1 Lehren und Lernen Grundpositionen Realisierungen dieser Grundpositionen Weitere Details
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- Hansl Böhm
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1 1 Lehren und Lernen Grundpositionen Realisierungen dieser Grundpositionen Weitere Details 1
2 Grundpositionen Gegenstandszentrierte Lernumgebungen Unterrichten im Sinn von Anleiten, Darbieten, Erklären Primat der Instruktion Lernen als vorrangig rezeptiver Prozess des Lernenden Wie muss Unterricht geplant, organisiert und gesteuert werden, damit Lernende die präsentierten Wissensinhalte in ihrer Systematik verstehen, sich die Inhalte entsprechend aneignen und vorher festgelegte Lehr- Lernziele erreichen? 2
3 Grundpositionen Situierte Lernumgebungen Lernen als konstruktive Aktivität mit Kontextbezug Aktive Position des Lernenden Primat der Konstruktion Unterrichten als Unterstützen, Anregen, Beraten Wissen ist keine Kopie der Wirklichkeit, sondern eine individuelle Konstruktion von Personen 3
4 Grundpositionen Situierte Lernumgebungen Denken und Handeln von Individuen lässt sich nur im Kontext verstehen. Lernen ist situiert/situationsspezifisch. Wissen wird durch das lernende Individuum konstruiert. Gesellschaftliches Wissen wird von den Mitgliedern im Rahmen (sozialer) Interaktionen konstruiert. 4
5 Orientierungsrahmen für Lehr-Lernszenarien situiert Lernen als aktive Konstruktion und Kommunikation von Wissen Unterrichten als Unterstützen, Anregen, Beraten Fokus: Aushandeln von Bedeutung authentischer Probleme durch Kommunikation und Kooperation Medien werden von den Lernenden konstruiert und erzeugt gegenstandszentriert Lernen als Rezipieren vorstrukturierten Wissens Lehren als Anleiten, Darbieten, Erklären Fokus: Planung, Organisation und Steuerung des Unterrichts, damit die Lernenden die Lernziele erreichen vorgegebene Medien werden von den Lernenden bearbeitet 5
6 Modellklassen des Lehrens Verhaltensorientiert Skinner Gagne Primat der Instruktion, Verhaltenskontrolle Lehrzielanalyse Sequenzierung der Inhalte Leistungsrückmeld. Kognitiv Gagne Ausubel Kognitiv-konstruktiv. Piaget Bruner Aebli Sozio-konstruktiv. Wygotski Primat der Kognition, Veränderung kognitiver Strukturen Primat der Konstruktion, Problemlösen Entdeckend. Lernen Primat der Konstruktion Aushandeln von Bedeutung Anleiten, Darbieten und Erklären Lernstrategien Problemsituationen und Werkzeuge bereit stellen, Unterstütz., berat. Kooperative Settings Authentische Problem- Situationen 6
7 Konkrete Umsetzungen der Grundpositionen 1.Instruktionsdesign Programmierte Unterweisung Elaborationstheorie Prinpiples of Instruction 2.Situiertes Lernen Charakteristische Merkmale 3.Konvergenzen 7
8 1) Instruktionsdesign Programmierte Unterweisung Antwort zu 16: Ebene durch A, B, C und D (Bodenfläche) Aufgabenlösung Bildinformation In der Skizze sind 4 Ebenen durch die Punkte B, P und C angedeutet. Gezeichnet sind nur Rechtecke. Die Ebenen gehen natürlich darüber hinaus. Wenn wir eine Ebene bezeichnen wollen, müssen wir also mindestens 3 Punkte, die nicht alle auf einer gemeinsamen Geraden liegen, angeben. Wir können natürlich sicherheitshalber noch einen 4. Punkt dazuschreiben. Ebenso wie bei Gerade und Strecke wollen wir jetzt festsetzen: ABC oder ABCD soll die Ebene bezeichnen, ABC bzw. ABCD dagegen die begrenzte Figur, d.h. das Dreieck ABC bzw. das Viereck ABCD. Auf die Reihenfolge der Buchstaben kommt es nicht an. Aufgabe: Nenne noch einen Punkt der Ebene HBD! Textinformation neue Aufgabe 8
9 Programmierte Unterweisung Lernmechanismus Gesetz des Effekts Konsequenzen bestimmen das Verhalten Gestaltungskriterien direkte, unmittelbare Rückmeldung möglichst viel positive Konsequenzen Folge: kleine Lernschritte Folge: leichte Aufgaben Probleme leichte Aufgaben stellen keinen Anreiz dar wenig Transfer auf andere Aufgaben: Erwerb von skills, wenig Verstehen Fehler werden zu wenig thematisiert 9
10 Elaborationstheorie der Instruktion Reigeluth (1999) Inhaltsstrukturen Begriffe Prinzipien Prozeduren Verstehensvoraussetzungen Vom Einfachen zum Komplexen Strategie-Aktivatoren Explizite/implizite Aufforderungen Selbststeuerungsmöglichkeiten Wahlmöglichkeiten bzgl. Inhalt, Sequenzierung, Lerngeschwindigkeit Summarizer Synthesizer Bezüge, Querverbindungen 10
11 First Principles of Instruction M. David Merrill, ETR&D, 50, 3, 2002, Do design theories and models have fundamental underlying principles in common? Welche charakteristischen Eigenschaften zeichnen diese Prinzipien aus? 1. Ihre Berücksichtigung fördert den Lernprozess. 2. Sie können in verschiedensten Lernumgebungen angewandt werden. 3. Sie orientieren sich eher an einer aktiven Wissenskonstruktion als an einem rezeptiven Lernen. 11
12 First Principles General 1. Learning is promoted when learners are engaged in solving real-world problems 2. when existing knowledge is activated as a foundation for new knowledge 3. when new knowledge is demonstrated to the learner 4. when new knowledge is applied by the learner 5. when new knowledge is integrated into the learner s world 12
13 Principle 1: Problem-centered Learning is promoted when learners are engaged in solving real-world problems Bearbeiten einer kompletten Aufgabenstellung z.b. cognitive apprenticeship ausgearbeitete Beispiele Nicht:.das verstehen Sie erst später Instruktionsgestaltung - Granularität Worin besteht das Problem In welche Teilaufgaben lässt sich das Problems zerlegen Welche Operatorenfolgen umfasst eine Teilaufgabe Was sind die einzelnen Operatoren Vorgehensweise zunehmender Komplexitätsgrad 13
14 Principle 2: Activation Phase when existing knowledge is activated as a foundation for new knowledge Möglichkeiten der Vorwissensaktivierung Vorwissen Advanced Organizers Aktivierung des Lernprozesses Leitfragen Elaboration Gedächtnisstrategien Nicht: motivierende Bilder, etc. Strukturierung des Lernprozesses Concept mapping Hypothesenbildung Einsatz mentaler Modelle 14
15 Principle 3: Demonstration when new knowledge is demonstrated to the learner Konsistenz der Demonstration mit den Lernzielen Beispiele-Gegenbeispiele Demonstration von Abläufen Visualisierung von Prozessabläufen Modellierung von Verhalten Learner guidance Aufmerksamkeitslenkung auf relevante Information Multiple Präsentation des Sachverhalts Vergleich verschiedener Demonstrationen Medien Inhaltlich relevant Konkurrierende Informationen vermeiden 15
16 Principle 4: Application when learners are required to use their knoweldge to solve problems Fragestellungen bearbeiten, um die Anwendung zu fördern Welches Wissen habe ich schon jetzt zur Problemlösung? Welche Fertigkeiten? Für welche neuen Probleme könnte meine Kompetenz nützlich sein? Was wird passieren, wenn Warum tritt die erwartete/zu erwartende Wirkung nicht ein Konsistenz der Anwendungen mit den Lernzielen Coaching zunehmend reduzieren Scaffolding, fading Fehlerkultur Lernen aus Fehlern: Fehler diagnostizieren und Fehler korrigieren 16
17 Theory of Teaching Klauer (1985) Is learner motivated? + - Provide motivation via interesting problems, attractive activities, contradictions stimulating objectives & atmosphere Has learner the information needed? + - Provide readiness for information via directing attentions, giving advance organizers, activating/supplying necessary preinfomation, etc. Provide information via guided discovery, materials/peers, teacher. Has learner understood everything? + - Make implicitly given information explicit (interconnections, relationships, prerequisities, presuppositions, consequences, etc.) Provide structuring information via analyzing into smaller units, synthesizing into larger units. Can learner remember information? + Can learner transfer information? + END - - Provide linkages between old and new information (via relating, comparing, integrating, etc.) Provide scanning of common and different features/relationships when comparing with similar objects, when applying a principle. Provide rehearsal, practice. 17
18 Theory of Teaching Klauer (1985) Motivation Information Informationsverarbeitung Speichern und Abruf Motivation während des gesamten Prozesses aufrecht erhalten, ARCS-Modell Selbstwirksamkeit (Bandura) Advanced organizer, Ausubel Zielangaben, Wer soll informieren? Informationsdesign, Sequenzierung elaborative Prozesse: Vergl. & Kontrastieren Fragen stellen reduktive Prozesse: Strukturierung Lernstrategien, mastery learning, Notizen, Strukturierungshilfen Transfer Transfer lehren 18
19 Lehrergesteuerter Unterricht Rosenshine & Stevens (1986) Abfolge von 6 Sequenzen: Rückblick und Prüfung von Lernvoraussetzungen Darstellende Stoffvermittlung Angeleitetes Üben Lernüberwachung und Rückmeldung Selbständiges Üben Rückblick und Lernerfolgskontrolle 19
20 Basiskomponenten für Lehrtheorien Glaser & Bassock Lehrziele als Sollzustand definieren 2. Eingangsvoraussetzungen als Istzustand diagnostizieren 3. Lernprozess als Übergang vom Ist- in den Sollzustand erklären 4. die Bedingungen spezifizieren, die den Übergang erleichtern 5. die Wirkung nach Abschluss eines Lehrgangs erfassen 20
21 2) Situiertes Lernen Charakteristische Merkmale Lerner konstruieren sich aktiv die Welt an authentischen Lernaufgaben Transfer spielt keine bedeutende Rolle Lernsituationen sind soziale Situationen Wissen ist sozialer Natur Wissen ist ein Werkzeug 21
22 Kooperative Methoden Lehrformen, bei denen zwei oder mehrere Personen zusammenarbeiten, um sich gegenseitig zu unterstützen Organisationsformen Peer tutoring: leistungsstarker Lerner unterstützt einen leistungsschwächeren Lerner Collaborative learning: gemeinsames Arbeiten an einer neuen Aufgabe Cooperative learning: Bildung von Lerngruppen mit spezifischen Aufgaben; Gruppenergebnis setzt sich aus individuellen Einzelbeiträgen zusammen 22
23 Kooperative Methoden Wirkfaktoren ( Johnson & Johnson 1994) 1. Positive Interdependenz ( Alle sitzen in einem Boot ) 2. Individuelle Verantwortlichkeit (Trittbrettfahrer) 3. Förderliche Interaktionen (nicht bloße Aufgabenteilung) 4. Kooperative Arbeitstechniken (Kognitionen teilen) 5. Reflexive Prozesse (Fokussieren und Komment. der Lernproz.) Müssen dauerhaft implementiert sein, um gute Ergebnisse zu bringen! 23
24 Gruppenpuzzle Einführungsphase Erarbeitungsphase Vermittlungsphase Evaluationsphase 24
25 3) Konvergenzen Anderson, Greeno, Reder & Simon, 2000 Sowohl individuelle als auch soziale Aspekte der Handlung sind für das Lernen bedeutsam Lernen kann allgemein sein, Abstraktionen können wirksam sein Situative wie gegenstandszentrierte Zugänge können verschiedene Aspekte der Lernprozesse beleuchten Innovationen im Bildungsbereich sollten auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnis stattfinden und mit wissenschaftlichen Methoden analysiert werden 25
26 Pro und Kontra Wissen ist niemals vollständig situiert Situiertes Lernen ist nicht immer erfolgreich Abstraktes Wissen bietet auch Anwendungsvorteile Kooperatives Lernen hat auch negative Effekte Globale vor lokaler Fähigkeit gilt nicht immer 26
27 Problemorientierte Methoden Lernprozesse müssen in das Lösen bedeutungshaltiger, authentischer Probleme eingebettet werden. Wissenserwerb unter Anwendungsgesichtspunkten Enkulturation (Mandl): Zusätzlicher Erwerb von Denkmustern, Expertenkniffen, Überzeugungssystemen typische Vertreter anchored instruction cognitive flexibility cognitive apprenticeship 27
28 Anchored Instruction Cognition and Technology Group at Vanderbilt: The adventures of Jasper Woodbury jasper/jasperhome.html Problem: Träges Wissen durch fehlende Anwendung beim Erwerb Lösung: Verankerung in authentischen Problemsituationen Gestaltungsprinzipien für Anker: narratives Format generatives Format Einbettung Problemkomplexität Ähnlichkeit Integration 28
29 Cognitive Flexibility Jacobson & Spiro (1992) Vermeidung von Übervereinfachung, realen Komplexitäten und Irregularitäten Falldarstellungen Landscape Criss-Crossing: Konzept wird zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Kontexten unter veränderter Zielsetzung und aus verschiedenen Perspektiven bearbeitet. 29
30 Cognitive Apprenticeship Collins, Brown & Newman (1989) Anlehnung an Handwerkslehre: authentische Aktivitäten mit äußerer Anleitung Lernumgebung wird zunehmend komplexer und unterschiedlicher Methoden Modelling: Vormachen - Nachahmen Coaching: Unterstützung Scaffolding: Orientierungsgrundlage Fading: Zurücknahme der Unterstützung Articulation: Verbalsierung Reflection: Vergleich, Nachdenken Exploration: neue Situationen, neue Probleme 30
31 Neuere Lehr-Lernmodelle Anchored Instruction Interesse erzeugen; Probleme eigenständig identifizieren definieren lösen Bransford et al. (1991) Cognition and Technology Group at Vanderbilt Cognitive Flexibility das selbe Konzept wird zu verschiedenen Zeitpunkten in verschiedenen Kontexten unter veränderten Zielsetzungen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet Jacobson & Spiro (1992) Cognitive Apprenticeship Einführung in eine Expertenkultur durch authentische Aktivitäten soziale Interaktionen verschiedene Grade und Qualitäten der äußeren Anleitung Brown, Collins & Duguid (1989) 31
32 Projektinhalt und Projektziel A web-based tourist guide for London Lernziele Media literacy Kooperation und Selbstregulation Fremdsprachenerwerb Ablauf 5 Unterrichtseinheiten a 90 Minuten während 3 Wochen Unit 1: Ziel, Zeitplan, Werkzeuggebrauch, Vorbereitung der Gruppen und der Gruppenarbeit Unit 2: Konstruktion prototypischer Medien in Kleingruppen unter Nutzung von Quellen, Reflektion des Ergebnisses Unit 3: Präsentation und Diskussion des Prototypen in der Klasse, Überarbeitung des Prototypen Unit 4: Vorbereitung der Präsentation der endgültigen Version Unit 5: Abschlusspräsentation des tourist guide, Indiv. Bearbeitung des Superquiz Akteure 25 SchülerInnen einer 7. Klasse Gymnasium Durchführung im Rahmen einer 2. Staatsexamensarbeit, 32
33 Typischer Ablauf Fahrplan, Inhalt, Technik Plenum Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 lesen, bewerten, kommentieren Kommentar Präsentation Kommentar Plenum Modifikation Zusammenfügen der Teilergebnisse Gruppenarbeit Einzelarbeit Gruppenarbeit Einzelarbeit Zeit Qualitätskontrolle: Struktur und Funktion Plenum 33
34 TEE - The Electronic Exercise: Bedienoberfläche 34
35 Arbeitsschritte zur Erstellung einer Lernumgebung enter & organize htm-files Comment Antecedent Exercises compile with TEE-maschine 35
36 Instruktion und Quellen 36
37 Instruktion und Lernaufgabe 37
38 Ergebnis der Unterrichtseinheit 38
39 Fazit : Evaluation aus Sicht der Lehrerin Vorbereitung des Projekts Der Einsatz digitaler Medien und entsprechender Werkzeuge erzwingt eine klare Lernzieldefinition und Unterrichtsvorbereitung erleichtert die Visualisierung verschiedener Inhalte ermöglicht die Integration unterschiedlicher Medien Umsetzung Der Einsatz digitaler Medien und entsprechender Werkzeuge fördert selbstreguliertes Lernen und Lernmotivation ermöglicht den SchülerInnen den Vergleich ihrer Ergebnisse schuf mir Zeit für die individuelle Schülerbetreuung verlangte mir viel Zeit für die Dokumentation der Schülerleistungen ab Bewertung des Ergebnisses Das erarbeitete Material kann in anderen Klassen sehr gut nachgenutzt werden Die Bewertung der Schülerbeiträge ist schwierig Das Werkzeug ist leicht handhabbar 39
40 Unterrichtsqualität Merkmale leistungsförderlichen Unterrichts (Helmke, 1988; Helmke & Weinert, 1997) effiziente Klassenführung ausgeprägte Lehrstofforientierung Klarheit und Strukturiertheit des Unterrichts Adaptivität passende Lehr-Lernformen, z.b. Kleingruppen Variation der Schwierigkeit der Anforderungen Dosierung der Anforderungen Förderungsorientierung Tempofaktor diagnostische Kompetenz der Lehrpersonen Engagement der Lehrpersonen 40
41 Modell des Lehrerhandelns (nach Hofer, 1986) naive Theorien Zieldimensionen Ist-Lage Wahrnehmung Attribution Bedeutungsbeimessung Situations- Folge- Erwartung Soll-Lage Wird- Soll- Vergleich Handlungsentwürfe Handlungs- Ergebnis- Erwartung falls Übereinstimmung Handlungs- Aufwand- Erwartung Auswahl des Entwurfs mit der positivsten Bilanz Kein Eingriff Schülerverhalten Lehrerreaktion 41
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