Erfahrungsbericht Marmara Üniversitesi - Istanbul 2011/2012
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- Karin Bösch
- vor 8 Jahren
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1 Vorbereitung Erfahrungsbericht Marmara Üniversitesi - Istanbul 2011/2012 Vorausgeschickt sei, dass alle studienbezogenen Informationen, die ich mit diesem Bericht geben kann, auf das Studium der Betriebswirtschaftslehre, B.Sc., ausgerichtet sind. Nachdem man alle Unterlagen für die Erasmus-Bewerbung abgeschickt hat und eine Zusage für einen Erasmus-Studium in Istanbul erhalten hat, sollte man mit der Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes beginnen. Hierbei ist zum Einen wichtig, die Kurse, die man wählen möchte auszusuchen, zum Anderen ist es wichtig den Aufenthalt formell vorzubereiten. Informationen zu den angebotenen Kursen für die Marmara Universität sind auf deren Internetseite zu finden. Allerdings sollte man sich mit seinem zugeteilten Koordinator per über die zu wählenden Kurse austauschen und Informationen einholen. Einige Kurse werden nicht jedes Jahr angeboten, sind für Erasmus-Studierende nicht zugänglich oder werden auf Türkisch unterrichtet. Es kommt aber auch vor, dass Kurse angeboten werden, die nicht im Internet zu finden sind. Auch hierfür sollte man sich mit seinem Koordinator in Verbindung setzen. Insgesamt ist ein persönlicher Kontakt zum Koordinator sowieso sehr wichtig. Der Koordinator, der mir zugeteilt war, war mir eine sehr große Hilfe. Wichtig ist außerdem vor dem Aufenthalt zu klären, ob ein Visum erforderlich ist. Zu der Zeit, als ich meinen Auslandsaufenthalt begonnen habe, war es möglich das Studium mit einem Touristenvisum durchzuführen. Man durfte sich maximal 90 Tage im Land aufhalten. Danach musste man ausreisen, ein Tag hat gereicht, und konnte dann weitere 90 Tage im Land verbringen. Man konnte diese Regelung dazu nutzen, eine Reise nach Bulgarien oder nach Zypern zu unternehmen, welches nebenbei bemerkt sehr interessante Reiseziele sind. Man konnte allerdings auch ein Visum für den Aufenthalt in der Türkei beantragen. Dies muss man vor der Einreise bei einer Botschaft erledigen. Sobald man dann in die Türkei kommt, muss man bei der Polizei ein Residence permit beantragen. Wie dies genau abläuft, weiß ich allerdings nicht. Wichtig zu bemerken ist in diesem Zuge, dass seit Februar 2012 eine neue Regelung in Kraft ist. Nach dieser darf man sich als Tourist nur 90 Tage innerhalb von 180 Tagen in der Türkei befinden. Somit ist es nicht mehr möglich den Erasmus-Aufenthalt mit einem Touristenvisum durchzuführen. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes. Telekommunikation Es ist ratsam sich zügig nach der Ankunft in Istanbul eine türkische Sim-Karte zuzulegen, da es auf Dauer teuer werden kann, mit der deutschen Karte im Nicht-EU-Ausland zu telefonieren. Mit der türkischen Sim-Karte ist es auch einfacher auf Wohnungssuche zu gehen, da oft nicht alles über s geklärt werden kann und Telefonate geführt werden müssen. Zu beachten ist allerdings, dass man sein Handy in der Türkei registrieren lassen muss, wenn man es mit einer
2 türkischen Sim-Karte nutzen möchte. Wenn man sein Handy mit der türkischen Karte nutzt ohne es freischalten zu lassen, wird das Handy nach einiger Zeit vom System gesperrt und kann nicht mehr genutzt werden. Diese Zeit variiert. Es kann nur eine Woche oder auch mehrere Wochen dauern. Deshalb ist es ratsam gleich beim Kauf der Sim-Karte das Handy freischalten zu lassen. Zu beachten ist allerdings, dass man als Ausländer innerhalb von zwei Jahren nur ein Handy und eine Sim-Karte auf den eigenen Namen registrieren lassen kann. Außerdem gibt es nur bestimmte Tarife, die für Ausländer angeboten werden. Ich habe meine Sim-Karte bei turkcell gekauft. Diese kostet circa 15TL (circa 6 ). Die Freischaltung des Handys kostet circa 5TL. Pro Monat habe ich ungefähr 20TL für Telekommunikation ausgegeben. Hierfür bekommt man Pakete mit Freiminuten, Frei-SMS und Freieinheiten für das mobile Internet. Gerade das mobile Internet ist zu Anfang sehr nützlich, wenn man sich in der Stadt noch nicht auskennt und nach Straßen oder Bussen sucht. Formalitäten Grundsätzlich ist zu beachten, dass man in der Türkei immer seinen Ausweis mitführen muss. Ratsam ist es ebenfalls ausreichend Kopien vom Letter of Acceptance und allen anderen Unterlagen mitzubringen bzw. bei den Besuchen im International Office dabeizuhaben. Außerdem sollte man einige Passbilder mitbringen. Außerdem sollte man eine gute Portion Geduld mitbringen, wenn man die Formalitäten im International Office erledigt. Es ist sehr viel Papierkram und es werden einige Unterschriften benötigt. Sinnvoll ist es auch, sich die Dokumente mehrmals unterschreiben zu lassen, da oft an mehreren Stellen (Heim- und Gast-Universität) Originale abzugeben sind. Zu empfehlen ist auch, ein Bankkonto zu haben, von welchem man kostenlos aus dem Ausland Geld abheben kann, wie zum Beispiel ein Konto bei der DKB. Außerdem sollte man so schnell wie möglich nach Ankunft ein Formular bei International Office ausfüllen, welches für die Studentenfahrkarte (Akbil) gebraucht wird, da es einige Zeit dauern kann, bis dieses unterschrieben ist und man gerade am Anfang viel mit Bus und Fähre unterwegs ist. Unterkunft Für die ersten Tage im Land sollte man sich eine zentrale Wohnmöglichkeit suchen. Ich habe für die ersten zwei Wochen bei einer Bekannten gewohnt. Dies war dahingehend sehr praktisch, da sie mir das Eingewöhnen etwas einfacher gemacht hat. Ansonsten ist es wichtig, gleich mit anderen Erasmus-Studenten in Kontakt zu treten und die nötigen Behördengänge oder Besuche beim International Office gemeinsam zu erledigen. Für diejenigen, die nicht bei Bekannten unterkommen können, hat es sich angeboten für die erste Zeit in einem Hostel zu wohnen (z.b. Hush Hostel, sehr zentral in Kadiköy) oder per Couchsurfing bei Einheimischen unterzukommen. Dies kann auch gerade in der ersten Zeit sehr hilfreich sein. Meine Wohnung, in der ich mit anderen Austauschstudenten gewohnt habe, habe ich schlussendlich über Craigslist gefunden. Diese Internetseite ist sehr zu empfehlen für die
3 Wohnungssuche. Für mein Zimmer habe ich 260 gezahlt. Dies ist kein Schnäppchen, aber dafür hatte ich eine schöne Wohnung, die direkt am Hafen in Kadiköy lag. Von hier war alles gut zu erreichen. Das Wohnen in Kadiköy war für mich perfekt. Die Uni war für Istanbuler Verhältnisse schnell zu erreichen. Das Zentrum von Kadiköy war fußläufig erreichbar, der Hafen ebenfalls. Von hier aus dauert es mit der Fähre nur circa 20 Minuten bis zur europäischen Seite. Dort befinden sich die Hauptsehenswürdigkeiten und das Ausgehviertel. Insgesamt war das Leben in Kadiköy sehr angenehm. Auf der europäischen Seite herrschte ein eher touristisches Klima. Das Wohnen in Kadiköy schien mir dagegen entspannter. Einige Kommilitonen haben auch direkt in Anadolu Hisari oder in Europa gewohnt. Aber das ist auch immer eine Frage des Typs, was einem besser gefällt. Akademisches Leben Zu Anfang des Auslandsaufenthaltes hatten wir ein Treffen mit unseren Koordinatoren. Hier haben wir ein paar grundsätzliche Informationen zum Studium erhalten. Die Stundenpläne waren vor Anfang des Semesters allerdings noch nicht einzusehen. Diese haben wir in der ersten Woche des Semesters erhalten. Hierbei ist es wichtig, bei seinem Koordinator nachzufragen, da es viele Informationen nur auf Nachfrage gibt. Außerdem sollte man sich über diese Dinge mit seinen Kommilitonen austauschen. In der ersten Woche des Semesters finden normalerweise keine Vorlesungen statt. Ab der zweiten Woche gibt es dann Vorlesungen, allerdings kommen die meisten einheimischen Studenten in der zweiten Woche auch noch nicht zu den Vorlesungen, sodass das Semester erst ab der dritten Woche richtig anfängt. Es ist trotzdem ratsam sich schon vor Beginn des Semesters in Istanbul aufzuhalten. Sehr wichtig ist außerdem der persönliche Kontakt zu den Professoren und Dozenten und die Anwesenheit in den Vorlesungen. Viele Informationen, zum Beispiel über Änderung der Vorlesungszeiten, werden in den Vorlesungen besprochen. So kann es sein, dass in der dritten Woche des Semesters noch Vorlesungen verlegt werden und sich somit einige Vorlesungen überschneiden. Dies kann dazu führen, dass das Learning Agreement überarbeitet werden muss. Grundsätzlich ist es aber ratsam sich einfach mit den Professoren darüber auszutauschen. Es kann auch möglich sein, nur jedes zweite Mal zu zwei Vorlesungen zu gehen, wenn diese sich überschneiden. Wichtig ist aber, dass das Studium grundsätzlich anders aufgebaut ist als in Bremen. Ich hatte viele Kurse mit sehr wenig Studierenden, sodass das Verhältnis zum Professor persönlicher ist. Außerdem gibt es Zwischenund Endklausuren und es müssen oft während des Semesters Case Studies abgegeben werden. Dies variiert allerdings auch von Kurs zu Kurs. Wichtig ist außerdem sich vor dem Aufenthalt darüber zu informieren, an welchem Campus die Vorlesungen stattfinden. Zur Zeit befindet sich die deutsche und englische BWL-Fakultät in Anadolu Hisari. Dieser Stadtteil ist von Kadiköy aus mit einem Bus ohne Umsteigen innerhalb von circa einer Stunde zu erreichen. Der Göztepe Campus an dem der Türkischsprachkurs, den ich nebenbei sehr empfehlen kann, stattfand, ist von Kadiköy ebenfalls gut zu erreichen. Die Fahrt dauert circa 15 Minuten mit dem Bus oder Minibüs. Allerdings war die BWL-Fakultät nicht immer in
4 Anadolu Hisari und so wie ich es mitbekommen habe, soll sie auch wieder umziehen. Vermutlich auf die europäische Seite. Genaues weiß ich hierzu aber nicht. Öffentliche Verkehrsmittel Für das Studenten-Akbil braucht man das unterschriebene Formular aus dem International Office. Hiermit geht man zu einem der großen Büros der IETT. Gerade am Anfang des Semesters ist dort allerdings sehr viel los und man sollte sehr viel Zeit einplanen. Dann allerdings erhält man sein akbil, auf welches man Guthaben laden kann. Eine Fahrt mit Bus oder Fähre kostet dann 1TL, jede weitere 0,40TL usw. Ohne Studenten-Akbil kostet die erste Fahrt 1,75TL, die Anschlussfahrt 1TL usw. Es lohnt sich also schon sehr ein Studenten-Akbil zu haben. Es gibt auch die Möglichkeit ein Kontingent von 200 Fahrten für einen Monat zu kaufen. Dies habe ich allerdings nicht genutzt, da ich mit nur einem Bus zur Uni kam und es sich für mich somit nicht gelohnt hätte. Studentenjobs Während meines Auslandsaufenthaltes in Istanbul bin ich keinem Nebenjob nachgegangen. Genauso war es bei den meisten meiner Kommilitonen. Vereinzelt habe ich davon gehört, dass deutsche Studenten Deutschunterricht geben oder Tandems anbieten. Diese Jobs waren dann allerdings nicht angemeldet oder versteuert. Wie die steuerlichen Regelungen aussehen würden, wenn man einen geregelten Nebenjob annimmt, kann ich also leider nicht beantworten. Von einem Kommilitonen, der nebenbei in einer großen Firma arbeiten wollte, habe ich allerdings erfahren, dass es sehr schwierig ist als Deutscher oder Deutsch-Türke einen Job anzunehmen. Vermutlich hängt dies auch damit zusammen, dass die Türkei kein Mitglied der EU ist. Rückkehr nach Deutschland Vor der Rückkehr aus dem Auslandssemester ist es wichtig, das Certificate of Erasmus Grant/ Letter of Confirmation vom Erasmus-Koordinator unterschreiben und stempeln zu lassen, da dieses im International Office der Heimuniversität abgeben werden muss. Das Transcript of Records ist normalerweise bei Abreise am Ende des Semesters noch nicht fertig. Dieses wird dem International Office der Heimuniversität nach der Rückkehr aber zugesandt. Die Zusendung aus der Türkei per Post kann allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich habe meinen Koordinator deshalb nach meiner Abreise per um eine Kopie gebeten. Zur Anerkennung der Studienleistungen kann ich bis jetzt leider noch keine Auskunft geben. Die Auswahl meiner Kurse habe ich allerdings im Vorfeld mit meiner Erasmus-Koordinatorin an der Heimuniversität abgeklärt und im Learning Agreement festgehalten, sodass ich davon ausgehe, dass bei der Anrechnung keine Probleme auftreten. Insgesamt kann ich einen Studienaufenthalt in Istanbul sehr empfehlen. Es ist interessant eine andere Art des Studierens und Lernens kennenzulernen. Noch prägender ist allerdings der kulturelle Aspekt des Auslandsaufenthaltes in Istanbul. Die Stadt ist so vielseitig und interessant.
5 Sie schläft fast nie. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und offen. Sollte ich noch einmal die Chance haben, in Istanbul zu leben und zu studieren oder zu arbeiten, werde ich diese definitiv ergreifen!
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