Was bewegt die Kinder- und Jugendhilfe?
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- Hedwig Kohler
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1 Was bewegt die Kinder- und Jugendhilfe? Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie Fachtag des LWL am in Münster Christian Schrapper
2 meine Fragen (1) Was sind Ziele und Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe? (2) Was sind derzeit zentrale Themen der Kinder- und Jugendhilfe? (3) Was kann die Kinder- und Jugendhilfe für eine produktive Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie leisten? (4)... und was dazu von der Kinder- und Jugendpsychiatrie erwarten?
3 (1) Ziele und Aufgaben der KJH Recht des Kindes auf Entwicklung und Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit Kinder sind Menschen in Entwicklung Kinder sind existentiell auf Versorgung und Erziehung durch Erwachsene angewiesen Eltern haben hierfür das natürliche Recht und die ihnen zuvörderst obliegende Pflicht über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft und muss die Grundrechte von Kindern und Eltern wahren
4 Kind UN-Kinderrechte Grundrechte auf Würde und Entwicklung Grundrecht auf Eltern Recht auf Entwicklung und Erziehung Recht auf Schutz vor Gefährdung Eltern Grundrecht auf Würde und Entwicklung Grundrecht auf Schutz der Familie Elternrecht und Elternpflicht Ansprüche auf Leistungen Staatliche Gemeinschaft Pflicht zur Wachsamkeit Pflicht zum Schutz Pflicht zur Unterstützung
5 Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe (1) junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen, (2) Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen, (3) Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen, (4) dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen = Bedingungen schaffen, damit Eltern ihre Pflichten erfüllen können und Kinder zu ihren Rechten kommen = Kinder und Eltern sind selbst zentrale Akteure, nicht nur Adressaten oder Klienten
6 zwei traditionsreiche Auffassungen und Zugänge (1) Hilfe in der Not = Ersatz für teilweise oder ganz ausfallende Sorge und Erziehung der Eltern = Für-Sorge-Erziehung (2) nicht wesentlich Nothilfe, sondern eine notwendige gesellschaftliche Mehrleistung (Gertrud Bäumer 1930) = Infrastruktur für ein Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung (11. KJB, 2002)
7 aktuelle Aufgaben- und Mittelverteilung Ausgaben NRW 2015 ges, 8, 5 Millarden Rest HzE Kita 1,4 2,5 4,6 mehr als 2/3 für Infrastruktur Rest =Jugendarbeit, Familienbildung, Jugendsozialarbeit, Erziehungs- Beratung etc.
8 Abbildung 12: Ausgaben der öffentlichen Hand für die Kinder- und Jugendhilfe in NRW nach Art der Ausgaben 1992 bis 2014 (Index; 1992 = 0) Indexentwicklung Ausgaben der öffentlichen Hand für die Kinder- und Jugendhilfe in NRW nach Art der Ausgaben 1992 bis 2014 (1992 = 0; reale Ausgaben mit BiP-Deflator; KJH-Statistik) Ausgaben Land+Kommune nominal Ausgaben Land+Kommune real Ausgaben Kita Land+Kommunenominal Ausgaben Kita Land+Kommune real 0 Quelle: Statistisches Bundesamt: Ausgaben und Einnahmen der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe 1992 bis 2014; Wiesbaden vers ch. Jahrgänge; eigene Berechnungen
9 selbst bei HzE 2/3 Anregung aus Familie und Regeleinrichtungen
10 zu (1) Ziele und Aufgaben: zentrale Botschaften Kinder- und Jugendhilfe soll und will für alle Kinder und Familien da sein und vor allem Bedingungen für ein gelingendes Aufwachsen gestalten Kinder- und Jugendhilfe ist auch für die gefährdeten, besonders belasteten und schwierigen da, immer mit dem Blick auf Re-Integration in die Normalitäten des Aufwachsens Kinder und Jugendhilfe ist dazu kommunal, korporatistisch und subsidiär aufgestellt d.h. es gibt keine Anweisungshierarchie Kinder- und Jugendhilfe kostet die Städte und Kreise viel und zunehmend mehr Geld
11 Die Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe IV. Krisenintervention Kinderschutz, Inobhutnahme, JGH, FGH 2 III. Begleitung und Hilfe in Einzelfällen Hilfen zur Erziehung 1 II. Beratung, Entlastung, Unterstützung Jugendschutz, Jugendsozialarbeit Erziehungsberatung I. Infrastruktur für Bildung und Erziehung Kindergarten, Jugendarbeit, Familienbildung Lebenswelten und Lebensbedingungen Wohnen, Arbeit, Bildung/Schule, Kultur, Gesundheit, Freizeit
12 28. Hilfe und Unterstützung für junge cgeflü ht et e 28.1 Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Jugendhilfe 28.2 Minderjährige c Geflü (2) ht Zentrale ete in Nordrhein-Westfalen Themen D. HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE KINDER- UND JUGENDHILFE IN NRW 1. Vom Kind und Jugendlichen her denken 2. Rechte von Kindern und Jugendlichen konsequent stärken 3. Sich ausdifferenzierende Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen durch veränderte Angebote gestalten 4. Kinder- und Jugendpolitik stärker präventiv ausrichten 5. Angebote der Kinder- und Jugendhilfe inklusiv gestalten 6. Zum Umgang mit digitalen Medien befähigen 7. Frühe Bildung weiterentwickeln 8. Kinder- und Jugendarbeit stärken 9. Jugendliche und junge Erwachsene c stärken und beteiligen 10. Geflüht et e, zugewanderte Kinder und Jugendliche integrieren 11. Ganztag und Bildungslandschaften mit der Jugendhilfe voranbringen 12. Institutionen des Aufwachsens mit Rechten und Interessen von Eltern verzahnen 13. Rolle der Jugendämter stärken 14. Kinder- und Jugendhilfe unter Berücksichtigung c des demografishen Wandels weiterentwickeln 15. Kinder- und Jugendhilfegesetz weiterentwickeln LITERATURVERZEICHNIS aus: 10. Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung NRW 12/2016
13 ... und konkret? aktuelle Herausforderungen der KJH (1) fehlende Kita-Plätze, insbes. U 3 (2) Schule Jugendhilfe und Inklusion: Wer muss für besondere Förderung sorgen? (3) Hilfen zur Erziehung: warum so teuer für so wenige und mit so wenig Erfolg? (4) Zugang und Kontrolle durch Frühe Hilfen und Kinderschutz (5) Schnittstellen zu Justiz und Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Zuständigkeit für die besonders Schwierigen
14 (3) Was kann die Kinder- und Jugendhilfe selber für eine produktive Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie leisten? (1) Warum ist die Zusammenarbeit nicht so einfach wie z.b. mit den Zahnmedizinern? (2) Was genau ist Gegenstand und Thema einer Zusammenarbeit von KJH und KJPP? (3) Was kann die KJH dazu beitragen, diese Zusammenarbeit produktiv zu gestalten? (4) Was darf sie dazu von der KJPP erwarten?
15 zu Gegenstand und Thema der Zusammenarbeit von KJH und KJPP beide mit den Rändern und den Randständigen beauftragt beide mit der Entwicklungstatsache befasst und beide konfrontiert mit schädigenden Wirkungen der Verhältnisse für gesunde Entwicklung beide mit den Grenzen ihrer Wirkungen konfrontiert: selbst im günstigen Falle eher palliativ als kurativ verbunden in immer neuen Ohnmachtserfahrungen?
16 Wie aus Kinder in Schwierigkeiten schwierige Kinder gemacht werden
17 Der Prototyp der Krisenintervention
18 Fallverläufe mit einer endlosen Interventionsgeschichte
19 Was aus Kindern in Schwierigkeiten schwierige Kinder macht... prekäre Lebensbedingungen, Armut, Krankheit, Gewalt, Trennungen, belastete, überforderte, hilflose, verzweifelte, mit sich beschäftigte Eltern... und aus schwierigen Kindern schwierige Fälle: Regelinstitutionen (Kita, Schule), die schnell aussortieren und ausgrenzen Fachkräfte, die kaum Vorstellung über den roten Faden einer Lebens- und Hilfegeschichte erarbeiten Jugendhilfeeinrichtungen, die zu viel versprechen und zu wenig halten Kinder-und Jugendpsychiatrien, die kurz intervenieren und schnell wieder raus sind...
20 das Schwierige Kind und die Krise als Anlässe für eine produktive Zusammenarbeit von KJPP und KJH Entlastung für einen pädagogischen Blick auf das schwierige Kind rationale medizinische Er-klärungen für Schwieriges erleichtern (wieder) mitfühlendes Verstehen eröffnen Perspektiven für eine Rückgewinnung von Selbstwirksamkeit Erziehung ggf. mit medizinischer Behandlung unterstützt Gefahr: neue machtvolle Erklärung: das kranke Kind erzeugt Handlungsohnmacht der Pädagogik Entlastung in Krisen durch befristete Übernahme von Verantwortung für Versorgung und Sicherheit ermöglicht Abgrenzung und Besinnung eröffnet Blick auf Entstehung und Dynamik von Krisen eröffnen Perspektiven für eine Rückgewinnung von Selbstwirksamkeit ggf.mit medizinischer Behandlung unterstützt Gefahr: Abgabe von Verantwortung und völliger Rückzug Rückgabe mit Anweisungen
21 (3) Was kann Jugendhilfe selbst zu produktiver Zusammenarbeit beitragen? selber tragfähige Krisenintervention und Auffangnetze für die Schwierigen entwickeln und belastbar betreiben informierte pädagogische Position zur Bedeutung von Krankheit und Behinderung für gelingendes Aufwachsen und Teilhabe erarbeiten und aktiv anbieten für Zusammenarbeit in konkreten Fällen klare Aufträge formulieren und verbindliche Zuständigkeit zusichern selbstbewusst, respektvoll und zuverlässig auftreten Übergriffe und Abschiebung entschieden zurückweisen
22 (4) und was kann sie dafür erwarten?... dass der grundsätzlich eigene pädagogische Blick auf Lebenssituationen und Entwicklungserfordernisse von Kindern und Jugendlichen respektiert und verstanden wird; Akut-Krisen sind eine Schwachstelle aller Infrastruktur- Versorger, daher ist hier Entlastung mit Pause und Perspektive gefragt; akzeptieren, dass eine solche Zusammenarbeit konkret fragil, anstrengend und krisenanfällig bleibt und immer personenund situationsabhängig ist;... dass Strukturen geschaffen werden, die Personen entlasten und für Rahmen für Situationen schaffen;... sich wechselseitig beistehen gegen Versuche, für Exklusionen (z.b. Geschlossene Unterbringung oder Pillen für den Störenfried ) instrumentalisiert zu werden.
23 Prof. Dr. Christian Schrapper Universität Koblenz-Landau Universitätsstr Koblenz Mail: schrappe@uni-koblenz.de Vielen Dank
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