Die Welt verdankt Italien ein reiches künstlerisches Erbe: makellose antike Plastik, meisterliche Sakralkunst des

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2 Farbe, Form & Licht Italienische Kunst Die Welt verdankt Italien ein reiches künstlerisches Erbe: makellose antike Plastik, meisterliche Sakralkunst des Frühzeit und Antike Noch vor den Römern schufen in Italien Etrusker und Griechen Gemälde und Skulpturen (um v. Chr.): Aus dieser Zeit und der römischen prächtige Wandgemälde und Metallobjekte. Die Römer selbst, große Er- P30), hinterließen Meisterwerke in der von ihnen perfektionierten Mosaiktechnik. Mittelalter (um ) Reich verzierte, stilisierte Figurenmosaiken auf Goldgrund (in Ravenna oder San Marco in Venedig) zählen zu den Höhepunkten byzantinischer Kunst und setzten Maßstäbe für die Gotik, die in Italien Künstler vom Range Cimabues (Unterkirche in Assisi), dessen Schülers Giotto di Bondone (Wegbereiter der Renaissance) oder Paolo Venezianos hervorbrachte, sowie die Sieneser Schule mit Duccio di Buoninsegna, Simone Martini, Lippo Memmi und Pietro Lorenzetti. der Antike Um 1420 setzte in Italien mit der Früh-Renaissance eine Rück- Bodenmosaik der Villa Romana del Casale (Unesco-Welterbe) 18

3 Florenz, Santa Maria Novella: Ghirlandaios Freskenzyklus Leben der Hl. Jungfrau ( ), Detail: Vertreibung Joachims aus dem Tempel besinnung auf Kultur und Kunst der Antike ein. Mit deren neuem Welt- (Händler, Bankiers und Adel) und wollte es in der Kunst repräsentiert sehen. Dort trat die bisherige Dominanz religiöser Themen zurück zugunsten säkularer Vielfalt, die mit Porträts und Landschaften die Öl- und Freskenmalerei eroberte (oft als Wandschmuck von Palästen). Ein kreativer Schub erfasste, ausgehend vom Florenz der Medici bis nach Venedig und Rom, alle Bereich der bildenden Kunst. Intensive anatomische Studien vermittelten neue Impulse bei der Darstellung des menschlichen Körpers, und die Wiedergabe der Szenerie erhielt deutlich realistischere Züge durch Einführung der Zentralperspektive. In dieser Hinsicht wirkte Masaccio als Vorreiter, während Donatello die plastische Darstellungsweise der menschlichen Figur prägte. Wichtige Maler der Früh-Renaissance waren auch Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio, Filippo Lippi und Piero della Francesca. Als Hoch-Renaissance bezeichnet man die Blütezeit der Kunst von etwa 1490 bis zum Sacco di Roma (Plünderung Roms durch Truppen Karls V.) Sie wird beherrscht von Michelangelo und Leonardo da Vinci, die als Allround-Genies in Architektur, Skulptur und Malerei wirkten, wovon ihre Meisterwerke im Petersdom und vielerorts in Florenz zeugen. In Kirchen und Palästen von Florenz und Rom trifft man auch auf die teils monumentalen Gemälde Raffaels, während sich das Werk des international erfolgreichen Tizian besonders mit Venedig verbindet. 19

4 Manierismus und Barock Im Zuge politischer Wirren wich um 1520 der für die Renaissance typische ziellen Stil des Manierismus mündete, wie ihn Rosso Fiorentino, Jacopo da Pontormo oder Parmigianino vertraten. Er war geprägt von einer gewissen Geziertheit in Kolorit, Komposition und Figurenhaltungen, die der Vene- Um 1600 trieb Caravaggio manieristische Prinzipien auf dramatischen Helldunkel-Bildern ins Extrem. Diese Bilder verweisen bereits auf das von der Gegenreformation geprägte Barock. Es zeichnet sich kompositorisch durch ein hohes Maß an Aktion, Bewegung und einen wahren Farbrausch aus. Licht und Schatten kamen nicht nur bei religiösen Themen zur Steigerung der realistischen wie»dramatische Hell - dunkel-bilder verweisen bereits auf das Barock«allegorischen Effekte zum Einsatz und illusionistische Effekte groß in Mode. In der Bildhauerei verwendete man zur Steigerung der Wirkung oft mehrere Marmorblöcke verschiedener Tönung und gelangte zu einer natürlich wirkenden und zugleich schwung- Neapel, Palermo aber auch im apulischen Lecce bewundern lässt. Aus Neapel stammte der begnadete Bildhauer Gian Lorenzo Bernini, der das Bild des barocken Rom maßgeblich prägte. Und im neapolitanischen Museo di Capodimonte hängen Gemälde des Caravaggio-Schülers Mattia Preti. Mythologische Figuren an der Fontana di Pretoria im sizilianischen Palermo 20

5 Von Rokoko bis Klassizismus Verspielter als das Barock gab sich das Rokoko, mit seinem Faible für der Malerei, in der auch das Por trät immer beliebter wurde. Bedeutendster italienischer Maler dieser Epoche war der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo, Meister groß angelegter Deckenpanoramen mit fest lichen Szenen, die er u. a. in Venetien schuf, gefolgt von dem gleichfalls aus Venedig stammenden Giovanni Antonio Canal (gen. Canaletto), der mit stimmungsvollen Veduten (nicht nur) seiner Vaterstadt berühmt wurde. Um 1800 brachte der Klassizismus eine Abkehr vom opulenten Formenspiel Tiepolos Erziehung der Hl. Jungfrau des Barock und Rokoko und setzte ihm einen am klassisch-antiken Ebenmaß orientierten, schlichten Gestus entgegen, wie er vollendet in den Der Weg in die Moderne Ihre Vormachtstellung hatte die italienische Kunst im 19. Jh. eingebüßt, steuerte indes einige Repräsentanten der Moderne bei, wie Amedeo Modigliani aus Livorno, der mit eleganten Akten und Porträts in Paris Futurismus (mit Giacomo Balla, Carlo Carrà, Umberto Boccioni, Gino Severini) oder die ins Surreale tendierende um Giorgio de Chirico und dessen Bruder Alberto Savinio. Einen lebendigen Bezug zur Kunst von Moderne und Gegenwart dokumentieren, neben der Biennale in Venedig, auch zwei unlängst eröffnete Museen: das Museo Nazionale delle Arti del XXI Secolo (MAXXI; P64) und das Museo del Novecento (P88) in Mailand. GIORGIO VASARI Le vite dei più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani - Renaissance und Barock. 21

6 TIFOSI SÜCHTIG NACH SPORT Der italienische Nationalcharakter tritt nirgends deutlicher zutage als beim Sport: Spielt die heimische Mannschaft, tifosi nicht selten eine Beziehung über Generationen hinweg. Bestes historisches Beispiel für solchen Enthusiasmus ist der Palio von Siena, ein sattelloses Pferderennen durch die Stadt, das seit 1656 jährlich am 2. Juli und 16. August ausgetragen wird. Hier treten (in Gestalt von (contrade) gegeneinander an, denen sich ein Sienese lebenslang zugehörig fühlt und entsprechend stolz ist, wenn der Sieg an seinen Bezirk fällt. In moderner Form erlebt man diese Begeisterung seit gut hundert Jahren beim (hier calcio genannten) Fußball, besonders in den Riesenstadien der 22