Einbürgerung in Deutschland. Neue Befunde auf der Basis des Mikrozensus.
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- Reinhold Bader
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1 Einbürgerung in Deutschland. Neue Befunde auf der Basis des Mikrozensus. 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim Michael Blohm GESIS-ZUMA Claudia Diehl Universität Göttingen 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 1
2 Gliederung 1. Einleitung und Fragestellung 2. Entwicklung des Einbürgerungsgeschehens in Deutschland 3. Zur Erklärung von Gruppenunterschieden (a) Wer darf sich einbürgern lassen? (b) Wer profitiert von der Einbürgerung? 4. Weiterer Forschungsbedarf 5. Anmerkung zu den Daten 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 2
3 1. Einleitung und Fragestellung Bedeutung der Einbürgerung: von begrenzter Relevanz für Lebenschancen eröffnet aber volle politische Partizipationsmöglichkeiten wirkt als Integrationskatalysator : - Migranten können ihre Interessen wahrnehmen - führt zu Fokuswechsel des pol. Interesses 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 3
4 1. Einleitung und Fragestellung bislang Datenmangel: - Eingebürgerte in Surveys (z.b. ALLBUS) nur bedingt identifizierbar, oder - zu geringe Fallzahlen (z.b. SOEP), oder - in Ausländersurveys oft nicht enthalten kaum Analysen zur Logik der Einbürgerung: Wie lassen sich Gruppenunterschiede im Einbürgerungsverhalten erklären? MZ 2005: Informationen über Migrationshintergrund 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 4
5 2. Entwicklung des Einbürgerungsgeschehens in Deutschland ( Arbeitsmigranten ) 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 5
6 Absolute Einbürgerungszahlen nach früherer Nationalität seit 1990er Jahren Quelle: Einbürgerungsstatistik Türken ehem. Jugoslawen EU Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 6
7 Offenbar deutliche Gruppenunterschiede; analysieren im Hinblick auf zwei naheliegende Erklärungen: (a) Gruppenunterschiede reflektieren unterschiedlich hohe Anteile von Einbürgerungsberechtigten (b) Gruppenunterschiede reflektieren gruppenspezifische rechtliche Anreizstrukturen der Einbürgerung 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 7
8 3. Gruppenunterschiede (a) Wer darf sich einbürgern lassen? (b) Wer profitiert von der Einbürgerung? 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 8
9 (a) Wer ist einbürgerungsberechtigt? Seit 1993: Rechtsanspruch auf Einbürgerung Seit 2000: Verkürzung der notwendigen Aufenthaltsdauer, jus soli für in Deutschland geborene Kinder 8-jähriger Aufenthalt in Deutschland, Sprachkenntnisse, kein Sozialhilfebezug In der Regel Beibehaltung der alten Staatsangehörigkeit nicht möglich Nur wenige rechtliche Vorteile für Eingebürgerte im Vergleich zu dauerhaft in Deutschland lebenden Migranten 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 9
10 hohe Einbürgerungsraten bei strukturell weitgehend assimilierten Gruppen (kein Sozialhilfebezug), die bereits lange in Deutschland leben (Aufenthaltsdauer) 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 10
11 Mittlere Einbürgerungsquoten nach unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen, ,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 MZ gesamt MZ berechtigt gesamt MZ > 17 MZ berechtigt >17 AZR Türken Ehem. Jugoslawien EU-15 Quelle: Einbürgerunsstatistik, Mikrozensus; eigene Berechnungen 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 11
12 Einbürgerungsquoten einbürgerungsberechtigt, 18 Jahre und älter Mean Türkei Ehem. Jugoslawien EU-15 Quelle: Einbürgerungsstatistik, Mikrozensus; eigene Berechnungen 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 12
13 Gruppenunterschiede bleiben stabil bzw. vergrößern sich, wenn Unterschieden im Ausmaß der Einbürgerungsberechtigten Rechnung getragen wird Angelsächsische Forschung: unterschiedliche Gruppen profitieren unterschiedlich stark von Einbürgerung (z.b. bei Familiennachzug) 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 13
14 (b) Wer profitiert von der Einbürgerung? In Deutschland weitgehende Entkoppelung sozialer, politischer und ziviler Rechte von Staatsbürgerschaftsstatus ( denizenship ) bei relativ hohen Einbürgerungskosten 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 14
15 + Reiseerleichterungen Approbation als Ärztin/Apotheker für nicht EU-Bürger volles Wahlrecht, evtl. Zugang zu Stipendien o kein zusätzlicher Familiennachzug einbürgerungsberechtigte Einwanderer genießen weitgehenden Abschiebeschutz monetäre Kosten häufig Aufgabe der alten Staatsbürgerschaft Sprachtests 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 15
16 höher Gebildete, (politisch interessierte) und Migranten, die ihre alte Staatsbürgerschaft behalten dürfen, lassen sich häufiger einbürgern 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 16
17 Multivariate Analyse: 1. Abhängige Variable: - Einbürgerungsstatus (eingebürgert vs. einbürgerungsberechtigt) 2. Unabhängige Variablen: - Indikatoren für rechtliche Anreize (Bildung) 3. Demographische Kontrollvariablen (Geschlecht, Familienstand, Generationszugehörigkeit, Alter) 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 17
18 Logistisches Regressionsmodell Türken Ehem. Jugosl. EU-15 Gesamt Gesamt (ohne Doppelte) ß ß ß ß ß Nationalität Türken,73*** 0,93*** 1,20*** EU-15 -,06*** -0,13* -0,51*** Ehem Jugosla. Geschlecht Weiblich 0,11* 0,06 0,33*** 0,20*** 0,21*** männlich Alter Alter -0,02*** 0,01*** 0,02*** 0,01*** 0,01*** Generations- 2.Generation -0,03 0,35* 1,29*** 0,61*** 0,33*** zugehörigkeit 1. Generation Familienstand Verheiratet -0,06-0,22-0,34*** -0,20*** -0,13 Nicht verheiratet Bildung MR+ 1,01*** 1,34** 0,97*** 1,10*** 1,12*** HS 0,43*** 0,64*** 0,65*** 0,63*** 0,72*** Kein Abschluß Berufl. Stellung Angestellte 0,33*** 0,10-0,43-0,07 0,06 Arbeiter -0,29*** -0,54** -0,77*** -0,43*** -0,34*** Nicht erwerbst. Konstante 1,33*** -0,63*** -3,10*** -6,23*** -3,31*** -3,56 Cox & Snell R N Quelle: MZ 2005; eigene Berechnungen 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 18
19 Nationalitäteneffekt vergrößert sich für alle Gruppen positiver Effekt der Bildung nur für Türken positiver Effekt der beruflichen Stellung Frauen lassen sich tendenziell häufiger eingebürgern als Männer 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 19
20 4. Weiterer Forschungsbedarf laut MZ stabile Gruppenunterschiede, die bei Berücksichtigung der Einbürgerungsberechtigung und der Einbürgerungsanreize stabil bleiben bzw. sich noch vergrößern möglicherweise spielen andere (identifikative) Prozesse eine Rolle, evtl. ist für Türken die offizielle Bestätigung der Zugehörigkeit zur Mehrheitsgesellschaft wichtiger, gerade wenn sie nicht mehr eng in eigene Gruppe eingebunden und strukturell und sozial weitgehend assimiliert sind 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 20
21 Soziale Assimilation und Einbürgerungsabsicht Türken ehem. Jugosl. EU-15 Gesamt Gesamt mit Int. Nationalität Türken,58* -,06 EU-15-1,65*** -1,27** ehem. Jug. Alter -,11*** -,06** -,00 -,07*** -,07*** Bildung MR+ -,11-1,48** 1, ,13 Stellung im Erwerbsl. Abhängige Variable: Einbürgerungsabsicht VS HS -,13 -,47,96,05,03 kein Abschl. Angestellte -,11 -,34,50 -,03 -,07 Arbeiter -,85* -,28 1,1 -,30 -,27 nicht erwerbstätig Bleibeabsicht Ja 1,07*** 1,69* 2,59** 1,14*** 1,23*** Nein pol. Interesse hoch,97** -,41 -,32*,44 0,51* gering dt. Freunde Ja 1,05* -,30 -,67,47 -,32 Nein deutsche Freunde * Türken 1,38** deutsche Freunde * EU-15 -,39 Konstante 1,52 1,42-5,69-0,07 0,43 Cox & Snell R N (SOEP , Logistische Regression) 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 21
22 5. Fragen und Anmerkungen zu den Daten Hochrechnungsfaktor für Migranten um Faktor 1,4 höher als bei Deutschen (selektive Ausfälle?) Hoher Missing-Anteil bei Nennung früherer Staatsangehörigkeit (17,2%) 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 22
23 Verteilung Einbürgerungsjahr, getrennt nach Nennung früherer Staatsangehörigkeit keine Nennung früherer Staatangehörigkeit Nennung früherer Staatsangehörigkeit Aussiedler 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 23
24 Berechtigungstatus, getrennt nach Nationalität; 18 Jahre und älter Türken Ehem Jugosla. EU-15 Gesamt nicht berechtigt 10,9% 12,5% 19,1% 14,7% nicht berechtigt wg. soz. Hilfebezug 23,9% 23,6% 11,4% 18,5% berechtigt wg. Dauer 62,2% 61,8% 68,2% 64,7% berechtigt als Partner 3,0% 2,2% 1,3% 2,1% 5. Mikrozensus-Nutzerkonferenz, Mannheim 24
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