitätsverluste, Mehrfachaufwand bei der Dateneingabe und Risiken von fehlender Planabstimmung verringert. Stand: Seite 13
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