Die schönsten Kinderspiele von früher

Transkript

1 Die schönsten Kinderspiele von früher

2

3 Katharina Ulbing Die schönsten Kinderspiele von früher 3 Das Grosse Kleine Buch 48

4 Inhalt 9 Bevor es losgeht 9 Spiele-Typen 10 Die Klassiker Blinde Kuh Ochs am Berg Brückenspiel Armer schwarzer Kater Ringlein, Ringlein, du musst wandern Tempelhüpfen (Himmel und Hölle) Murmelspiel (Burgen treffen) Zehnerln

5 Die Wilden Affentratzen Räuber und Gendarm Schneider, leih mir d Scher Der Kaiser schickt Soldaten aus Wohin die Reise? Fuchs, was grabst? Katz und Maus Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? Die Kuriosen Habern handeln Die lausige Dirn Das Anklägerspiel Vogerl einsagen Zum Schluss 62 Über die Autorin 64

6 Vorwort ^6 Ist die schwarze Köchin da? Nein, nein, nein! Dreimal muss ich ummarschieren, s vierte Mal den Kopf verlieren, s fünfte Mal muss sagen: Du bist schön und du bist schön und du die Allerschönste! Alte Auszählreime wie dieser klingen für Erwachsene oft seltsam vertraut, auch wenn der genaue Wortlaut vielen gar nicht (mehr) bekannt ist. Es sind die Rhythmik, die Melodien und manchmal auch noch die Verse, die in uns Erinnerungen an Sommerferien, den Duft von gemähtem Gras und Kindheit aufkeimen lassen. Zwar sind die Regeln, Lieder, Reime und Spielvarianten heute fast in Vergessenheit geraten, aber wenn man diese alten Schätze dann doch einmal hervorkramt und mit einer Gruppe spielt, ist ihr Zauber auch heute noch ungebrochen. Entgegen der oftmals naserümpfend vorgetragenen Kritik, die Kinder von heute würden es ohnehin bevorzugen, vor 6

7 ihren Konsolen zu sitzen und fernzusehen, lösen die alten Spiele auch bei der heutigen jungen Generation Begeisterung aus. Der Unterschied zu früher ist nur der, dass man Kindern heutzutage die Spiele aktiv näher bringen muss. Denn inmitten der Flut an Unterhaltungsangeboten, die jederzeit und überall auf Knopfdruck zur Verfügung stehen, sind solche meist nur mündlich überlieferten Spiele nicht gerade die naheliegendste Freizeitbeschäftigung. Vor vierzig, fünfzig, sechzig Jahren war das anders, denn das Leben von Kindern war damals noch wesentlich ereignisloser. Es gab keine Handys oder Computer und auch Spielzeug war rar. Da der kindliche Alltag nicht viel zu bieten hatte, musste der Zeitvertreib selbst gestaltet werden. Dadurch entstand eine Vielzahl von Gruppen-, Kreis- und Bewegungsspielen, deren Regeln sich die Kinder entweder selbst ausdachten oder aus bekannten Situationen übernahmen. So wurden auch einige Gesellschaftsrituale zu Vorbildern für spätere Kinderspiele: Blinde Kuh zum Beispiel war ursprünglich eine Art Flirt-Spiel, das nur den Erwachsenen vorbehalten war. So zahlreich wie die Inspirationsquellen sind auch die Varianten von alten Kinderspielen, von denen hier ein paar Beispiele in Erinnerung gerufen und zum Wiederentdecken, Neuerfinden und Weitergeben anregen sollen. 7

8 8

9 Bevor es losgeht ^6 sollte man sichergehen, dass mindestens einer in der Gruppe die Spielregeln gut kennt und man sich bei mehreren möglichen Varianten für eine Art entscheidet. Denn nichts kann der Dynamik einen stärkeren Dämpfer versetzen als unklare Regeln, bei denen es dann im Spielverlauf leicht zu Streitereien kommen kann. Ansonsten braucht es zur Vorbereitung nicht viel. Ein großer Vorteil der Kinderspiele von damals ist der, dass sie meist ganz ohne Spielmaterial und Zubehör auskommen. Oft reicht es, ein paar Linien zur Spielfeldbegrenzung in den Boden zu ritzen oder mit Steinen und Zweigen einzelne Bereiche zu markieren. Wer allerdings die ganze Bandbreite der hier erklärten Spiele durchprobieren will, sollte sich folgende Dinge bereit legen: ein Säckchen Murmeln, einen Ball, Kreide, ein Tuch, einen festen Bindfaden oder ein Stück Spagat und ein Ringlein. Und dann kann s auch schon losgehen! 9

10 Spiele-Typen ^6 Die Klassiker Darunter fallen weitverbreitete Spiele, die bis heute aktuell sind. Auch wenn man die Regeln nicht mehr ganz genau im Kopf hat wer kann sich nicht daran erinnern, bei Ochs am Berg gerade noch rechtzeitig zum Stehen gekommen zu sein, beim Murmelspiel wieder einmal das Ziel verfehlt zu haben oder an die Schmerzen im Kiefer, wenn man krampfhaft versucht, das Lachen zurückzuhalten? Die Wilden Ab und zu müssen einfach die Fetzen fliegen! Bei den wilden Spielen soll gekreischt, gerannt und herumgetobt werden, alles andere wäre fast schon gegen die Regeln. Am besten spielen sich die Wilden im freien Gelände, ganz so wie früher. 10

11 Die Kuriosen Seltsamerweise haben es einige der lustigsten alten Kinderspiele nicht über die Bundesländergrenzen geschafft, geschweige denn sind sie bis in andere Länder vorgedrungen. Daher gibt es von den Kuriosen oftmals nur mündliche Überlieferungen. Das Besondere an diesen Spielen ist, dass sie meist wenige Regeln, dafür aber viele ritualisierte Abläufe haben, wie zum Beispiel vorgegebene Dialoge zwischen den einzelnen Figuren. Fast alle sind in erster Linie Rollenspiele. Da dieser Aspekt bei den klassischen und wilden Spielen kaum zum Tragen kommt, lohnt es sich umso mehr, hier einige der unbekannteren Spiele-Schätze in Erinnerung zu rufen, damit sie ausprobiert und neu belebt werden können. 11

12 12