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2 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 1 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Dr. phil. Karsten Weber Lehrstuhl für philosophische Grundlagen kulturwissenschaftlicher Analyse Fakultät für Kulturwissenschaften Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Stand: Donnerstag, 22. Januar 2004

3 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 2 Inhalt 1. Einführung Methodisches Rüstzeug Begriffsklärung Definition Beobachtung Wahrheit Aussage Analytisch und synthetisch Ursache und Grund Hypothese Theorie Erklärung Verstehen Die Quellen der Erkenntnis Rationalismus Empirismus Warum unser Wissen nicht sicher ist Ontologie Realismus Idealismus Solipsismus als Schwundstufe des Idealismus Primäre und sekundäre Eigenschaften Der Unterschied zwischen Epistemologie und Ontologie Forschungslogiken Induktion Deduktion Abduktion Theoriefreie Forschung, gemischte Ansätze und Hermeneutik Entdeckungs- und Begründungszusammenhang Zeitgenössische Ansätze der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Logischer Positivismus Wissenschaft beginnt mit Erfahrung Die Spaltung der Wissenschaft im 19. Jahrhundert Das unmittelbar Gegebene als Basis der Wissenschaft Induktion und das kumulative Erkenntnismodell Wahrscheinlichkeit statt Sicherheit Logischer Positivismus und Ontologie Falsifikationismus, Kritischer Rationalismus, Fallibilismus Die Probleme des Logischen Positivismus Das evolutionäre Modell der Erkenntnis Annäherung an die Wahrheit und Unsicherheit des Wissens Falsifizierbarkeit als Abgrenzungskriterium Exkurs: Kritischer Rationalismus und Gesellschaftstheorie Exkurs: Fallibilismus ohne Kritischen Rationalismus Weiterentwicklungen der Forschungsmethodologie Poppers Konstruktivismus...81

4 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Wissen wie oder Wissen was Skeptizismus und Instrumentalismus als Vorläufer Konstruktivismus Beispiele für die Konstruktion von Wirklichkeit Relativistische Strömungen Der Relativismus der Sprache Feyerabend und die Folgen Konsequenzen des Relativismus Kritische Theorie Zeitgeschichte Traditionelle versus Kritische Theorie Traditionelle und Kritische Theorie Zusammenfassung der Positionen Politik und Wissenschaft Wissens- und Wissenschaftssoziologie Ein Blick zurück Max Weber: Wissenschaft als Beruf Ludwik Fleck: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache Robert K. Merton: Das CUDOS-System Wissens- und Wissenschaftssoziologie heute Anknüpfungen Vorgriff: Institutioneller Wandel Wissenschaftsbetrieb Institution und Karriere Die Humboldt sche Universitätsreform Wie wird man Wissenschaftler? Publikationswesen und Wissenschaftskommunikation Publish or perish Aufgaben der Wissenschaftskommunikation Wissenschaftskommunikation: intern, extern, intergenerativ Aktuelle Veränderungen des Publikationswesens Betrug in der Wissenschaft Ehrenautorenschaft Plagiate Kauf von Titeln Fälschung und Erfindung von Forschungsergebnissen Der unbewusste Betrug Betrug und wissenschaftliche Methodologie Wissenschaftsethik Ist Wissenschaft wertneutral? Wissenschaft, Folgen und Verantwortung Freiheit der Forschung und Verantwortung Trotz allem: Wissenschaftsethik Schlussbemerkungen Literatur Literatur, die man gut gebrauchen kann, wenn man sich für philosophische Fragestellungen interessiert...163

5 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 4 1. Einführung Einführungen gibt es massenhaft, sowohl als gedruckte Bücher als auch als Veranstaltungen an Universitäten. Da macht die Europa-Universität Viadrina zu Frankfurt (Oder) keine Ausnahme. Allerdings haben Einführungen trotz ihrer großen Zahl durchaus einen Zweck: Sie sollen Studienanfänger 1 in ein bestimmtes Thema einführen. So auch die Vorlesung Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie und das zugehörige Skript, das Sie nun entweder in ihren Händen halten oder aber am Bildschirm eines Computers betrachten. Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie werden üblicherweise in der Philosophie gelehrt. Grob gesprochen versuchen Philosophen mit ihren Theorien der Erkenntnis zu klären, wie Menschen überhaupt zu ihrem Wissen über die Welt kommen. Immanuel Kant (geb , gest ), einer der bedeutendsten Philosophen überhaupt, fasste dieses Bestreben in der Frage Was können wir wissen? zusammen. Philosophen fragen sich dabei auch, ob dieses Wissen sicher ist oder unsicher. Und wenn es unsicher ist, so stellt sich sofort die Frage: Warum ist es unsicher? Gibt es eine Möglichkeit, es sicherer zu machen? Oder liegt es für Menschen außerhalb ihrer Möglichkeiten, jemals sicheres Wissen zu erlangen? Dabei ergeben sich eine Reihe von Berührungspunkten zu anderen Wissenschaften: Zunächst sind hier Kognitions- und Wahrnehmungspsychologie zu nennen. Diese Disziplinen, wiederum sicherlich etwas vereinfacht, untersuchen mithilfe empirischer Methoden, wie Menschen die Welt, die sie umgibt, wahrnehmen und welche mentalen Prozesse dabei ablaufen. Andere Berührungspunkte ergeben sich zur Physiologie bzw. Medizin, wenn es um die materiellen Grundlagen unseres Wahrnehmungsapparates geht, um seinen Aufbau und seine Funktionsweise. Hier werden dann bspw. so spannende Fragen wie die Wirkungsweise von Dro- 1 In diesem Skript wird aus Gründen der Lesbarkeit einheitlich die maskuline Form verwendet, gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter.

6 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 5 gen auf unser Wahrnehmen, Denken und Bewusstsein behandelt. Als letztes Beispiel interdisziplinärer Zusammenarbeit sollen noch Sprachwissenschaft und Anthropologie genannt werden. Erstere untersucht unter anderem, welchen Einfluss die jeweils von Menschen gesprochene Sprache auf deren Erkenntnisvermögen und auf die Inhalte der Erkenntnis hat; Anthropologen stellen ähnliche Fragen hinsichtlich der Einflüsse der jeweiligen Kultur, in der Menschen leben. Wissenschaftstheorie ist im Grunde nichts anderes als Erkenntnistheorie, allerdings nun ganz speziell bezogen auf den Prozess wissenschaftlicher Erkenntnis. Wissenschaftstheoretiker stellen sich Fragen nach der Sicherheit von wissenschaftlichen Theorien, wie diese am besten gefunden werden können und wie sie überprüft werden müssen. Sie stellen aber auch solche Fragen wie jene nach dem Einfluss von sozialen Bedingungen auf den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess oder jene nach der Verantwortung von Wissenschaftlern. Klarerweise hat auch Wissenschaftstheorie zahlreiche Überlappungen zu anderen Disziplinen aufzuweisen, mindestens schon jene, die im Zusammenhang mit der Erkenntnistheorie genannt wurden. Weiterhin könnten die Soziologie und die Ethik genannt werden oder auch Informationswissenschaften. All diese wissenschaftlichen Disziplinen werden einen Auftritt in diesem Skript und der entsprechenden Vorlesung haben. Dies mag manchmal nicht ganz offensichtlich sein, sondern eher implizit. Sofern sinnvoll, wird jedoch in Anmerkungen auf solche Berührungspunkte eingegangen. Nun ist dieses Skript und die dazu gehörende Vorlesung jedoch keine klassische Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Das zeigt sich bereits am Inhaltsverzeichnis: Die angesprochenen Themen werden vergleichsweise kurz verhandelt. Dies hat Vorteile und Nachteile, vor allem aber gute Gründe. Um mit dem Schlechten zu beginnen: Die Nachteile sind darin zu sehen, dass alle angesprochenen Aspekte nur angerissen und nicht vertieft werden können. Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt aber gerade in der Vielfalt der Themen. Die guten Gründe lassen sich indes an der Zielgruppe dieses Skripts und der dazu gehörenden Vorlesung festmachen: Studierende der Europa-Universität Viadrina zu Frankfurt (Oder), die am Anfang ihres Studiums stehen. Sie sollen mithilfe der Vorlesung und des Skripts eine erste Idee vermittelt bekommen, was Wissenschaft ist und vor welchen methodischen Fragen sie im Studium und möglicherweise später in der Forschung stehen werden. So gesehen ist der Titel eigentlich falsch gewählt, denn es handelt sich hier eher um ein wissenschaftliches Propädeutikum

7 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 6 als um eine Einführung in spezielle Theorien. Die hier angesprochenen Themen tauchen im Laufe des Studiums immer wieder auf; dies gilt nicht nur für das kulturwissenschaftliche, sondern auch für das wirtschafts- und rechtswissenschaftliche Studium. Da aber Namen ja bekanntlich nur Schall und Rauch sind, heißt die Veranstaltung eben doch Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Die Vorlesung endet mit einer Klausur; also sind das Skript und die Vorlesung darauf ausgerichtet, die Grundlage für das Bestehen der Klausur zu legen. Beide sind in vier Blöcke unterteilt, die hier nun kurz vorgestellt werden sollen: Methodisches Rüstzeug: Hier werden Grundlagen vermittelt, die für jede wissenschaftliche Betätigung wichtig sind. Zunächst geht es um Begriffsklärungen, bspw. was eine Beobachtung, eine Aussage oder eine Hypothese ist. Danach werden die zwei Hauptströmungen hinsichtlich der Quellen unserer Erkenntnis angesprochen. Im Rationalismus wird davon ausgegangen, dass Erkenntnis aus dem Verstand und der Vernunft entspringt, eben aus der Ratio. Der Empirismus hingegen sieht die sinnliche Erfahrung als Quelle der Erkenntnis an. In der dritten Sitzung wird gefragt, was es eigentlich ist, was wir erkennen. Im Realismus wird die Ansicht vertreten, dass die Welt, die wir wahrnehmen, etwas von unserem Bewusstsein Unabhängiges und Materielles ist; Idealisten sind hingegen der Ansicht, dass die Welt etwas Gedachtes ist wobei es unterschiedliche Ansichten hinsichtlich der Frage gibt, wer denn da denkt. Der letzte Teil des methodischen Rüstzeugs besteht in der Darstellung unterschiedlicher so genannter Forschungslogiken. Im Induktivismus hangelt man sich von einzelnen zu allgemeinen Aussagen, der Deduktivismus geht den umgekehrten Weg. Gemischte Forschungslogiken werden auch vorgestellt, da diese in den Sozialwissenschaften durchaus bedeutsam sind, insbesondere im Bereich der Hermeneutik. Zeitgenössische Ansätze der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie: Hier werden verschiedene Theorien vorgestellt, die mehr oder minder deutlich in der alltäglichen Forschungsarbeit verfolgt werden. Den Empirismus bzw. Induktivismus findet man angeblich besonders oft in den Naturwissenschaften, tatsächlich aber ist er auch in den Sozialwissenschaften weit verbreitet; Ähnliches gilt für den Falsifikationismus. Während diese in erster Linie eine bestimmte Form der Methodik in den Wissenschaften beschreiben, beinhalten Konstruktivismus und vor allem relativistische Strömungen weit-

8 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 7 aus mehr erkenntnistheoretische und ontologische Annahmen. Die Kritische Theorie hingegen thematisiert nicht so sehr Methoden der Wissenschaft, sondern fragt, welchen Zweck Wissenschaft eigentlich hat und welchen gesellschaftlichen Einflüssen sie unterliegt. Wissenschaftssoziologie: Wo die Kritische Theorie zuweilen sehr ideologisch argumentiert, versuchen Wissenschaftssoziologen, die sozialen Einflüsse, die auf den wissenschaftlichen Prozess wirken, durch empirische Forschung zu untersuchen. Wissenschaft kann also selbst zum Gegenstand der Forschung werden; dies ist ein nicht unwesentlicher Teil kulturwissenschaftlicher Arbeit. Wissenschaftsbetrieb: Wissenschaft ist nicht nur ein Erkenntnisunternehmen, sie gibt Menschen auch Arbeit und bietet Karrieremöglichkeiten. Doch um diese ergreifen zu können, müssen die Mechanismen wissenschaftlicher Finanzierung und Reputation bekannt sein. Gerade aber weil auch in der Wissenschaft Menschen um knappe Ressourcen konkurrieren, finden sich wie überall auch in der Wissenschaft betrügerische Machenschaften. Um dem etwas entgegenzusetzen, wird versucht, eine spezifische Wissenschaftsethik zu entwickeln. Wenn Ihre erste Reaktion beim Lesen der vorangegangenen Bemerkungen in etwa einem Hä? Was n das? entspricht, sollten Sie nicht verzweifeln. Philosophie bzw. Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie können wie jede andere wissenschaftliche Disziplin auch mit ein wenig Fleiß und einer guten Portion gesunden Menschenverstand begriffen werden. Dies deshalb, weil Wissenschaft nicht selten einfach ein Weiterfragen bei alltäglichen Problemen bedeutet. Dies gilt nicht zuletzt für die Kulturwissenschaften. Damit ist auch das letzte Stichwort dieser Einleitung gesagt. Warum sollte jemand, der Kulturwissenschaften studiert, eine Veranstaltung über Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie besuchen? Die Antwort ist einfach und zweigeteilt. Wissenschaftstheorie ist auch für Kulturwissenschaftler von Bedeutung, weil Kulturwissenschaft (manchmal wird auch im Plural von den Kulturwissenschaften gesprochen 2 ) eben selbst eine wissenschaftliche Disziplin ist, die sich über ihre methodischen Grundlagen Rechenschaft ablegen sollte. Zum zweiten stellt gerade die Kulturwissenschaft die zentrale Frage der 2 Für Gründe siehe

9 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 8 Erkenntnistheorie auf eine neue Weise, denn sie betont ja, dass menschliches Handeln und damit auch menschliche Kultur immer im Kontext einer spezifischen Kultur stattfindet. Kulturwissenschaft betreibt also wenn auch implizit Erkenntnistheorie. Warum aber sollte jemand, der nicht Kultur-, sondern bspw. Wirtschaftswissenschaften studiert, eine Veranstaltung über Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie besuchen? Nun, auch hier ist die Antwort einfach. Oft werden die Wirtschaftswissenschaften zu den Sozialwissenschaften gezählt und diese wiederum zu den Kulturwissenschaften. Ergo gilt die obige Antwort. Wem das ein wenig zu imperialistisch klingt, mag vielleicht folgende Antwort eher akzeptieren: Wirtschaftswissenschaftler machen Aussagen über bestimmte Aspekte der Wirklichkeit, bspw. über unternehmerische Handeln. Sie versuchen dabei, Theorien zu entwickeln, mit deren Hilfe Prognosen erstellt werden können oder Erklärungen zurückliegender Ereignisse. Wirtschaftswissenschaftler suchen also Erkenntnis über bestimmte Aspekte der Welt. Zum einen sollten sie sich dann fragen, welche methodischen Grundlagen ihrer Wissenschaft sie verwenden. Zum anderen ist es sinnvoll, nach dem Grad der Sicherheit der eigenen Erkenntnisse zu fragen. Dies schon deshalb, weil auf der Expertise von Wirtschaftswissenschaftlern nicht selten weit reichende Entscheidungen bspw. in der Politik basieren. Wissenschaftliche Werke entstehen immer in einer gemeinschaftlichen Anstrengung, selbst wenn dies nicht immer so offensichtlich ist. Allein schon Diskussionen über ein Thema können einen immens wichtigen Beitrag für die eigene Arbeit haben deshalb sollten Studierende auch nicht als Einzelkämpfer durchs Studium gehen. Für eben solche Diskussionen möchte ich insbesondere Dr. Sonja Haug und Prof. Rainer Schnell danken, aber auch meinen Kollegen am Lehrstuhl für philosophische Grundlagen kulturwissenschaftlicher Analyse. Außerdem haben die Studierenden des Hauptseminars Konstruktivismus und (post-)moderner Relativismus im Wintersemester 2000/01, der Vorlesung Vom Streben nach Erkenntnis und vom Nutzen der Wissenschaft Eine Einführung in das wissenschaftliche Denken und Arbeiten im Wintersemester 2001/02 und der Einführungsseminare Wissenschaftstheorie und Einführung in philosophische Fragestellungen im Wintersemester 2002/03 durch ihre Fragen und Diskussionsbeiträge geholfen, den Aufbau der jetzigen Vorlesung zu verbessern. Alle Fehler und Schwächen der Vorlesung und des Skripts gehen jedoch auf meine Kappe.

10 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 9 Frankfurt (Oder) und Wiesbaden, Donnerstag, 22. Januar 2004, Karsten Weber

11 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Methodisches Rüstzeug Wissenschaft stellt den Versuch dar, Erkenntnisse über die Welt durch methodisches und regelgeleitetes Vorgehen zu gewinnen. Natürlich ist es nicht möglich, in einer Einführungsveranstaltung die Gesamtheit wissenschaftlicher Methoden und Regeln darzustellen, da es allein aufgrund der Vielfalt wissenschaftlicher Disziplinen zu viele spezifische Methoden und Regeln gibt. Diese sind erst dann verständlich, wenn man sich mit den speziellen Zielen und Forschungsgegenständen der jeweiligen Disziplinen vertraut gemacht hat. Allerdings gibt es Gemeinsamkeiten über alle Disziplinen hinweg; eine Reihe von Methoden, Regeln und Begriffen finden sich in Natur-, Lebens-, Ingenieurs-, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Dies gilt insbesondere dann, wenn man die empirischen Zweige dieser wissenschaftlichen Disziplinen betrachtet, denn es gibt Dinge, die jeder Art des Experimentierens und Beobachtens, gleich in welcher Disziplin, zugrunde liegen.

12 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Begriffsklärung Insbesondere gibt es eine Reihe von Begriffen, die in allen wissenschaftlichen Disziplinen benutzt werden. Sie und ihre Bedeutung zu kennen ist daher Grundlage jeder wissenschaftlichen Betätigung und damit auch eines Studiums. Wiederum gilt: Die hier angesprochenen Begriffe schöpfen den Fundus der Wissenschaft bei weitem nicht aus Definition Definitionen werden sowohl im Alltag als auch in der Wissenschaft ständig verwendet. Grob gesprochen heißt etwas zu definieren, einen sprachlichen Ausdruck durch einen anderen zu ersetzen. Das beliebteste Beispiel ist hier Junggesellen sind unverheiratete Männer. Das heißt, der Ausdruck Junggeselle wird definiert als unverheiratete Männer. In den Sozial- und Kulturwissenschaften gilt Max Weber (geb , gest ) als einer der Großmeister wichtiger Definitionen. In einem seiner Werke Wirtschaft und Gesellschaft (Weber 1980, S. 1) besteht das erste Kapitel zum großen Teil aus Definitionen, bspw. findet sich dort zu Beginn des 1 eine Definition des Ausdrucks Soziologie : Soziologie (im hier verstandenen Sinn dieses sehr vieldeutig gebrauchten Wortes) soll heißen: eine Wissenschaft, welches soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. Weber fährt hier noch weiter fort; für unsere Zwecke reicht aber dieser Teil seiner Definition dessen, was Soziologie heißen soll. Wenn Max Weber hier schreibt Soziologie soll heißen, so verwendet er das Wort soll nicht so, wie es bspw. im Dekalog im Gebot Du sollst nicht töten verwendet wird. In den Zehn Geboten bedeutet die Nutzung des Wortes soll es ist ein moralische Gebot, dies und jenes auf eine bestimmte Weise zu tun, weil ansonsten eine Strafe droht. Max Weber deutet mit soll aber nur an, dass er nach der Formulierung seiner Definition den Ausdruck Soziologie in Zukunft auf die von ihm definierte Weise verwendet. Im Grunde heißt das, dass an jeder Stelle, an der Max Weber in seinen Texten den Ausdruck Soziologie verwendet, der gesamte Text, der als Definition verwendet wurde, eingesetzt werden kann, ohne den Sinn zu verfälschen (allerdings würde der entsprechende Text dann wohl unleserlich sein). Wichtig zu bemerken ist, dass Defini-

13 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 12 tionen konventionell 3 festgelegt werden; Soziologie könnte auch anders definiert werden, als dies Max Weber getan hat. Deshalb ist es wichtig, in der wissenschaftlichen Arbeit immer deutlich zu machen, welche Bedeutung man mit einem Ausdruck verbindet, damit keine Missverständnisse entstehen. Ludwig Wittgenstein (geb , gest ), sicherlich einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, war sogar der Meinung, dass alle philosophischen Probleme auf Verständnisproblemen beruhten und insofern Scheinprobleme seien, wenn man nur genau festlegen würde, was die jeweils genutzten Ausdrücke bedeuteten. Sein epochales Werk Tractatus logicophilosophicus (Wittgenstein 1990) besteht daher aus dem Versuch, diese Klärung zu vollziehen; es sei allerdings dahingestellt, ob der Versuch gelungen ist. Ein großer Teil der Schwierigkeiten, interdisziplinär zu arbeiten, besteht darin, dass Ausdrücke in verschiedenen Wissenschaften unterschiedlich definiert werden. Deshalb besteht ein erheblicher Teil interdisziplinärer Forschung darin, zunächst einmal solche Verständigungsschwierigkeiten aus dem Weg zu räumen Beobachtung Für alle empirisch ausgerichteten wissenschaftlichen Disziplinen sind Beobachtungen ein zentraler Bestandteil der Forschung. Etwas zu beobachten heißt grob gesprochen, ein Ereignis in der Welt mit den menschlichen Sinnen wahrzunehmen. Das können ganz unterschiedliche Ereignisse sein, die in sich hoch komplex sein können: der Fall der Mauer wäre ein Beispiel eines komplexen sozialen Ereignisses, dass man beobachten konnte. Weitere Beispiele für Ereignisse, die man beobachten kann, sind: der Zusammenstoß zweier Elementarteilchen, eine Frau geht über die Straße, der Ausgang der 3 4 Konventionell bedeutet hier einfach durch Festlegung. Definitionen fallen also nicht vom Himmel oder sind einfach da, sondern werden von Menschen für ihre Zwecke getroffen. Sie können aber nicht willkürlich verwendet werden: Viele Definitionen sind einfach eingebürgert, so dass es nur zur Verwirrung führt, sie anders zu verwenden. Wichtig ist, Definitionen von Metaphern und Analogien zu unterscheiden. Ohne tiefer darauf einzugehen, sei dies hier an zwei Beispielen verdeutlicht. Aus der Physik ist das so genannte Bohr sche Atommodell bekannt. Hier wird der Aufbau eines Atoms analog zum Aufbau eines Sonnensystems angenommen: Im Atom kreisen die Elektronen um den Atomkern wie Planeten um die Sonne. Mit einer Analogie will man also durch den Verweis auf etwas Bekanntes (hier das Sonnensystem) und seinen Strukturen etwas noch nicht Bekanntes (hier den Aufbau eines Atoms) verdeutlichen. Analogien heben also auf strukturelle Ähnlichkeiten ab (allerdings ist das nicht die einzige Verwendungsweise von Analogien). Metaphern können manchmal wie Analogien gebraucht werden, aber oft besitzen sie einen weitaus größeren Interpretationsspielrau, so dass das korrekte Verstehen der metaphorischen Sprechweise problematisch werden kann.

14 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 13 Gouverneurswahl in Kalifornien, der Tod einer Ameise, die Explosion eines Sterns, eine Taube landet auf einem Fensterbrett. Beobachtungen können durch Instrumente unterstützt werden, bspw. Ferngläser, Partikeldetektoren, Videokameras etc. Damit ist aber implizit bereits eine Vielzahl von methodischen Fragen angesprochen, die mit Beobachtungen einhergehen. Was beobachtet man eigentlich, wenn man den Fall der Mauer beobachtet? Den politischen Zerfall der DDR? Den physischen Zusammenbruch eines Mauerstücks in Berlin? Die Presseerklärung von Günther Schabowski, als er die Reisefreiheit verkündet? Alles zusammen? Es ist also wichtig, dass genau formuliert wird, welches Ereignis gemeint ist, wenn man davon spricht, ein Ereignis beobachtet zu haben. Dabei wird klar, dass Beobachtungen nur als Aussagen intersubjektiv kommunizierbar sind. Beobachtungen selbst können nicht kommuniziert werden, sondern nur Beschreibungen von Beobachtungen, also Aussagen (s. u.). Hierbei entsteht aber ein für die wissenschaftliche Arbeit letztlich unlösbares Problem, denn wie können wir sicher sein, dass eine Beobachtung und die Beschreibung einer Beobachtung wirklich übereinstimmen, dass also die Aussage zu dieser Beobachtung wahr ist? Im Grunde kreisen Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie genau um diese Frage. Wir werden also noch oft auf sie zurückkommen. Ein letztes Problem der Beobachtung wurde bereits implizit angesprochen. Oft werden Beobachtungen durch Instrumente vermittelt, bspw. bei der Himmelsbeobachtung durch ein Fernrohr. Nun gibt es Erkenntnis- und Wissenschaftstheoretiker, die hier nicht mehr von einer Beobachtung sprechen, sondern diesen Ausdruck nur auf die unmittelbare Wahrnehmung mit den eigenen Sinnen anwenden wollen. In der Tat ist aus wissenschaftstheoretischer Sicht die vermittelte Beobachtung problematisch, aber auch jene mit unseren eigenen Sinnen. Auch hierauf werden wir bald zurückkommen, bspw. bei der Frage nach den Quellen unserer Erkenntnis Wahrheit Wahrheit spielt sowohl im Alltag als auch in der Wissenschaft eine große Rolle. Wissenschaftler sprechen oft davon, dass sie nach der Wahrheit suchen. Nur stellt sich sofort die Frage, was eigentlich Wahrheit ist bzw., was es heißt, dass eine Aussage wahr

15 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 14 oder falsch ist. Die hier besprochenen Korrespondenz-, Evidenz-, Kohärenz- u nd Ko n- senstheorien der Wahrheit versuchen, Kriterien anzugeben, wann ein Satz bzw. eine Aussage wahr oder falsch ist. Korrespondenztheorien der Wahrheit können mit dem Satz Übereinstimmung von Ding und Verstand paraphrasiert werden. Sie stellen Versuche dar, anzugeben, was es bedeutet, dass ein Satz wahr bzw. falsch ist. Die Antwort ist (wie die obige Paraphrasierung andeutet), dass es eine Übereinstimmung zwischen unseren Aussagen bzw. Sätzen und der Realität gibt. Unterschieden werden kann nun noch, ob die Realität aus Ereignissen oder Tatsachen besteht. Die Moore sche (George Edward Moore, geb. 1873, gest. 1958) Tatsachenversion der Korrespondenztheorie kann mit zwei Aussagen paraphrasiert werden: Eine Aussage a ist wahr genau dann, wenn es eine Tatsache t gibt, der a entspricht. Eine Aussage a ist falsch genau dann, wenn es keine Tatsache t gibt, der a entspricht. (Die Tatsachenversion der Korrespondenztheorie von Betrand Russell (geb , gest ) unterscheidet sich von dieser Version dahingehend, dass eine Aussage a dann falsch ist, wenn es eine Tatsache t gibt, die a widerspricht). Ein Beispiel für die Moore sche Version: Die Aussage Karsten Weber ist 36 Jahre alt ist wahr, weil es eine Tatsache gibt, die dieser Aussage entspricht (bspw. das Geburtsdatum in seiner Geburtsurkunde, die Erinnerungen der Beteiligten). Die Aussage Karsten Weber ist 35 Jahre alt ist falsch, weil es keine Tatsache gibt, die dieser Aussage entspricht. (Russell-Version: Die Aussage Karsten Weber ist 35 Jahre alt ist falsch, weil es eine Tatsache gibt, die dieser Aussage widerspricht). Moore' sche Tatsachen können komplex sein. D. h., eine solche Tatsache kann aus verschiedenen Teilen bestehen, ist aber eine Tatsache. Russell' sche Tatsachen sind atomar; sie können nicht in Teile zerlegt werden. Nach Ludwig Wittgenstein reicht es aus, alle Tatsachen in Einzelaussagen wiederzugeben, um die Welt vollständig zu beschreiben. Russell hingegen ist der Meinung, dass für eine vollständige Beschreibung auch Allaussagen notwendig sind. Ein Beispiel:

16 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 15 Die Aussage Alle Menschen sind sterblich lässt sich für Russell nicht durch die Aufzählung aller Einzelaussagen der Art Hubert ist sterblich, Roberta ist sterblich,... ersetzen. Diese würden eben nicht die Tatsache wiedergeben, dass alle Menschen sterblich sind, denn eine Aufzählung sei notwendig endlich, die Menge aller Menschen jedoch potentiell unendlich. Tatsachen und Ereignisse sind verschieden. Eine Tatsache ist weder räumlich noch zeitlich lokalisierbar. Ein Beispiel mag dies verdeutlichen: Die Aussage Immanuel Kant ist schon lange tot beschreibt eine Tatsache, aber kein Ereignis. Die Aussage Der Tod Immanuel Kants trat um 23:23 ein (was geraten ist), nimmt auf ein Ereignis Bezug, nämlich dem Tod einer Person zu einer bestimmten Zeit. Ereignisversionen der Korrespondenztheorie der Wahrheit sind etwas aus der Mode gekommen, weil viele mögliche Aussagen nicht durch den Bezug auf Ereignisse wahr oder falsch sind, insbesondere im Fall von singulären Existenzaussagen. Russell, der eine Ereignisversion der Korrespondenztheorie vertrat, war jedoch der Ansicht, dass jede Tatsachenaussage (und damit jede Existenzaussage) durch Rekurs auf Ereignisse ersetzt werden können. Dies mag schwierig und aufwändig sein, sei aber grundsätzlich möglich. So kann die Tatsachenaussage Dieser Tisch ist weiß ersetzt werden durch Aussagen ersetzt werden wie Karsten Weber sieht zum Zeitpunkt t an den Koordinaten x, y, z einen Tisch, der weiß ist (das kann noch weiter getrieben werden: einen Tisch sehen kann als die Summe der Ereignisse beschrieben werden, die stattfinden, wenn das Licht, das vom Tisch reflektiert wird, in das Auge des Betrachters fällt, etc.). Der zentrale Einwand gegen jede korrespondenztheoretische Sicht der Wahrheit ist, dass es uns immer nur möglich ist, Sätze mit Sätzen zu vergleichen. Denn um Erkenntnis über die Welt zu haben, gleich ob a priori oder a posteriori, und diese kommunizieren zu können, müssen Aussagen in einer intersubjektiv verständlichen Sprache formuliert werden. Aussagen bzw. Sätze sind aber keine Tatsachen oder Ereignisse; es gibt also eine Kluft zwischen Welt und Aussagen. Evidenztheorien sie gehören genauso wie die anderen folgenden Wahrheitstheorien zu den so genannten epistemischen Wahrheitstheorien sind subjektivistisch; sie bauen auf dem subjektiven Verständnis von Sprache oder der Introspektion auf. Deshalb liefern sie letztlich kein überzeugendes Wahrheitskriterium bzw. ist die Fundierung der Wahr-

17 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 16 heit im Sprachverständnis und in der Introspektion genauso unsicher wie das korrespondenztheoretische Kriterium der adequatio. Mit der Kohärenztheorie der Wahrheit werden die Konsequenzen aus den Problemen vor allem der Korrespondenztheorie der Wahrheit gezogen. Es war festgestellt worden (s. o.), dass wir Sätze und Aussagen immer nur mit Sätzen und Aussagen vergleichen können und nicht mit der Realität selbst. Als Folgerung daraus wird in der Kohärenztheorie davon ausgegangen, dass wir bspw. in der Wissenschaft immer schon über eine bestimmte Menge von als wahr akzeptierten Sätzen bzw. Aussagen verfügen. Stellen wir nun Sätze auf, die dieser Menge hinzugefügt werden sollen, die also wahr sein sollen, so gelingt dies nur dann, wenn der neue Satz allen Sätzen in der bereits akzeptierten Menge nicht widerspricht (insbesondere gilt, dass die Menge der Sätze selbst in sich konsistent und nicht widersprüchlich sein muss). Genügt der neue Satz dieser Forderung, wird er als wahr akzeptiert. Wenn nicht, so können zwei Alternativen beschritten werden: 1. entweder der neue Satz wird als falsch verworfen oder 2. alle Sätze der Menge, die dem neuen Satz widersprechen, werden verworfen. In beiden Fällen ist die neue Menge konsistent und widerspruchsfrei. Die Kohärenztheorie liefert damit sowohl ein Wahrheitskriterium als auch eine Wahrheitsdefinition: wahr ist definiert als Widerspruchsfreiheit einer Satzmenge; insofern kommt Wahrheit auch nicht mehr einzelnen Sätzen, sondern nur Satzmengen zu. Gleichzeitig verfügt man damit auch über ein Kriterium, Sätze in die Menge der akzeptierten Menge aufzunehmen. Auch die Konsenstheorie der Wahrheit tritt in verschiedenen Varianten auf. Bspw. finden wir die Konzeption, die als Pragmatismus bezeichnet wird und auf Charles Sanders Peirce (geb , gest ) zurückgeht. Hier wird vor allem für den wissenschaftlichen Bereich angenommen, dass wissenschaftliche Sätze dann als wahr erwiesen werden können, wenn diese immer und immer wieder geprüft werden. Wissenschaft nähert sich in diesem Sinne asymptotisch der Wahrheit, sie ist so etwas wie ein Ideal, dass zwar in realiter nie erreicht wird, aber angestrebt werden sollte. Die Bezeichnung Pragmatismus wird verwendet, weil im (Forschungs-)Alltag nicht mehr die Wahrheit in dem beschriebenen Sinn der Annäherung an ein Ideal von Bedeutung

18 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 17 ist, sondern vielmehr die Nützlichkeit von Theorien bzw. Aussagen zur Bewältigung von Problemen. Jürgen Habermas (geb ) hat eine andere Konzeption der Konsenstheorie entworfen. Ihm geht es dabei darum, zu klären, unter welchen Bedingungen wir die Argumente für das Fürwahrhalten von Sätzen und Aussagen akzeptieren können. Dabei formuliert er, dass es nicht nur notwendig ist, die Wahrheit der betreffenden Aussagen selbst aufzuzeigen, sondern die Geltungsansprüche, die mit solchen Aussagen verbunden sind, müssen selbst einem Diskurs unterworfen werden. Dieser muss ''herrschaftsfrei`` sein. D. h., Geltungsansprüche dürfen nicht durch Machtgefälle durchgesetzt werden, sondern über sie selbst muss im Diskurs Konsens hergestellt werden Aussage Aussagen sind Sätze, die wahrheitsfähig sind. An einigen Beispielen mag dies klarer werden: Heute ist Dienstag ist eine Aussage, die wahr ist, wenn sie an einem Dienstag ausgesprochen wird = 0 ist eine Aussage, die in der Arithmetik, die man zuerst in der Schule lernt, falsch ist, denn dort ist gilt, dass die Aussage = 4 wahr ist. Es gibt aber mathematische Systeme, in denen die Aussage = 0 wahr ist. Dies ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Wahrheit oder Falschheit von Aussagen abhängig ist von Annahmen, die oft nicht explizit ausgesprochen werden. Du sollst nicht töten ist ein moralisches Gebot; ob dieses Gebot wahrheitsfähig ist und damit eine Aussage, ist in der Philosophie umstritten. Moralische Realisten sind zwar der Ansicht, dass Gebote wahrheitsfähig sind, weil es in der Welt eine Tatsache gäbe, der dieses Gebot entspräche hier wird also eine Korrespondenztheorie der Wahrheit in Bezug auf moralische Gebote vertreten. Aber ob der moralische Realismus wahr ist, also eine wahre Theorie der Welt darstellt, kann zumindest mit guten Argumenten bestritten werden. Viele Philosophen sind zumindest der Ansicht, das Gebote nicht wahrheitsfähig sind. 2 + x = 4 ist eine so genannte Aussagenform. Dies deshalb, weil erst durch Einsetzen einer Zahl für x die Zeichenfolge eine Aussage wird und ein Wahrheitswert

19 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 18 zugewiesen werden kann. Eine andere Aussagenform wäre Alle P lügen, wobei P ein Platzhalter ist. Wichtig ist also, dass Aussagen entweder wahr oder falsch sind (zumindest nach der klassischen Logik, in der der es nur die zwei Wahrheitswerte wahr und falsch gibt; in anderen Logiken gibt es noch weitere Wahrheitswerte) Analytisch und synthetisch Eine wichtige Unterscheidung bei Aussagen und Sätzen finden wir in den Ausdrücken analytisch und synthetisch. Analytische Sätze sind wahr oder falsch aufgrund der verwendeten Ausdrücke. Der Satz Junggesellen sind unverheiratete Männer ist wahr deshalb, weil der Ausdruck Junggeselle eben nichts anderes bedeutet als ein unverheirateter Mann sein unverheirateter Mann ist ja die Definition für Junggeselle. Analytische Sätze, die wahr sind, nennt man Tautologien, falsche analytische Sätze Kontradiktionen. Synthetische Sätze sind hingegen wahr oder falsch dadurch, dass sie auf einen Sachverhalt abheben, der nicht bereits durch die verwendeten Ausdrücke geliefert wird. Der Satz Diese Person dort hat eine dunkelgebräunte Haut ist wahr genau dann, wenn diese Person eben dunkelbraun ist und falsch, wenn dies nicht der Fall ist. Manchmal ist es nicht so einfach zu entscheiden, ob ein Satz analytisch oder synthetisch ist. Bei Dieser Rappe ist ein schwarzes Pferd ist das ja noch offensichtlich richtig, denn Rappen sind nun einmal schwarze Pferde es handelt sich also um einen analytischen Satz. Aber der Satz Dieser Schwan ist weiß ist ein Grenzfall. In der Regel verbinden wir mit dem Ausdruck Schwan die Farbe Weiß. Doch junge Schwäne sind nicht weiß und es gibt auch Schwäne, die auch ausgewachsen nicht weiß sind. Nun sind dies triviale Beispiele. In der Wissenschaft, auch in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, ist es wichtig, eben nicht nur analytische Sätze zu äußern. Manche Theorien des sozialen Handelns, bspw. die Rational Choice-Theorie, stehen in der Kritik, letztlich tautologisch zu sein, also keine synthetischen Sätze zu beinhalten, die durch Rekurs auf die Wirklichkeit wahr oder falsch sind, sondern bloße analytische Sätze. Leider ist das nicht so leicht zu entscheiden wie in den obigen Beispielen. Aber nichtsdestotrotz bleibt es wichtig, Theorien auf ihren synthetischen Anteil zu bewerten.

20 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Ursache und Grund Eine wichtige Unterscheidung in der Wissenschaft und in der Wissenschaftstheorie ist jene zwischen Ursache und Grund. Im Alltag verwenden wir beide Ausdrücke nicht selten synonym und auch in wissenschaftlichen Texten findet sich eine solche Gleichsetzung. Doch das ist falsch, zumindest aber unpräzise. Ein aktuelles Beispiel (zumindest während diese Zeilen geschrieben werden): Der Grund für den großflächigen Stromausfall in den USA und Kanada liegt in einem Blitzeinschlag in ein Kraftwerk an den Niagarafällen (so zumindest eine der ersten Meldungen). Tatsächlich müsste es aber heißen: Die Ursache für. Warum? Es ist insbesondere in den Sozialwissenschaften üblich, von Gründen dann zu reden, wenn Menschen handeln. Eine Person hat einen Grund, dies und das zu tun. Wir fragen nach Gründen und nicht nach Ursachen, wenn wir bspw. aufgefordert werden, eine bestimmte Handlung einer anderen vorzuziehen. Ein Blitz hingegen ist eine Ursache, die eine bestimmte Wirkung erzielt. Natürlich könnte man die Unterscheidung zwischen Grund und Ursache fallen lassen; tatsächlich ist sie konventionell und nicht gleichsam naturgesetzlich vorgegeben. Doch oft würde dies das Sprechen über Beobachtungen in der Welt komplizierter und unbzw. missverständlicher machen. Es besteht nämlich die Gefahr, über natürliche Vorgänge anthropomorph zu sprechen. Deutlich wird das an Sätzen, die man bspw. im Bereich der Soziobiologie 5 oft liest: Die Evolution ist der Grund für die Entwicklung einer Art. Hier wird die Evolution personifiziert. Noch offensichtlicher ist dies in Sätzen wie: Pfaue entwickelten ihr prächtiges und farbenfrohes Schwanzgefieder aus dem Grund, dass dies bei der Werbung um Weibchen höheren Erfolg bedeutete. Kein Pfau hat je etwas entschieden, weder aus diesem oder anderen Gründen. Pfaue haben sich einfach in einem evolutionären Prozess entwickelt, ohne dass irgendjemand eine bewusste Entscheidung getroffen hätte. Für die Federn von Pfauen gibt es Ursachen, aber keine Gründe. Gründe haben nur rational und bewusst denkende Lebewesen, also Menschen (zumindest manchmal), vielleicht auch einige Menschenaffenarten. 5 Eine wissenschaftliche Disziplin, die soziales Handeln auf biologische Faktoren zurückführen will.

21 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Hypothese Hypothesen, man kann auch Vermutung sagen, werden oft als Wenn-Dann -Sätze formuliert. Im Zuge der öffentlichen Diskussionen um die Reformen der sozialen Leistungen in Deutschland konnte man oft Sätze wie folgende hören: Wenn die Sozialbeiträge gesenkt werden, dann wird dadurch der private Konsum angeregt oder Wenn die Sozialbeiträge gesenkt werden, dann wird dies einen positiven Effekt auf den Arbeitsmarkt haben. Das Muster ist klar: wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt, wird so die Vermutung es ein anderes Ereignis verursachen. Die gerade genannten Beispiele sind solche für deterministische Zusammenhänge, denn meist implizieren diejenigen, die solche Hypothesen äußern, folgende Formulierung: Immer wenn die Sozialbeiträge gesenkt werden, dann wird immer der private Konsum angeregt. Es kann aber auch Hypothesen anderer Art geben, bspw. diese: Wenn Kinder eine Polio-Infektion (Kinderlähmung) erleiden, so werden in 73% der Fälle Spätschäden zurückbleiben (die Prozentzahl ist geraten). Hier ist eine Ursache nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit mit einer Wirkung verbunden. Viele Prognosen über die Zukunft haben diese Form: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Meteorit in den nächsten 1000 Jahren die Erde trifft, beträgt 1% (die Prozentzahl ist wiederum geraten, vermutlich ist die Wahrscheinlichkeit aber viel kleiner). Die spannende Frage ist nun, wie man zu guten und plausiblen Prognosen oder Hypothesen kommen kann. Wiederum kann man sagen, dass insbesondere die Wissenschaftstheorie zu wesentlichen Teilen gerade um diese Frage kreist. Also wird auch sie uns noch öfters beschäftigen. In den empirischen Disziplinen der Kulturwissenschaften e- benso wie in den empirisch ausgerichteten Bereichen der Wirtschaftswissenschaften stellt sich zudem das Problem, wie Hypothesen auf ihre Richtigkeit überprüft werden können Theorie Theorien sind mehr als Hypothesen, aber Hypothesen gehören zu Theorien. In den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften findet sich bspw. die so genannte Rational Choice- Theorie oder Theorie der rationalen Wahl. Sie besagt, dass Menschen ihre Handlungen so auswählen, dass die gewählte Handlung ihnen den jeweils größten subjektiven Nut-

22 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 21 zen verschafft. Diese Theorie besteht aus einer ganzen Reihe von Annahmen bzw. Hypothesen, z. B. darüber, was der Ausdruck Nutzen überhaupt bedeutet, wie Menschen diesen berechnen, dazu kommen Definitionen von Ausdrücken wie Risiko, Unsicherheit, Wahrscheinlichkeit u. ä. Das heißt, eine Theorie besteht nicht nur aus einzelnen Hypothesen, sondern auch aus einem Geflecht von Definitionen, von Aussagen darüber, unter welchen Bedingungen die Hypothesen überhaupt benutzt werden können, vielleicht auch aus Regeln und Methoden, wie Hypothesen getestet werden können. Theorien sind also recht komplexe Gebilde, da sie aus sehr vielen verschiedenen Annahmen bestehen. Wie später noch zu sehen sein wird, liegt genau hierin eine Schwierigkeit für den Forschungsprozess. Denn Wissenschaftler arbeiten in aller Regel nicht nur mit einzelnen Hypothesen, sondern sie wenden ganze Theorien an. Als Beispiel: Sozialwissenschaftlern stehen ganz unterschiedliche Theorien sozialen Handelns zur Verfügung, bspw. die schon genannte Rational Choice-Theorie, der symbolische Interaktionismus oder Talcott Parsons (geb , gest ) Funktionalismus. Alle diese Theorien machen ganz unterschiedliche Annahmen und nur eine von ihnen kann richtig sein allerdings ist es durchaus möglich, dass alle falsch sind. Wenn man nun Theorien überprüft, testet man unvermeidlich alle darin enthaltenen Annahmen gleichzeitig. Wenn nur eine Annahme falsch ist, so sieht es aber so aus, als ob die gesamte Theorie falsch wäre. Auch hier stoßen wir also auf ein wissenschaftstheoretisches Problem, das uns noch beschäftigen wird Erklärung Viele Wissenschaftler sehen den Hauptzweck wissenschaftlicher Arbeit in der Erklärung. Dabei hat der Ausdruck nichts mit der Steuererklärung oder der Erklärung eines Politikers zu einem bestimmten Sachverhalt zu tun. In der Wissenschaft etwas zu erklären bedeutet, ein Ereignis oder eine Tatsache durch den Rekurs auf eine Gesetzmäßigkeit zurückzuführen. Wie in vielen anderen Zusammenhängen auch, kann im Falle der Erklärung in der Wissenschaft zunächst untersucht werden, wie im alltäglichen Leben eine Erklärung abläuft bzw., was eine Erklärung ist. Wolfgang Stegmüller nennt folgende Spielarten der Erklärung im alltäglichen Kontext (Stegmüller 1969, S. 72ff.):

23 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie (Kausale 6 ) Erklärung von Vorgängen oder Tatsachen. 2. Erklärung der Bedeutung eines Wortes/Interpretation eines Textes/Definition. 3. Andersartige Deutung oder Klassifikation der Sachlage/korrigierende Uminterpretation. 4. Begründung oder Rechtfertigung einer bestimmten Handlung oder eines Verhaltens. 5. Beschreibung eines Sachverhalts oder eines Vorgangs. 6. Bedienungsanleitung/Know-how vermitteln. Für den wissenschaftlichen Gebrauch ist nur der erste Fall von Belang bzw. ist nur dieser selbst hier einer Klärung bedürftig. Fragen, die Erklärungen dieser Art nach sich ziehen, nennt Hempel Erklärung-verlangende Warum-Fragen (Hempel 1977, S. 3). Es ist zweckmäßig, zwischen einer Erklärung und einer Begründung zu unterscheiden (vgl. Ströker 1992, S. 26ff.). Im ersten Fall wird nach Ursachen gesucht, die ein bestimmtes Ereignis bewirkt haben; im zweiten Fall gilt die Suche den Gründen, die es nahe legen oder dazu berechtigen, zu glauben, dass diese Ursachen das Ereignis bewirkt haben. Hempel nennt diese Art der Frage Begründung-verlangend oder epistemisch (Hempel 1977, S. 3). Für die weiteren Betrachtungen ist der zweite Fall zwar insofern von Bedeutung, dass hier nach Kriterien gefragt wird, die eine Erklärung, ein Gesetz oder eine Theorie so auszeichnen, dass diese anderen Erklärungen, Gesetzen oder Theorien vorgezogen werden können (Stegmüller 1969, S. 76). Solche Kriterien können unter anderem mathematisch-logische Eleganz, Einfachheit (Kutschera 1972, S. 309ff.) oder die geringe Zahl von Annahmen einer Theorie sein. Diese Kriterien sind jedoch schwer zu fassen, da beispielsweise Eleganz und Einfachheit in ästhetische Kategorien fallen, die in ihrer Bedeutung kaum allgemeingültig festgelegt werden können. Begründungen sind begrifflich schwerer zu fassen als Erklärungen; sie spielen jedoch eine wichtige Rolle in der Wissenschaft, werden aber dabei kaum offen gelegt. Thomas S. Kuhn (geb , gest ) ist so weit gegangen, sie außerhalb der Wissenschaft zu verorten und letztlich als irrational zu bezeichnen (Kuhn 1991). Das allgemeine Schema einer Erklärung sieht folgendermaßen aus: Benötigt werden 1. Gesetze G 1, G 2,..., G n und 2. Anfangs- oder Antecedensbedingungen A 1, A 2,..., A m. Sie 6 Das Wort Kausal steht in Klammern, da es Gesetze und damit Erklärungen gibt, die nicht-kausal sind (vgl. Lenk 1972, S. 13; siehe auch Bunge 1987, S. 284ff.).

24 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 23 zusammen bilden das Explanans S, der zu erklärende Sachverhalt E ist das Explanandum (Hempel 1977, S. 6) (DN) A 1,A2,...,Am G 1,G2,...,Gn E Explanans S Explanandum-Satz Eine Erklärung nach diesem Schema heißt deduktiv-nomologisch, weil das Explanandum aus dem Explanans logisch deduziert werden kann aufgrund der Forderung, dass die Gesetze G 1, G 2,..., G n strikte oder deterministische Gesetze sind. Gesetze solcher Art werden auch als nomologische Gesetze bezeichnet. Das Explanans S wird aus Sätzen gebildet, die wahr sein sollen. Eine wissenschaftlich gültige und adäquate Erklärung liegt dann vor, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: B1. Das Argument, welches vom Explanans zum Explanandum führt, muß korrekt sein. B2. Das Explanans muß mindestens ein allgemeines Gesetz enthalten (oder einen Satz, aus dem ein allgemeines Gesetz logisch folgt). B3. Das Explanans muß einen empirischen Gehalt besitzen. B4. Die Sätze, aus denen das Explanans besteht, müssen wahr sein. (Stegmüller 1969, S. 86) Bei der Beschränkung auf die deduktiv-nomologische Erklärung wird B 1 dahingehend verschärft, dass das Explanandum logisch aus dem Explanans folgt. Bei anderen Formen der Erklärung, beispielsweise einer induktiv-statistischen Erklärung, kommt die ursprüngliche Fassung zur Geltung. Hempel unterscheidet zwischen verschiedenen Arten der Erklärung (Hempel 1977, S. 8), dies sind in nicht vollständiger Aufzählung beispielsweise deduktiv-nomologische, induktiv-statistische und potentielle Erklärungen. Der erste Fall wurde bereits behandelt. Im zweiten Fall sind die verwendeten Gesetze nicht deterministischer, sondern statistischer Natur. Bei der potentiellen Erklärung sind die verwendeten Gesetze noch nicht überprüft, für sie liegt noch keine empirische Evi-

25 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 24 denz vor, so dass damit die Bedingung B 3, sofern sie auf die Gesetze bezogen wird, und die Bedingung B 4 nicht notwendig zutrifft. Man kann das DN-Schema auch als kausale Erklärung verstehen (Hempel 1997, S. 20ff.). Diese wird in ihrer einfachsten Form als wenn a, dann b formuliert, wobei a und b zwei Ereignisse sind und a als die Ursache der Wirkung b betrachtet wird. Das DN-Schema kann in der Weise interpretiert werden, dass b mit dem Explanandum E und a mit den Antecedensbedingungen A 1, A 2,..., A m identifiziert wird und die Gesetze G 1, G 2,..., G n als andere Formulierung eines Satzes wie wenn a, dann b. Antecedensbedingungen und Gesetze müssen genau bestimmt sein, damit das DN-Schema als kausale Erklärung interpretiert werden kann. Wenn sie nicht genügend bestimmt werden können, handelt es sich eher um den Versuch einer Erklärung oder um eine Arbeitshypothese. Singuläre Kausalaussagen wie Als ich das Licht einschalten wollte, platzte die Glühbirne unterstellen zwar, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Einschalten des Lichts und dem Platzen der Birne gibt; solange aber nicht die Randbedingungen und die hier gültigen Gesetze bestimmt sind, kann nur vermutet werden, dass das eine die Ursache des anderen war. Eine DN-Erklärung ist im einfachsten Fall zusammengesetzt aus einem Gesetz G und einer Antecedensbedingung A. Das Gesetz G kann beispielsweise als x( F( x) G( x)) geschrieben werden. Das Gesetz soll, bei Vorliegen der entsprechenden Antecedensbedingung(en), zur Erklärung einer Tatsache genutzt werden können. Der Zusammenhang zwischen Explanans und Explanandum ist deduktiv-nomologisch, also determiniert; man kann dies mit immer, wenn x F ist, dann ist x auch G ausdrücken, wobei die Betonung auf immer liegt. Nun könnte aber die Notwendigkeit bestehen, einen Zusammenhang wie manchmal, wenn x F ist, dann ist x auch G oder in 35% der Fälle, wenn x F ist, dann ist x auch G auszudrücken; hier liegt die Betonung auf manchmal oder auf in 35% der Fälle. Mit solchen Gesetzen werden statistische Beziehungen und Wahrscheinlichkeiten erklärt; Hempel unterscheidet dabei zwischen deduktiv- und induktiv-statistischen Erklärungen. Im ersten Fall geht es darum (Hempel 1977, S. 60/65), aus einer Reihe von Gesetzen, zu denen mindestens ein statistisches Gesetz gehört, ein anderes, aber weniger

26 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 25 allgemeines statistisches Gesetz abzuleiten. Diese Ableitung geschieht deduktiv, daher die Bezeichnung deduktiv-statistische Erklärung oder DS-Erklärung. In der Regel sollen jedoch Prognosen und Erklärungen für Einzelereignisse gegeben werden können. Wenn dies unter Zuhilfenahme von statistischen Gesetzen vonstatten geht, wird von einer induktiv-statistischen oder IS-Erklärung gesprochen. Das einfachste Beispiel für diese Art der Erklärung bzw. Prognose ist der Wurf eines Würfels. Um voraussagen zu können, welche Augenzahl bei zukünftigen Würfen erscheint, kann so vorgegangen werden, dass für eine bestimmte Anzahl von Würfen protokolliert wird, welche Augenzahl erscheint. Bei einem idealen Würfel kann durch Auszählen festgestellt werden, dass jede Augenzahl ungefähr gleich oft geworfen wurde (um genau zu sein: Wenn das der Fall ist, dann wird von einem idealen Würfel gesprochen.). Es ist nun möglich, induktiv zu schließen, dass bei zukünftigen Würfen die Wahrscheinlichkeit, dass beispielsweise eine Fünf geworfen wird, ungefähr 16,6% oder 1 / 6 beträgt. Solche Feststellungen können induktiv für jeden beliebigen Würfel getroffen werden, sofern vorher eine hinreichend große Zahl von Würfen durchgeführt wurden Verstehen 7 Zuweilen wird folgender Ausspruch Wilhelm Diltheys (geb. 1833, gest. 1911) als programmatisch für das Bemühen der Geisteswissenschaften und hier sind die Kulturwissenschaften mitgedacht verstanden, so etwas wie Verstehen zu erreichen: Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir! Tatsächlich wird die Dichotomie zwischen Erklären und Verstehen häufig als wesentlicher Unterschied zwischen den Geistes- und Kulturwissenschaften auf der einen und den Naturwissenschaften bzw. empirischen Wissenschaften auf der anderen Seite gesehen. Natürlich stellt sich sofort die Frage, worin denn diese Dichotomie besteht. Man kann dies mit Rekurs auf den Unterschied von Gründen und Ursachen deutlich machen. Gründe, so wurde weiter oben bemerkt, haben nur bewusst denkende Lebewesen, also auf diesem Planeten in erster Linie Menschen. Menschen haben in aller Regel 7 Da Verstehen und Hermeneutik einen ganz wesentlichen Platz in den Kulturwissenschaften einnehmen und dies hier nur eine Einführung ist, ist klar, dass die hier gemachten Bemerkungen allenfalls an der Oberfläche kratzen und nur dazu dienen können, ein Problembewusstsein zu schaffen. In den verschiedenen vertiefenden Veranstaltungen der Kulturwissenschaften wird jedoch ausführlich auf diese Themen eingegangen.

27 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 26 Gründe, die sie dazu leiten, ihre Handlungen zu vollziehen. Man könnte nun versucht sein zu sagen, dass jene Gründe das Handeln der Menschen verursachen nach dem Muster: immer wenn eine Person P den Grund G hat, wird sie die Handlung H vollziehen. Dummerweise ist die Welt nicht so einfach. Tatsächlich ist es so, dass Handlungstheoretiker bisher keine wirklich überzeugenden Theorien entwickeln konnten, in denen solchen einfachen Zusammenhänge existieren. Etwas pessimistischer ausgedrückt: alle Handlungstheorien sind wahrscheinlich falsch. 8 Wir wissen aber aus Erfahrung, dass wir als Menschen durchaus in der Lage sind, das Handeln anderer Menschen zu verstehen. Hierbei handelt es sich eben nicht um eine Erklärung nach dem DN-Schema, sondern um etwas anderes. Wenn wir sorgfältig die Bedingungen einer Handlung aufspüren, in Erfahrung bringen, welches Wissen der Handelnde hatte, welche Ziele, Wünsche, Lebenspläne, Motive und Handlungsgründe die handelnde Person hatte, erlaubt uns dies durchaus oft, nachzuvollziehen, warum eine Person gerade so handelte, wie sie handelte. Dieses Nachvollziehen wird dabei als Verstehen bezeichnet. Wichtig hierbei ist, dass dies nicht nur ein Einfühlen in die Psyche des betreffenden Menschen sein kann, sondern durchaus damit verbunden ist, eine exakte und möglichst umfassende Quellenlage herzustellen. Will man also das Handeln bspw. von historischen Persönlichkeiten verstehen, genügt es nicht, sich in die vermeintliche Seelenlage des betreffenden Menschen hineinzuversetzen. Stattdessen ist es notwendig, die Situation möglichst genau zu erfassen, die vorherigen Geschehnisse zu kennen usw. Dies ist harte empirische Arbeit, die bspw. Historiker in Archiven leisten. Ein Beispiel mag dies verdeutlichen. Möchten wir verstehen, warum die Ägypter im dritten Jahrtausend vor Christi Geburt gigantische Pyramiden als Grabmäler ihrer Pharaonen errichteten, ist es wahrscheinlich notwendig, nicht nur die religiösen Überzeugungen dieser Menschen zu kennen, sondern auch ihre Gesellschaftsstruktur, die ökonomischen Verhältnisse und Umweltbedingungen, politische Kontakte zu anderen Völkern, die kulturelle Entwicklung bis zu dieser Zeit u. v. a. Dabei ist ein wesentliches Problem im Prozess des Verstehens, dass wir als Menschen die Welt verschieden interpretieren. Das heißt, dass wir bspw. den Ausdrücken unserer 8 Dem würden natürlich die meisten Handlungstheoretiker widersprechen, aber alle Handlungstheorien leiden zumindest unter dem großen Problem, dass sie allenfalls in sehr engen Anwendungsbereichen funktionieren.

28 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 27 Sprache oder unseren Erlebnissen verschiedene Bedeutung zumessen. Diese unterschiedliche Deutung ist zudem nicht nur personen-, sondern auch zeit- und kulturabhängig. Das heißt insbesondere bei dem genannten Beispiel, dass wir uns darüber bewusst sein müssen, dass unsere Deutung der Zeugnisse der altägyptischen Kultur durch unsere Zeit und Kultur geprägt sind; wir gehen also mit bestimmten Vorurteilen (nicht im pejorativen Sinne gemeint) an die Sache heran. Um aber die Motive jener Menschen verstehen zu können, müssen wir ihre Sinngebung der Welt rekonstruieren. Dabei treten wir in einen so genannten hermeneutischen Zirkel ein: Zunächst werden wir versuchen, die Handlungen jener Menschen mit unserem Vorwissen und unseren Vorurteilen zu verstehen. Dies wird uns wahrscheinlich nicht gelingen, aber in diesem Prozess können wir erkennen, wie wir den Sinn der verwendeten Konzepte verändern müssen, um besser zu verstehen. Nun wird die Deutung der Handlungen erneut vollzogen. Die Hoffnung ist nun, dass sich unser Verständnis der altägyptischen Welt jener der damals lebenden Menschen annähert.

29 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Die Quellen der Erkenntnis Nun wurde schon mehrfach über Erkenntnis gesprochen, ohne genauer zu untersuchen, wie Erkenntnis eigentlich gewonnen wird. In der Erkenntnistheorie werden zwei Quellen der Erkenntnis unterschieden: Erkenntnis aus der Erfahrung (Empirismus) und Erkenntnis aus dem Verstand (Rationalismus). Es sind zwei grundsätzlich verschiedene Erkenntnisweisen und lange Zeit standen sie sich gegenüber; entweder war man ein Anhänger des Rationalismus oder eben des Empirismus. Ein heute vertretene Mischform ist bspw. der Kritische Rationalismus, der von Sir 9 Karl R. Popper (geb , gest ) begründet wurde; darauf werden wir später zurückkommen. Zunächst sollen aber (nur sehr) kurz die Reinformen der Wege der Erkenntnis betrachtet werden, die Garanten für sicheres Wissen sein sollen. Sicheres Wissen ist solches über Welt, das nicht sinnvoll bezweifelt werden kann. Wir werden später sehen, dass man durchaus daran zweifeln kann, ob es überhaupt so etwas wie sicheres Wissen geben kann Rationalismus Die Bezeichnung Rationalismus stammt vom lateinischen Wort ratio = Verstand ab. So ist es nicht schwer, schon aus dieser Bezeichnung abzulesen, welche Quelle sicheren Wissens im Rationalismus angenommen wird. Für Rationalisten stammt also sicheres Wissen aus dem Verstand, aus dem Denken. Einer der wichtigsten Vertreter des Rationalismus war René Descartes (geb , gest ), der auch als Mathematiker wichtige Leistungen erbracht hat und durch sein kartesisches Koordinaten aus dem Mathematikunterricht bekannt ist. 10 Descartes stand vor dem Problem, das im Abschnitt Warum unser Wissen nicht sicher ist thematisiert wird: unsere Wahrnehmung kann uns trügen. Er fragte sich deshalb, ob es überhaupt etwas geben könne, 9 10 Karl Popper stammt ursprünglich aus Österreich, musste aber vor dem Nationalsozialismus flüchten. Zunächst ging er nach Neuseeland, dann nach Großbritannien. Für seine philosophischen Beiträge zur Bekämpfung totalitärer Systeme wie dem Nationalsozialismus und dem Stalinismus, vor allem mit seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, wurde ihm der Titel Sir verliehen. Ein anderer wichtiger Vertreter war Gottfried Wilhelm Leibniz (geb , gest ). Auch Leibniz ist nicht nur wegen seiner philosophischen Werke berühmt, sondern weil er wichtige Beiträge zur Mathematik geleistet hat (und nicht wegen der Kekse), z. B. hat er parallel und unabhängig von Newton die Infinitesimalrechnung (Integration und Differentiation von Funktionen) entwickelt.

30 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 29 dessen er sich sicher sein kann. Das Ergebnis seiner Überlegungen ist in den Vorrat geflügelter Worte eingegangen: cogito ergo sum = ich denke, also bin ich. Descartes war der Ansicht, dass es keinen Zweifel darüber geben kann, dass er Gedanken denkt, wenn er zweifelt. Wenn er aber denkt, so muss er existieren. Über alles, so Descartes, könne er sich täuschen, aber nicht über seine Existenz. Er glaubte nun, dass er mit dieser sicheren Erkenntnis einen Fixpunkt gefunden hätte, von dem sich jegliches weiteres Wissen herleiten ließe. Allerdings stellt sich dabei ein Problem in den Weg, denn die Außenwelt hat bisher noch keine Chance gehabt, in den Geist des Denkenden einzudringen. Nun wollen Menschen aber nicht nur Wissen über sich selbst, sondern über die Welt da draußen. Üblicherweise nimmt man an, dass wir Kenntnis von der Außenwelt über unsere Sinne erhalten, also durch Sehen, Hören, Tasten, Schmecken, Riechen etc. Nun haben aber alle Rationalisten ein Problem mit den Sinnen, weil sie der Ansicht sind, dass die Sinne uns täuschen können und damit unsere Erkenntnis der Welt nicht sicher, sondern unsicher und falsch sein könnte. Descartes wählt hier einen Ausweg, der uns vielleicht etwas befremdlich erscheint, weil der Glaube an Gott und seine Allmacht heute nicht unbedingt zum üblichen Überzeugungsrepertoire gehört außerdem erscheint dieser Rekurs auf Gott heute mehr als problematisch, denn in einer wissenschaftlichen Argumentation sollten solche Überwesen eigentlich keine Rolle spielen. Sei s drum: Zunächst musste Descartes die Existenz Gottes beweisen ein Unterfangen, dass ihm nach allgemeiner Ansicht der Philosophen nicht einmal ansatzweise gelungen ist. Gott ist für Descartes vollkommen und daher moralisch gut. Weil er das ist, will Gott uns nicht absichtlich täuschen. Mit einigen argumentativen Zwischenschritten, die auf dem Unterschied von Urteil und Einsicht aufbauen, kommt Descartes zu dem Schluss, dass in jenen Fällen, in denen wir unseren Willen und unsere Urteile im Zaum halten, tatsächlich Erkenntnis durch Sinne gewinnen können. Denn in solchen Fällen kann Gott nicht wollen, dass wir uns irren. Daher garantiert Gott letztlich, dass unsere Wahrnehmung der Außenwelt nicht falsch ist. Nun erscheint es so, als ob ja doch die Sinne Erkenntnis lieferten und damit der Rationalismus doch ein verkappter Empirismus wäre. Doch Descartes ist der Ansicht, dass nicht die Sinne selbst es sind, die jene Erkenntnis liefern, sondern erst der Verstand, der die Sinnesdaten verarbeitet. Nun könnte man dies als einen Taschenspielertrick ansehen,

31 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 30 denn Descartes scheint hier einfach eine Umdefinition des Begriffes der Wahrnehmung vorzunehmen und sie dadurch dem Denken zuzuschlagen. Wie wir sehen werden, schließen sich bspw. die modernen Konstruktivisten dieser Vorgehensweise durchaus an Empirismus Ein wichtiges Konzept der Rationalisten sind die so genannten angeborenen Ideen. Sie finden wir, in etwas anderer Form, bereits bei Platon (geb. um 427 v. Chr., gest. um 347 v. Chr.). Platon ging davon aus, dass die menschliche Seele unsterblich ist. Solange sie nicht an einen menschlichen Körper gebunden ist, hat sie teil an den Ideen. Ideen sind hier so etwas wie Idealtypen, an Beispielen aus der Mathematik bzw. Geometrie lässt sich diese Konzeption wohl am besten darstellen. Wie erkennen wir ein Dreieck? Platon würde antworten: Dadurch, dass sich unsere Seele an die Idee des Dreiecks erinnert. Die Idee des Dreiecks ist eben nicht eine konkrete Figur, die bspw. auf Papier gezeichnet oder in den Sand gemalt wird, sondern jenes Konzept dreier Strecken, die auf eine bestimmte Art und Weise angeordnet werden, so dass die Winkelsumme 180º beträgt etc. Auch konkrete Dinge erkennen wir daran, dass sie Anteil an den Ideen haben. Ein Pferd auf der Weide erkennen wir als ein solches, weil zwar auf unvollkommene Weise in ihm die Idee des Pferdes, an die sich die Seele erinnert, realisiert ist. Bei Descartes sind nun die Ideen angeboren und sie erlauben uns, bestimmte Wahrheiten unmittelbar einzusehen; Beispiele sind bestimmte logische Schlussweisen. Für Empiristen ist dieses Konzept völlig unhaltbar. Sie fragen nämlich einfach: Was wäre ein gutes Indiz dafür, dass eine Person angeborene Ideen und damit Wissen über Sachverhalte in der Welt hat? Die Antwort liefern sie gleich mit. Ein entsprechend gutes Indiz wäre, wenn Menschen, die bekanntermaßen noch nichts über die Welt gelernt haben, also Kinder im frühen Alter, in der Lage wären, dieses Wissen auch zu nutzen, bspw. durch Antworten auf entsprechende Fragen. Nun erscheint es aber ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Kind, das gerade Sprechen gelernt hat, Auskunft bspw. über den Satz vom ausgeschlossenen Dritten (ein wichtiges logisches Prinzip) geben könnte oder solche Prinzipien anwenden könnte. Für Empiristen wie John Locke (geb , gest ) ist aber ein Wissen, das von der Person, die es vermeintlich besitzt, weder angewendet noch ausgesagt werden kann und dieser Person auch

32 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 31 nicht bewusst ist, gar nicht existent. Ergo seien angeborene Ideen schlicht ein Hirngespinst der Rationalisten. Nun sind diese angeborenen Ideen aber wichtig für den Rationalismus, denn die Einsicht in die Wahrheit von Aussagen über die Wirklichkeit kommt für Rationalisten aus dem Vergleich der angeborenen Ideen mit den oben schon angeführten Sinnesdaten, die aber bereits im Verstand verortet werden. Wenn es aber keine angeborenen Ideen gibt, kann man sie auch mit nicht vergleichen. Außerdem könnte ein Empirist in etwa so argumentieren: Gedanken sind Bewusstseinsinhalte. Dies gilt für angeborene Ideen ebenso wie für jene Sinnesdaten, die ja qua Definition dem Denken zugewiesen wurden. Dann vergleichen wir jedoch Bewusstseinsinhalte mit Bewusstseinsinhalten; die Welt da draußen ist hierbei gar nicht mehr beteiligt. Also erhalten wir gar kein Wissen über die Welt. 11 Also kann der Rationalismus kein Wissen über die Welt liefern. Empiristen gehen deshalb davon aus, dass bei der Geburt unser Bewusstsein so etwas wie eine tabula rasa sei völlig leer. Erst durch Erfahrung sammeln sich darin Bewusstseinsinhalte. All unser Wissen ist also Erfahrungswissen nichts ist in unserem Bewusstsein, was nicht vorher in den Sinnen war. Durch diese Hinwendung zur Erfahrung als Quelle des Wissens und vor allem durch die Struktur der Argumentation sind die britischen Empiristen (George Berkeley (geb , gest ), John Locke, David Hume (geb , gest )), vor allem Locke, auch Begründer der empirisch ausgerichteten Psychologie. Denn sie erachten die Frage nach der Quelle unseres Wissens oder jener nach der Existenz angeborener Ideen nicht mehr als eine Frage, die durch den Rekurs auf metaphysische Prinzipien zu beantworten sei, sondern als eine empirische Frage, die im Prinzip durch Experimente oder Beobachtungen zu beantworten ist. Die Wissenschaft, die heute so etwas untersucht, ist eben die Psychologie. Doch auch die Empiristen müssen sich eingestehen, dass unser Wissen über die Welt, auch wenn es aus der Erfahrung kommt, nicht sicher ist. Zum einen können uns die Sinne täuschen, darauf wird gleich noch genauer eingegangen. Zum anderen aber konnte David Hume aufzeigen, dass ein extrem wichtiges Prinzip, mit dem wir die Welt ordnen, nicht aus der Erfahrung gewonnen werden kann. Dieses Prinzip ist der kausale Zu- 11 Beachten Sie die Ähnlichkeit der Argumentation gegen die Korrespondenztheorie der Wahrheit.

33 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 32 sammenhang aus Ursache und Wirkung. Ein Beispiel aus der Welt der Ökonomie mag dies deutlich machen. Der Aktienbroker Homer Simpson 12 hat folgende Theorie: Immer wenn die US-amerikanische Notenbank die Leitzinsen senkt, steigen die Aktienkurse. Gewonnen hat er diese Theorie durch Erfahrung, denn er hat die Kursentwicklung des Dow-Jones-Index seit seiner Tätigkeit an der Börse genau beobachtet und in Relation zum Leitzins gesetzt. Homer nimmt also an, dass die Leitzinssenkung die Ursache für die Kurssteigerung des Dow-Jones-Index ist und er geht davon aus, dass dieser Zusammenhang deterministisch ist. Das heißt: immer wenn Ursache U (nämlich Leitzinssenkung), dann Wirkung W (Kurse gehen nach oben). 13 Eines Tages wird wieder einmal angekündigt, dass der Leitzins gesenkt werden wird. In Erwartung danach steigender Kurse setzt Homer sein gesamtes Vermögen und jenes seiner Kunden auf diese Chance und kauft Aktien aus dem Dow-Jones-Index und verliert alles, weil die Kurse danach sinken und nicht steigen. War es rational, aufgrund der Erfahrung aus der Vergangenheit so zu handeln? Hume würde mit nein antworten. Da er nicht an angeborene Ideen glaubt, muss das Kausalprinzip aus der Erfahrung stammen. Doch Menschen und ihre Fähigkeit zu beobachten sind endlich; unser Erfahrungsschatz ist begrenzt. Es ist irrational zu glauben, dass die Kurse sich immer so verhalten werden, wie sie das in der Vergangenheit taten, weil wir nicht die gesamte Vergangenheit kennen. Ebenso irrational, so Hume, ist es aus der endlichen Zahl der Abfolge von Typen von Ereignissen zu schließen, dass der eine Typ die Ursache des anderen Typs ist, weil wir wiederum nur endliche viele Beispiele kennen. Dieses Problem wird uns bei der Diskussion der Induktion wieder entgegentreten Warum unser Wissen nicht sicher ist Ein Beispiel für logische Erwägungen, die den philosophisch denkenden antiken Menschen in den Wahnsinn oder zumindest in den Skeptizismus also die Haltung, dass alle menschliche Erkenntnis unsicher ist treiben konnten, sind Antinomien. Hier einige Beispiele: Alle Kreter lügen (geäußert von einem Kreter) Da Homer in der Sendung Die Simpsons schon eine ganze Menge Berufe ausprobiert hat, könnte er es ja in Zukunft auch mal als Aktienbroker versuchen. Vergleichen Sie dies mit der deduktiv-nomologischen Erklärung.

34 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 33 Ich lüge immer. Ich lüge jetzt. Eigentlich sehen diese Aussagen recht harmlos aus, doch stecken sie voll logischem Sprengstoff. Sie haben im Grunde immer denselben Aufbau, der sich an jedem Beispielsatz deutlich machen lässt. Betrachten wir deshalb den zweiten Satz, Ich lüge immer. Ein Satz kann entweder wahr oder falsch sein, eine dritte Möglichkeit gibt es nicht bzw. wird nicht zugelassen (tertium non datur). Also ist der Satz Ich lüge immer entweder wahr oder falsch. Lügen soll heißen, nicht die Wahrheit zu sagen. Wenn der Satz wahr ist, lüge ich immer. D. h., jeder Satz, den ich äußere, ist eine Lüge, ist also nicht wahr. Das aber widerspricht der Annahme, dass der Satz wahr ist. Wenn der Satz falsch ist, lüge ich nicht immer. D. h., nicht jeder Satz, den ich äußere, ist eine Lüge. Dann könnte dieser aber Satz wahr sein, was uns zur vorherigen Problematik zurückwirft. Ähnlich sieht es mit dem Satz Alle Kreter lügen aus, gesetzt den Fall, dass dieser von einem Kreter geäußert wird. Ist der Satz wahr, verhält sich also der tatsächliche Kreter wie alle Kreter, dann lügt er in diesem Augenblick. Das widerspricht der Annahme, dass der Satz wahr ist. Ist der Satz falsch, sagt der Kreter nicht die Wahrheit. Damit bestätigt er aber die Aussage des Satzes, dass alle Kreter lügen. Betrachten wir den Satz Ich lüge jetzt, dann lässt uns auch dieser Satz verzweifeln. Ist der Satz wahr, lüge ich jetzt also, dann muss der Satz falsch sein. Ist der Satz falsch, dann sage ich jetzt nicht die Wahrheit. Also lüge ich und der Satz ist wahr. Auf jeden Fall war es für unsere philosophischen Freunde der Antike ein großes Problem, dass es Sätze gibt, die sich selbst widersprechen und so kein vernünftiger logischer Schluss möglich ist. Das Problem bestand darin, dass sich in der Antike der Gedanke der Erkenntnis aus Beobachtung so recht nicht durchsetzen konnte. Philosophen jener Zeit waren Rationalisten, wahre Erkenntnis kam für sie aus der Vernunft. Und dann so etwas: Wo sollte das nur hinführen? Der Grund, warum unsere antiken Helden auf die Vernunft setzten und nicht auf die Beobachtung und damit auf die Sinne, liegt darin,

35 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 34 dass ihnen bewusst war, dass eben diese Sinne täuschen können. Ein Beispiel ist der im Wasser gekrümmte Stab. Wasseroberfläche Scheinbarer Knick Ein Stab oder Ruder, eingetaucht in Wasser, scheint einen Knick zu haben. Aber ziehen wir den Stab wieder aus dem Wasser, so ist kein Knick festzustellen, ebenso dann nicht, wenn wir den Stab im Wasser lassen, aber dafür mit den Finger an ihm entlang fahren. In diesem Fall melden unsere Sinne unterschiedliche Erfahrungen. Nun stellt sich natürlich sofort die Frage, welchem Sinn wir Priorität einräumen und mit welchen rationalen Gründen wir dies tun wollen. Doch wir werden keine guten Gründe finden, um einen Sinn mehr Glaubwürdigkeit als den anderen zuzusprechen Heute kennen wir eine Reihe von Sinnestäuschungen, die sich nicht einmal durch physikalische Effekte wie der Brechung des Lichts an der Oberfläche des Wassers erklärt werden können. Hier drei Beispiele:

36 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Obwohl die senkrechten Linien gleich lang sind, erscheinen sie uns doch unterschiedlich lang. Die psychologische Hypothese ist, dass unser Sehapparat die Linien perspektivisch auffasst. Die linke Seite wäre dann die Skizze zweier nach hinten zusammenlaufender Wände, die rechte Seite die Skizze zweier nach vorne zusammenlaufender Wände. Automatisch wird die linke Seite als weiter entfernt interpretiert und damit muss sie dann im dreidimensionalen Raum eigentlich höher sein. 2. Obwohl die langen Strecken parallel zueinander laufen, scheinen sie von links nach rechts zusammenzulaufen. 3. An den Kreuzungspunkten der weißen Streifen zwischen den schwarzen Quadraten scheinen hellgraue Punkte oder Quadrate zu sein. Alle drei Beispiele zeigen, dass wir unseren Augen oftmals nicht trauen können; dass der Schein anders ist als das Sein. Viele der Grafiken, die Maurits Cornelis Escher (M. C. Escher, geb , gest ) im Laufe seines Lebens erstellte, entführen uns in Welten, die auf eine seltsame Art und Weise völlig widersprüchlich sind und doch manchmal irgendwie zu stimmen scheinen (das nächste Bild: Wasserfall, Oktober 1961, Lithographie). Obwohl die antiken Menschen weder etwas von M. C. Eschers Werk wussten, noch überliefert ist, dass ihnen die gezeigten Sinnestäuschungen bekannt waren, wussten sie, dass die Sinne keine verlässlichen Lieferanten für sichere Erkenntnis waren. Doch auch der Verstand und die Vernunft können seltsame Ergebnisse liefern, wie bereits an den Antinomien gezeigt wurde. Doch in der Antike waren auch andere Überlegungen bekannt, dass zumindest die Sinne keine guten Lieferanten für Erkenntnis sind. Zu nennen sind hier bspw. die zenonischen (Zenon von Elea, geb. um 490/485 v. Chr., gest. um 445/440 v. Chr.) Paradoxien. Die bekannteste von ihnen ist festgehalten in der Geschichte von Achilles und der Schildkröte: Achilles, der schnellste Läufer der griechischen Antike, veranstaltet mit der Schildkröte ein Wettrennen. Dabei bekommt die Schildkröte einen angemessenen Vorsprung, z. B. zehn Meter, denn schließlich ist sie ja weitaus langsamer als Achilles; um genau zu sein ist Achilles zehnmal so schnell. Die Kontrahenten nehmen Aufstellung, das Kommando zum Start ertönt, das Rennen beginnt. In der Zeit, in der Achilles zehn Meter läuft, ü-

37 Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 36 berwindet die Schildkröte gerade einmal einen Meter. Wenn also Achilles den Vorsprung der Kröte von zehn Metern einholt, hat diese einen Meter zurückgelegt. Gleich also sollte das Rennen seinen erwarteten Lauf zeigen. Doch es kommt anders. Denn als Achilles den verbleibenden Vorsprung von einem Meter gelaufen ist, hat die

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