Vorlesung Gender Law. FS 2013 III. Differenz. Prof. Dr. iur. Michelle Cottier MA Juristische Fakultät / Zentrum Gender Studies Universität Basel
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1 Vorlesung Gender Law FS 2013 III. Differenz Prof. Dr. iur. Michelle Cottier MA Juristische Fakultät / Zentrum Gender Studies Universität Basel
2 Recht und Gleichheit in der Kritik Differenz und Gleichheit: die Debatte Ausgangspunkt: Janusköpfigkeit von auf den ersten Blick frauenfreundlichen Reformen (Stärkle) Könnte das Problem im Gleichheitsbegriff selbst liegen? Ist das Recht männlich? Reaktion: Entwicklung alternativer Konzepte jenseits der Gleichheit: relationaler Ansatz und Differenzfeminismus Gender Law FS
3 Recht und Gleichheit in der Kritik Recht als männlich verstanden Orientierung des Rechts an Männlichkeit als Norm? Beispiel Sozialversicherungsrecht: Der Normalarbeitnehmer als Orientierung für Regelungen, mangelnde Anerkennung von Hausarbeit Beispiel Strafrecht: Tötung des gewalttätigen Partners durch eine Frau von hinten wird als heimtückisch und damit als Mord qualifiziert Gender Law FS
4 Recht und Gleichheit in der Kritik Männlich gedachtes Rechtssubjekt Autonomie = Selbstgesetzgebung, i.s.v. freiwillige Unterwerfung unter das (selbst)gegebene Gesetz (Maihofer) Ist das Rechtssubjekt neutral? Bei genauerer Untersuchung entpuppt sich das Subjekt als ein Mann, heterosexuell, im Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte, spezifisch rational, nämlich zweckorientiert und nutzenmaximierend denkend, eher ungebunden als verpflichtet, jedenfalls mit natürlichem Egoismus" ausgestattet, und zumindest im kontinentalen Europa immer noch tendenziell ein Christ. (Baer) Gender Law FS
5 Fragen zur Lektüre S Wie könnte im Anschluss an die Aussagen von Emmenegger eine relational-feministische Beurteilung des Falls aussehen, der BGE 116 II 519 zugrundeliegt? Gender Law FS
6 Differenzfeministische Neudefinitionen Weibliche Moral Stufen der Moralentwicklung nach Kohlberg Präkonventionelle Moral Stufe 1: Orientierung an Gehorsam und Strafe Stufe 2: Instrumentell-relativistische Orientierung Konventionelle Moral Stufe 3: Moral der guten Beziehung ( good-boy morality ) Stufe 4: Orientierung an Gesetz und Ordnung Postkonventionelle Moral Stufe 5: legalistische Sozialvertrags-Orientierung Stufe 6: Orientierung an universellen ethischen Prinzipien Gender Law FS
7 Fragen zur Lektüre S Welche Kritik formuliert Carol Gilligan am Stufenmodell der Moralentwicklung nach Lawrence Kohlberg? Was versteht Gilligan unter dem Begriff «Fürsorgemoral»? Gender Law FS
8 Differenzfeministische Neudefinitionen Die zwei Typen von Moral nach Carol Gilligan Ethics of Care (Fürsorgemoral) Orientierung an der Fürsorge und Verantwortung für andere relationale Moral Kontextsensitives und flexibles Handeln Situative und folgenorientierte Konfliktlösung Ethics of Justice (Gerechtigkeitsmoral) Orientierung an abstrakten Gerechtigkeitskriterien rationalistische Moral Wahrung von Rechten, Erfüllung von Pflichten Exaktes und rigides Handeln Gender Law FS
9 Differenzfeministische Neudefinitionen Kontroverse um das weibliche Rechtsbewusstsein Rüdiger Lautmann: These vom negativen Rechtsbewusstsein der Frauen Ute Gerhard: These der Unrechtserfahrungen der Frauen Gender Law FS
10 Differenzfeministische Neudefinitionen Irigarays Forderung nach geschlechtsdifferenzierten Rechten Luce Irigaray: These der Schädlichkeit der Gleichheitsstrategie: Notwendigkeit geschlechtsdifferenzierter Rechte. Ziel: Umbau der gesamten Gesellschaftsordnung Nicola Lacey über Irigaray: Problematik der der Bestätigung von Stereotypen von Weiblichkeit Chance: Veränderung der Struktur von Rechten Gender Law FS
11 Differenzfeministische Neudefinitionen Das skandinavische Frauenrecht Problem: Orientierung des Gleichstellungsrechts am Erwerbsarbeitsstaat, Belohnung der Anpassung an männliche Norm Frauenrecht ist dagegen in seiner Systematik an weiblicher Erfahrung orientiert: Geburtenrecht Hausfrauenrecht Geldrecht Recht der bezahlten Arbeit Gender Law FS
12 Fragen zur Lektüre S Was meint Tove Stang Dahl mit dem Satz Gleichstellung favorisiert in der Regel Männlichkeit? Erläutern Sie diese Aussage anhand des Beispiels des Schweizer Gleichstellungsgesetzes. Gender Law FS
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