8 Ressourcen und Risikofaktoren IV: Soziale Unterstützung
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- Hannelore Bach
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1 3461 Kap 6 & 7 SS von 5 8 Ressourcen und Risikofaktoren IV: Soziale Unterstützung Begriffsbestimmung 1a. Was ist der Unterschied zwischen sozialer Integration und sozialer Unterstützung? soziale Integration: Einbettung in ein soziales Netzwerk quantitativ-strukturell Familienstand; Zahl der Verwandte, Freunde, Bekannte; Häufigkeiten der Kontakte vier Dimensionen: Struktur von Netzwerken, Beziehungen zu den Netzwerkmitgliedern, Inhalte der Beziehungen, Evaluation der Beziehungen soziale Integration = wichtige Voraussetzung für soziale Unterstützung soziale Unterstützung: Interaktion zwischen Menschen um einen Problemzustand einer Person zu verändern oder zu mildern; erhalten/ geben von Hilfestellungen externe Ressource, bei Fehlen Risikofaktor qualitativ-funktionell 2. Welche Funktionen sozialer Unterstützung werden typischerweise unterschieden? Warum ist diese Unterscheidung sinnvoll? Funktionen sozialer Unterstützung: emotional, instrumentelle, informationelle emotional: Vermittlung von Trost, wärme, Zuspruch, Ausdruck von Sorge und Zuneigung instrumentell: konkrete Hilfeleistung, auch finanzielle Hilfe informationell: Übermittlung relevanter Informationen, Ratschläge, Hinweise 3. Was ist der Unterschied zwischen wahrgenommener und erhaltener Unterstützung? kognitive (antizipierte/ wahrgenommene Unterstützung, prospektiv) und behaviorale (konkretes Unterstützungsverhalten, retrospektiv) Aspekte tatsächliche Unterstützung: drei Perspektiven: Empfänger, Geber, Beobachter; relativ geringe Übereinstimmung der Geber/ Nehmer Perspektiven (oft zw. 8-31%, selten 61%), beide Seiten kommen zu unterschiedlichen Interpretationen Soziale Integration / Unterstützung und Gesundheit 1b. Welchen Effekt haben soziale Integration und soziale Unterstützung auf die Gesundheit? vor allem wahrgenommene Unterstützung bedeutender Prädiktor für psy. und phys. Gesundheit Kontext Krankheitsverarbeitung: wahrgenommene Verfügbarkeit sog. Unterstützung > weniger Ängstlichkeit und Depression, höhere Lebensqualität, bessere Anpassung Kontext Prüfungssituation/ alltägliche Arbeit: positive Effekte sog. Unterstützung auf Wohlbefinden und Stresserleben produktive Wirkung hinsichtlich Entstehung und Verlauf psychischer Störungen bedeutende Zus.hänge zw. sozialen Faktoren und Indikatoren psy. Gesundheit: soziale Isolation > Risikofaktor für erhöhte Morbidität und Mortalität sog. Unterstützung > günstigerer Krankheitsverlauf, schnellere Genesung
2 3461 Kap 6 & 7 SS von 5 Studie Kolik & Mahler 1989 Ausmaß sozialer Unterstützung und dessen Auswirkung mit objektiven Kennwerten 52 verheiratete, 16 unverheiratete Patienten vor und nach BypassOP soziale Unterstützung: operationalisiert durch Anzahl beobachtete Besuche Ehefrauen u. andere Personen Fragebogen: präoperative Angst, Menge postoperative Schmerzmedikation, Häufigkeit physische Aktivität, Länge Aufenthalt Ergebnisse: Verheiratete: weniger Schmerzmedikation, kürzere Verweildauer > wenn häufige Besuche Ehepartner Verheiratete mit viel Kontakt 1,3 Tage eher entlassen als Verheiratete mit wenig Kontakten Unverheiratete generell langsamer Erholung vglw. zu Verheirateten mit viel Kontakt, aber schneller als Verheiratete mit wenig Kontakten direkte vs. indirekte Wirkmechanismen: direkte Zus.hänge: soziale Unterstützung und günstiger kardiovaskuläre, immunologische und endokrinologische Prozesse indirekte: Motivation zu gesundheitsförderndem Verhalten > günstige Stressbewertung und -bewältigungsstrategien hervorgerufen > mehr konkrete Hilfe zwei Modelle: Haupteffektmodell soziale Integration/ Unterstützung haben unabhängig von individuellem Stresslevel positive Wirkung auf Wohlbefinden/ Gesundheit Puffereffektmodell gesundheitsfördernde Wirkungen der sozialen Faktoren kommen nur in stressbelastenden Zeiten zum Tragen, dann abmildern der Stressfolgen empirische Befunde: soziale Integration und wahrgenommene Unterstützung wirken als Haupteffekt auf Gesundheit erhaltene soziale Unterstützung wirkt als Puffereffekt
3 3461 Kap 6 & 7 SS von 5 Determinanten für Erhalt und Bereitstellung sozialer Unterstützung zahlreiche Studien > soziale Unterstützung ist wichtiger Prädiktor für psy. & phys. Gesundheit bei Konfrontation mit stresshaften Ereignissen ist der Erhalt sozialer Unterstützung mit besserer Anpassung assoziiert Charakteristika des Stressors objektive Merkmale: Intensität & Dauer, subjektive Situationseinschätzung: des Empfängers wie des Gebers von Unterstützung in sehr stressig bewerteten Situationen wird mehr Unterstützung gegeben bei mehrdeutigen Stressoren erfolgt weniger Unterstützung (eindeutiger Schaden oder Verlust ist nicht abschätzbar) 4. Warum sollten bei der Untersuchung sozialer Unterstützungsprozesse sowohl die Empfänger- als auch die Geberperspektive berücksichtigt werden? Zufriedenheit mit Nutzbarkeit der Unterstützung braucht übereinstimmende Situationsbewertung von Geber und Nehmer folgende Kriterien auf Geber -und Empfängerseite sind bedeutsam für positives Erfolge sozialer Unterstützung; verschiedene Wahrnehmung Charakteristika des Unterstützungsempfängers 6. Wann hat eine Person die größten Chancen, soziale Unterstützung zu erhalten? drei Faktoren bzgl. Erhalt von Unterstützung: Ausmaß emotionaler Belastung: subjektives Stresslevel und Ausmaß negativer Emotionen bedeutsam; mit steigendem Stresslevel nimmt Unterstützung zu; mit hohem Ausmaß an emotionaler Belastung (vor allem depressive Stimmung) Unterstützungsbereitschaft nimmt ab; günstig scheint ein mittleres Maß an emotionaler Belastung, da der Bedarf an Unterstützung signalisiert wird und der Geber nicht zu stark beansprucht wird Art des Bewältigungsverhaltens: aktives und situationsangemessenes Behalten wirkt positiv, besonders bei annäherndem Bewältigungsverhalten wie aktivem Problemlösen, positiver Uminterpretation; vermeidende und maladaptive Bewältigung senkt Unterstützungsbereitschaft; aktive Suche nach Unterstützung wirkt positiv auf deren Erhalt personale Ressourcen: sign. positiver Zusammenhang, Ressourcen wie Optimismus, Selbstwirksamkeitserwartung, hohes SWG geht mit mehr Unterstützung einher Charakteristika des Unterstützungsgebers 5. Welche Faktoren haben einen Einfluss auf die Bereitschaft von Personen, soziale Unterstützung bereit zu stellen? Kausalattributionen: Kontrollierbarkeit der Situation spielt große Rolle, da die bestimmten hervorgerufenen Emotionen auf das Unterstützungsverhalten wirken; unkontrollierte Stressursachen lösen Mitleid und Sympathie/ Unterstützungsbereitschaft aus; kontrollierbare Stresssituationen lassen Ärger entstehen, weniger Hilfsbereitschaft interaktionsbezogene Emotionen: Emotionen zwischen dem Geber und Nehmer bedeutsam; Empathie und Mitgefühl fördern altruistische Motivation, negative affektive Zustände (Depression, Ängstlichkeit, Feindseligkeit > führen zu sozialer Ablehnung) sowie Gefühle von Frustration sind mit weniger Hilfsbereitschaft verbunden; wenn frühere Unterstützungsleistung keine Verbesserung brachte, ebenso geringere Hilfsbereitschaft; eigene Stresserfahrungen: kann positiv wirken auf Unterstützungsbereitschaft > Erhöhung
4 3461 Kap 6 & 7 SS von 5 emphatischer Motivation und Vertrauen und die eigene Unterstützungskompetenz, aber auch: Interaktion mit Opfern kann bedrohlich, beängstigend wirken (verstärkt eigene Vulnerabilität im Fokus) > Gefühle der Hilflosigkeit Charakteristika der Beziehung hohe Intimität/ Vertrautheit, hohe Zufriedenheit mit Beziehung > pos. Zusammenhang mit Unterstützung bisherige Unterstützungsprozesse: frühere Zurückweisung oder wahrgenommene Inneffektivität von Angeboten führen zur Verringerung von Hilfe und zu neg. Reaktionen; aber nach Austauschtheorie > der frühere Erhalt von soz. Unterstützung ist guter Prädiktor für eigene Unterstützungsleistungen > Anstreben einer Reziprozität hinsichtlich unterstützender Interaktion Soziale Unterstützung: Was ist hilfreich? 7. Ist soziale Unterstützung immer hilfreich? wichtige Faktoren: welche Art und wieviel soz. Unterstützung wird bereitgestellt? Wer gibt sie? emotionale Unterstützung: Ausdruck von Zuneigung, Besorgtheit und Verständnis sowie Möglichkeit sich auszusprechen > sehr hilfreich; besonders wenn sie von vertrauten Personen (wie Freunde) gewährt wird instrumentelle Unterstützung: praktische, materiellen Leistungen > generell als hilfreich (besonders, wenn der Hilfeempfänger sehr darauf angewiesen ist) informationelle Unterstützung: nicht einheitlich als hilfreich bewertet; Ratschläge, Hinweise von Freunden > eher unerwünscht und nicht hilfreich; Informationen und Hinweise von Professionellen > angemessen und hilfreich; Kontrollierbarkeit der Situation: ist Stressor kontrollierbar > informationelle Hilfe besonders gut, unkontrollierte Stressoren > emotionale Hilfe angemessener Unterstützungsmenge: wichtiger als absolute Menge ist > Verhältnis zw. Menge erwünschter und erhalten Unterstützung 8. Was ist invisible support? unsichtbare Unterstützung - Diskrepanz zwischen Geber und Empfänger > soz. Unterstützung hat besonders pos. Wirkung wenn der Empfänger die Unterstützung nicht bewußt wahrnimmt - unsichtbar für den Empfänger(tatsächliche Entlastung, da Gefühle von Inkompetenz und Hilflosigkeit (negatives SWG) nicht aufkommen) Messung Sozialer Unterstützung Berliner Social Support Skalen (BSSS) entwickelt im Rahmen: Forschungsprojekt zur Lebensqualität nach Tumorerkrankungen mehrdimensionaler Ansatz (kognitve und behaviorale Aspekte erfasst, Geber- & Empfängerseite gleichfalls); folgende Konstrukte erfasst: wahrgenommene Unterstützung emotional & instrumentell Bedürfnis nach sozialer Unterstützung Suche nach sozialer Unterstützung Tatsächliche Unterstützung Geberseite: gegeben emotional, instrumentell, informationell Tatsächliche Unterstützung Empfängerseite: erhalten emotional, instrumentell, informationell Zufriedenheit mit erhaltener Unterstützung Produktives Abfedern auf Seiten Geber/ Empfänger
5 3461 Kap 6 & 7 SS von 5 Fragebogen zur sozialen Unterstützung (F-SozU) normiertes Instrument zur Erfassung kognitiver Aspekte, Empfängerperspektive Standardform 54 Items; 2 Kurzformen 22 bzw. 14 Items; folgende Konstrukte: Wahrgenommene Unterstützung: emotional, praktisch, soziale Integration soziale Belastung Reziprozität Verfügbarkeit einer Vertrauensperson Zufriedenheit mit sozialer Unterstützung Inventar zur sozialen Unterstützung in Dyaden (ISU-DYA) retrospektive Erfassung von konkretem Unterstützungsverhalten in Dyaden Empfänger- und Geberperspektive, Verhaltensweisen zu Mobilisierung sozialer Unterstützung; folgende Konstrukte: Mobilisierungsverhalten aus Empfänger- und Gebersicht: Bitte um Rat und Rückmeldung > informell, Rückmeldung zum eigenen Tun Einfordern von Unterstützung Suche nach körperlicher Nähe Offner Ausdruck von Emotionen Ostentativer Rückzug Tatsächliche Unterstützung aus Empfänger-/ Gebersicht: Emotionale Unterstützung: Anteilnahme, Sorge und Wertschätzung Instrumentelle Unterstützung Informelle Unterstützung: Ratschläge und Aktivierung
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