Hinweis: Diese Geschichte habe ich exklusiv für ein Mädchen na-

Transkript

1 Hinweis: Diese Geschichte habe ich exklusiv für ein Mädchen na- mens Elina geschrieben.. Ich freue mich, wenn die Erzählung weiter verbreitet wird. Für den Fall, dass dafür eines Tages der Nobelpreis für Literatur vergeben wird,, bitte ich alle, meinen Namen zu er- wähnen, falls sie den Text weiter verwe wenden. Josef Brogli Nino und Elina Eine Geschichte, speziell für Dich, Elina, geschrieben König Magnus lebte vergnügt auf seinem Schloss. Sein Lieblingsessen war Birchermüesli, am liebsten mit vielen Beeren und Nüssen. Neben ihm sass Nino, sein Sohn, auf dem andern Stuhl döste Kater Muggl vor sich hin; Muggl

2 hatte eben noch auf dem Schlosshof eine leckere Maus gesehen, aber erwischt hatte er sie nicht, denn Muggl war nicht mehr der Jüngste. So träumte er nun von diesem verpassten Festschmaus; im Schlaf strich er mit seinem Katzenzüngchen über das Katzennäschen. Du solltest bald heiraten, Nino, sagte der König. Damit du mit deiner Frau Kinder bekommst. Deine Familie soll mir helfen, mein Land zu regieren. Nino klagte: Ich würde ja schon gerne heiraten, aber die richtige Frau finde ich einfach nicht. Wie finde ich heraus, welche mich wirklich gern hat? - Da hatte der König eine Idee: Geh zu Bela, der Schlossköchin. Sie ist eine kluge, alte Frau. Geh und frage sie um Rat. Das fand Nino eine sehr gute Idee, denn Bela hatte ihm früher heimlich immer wieder etwas Feines zum Knabbern zugesteckt, einen leuchtend roten Apfel, eine goldgelbe Banane oder ein grünes Zitronen-Glacé. Er klopfte an die Küchentüre. Bela tat ihm auf: Oh schön, Nino, kommst Du mich auch wieder einmal besuchen? Wie lange habe ich dich nicht mehr gesehen! Ja, ich weiss, ich hätte schon

3 früher kommen sollen, aber vergessen habe ich dich nie, Bela, du bist doch immer so lieb zu mir gewesen. Ich bin gekommen, um dich um Rat zu fragen. Ich möchte eine Prinzessin heiraten, aber ich finde die richtige einfach nicht. Was soll ich nur machen, Bela? Gib mir etwas Zeit, komm in drei Tagen wieder, dann habe ich sicher einen Vorschlag für dich. Drei Tage später fragte Nino neugierig und ungeduldig: Hast du einen guten Vorschlag? Ich bin mir nicht sicher, sagte Bela, aber ich habe dreimal denselben Traum gehabt, ich vermute, das könnte die Antwort auf deine Frage sein. Oh, dann erzähl mir von diesem Traum, bitte, Bela! So genau erinnere ich mich leider nicht mehr. Ich weiss nur noch, dass etwas ganz Leichtes und besonders ganz Schönes über dem Kopf einer Prinzessin war. Und alle Leute klatschten deswegen. Was war das denn Schönes und Leichtes? Ich weiss es nicht mehr. Aber du könntest die Prinzessinnen einladen und ihnen sagen, sie sollen zu ihrem Besuch etwas Schönes und Leichtes auf dem Kopf tragen. Und was dir dann am besten gefällt, das ist das Zeichen für die beste Prinzessin.

4 So geschah es. König Magnus liess Vorbereitungen für ein grosses Fest treffen. Eine grosse Bühne zum Tanzen wurde in den Schlosshof gebaut. Drei Prinzessinnen wurden eingeladen, und in der Einladung stand: Wer später Königin werden will, soll etwas Schönes und Leichtes auf dem Kopf tragen. An einem strahlenden Sommermorgen trafen die Gäste ein, unter ihnen viele Prinzessinnen. König Magnus und Nino setzten sich auf die Bühne. Eine Prinzessin nach der andern kam die Holztreppe hoch, machte eine artige Verbeugung und stellte sich vor: Da war Prinzessin Silky; sie trug auf dem Kopf einen Schleier aus teurer Seide; wie das glänzte! Die nächste war Prinzessin Schappo; sie trug ein hübsches Hütchen, in dem eine vergoldete Feder von einem Pfau steckte; wie hübsch das aussah! Auch Prinzessin Diama stellte sich vor; sie trug ein kleines Krönchen mit kostbaren Edelsteinen; wie das glitzerte und funkelte! So, mein Nino, sagte König Magnus erwartungsvoll, welche Prinzessin gefällt dir nun am besten? Ach, Vater, es sind ja alle drei sehr schön, Silky mit dem Schleier, Schappo mit dem Hütchen und Diama mit dem Krönchen. So hübsch sie auch sind, aber sie tragen alle so

5 teure Sachen, weil sie reich sind. Ich hätte lieber eine Frau, die etwas auf dem Kopf hat, was noch viel schöner und leichter ist. König Magnus wurde etwas ärgerlich: Ich sag dir eines, mein lieber Nino. Ich warte noch bis nach dem Dessert; dann musst du dich entscheiden, sonst wähle ich deine Frau aus, verstanden? Ja, Vater. Jetzt wurde das Essen aufgetragen: Zuerst die Vorspeisen mit feinem Schinken, knackigen Salaten und kleinen Brötchen. Dazu tranken die Leute funkelnden Rotwein oder Orangensaft oder Eistee mit viel Zitrone, von Bela selber hergestellt. Zum Hauptgang gab es grosse Platten mit grünen Peperoni, roten Tomaten und weissem Blumenkohl; die Gäste konnten wählen, ob sie dazu eine Bratwurst, eine Forelle oder ein Stück Braten essen wollten. Nino hatte keinen rechten Appetit, nicht einmal die gebrannte Creme zum Dessert wollte ihm so recht schmekken. Er überlegte hin und her, für welche der drei Prinzessinnen er sich entscheiden sollte. Wie er so nachdenklich in die Welt hinaus schaute, sah er vom Schlossturm etwas herunterschweben. Neugierig folgten seine Augen; es war offenbar etwas ganz Leichtes,

6 denn einmal schwebte es nach oben, dann wieder nach unten. Jetzt war Nino richtig neugierig. Die Leute merkten, wie Nino in die Luft schaute. Wie das so ist: Wenn ein paar Leute in die gleiche Richtung schauen, schauen bald alle auch in diese Richtung, weil Menschen halt neugierig sind. Viele, viele Augen folgten nun diesem leichten Etwas. Als es ganz nah bei den ersten Köpfen war, flüsterten die Leute: Ein Schmetterling! Oh, wie schön der ist. Und wie leicht! Gespannt folgten viele Augenpaare dem leichten Flug des Schmetterlings. Wo er wohl landen würde? Neben der Bühne hantierte Bela; sie hatte alle Hände voll zu tun, die Dessertplatten nachzufüllen. Elina, ihre Tochter, half ihr fleissig. Die Mutter sagte zu ihr: «Nun ruh dich ein bisschen aus, mein liebes Kind, den ganzen Morgen hast du mir so schön geholfen. Nimm dir eine Schale mit Pudding oder eine Glacé und setz dich dort in den Schatten.» Elina bedankte sich, nahm ein Tellerchen, füllte es und setzte sich neben die Bühne. Noch immer schaukelte der Schmetterling über den Köpfen der Menschen. Er flog auf die Bühne zu, die Leute meinten, er käme zum Prinzen Nino. Aber nein, der

7 Schmetterling flog auf die Seite und setzte sich auf den Kopf von - Elina! Papa, Papa, da schau, so wie Bela es gesagt hat: Etwas Leichtes und Schönes wird mir zeigen, wer die Auserwählte sein soll Elina wird meine Prinzessin sein! Was gibt es Leichteres und Schöneres als einen Schmetterling? Darf ich Elina fragen, ob sie meine Frau werden will? Ich hätte nichts dagegen, Elina ist ein liebes und freundliches Mädchen, und fleissig ist es auch. Und hübsch. Und klug. Und wie sie lachen kann! Oh fein, Vater, ich rufe sie zu mir auf die Bühne! Nichts da, mein Sohn! Eine Frau, die man heiraten möchte, ruft man nicht auf die Bühne; ein höflicher Mann geht von der Bühne hinunter und zu dieser Frau hin. Kaum hatte König Magnus das gesagt, sprang Nino die Treppen hinunter. Alle Gäste sahen ihm zu; sie konnten nicht hören, was Nino und Elina miteinander redeten. Aber als dann Nino die Elina umarmte und ihr eine festen Kuss gab, da wussten sie es alle: Nino hatte seine Frau gefunden!

8 Der Schmetterling war längst weiter geflogen. Er sass auf einem Fliederbäumchen und schaute dem Ganzen von oben her zu. Schon bald wurde zur Hochzeit eingeladen. Prinz Nino ging zu einem Goldschmied und sagte: Bitte forme mir das schönste Schmuckstück, das du je geschaffen hast. Ja was stellst du dir da genau vor, Nino? fragte der Goldschmied. Mach für meine Elina einen goldenen Ring mit kostbaren roten Edelsteinen; und auf dem Ring soll ein Schmetterling sein, mit wunderschönen Farben, ganz leicht. So geschah es. Es wurde Hochzeit gefeiert. Bis heute wissen alle klugen Leute: Immer wenn ein schöner, leichter Schmetterling über die Wiesen und Sträucher schwebt, sucht er wohl eine Prinzessin - wie Elina. Die Geschichte von Nino und Elina ist extra für Dich und nur für Dich geschrieben worden. Es gibt sie nur ein einziges Mal, hier, in diesem Heft. Damit zeigen Dir Deine Eltern, dass Du für sie einzigartig bist.