Protestspaziergänge in Reinickendorf

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1 Newsletter 08/2013 vom 15. August 2013 Online ( Förderverein für das Kulturgut Berliner Gas-Straßenbeleuchtung Protestspaziergänge in Reinickendorf Protest an den Schwechtenleuchten, Foto Bertold Kujath Als sich mit Absperrgittern und Parkverbotsschildern der Beginn des Gaslaternenabbaus in Frohnau ankündigte, formierte sich seitens der Bürgerinnen und Bürger Widerstand. Die Gartenstadt Frohnau ist zusammen mit Waidmannslust und Hermsdorf das größte zusammenhängend mit Gas beleuchtete Gebiet weltweit und hat flächendeckend den Status eines Erhaltungsgebietes. Der Abriss der hier stehenden ca. 500 Gas-Reihenleuchten zerschneidet dieses Gebiet in 28 Teilstücke. Den damit verbundenen Verlust an Wohnqualität wollten die Bürger in Reinickendorf nicht tatenlos hinnehmen. Mit Wurfsendungen an Anwohnerhaushalte wurde zu Protestspaziergängen in betroffenen Straßen aufgerufen. Der erste Protestspaziergang fand am 18. April in der Dianastraße in Waidmannslust statt, es folgten weitere im Hermsdorfer Damm (nähe Waldsee), in der Schulzendorfer Straße in Hermsdorf, in der Stolzingstraße sowie im Edelhofdamm in Frohnau. Gerade in letzterem wäre es aus Sicht des Landesdenkmalamtes erforderlich, die Gas-Reihenleuchten zu erhalten, da der Edelhofdamm eine der baulich geschützten Straßen in Frohnau ist. Gaslicht-Kultur e.v. begrüßt diese Initiative und war stets mit einigen Mitgliedern vertreten, um die vielen Fragen von Anwohnern zu beantworten. Ein Aufhalten der Maßnahmen konnte mit diesen Protestspaziergängen freilich nicht bewirkt werden. Allerdings kamen sie dem Bedürfnis von vielen Anwohnern entgegen, gemeinsam deutlich zu machen, dass dieser Kahlschlag an Berlins Stadtbild auch gegen die Interessen der Bürgerinnen und Bürger geht.

2 Podiumsdiskussionen zum Gaslaternenabriss in Berlin v.l.n.r.: Bertold Kujath, Peter Burman, Gabi Dolff- Bonekämper, Christian Mey, Kerstin Wittmann- Englert, Winfried Wolff, Foto: Paul Harrison "Die Berliner Gasbeleuchtung - ein Denkmal von europäischem Rang?" war das Motto einer Informationsveranstaltung mit Podiumsdiskussion, zu der das Kuratorium Berlin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz am 11. Juni 2013 im Rahmen der Berliner Stiftungswoche eingeladen hatte. Im Gemeindehaus am Lietzensee, das in einer Straße mit Gaslicht liegt, trafen sich rund 100 interessierte Zuhörer sowie Vertreter der Presse. Darunter waren auch zwei Diplomanden des Lehrstuhls für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin von Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper. Beide schreiben ihre Abschlussarbeit über das Thema Gasbeleuchtung in Berlin. Nach den Eröffnungsreden von Pieper (Deutsche Stiftung Denkmalschutz) und Dr. Agnete von Specht (Denk mal an Berlin e.v.), führte Bertold Kujath (Gaslicht-Kultur e.v.) in die Geschichte der Berliner Gasbeleuchtung ein und brachte die Besucher auf den aktuellen Stand, was die Abrisspläne und deren Umsetzung betrifft.es folgte ein Beitrag des Architekten und Bauhistorikers Dr. Dietrich Worbs, der sein Gutachten zum Denkmalwert der Berliner Gasbeleuchtung vorstellte. Dieses Gutachten wurde von Gaslicht-Kultur e.v. und Denk mal an Berlin e.v. aus dem Erlös der Benefizveranstaltung ( von Ilja Richter im Oktober letzten Jahres finanziert. Dr. Worbs führte an, dass die Berliner Gasbeleuchtung aus wissenschaftlicher, historischer, künstlerischer, technischer und soziologischer Sicht bedeutend und daher zwingend unter Denkmalschutz zu stellen ist. Wie sehr die Gasbeleuchtung auch ihr bauliches Umfeld prägt, erläuterte Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper. Der mit Spannung erwartete Hauptvortrag wurde schließlich von Dr. Ing. h.c. Peter Burman, international Arts & Heritage Consultant aus Edinburgh, gehalten. Er machte deutlich, dass man in England beispielsweise ganz anders mit dem kulturellen Erbe der Gasbeleuchtung umgeht und den Gaslaternenabriss in Berlin äußerst kritisch bewertet. Den Abschlussvortrag hielt Wolfgang Degen (Deutsche Stiftung Denkmalschutz). Er erklärte den Besuchern die Position des Senats, da dieser sich schon gewohnheitsgemäß weigerte, seine Abrisspläne öffentlich zu diskutieren. Auf der anschließenden Podiumsdiskussion, bei der neben den Referenten auch Winfried Wolff (Baukammer Berlin), Christian Mey (Bürgerverein Frohnau) und Frau Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert (Denkmalrat Berlin) vertreten waren, bekräftigten alle Beteiligten noch einmal einhellig ihre Position: Die Berliner Gasbeleuchtung ist zweifelsfrei ein Denkmal und muss als solches unter Schutz gestellt werden.

3 Bereits im Mai gab es auf Einladung des Abgeordneten Dr. Michael Garmer (Energiepolitischer Sprecher der CDU) eine Podiumsdiskussion mit reger Bürgerbeteiligung im Hotel Kronprinz. Neben Bertold Kujath (Gaslicht-Kultur e.v.) und Christian Goy (Alliander Stadtlicht GmbH) war auch Nikolaus Bernau von der Berliner Zeitung auf dem Podium vertreten. Abriss der Gas-Reihenleuchten beschleunigt sich Abriss einer 9-flammigen Gas-Reihenleuchte in der Windscheidstraße, Foto: Bertold Kujath Der im Juli 2012 begonnene flächendeckende Abriss der historischen Berliner Gas-Reihenleuchten und deren Ersatz durch elektrische Leuchten vom Typ "Jessica" schreitet trotz aller Proteste von Bürgern und Kulturvereinen zügig voran. Rund derartige Gaslaternen wurden bereits in diesem Jahr abgerissen, womit die Zahl der Berliner Gas-Reihenleuchten aktuell nur noch bei etwa Stück liegt. Nachdem im vergangenen Jahr schon über Reihenleuchten vorwiegend im Bezirk Steglitz-Zehlendorf (Ortsteile Lichterfelde und Dahlem) abgerissen worden waren, liegen die Abbauschwerpunkte in diesem Jahr eher in der Mitte und im Norden Berlins - in den Bezirken Spandau und Reinickendorf sowie Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln. So wurden beispielsweise im März die Laternen in der Charlottenburger Windscheidstraße und Holtzendorffstraße komplett abgerissen, deren Abbau im November 2012 durch Proteste von Anwohnern und Gaslicht-Kultur e.v. zunächst gestoppt werden konnte - siehe hierzu unseren Newsletter 02/2013 ( Im Juli verschwanden dann auch die Gaslaternen aus der Bismarckallee in Grunewald, einer der schönsten gasbeleuchteten Alleen Berlins. Aktuell findet der Gaslaternenabriss hauptsächlich in den Ortsteilen Frohnau / Hermsdorf, Spandau, Grunewald / Schmargendorf und Charlottenburg statt, so auch in der Suarezstraße und Witzlebenstraße in Charlottenburg, womit nun auch die letzten Gas-Reihenleuchten am Charlottenburger Amtsgericht verloren gehen. Im November letzten Jahres hatten dort über 500 Anwohner in einer Menschenkette für den Erhalt der Gaslaternen demonstriert - siehe auch unseren Newletter 02/2013 ( Das rücksichtslose Vorgehen in Charlottenburg hat damit auch erhebliche Auswirkungen auf unsere Gaslicht-Touren, da vieles bisher Gezeigte gar nicht mehr vorhanden ist. Aber es gibt auch eine positive Nachricht: Auf unser Bestreben hin haben Vertreter der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und des Landesdenkmalamts vereinbart, dass zusätzlich zu den bereits geschützten 230 Gas- Reihenleuchten die doppelarmige Reihenleuchte auf dem Bahnhofsvorplatz in

4 Lichterfelde-Ost (Einzelstück) sowie zwei Reihenleuchten mit Sondermastform in der Bäkestraße erhalten bleiben sollen.

5 Gaslichttouren zur Langen Nacht der Museen und zum Tag des offenen Denkmals Abbildung 1Starker Andrang bei unseren Gaslichttouren zur Langen Nacht der Museen, Foto: Bertold Kujath Gaslicht-Kultur e.v. ist auch in diesem Jahr an zwei beliebten kulturellen Events beteiligt. Im Rahmen der diesjährigen 33. Langen Nacht der Museen und des Tages des offenen Denkmals präsentieren wir wieder die Berliner Gas- Straßenbeleuchtung einem internationalen Publikum. Zur Langen Nacht der Museen am 31. August starten wir vom offiziellen Shuttle-Stopp der Route 3 am Luisenplatz (nahe Schloss Charlottenburg) ab 21 Uhr zu jeder halben Stunde zu einer fachkundig geführten Gaslichttour im Doppeldeckerbus. Näheres erfahren Sie auch über das offizielle Programm der Langen Nacht der Museen und natürlich auch auf unserer Vereinsseite im Internet. Weitere Infos: Telefon 0179 / oder im offiziellen Programm der Langen Nacht: Und bereits eine Woche später, am Vorabend des Tags des offenen Denkmals, am Samstag, dem 7. September, beginnen unsere Gaslichttouren per Fahrrad um 20:30 Uhr und um 21:30 Uhr. Ein eigenes Fahrrad ist erforderlich. Start- und Endpunkt dieser Touren ist jeweils vor dem Haus Kaiserdamm 12, Ecke Sophie-Charlotten- Straße. Auch hierzu finden Sie Informationen in den offiziellen Programmankündigungen des Tags des offenen Denkmals und ebenfalls auf unserer Homepage Weitere Info: Telefon 0179 / oder direkt beim Tag des offenen Denkmals: Bitte um Mithilfe Auch in diesem Jahr suchen wir wieder Unterstützer für unsere Arbeit an den Ständen während der Langen Nacht der Museen. Wenn Sie Interesse haben, mit uns zusammen diesen interessanten Abend zu gestalten, nehmen Sie bitte unter 0179/ oder unter berlin@gaslichtkultur.de Kontakt zu uns auf.

6 Zu jung zum Sterben "Ich bin noch zu jung um zu sterben", Zeichnungen Janka (7) Mit strahlendem goldgelben Licht hat Janka (7 Jahre) ihre Bilder mit Gaslaternen gemalt. Die junge Künstlerin hat uns zwei ihrer Zeichnungen zugeschickt, denn Gaslaternen findet sie "total cool". Auch in ihrer Wohnstraße in Mahlsdorf stehen Gaslaternen, aber ohne Gaslaternen möchte sie sich ihre Straße gar nicht vorstellen, betont sie. Den Abriss der Berliner Gasbeleuchtung kann sie nicht verstehen. Und auch wir können diesen Abriss nicht verstehen, deshalb treffen wir uns regelmäßig mit Gleichgesinnten bei unseren öffentlichen Treffen, um Ideen und Erfahrungen auszutauschen und auch um neue Mitstreiter für den Erhalt der Gasbeleuchtung zu finden. Unsere öffentlichen Treffen finden regelmäßig im Restaurant "Giraffe" statt, zentral am S-Bahnhof Tiergarten und ganz in der Nähe des durchgehend geöffneten Gaslaternen- Freilichtmuseums. Die Termine werden auf unserer Internetseite vorher angekündigt. Das nächste Treffen, zu dem wir Sie herzlich einladen möchten, findet am ab 20:15 Uhr statt. Adresse: Restaurant Giraffe, Klopstockstraße 2, Berlin. Ganz in der Nähe befindet sich übrigens das beliebte und durchgehend geöffnete Gaslaternenmuseum, das Sie zu einem kurzen Besuch einlädt. Bis dahin und mit gaslichthellem Gruße Ihr Team von Gaslicht-Kultur e.v.