Health Literacy Die Verringerung oder Erhöhung von Erreichbarkeitsproblemen in der Gesundheitsförderung?
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- Kornelius Wetzel
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1 Ist das Partizipation oder kann das weg? (Hannover, ) Health Literacy Die Verringerung oder Erhöhung von Erreichbarkeitsproblemen in der Gesundheitsförderung? Prof. Dr. Ullrich Bauer Zentrum fu r Pra vention und Intervention im Kindes- und Jugendalter (ZPI) Universitaẗ Bielefeld, Deutschland
2 Health Literacy = Gesundheitskompetenz? Alles, was Gesundheit fördert? Nein, nicht alles: Wissen und Informationen, die gesundheitsrelevant sind
3 Ein Mittel, um Gesundheit herzustellen / zu bewahren Gesundheit Kompetenz Gesundheitskompetenz und Gesundheitsförderung Ziel Ähnliche Ansätze, aber: Gesundheitsförderung Gesundheit fördern, erhalten oder wiederherstellen Gesundheitskompetenz (a) Zugang zu Informationen, verstehen und bewerten; (b) Anwenden von Informationen, um ein Co- Konstrukteur der eigenen Gesundheit zu sein (werden)
4
5 eine Definition: Gesundheitskompetenz ist verknüpft mit Bildung und umfasst das Wissen, die Motivation und die Kompetenzen von Menschen in Bezug darauf, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. (European Health Literacy Consortium/Sørensen et al. 2012)
6 Health Literacy
7 European Health Literacy Consortium Bielefeld University bnmg
8 Die Public Health Wellen Bielefeld University Seit ca Health Literacy und Verhalten/Lebensstil/Gesundheitsoutcomes 1960 Heute
9 Konzepte, Modelle, Definitionen Meist zitierte Definitionen in der Fachwissenschaft Bielefeld University World Health Organization (Public Health orientiert) The cognitive and social skills which determine the motivation and ability of individuals to gain access to understand and use information in ways which promote and maintain good health. (Nutbeam, 1998) American Medical Association (Biomedizinisch orientiert) The constellation of skills, including the ability to perform basic reading and numeral tasks required to function in the healthcare environment. (AMA, 1999) Institute of Medicine (Biomedizinisch orientiert mit Public Health Tendenzen) The individuals capacity to obtain, process and understand basic health information and services needed to make appropriate health decisions. (IOM, 2004) 9
10 eine Definition: Gesundheitskompetenz ist verknüpft mit Bildung und umfasst das Wissen, die Motivation und die Kompetenzen von Menschen in Bezug darauf, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. (European Health Literacy Consortium/Sørensen et al. 2012)
11 Gesundheitskompetenz nach Don Nutbeam (2002) Bielefeld University more advanced cognitive and literacy skills more advanced cognitive skills Kritische GK Kommunikative/ Interaktive GK Informationen kritisch hinterfragen, größere Kontrolle über das eigene Leben erlangen Partizipation; Informationen aus Kommunikation erhalten Lesen, Schreiben, Rechnen Funktionale GK Alltägliches Funktionieren
12 Gesundheitskompetenz im europäischen Vergleich Ergebnisse des HLS- EU Bielefeld University
13 Gesundheitskompetenz - warum so wichtig für die Gesundheit? Wenn Gesundheitskompetenz gering... mehr stationäre Aufenthalte im Krankenhaus mehr chronische Krankheiten Unzureichender Umgang mit chronischen Krankheiten Unregelmäßigkeiten in der Medikamentenbenutzung geringere Compliance weniger Inanspruchnahme von Präventivmaßnahmen höhere Sterblichkeitsraten häufiger Depressionen... Quellen: z. B. Baker et al., 2000a & 2000b & 2007;; Lindau et al., 2002;; DeWalt et al., 2004;; IOM, 2004;; Mancuso et al., 2006a & 2006b;; Berkman et al., 2011a;; Bostock & Steptoe,
14 Health Literacy = Gesundheitskompetenz Der Eindruck von Health Literacy bisher? Viele positive Anknüpfungspunkte für Gesundheitsförderung Hohe partizipative Anteile & Co- Konstruktion von Gesundheit Stärkung des/r autonomen Nutzers/in im Gesundheitswesen Weniger invasiv als der lebensstilorientierte Ansatz
15 Health Literacy = Gesundheitskompetenz Der Eindruck von Health Literacy bisher? Gibt es negative Anknüpfungspunkte? Erwarten wir eine Verringerung oder Erhöhung von Erreichbarkeitsproblemen in der Gesundheitsförderung? Gibt es eine Rückkehr des Präventionsdilemmas?
16 Die Diagnose: Das Präventionsdilemma 1. Das Krankheitsrisiko in ressourcenschwachen Gruppen ist höher 2. Die Kompensations- und Selbsthilfepotenziale in den Familien sind geringer 3. Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung treffen nicht den Bedarf dieser besonders vulnerablen Gruppen
17 Das Präventionsdilemma unter der Lupe Prävention primär auf das individuelle Verhalten bezogen Keine Kenntnis der Zielgruppe Kernproblem Wir wissen noch immer nicht, wie Ungleichheiten wirken
18 Wie wirken Ungleichheiten auf die Gesundheit eigentlich? Der Ansatz der ungleichen Sozialisation zzt. wegweisend
19 Wie wirken Ungleichheiten? Singh- Manoux/Marmot 1. Gesundheitsverhalten 2. Psychologische Vulnerabilität 3. Soziale Teilhabe Soziale Ungleichheiten führen hier Regie 4. Zukunftsstrategien / - erwartungen
20 Sozialisation und Ungleichheiten Sprache Elaborierter Code vs. restringierter Code Basil Bernstein Erziehungsstil Concerted cultivation vs. Accomplishment of Natural growth Einstellung zum Beruf Self- direction vs. conformity Anette Lareau Pierre Bourdieu Schulische Passung Re- Edukation vs. Dekulturation Melvin Kohn
21 Unterschiedliche Erziehungsstile in unterschiedlichen sozialen Milieus Exemplarisch Konzertierte Kultivierung vs. Natürliches Aufwachsen 21
22 Wie entsteht Bildungsarmut? Kulturelles Kapital der Familie: Anzahl der Bücher ( Wie viele Bücher gibt es ungefähr bei Dir zuhause? ) Bielefeld University Förderschule Hauptschule Gymnasium Keine oder sehr wenige (0-10) Etwa ein Bücherbrett (11-25) Etwa ein Regal (26-100) Etwa zwei Regale ( ) Drei oder mehr Regale (>200) 34% 17% 3% 28% 24% 6% 23% 30% 19% 7% 13% 22% 9% 16% 51% Quelle: Handlungs- und Bildungskonsequenzen funktionaler Analphabeten. Befragung in fünf Bundesländern durch die AG Sozialisationsforschung der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg- Essen (Bauer et al. 2010).
23 Soziokulturelle Milieus und soziale Stellung (Berufsfelder) nach der Typologie der agis Hannover (Michael Vester et al.) Bielefeld University Obere bürgerliche Milieus avant- gardistisch Avantgarde- milieu, ca. 6% Sozialisationsräume eigen- verantwortlich Differenzierungsachse Sozialisationsräume Bildungs- bürgerliches Milieu, ca. 4% Gehobenes Dienstleistungs- Milieu, ca. 4% Trennlinie der Distinktion hierarchie- gebunden autoritär Sozialisationsräume Gehobenes bürgerliches Milieu, ca. 4% Sozialisationsräume Gehobenes kleinbürgerliches Milieu, ca. 3% Respektable Volks- und Arbeitnehmer- milieus Unter- privilegierte Volksmilieus Sozialisationsräume Sozialisationsräume Hedo- istisches Milieu, ca. 9% Unange- passte, ca. 2% Modernes Arbeitnehmermilieu, ca. 11% Sozialisationsräume Sozialisationsräume Sozialisationsräume Leistungs- orientiertes Arbeitnehmermilieu, ca. 18% Sozialisationsräume Tradi- tionelles Arbeitnehmer- milieu, ca. 6% Trennlinie der Respektabilität Traditionslose Arbeitnehmermilieus Sozialisationsräume Sozialisationsräume Sozialisationsräume Sozialisationsräume Centre for Prevention and Resignierte, Intervention ca. in 6% Childhood and Adolescence Modernes kleinbürgerliches Arbeitnehmer- milieu, ca. 12% Sozialisationsräume Sozialisationsräume Traditionelles kleinbürgerliches Arbeitnehmer- milieu, ca. 13% Sozialisationsräume Statusorien- tierte, ca. 3% Herr schaf tsac hse
24 Und was heißt das für Health Literacy?
25 Gruppen mit schlechter Health Literacy Bekannte Probleme Senioren Chronisch Erkrankte Neu im Blick geringer formaler Bildungsgrad geringes Einkommen ethnische Minderheiten sozial Benachteiligte
26 Sozialer Status und Gesundheitskompetenz Bielefeld University HLS- EU Consortium. (2012). Comparative report of health literacy in eight EU member states. The European health literacy survey HLS- EU.
27 In allen Gesellschaften mit starker Einkommenspolarisierung (Gini- Index) Ø Höheres Maß an gesundheitlicher Ungleichheit Ø Höheres Maß an Bildungsungleichheit Ø Höheres Maß an Kriminalität
28 Workshop 7.N. - Health literacy of fourth grade students In perspective HLS- EU Average (18+, HLS- EU- Q47) 16,5% 36,0% 35,2% 12,4% Austria (18+, HLS- EU- Q47) 9,9% 33,7% 38,2% 18,2% Austria (15 y., HLS- EU- Q16) 5,9% 36,1% 47,4% 10,6% DE- NRW (18+, HLS- EU- Q47) 19,6% 34,1% 35,3% 11,0% DE- NRW (9-10 y., HLS- EU- Adapt.) 29,2% 53,5% 15,0% 2,2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% excellent HL sufficient HL problematic HL inadequate HL
29 Und was heißt das für Health Literacy? In der Praxis?
30 Einbeziehung einer Perspektive auf Settings und die intersektorale Zusammenarbeit Dabei zentral: Keine nur auf das Individuum bezogene Perspektive
31 Können wir soziale Schieflagen vermeiden? Bielefeld University Kombination aus interdisziplinärem Wissen Adressieren mehrerer Handlungsebenen Maßnahmen proportional nach Bedarf der Zielgruppe ausrichten
32 Lebensbedingungen Gini beruhigen Soziale Polarisierung verringern Zielgruppen erreichen vs. victim blaming partizipativ vorgehen Evidenzbasierung guter Praxis Gesundheitskompetente Organisationen Gesundheitsrelevantes Wissen vorhalten Verständlich kommunizieren Zielgruppenadäquat adressieren
33 Health Literacy = Gesundheitskompetenz Ist der Begriff richtig gewählt? Kompetenz vs. Literacy New Literacy Studies, Paulo Freire & Partizipation
34 Vielen Dank
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