AOK-Patienten vom Modellversuch zur Integrierten Versorgung
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- Moritz Kaufman
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1 AOK-Patienten vom Modellversuch zur Integrierten Versorgung Im Rahmen eines Modellprojekts ermöglichte es die AOK Niedersachsen den niedergelassenen Ärzten, Patienten direkt in die Mediclin Deister Weser Kliniken, Abteilung für Psychosomatik und Verhaltensmedizin, einzuweisen. Effizienter und effektiver sollte so einer Chronifizierung psychosomatischer Erkrankungen entgegengewirkt werden. Das Modellprojekt dauerte von April 2000 bis Dezember Daten zur Arbeitsunfähigkeit, Krankenhausaufenthalten, Praxiskontakten sowie zum Befinden, zur Symptomatik und anderen psychologischen Faktoren wurden bei in die Klinik, bei und zwei Jahre danach (Katamnese) erfasst. Die überwiegend positiven Ergebnisse wurden im beiliegenden Heft Wirkfaktoren der Psychosomatischen Behandlung zusammengefasst. Fortsetzung eines Erfolgsmodels: Integrierte Versorgung Im Rahmen der daraufhin vertraglich vereinbarten Integrierten Versorgung wurden von Januar 2005 bis Dezember AOK-Patienten in den Deister Weser Kliniken aufgenommen. Für eine Teilstichprobe N=484: n vom April 2008 bis Dezember 2010 liegen Fragebogendaten vor, die bei und erfasst wurden. Alle im Jahr 2009 behandelten Patienten mit kompletten Datensätzen N=161 aus dieser Befragung, wurden ca. eineinhalb Jahre später erneut Katamnestische befragt. 1. Stichprobenbeschreibung Geschlecht männlich 33,7% weiblich 66,1% Abb.1 Geschlechtsverteilung N=1082 Patienten ( ) 1
2 Altersgruppen (Durchschnittsalter: 44,6 Jahre) jünger 20 Jahre 2,8% Jahre Jahre 16,9% 15,7% Jahre 50-59Jahre 24,9% 24,8% Jahre 11,8% älter 70 Jahre 3,0% Abb.2 Alter bei Behandlungsbeginn N=1082 Patienten ( ) 60% 50% 40% 30% 46,4% Aufenthalt (durchschnittliche Dauer: 29,2 ) 31,9% 20% 10% 0% 4,2% bis bis bis 35 9,1% 36 bis 42 5,9% 43 bis 49 1,3% 50 bis 56 1,2% mehr als 56 Abb.3 Aufenthaltsdauer N=1082 Patienten ( ) Tabelle 1: Psychiatrische Erstdiagnosen (N=1082; ) ICD10 Patienten F00-F09 Organische, einschl. symptomatischer psychischer Störungen 1,0% F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen 0,9% F20-F21 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen 0,6% F30-F39 Affektive Störungen 40,7% F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 42,3% F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren 1,8% F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 2,2% F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend 9,9% 2
3 Nationalität deutscher Aussiedler; 5,6% anderes Geburtsland; 14,6% deutsch; 79,8% Abb.4 Nationalität N=484 Patienten (April 2008 Dezember 2010) Familienstand geschieden; 16,5% verwitwet; 6,5% ledig; 26,9% getrennt lebend; 7,1% verheiratet; 43,1% Abb.5 Familienstand N=484 Patienten (April 2008 Dezember 2010) 3
4 Schulbildung Abitur/Fachhochschule; 11,7% sonstiger Abschluss; ohne Abschluss; 0,8% 5,5% Sonderschule; 1,5% Hauptschule; 43,6% Real/Mittelschule; 36,9% Abb.6 Höchster Schulabschluss N=484 Patienten (April 2008 Dezember 2010) Berufsausübung arbeitslos; 25,3% voll erwerbstätig; 31,7% nicht erwerbstätig; 29,9% teilzeitbeschäftigt; 12,7% Abb.7 Derzeitige Berufsausübung N=484 Patienten (April 2008 Dezember 2010) 4
5 Arbeitsfähigkeit arbeitsfähig/ arbeitsfähig; 51,3% arbeitsunfähig/ arbeitsunfähig; 34,2% arbeitsunfähig/ arbeitsfähig; 14,0% arbeitsfähig/ arbeitsunfähig; 0,5% Abb.8 Arbeitsfähigkeit bei und N=484 Patienten (April 2005 Dezember 2010) Beschwerdedauer 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% weniger als 1 Jahr 23,0% 1-2 Jahre 23,5% 2-5 Jahre 14,2% 5-10 Jahre 16,5% Jahre 8,5% mehr als 15 Jahre 14,0% Abb.9 Dauer der Beschwerden N=484 Patienten (April 2008 Dezember 2010) 5
6 2. Fragebogendaten / Mit verschiedenen Fragebögen wurden bei und die Belastung durch die aktuelle Symptomatik sowie das emotionale und körperliche Befinden erfasst. Die katamnestische Befragung umfasst erneut die symptomatischen Beschwerden sowie einige Fragen zu Krankheit, Psychotherapie, Erwerbstätigkeit etc. 69% (N=111) der 161 angeschriebenen Patienten nahmen daran teil. Emotionales Befinden Mittelwert Depression Erschöpfung Angst Entspannung Aktivität Freude Abb.10 Veränderungen des emotionalen Befindens im Vergleich zwischen und (Fragebogen zum emotionalen Befinden) N=484 Patienten (April 2008 Dezember 2010) 6
7 Körperliches Befinden M ittelwert Magenbeschwerden Herzbeschwerden Gliederschmerzen Erschöpfung Abb.11 Veränderungen der körperlichen Beschwerden im Vergleich zwischen und (Giessener Beschwerdebogen) N=484 Patienten (April 2008 Dezember 2010) Symptomatik Mittelwert Somatisierung Zwanghaftigkeit Unsicherheit Depressivität Ängstlichkeit Aggressivität Phobische Ängste Paranoides Denken Psychotizismus Abb.12 Veränderung der Symptomatik im Vergleich zwischen und (Symptomcheckliste) N=484 Patienten (April 2008 Dezember 2010) 7
8 Psychische Belastung (Frauen) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 10,8% 18,0% 71,2% 32,9% 26,2% 40,9% starke Belastung geringe Belastung ohne Belastung Abb.13 Veränderung der grundsätzlichen psychischen Belastung im Vergleich zwischen und N=330 weibliche Patienten (April 2008 Dezember 2010) Psychische Belastung (Männer) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 12,5% 34,2% 53,3% 27,8% 34,0% 38,2% starke Belastung geringe Belastung ohne Belastung Abb.14 Veränderung der grundsätzlichen psychischen Belastung im Vergleich zwischen und N=154 männliche Patienten (April 2008 Dezember 2010) 8
9 3. Katamnese nach eineinhalb Jahren Symptomatik M ittelw erte Som atisierung Zwanghaftigkeit Unsicherh eit Depressivitä t Äng stlichkeit Agg ressivität Phobische Ängste Paranoides Denken Psychotizismus Katamnese Abb.15 Veränderung der Symptomatik im Vergleich zwischen, und Katamnese N=109 Patienten (Klinikaufenthalt 2009; Nachbefragung 2010/2011) Fazit Die dargestellten Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass das Modell der Integrierten Versorgung, wie es zwischen der AOK Niedersachsen und der Mediclin Deister Weser Klinik für Psychosomatik und Verhaltensmedizin in Bad Münden praktiziert wird, effizient und effektiv einer Chronifizierung psychosomatischer Erkrankungen entgegen wirkt. Die Integrierte Versorgung, mit der Möglichkeit der Direkteinweisung durch niedergelassene Ärzte und zeitnahen in die Deister Weser Kliniken, wird vor dem Hintergrund der kontinuierlichen Zunahme psychischer und psychosomatischer Erkrankungen auch zukünftig eher noch an Bedeutung gewinnen. 9
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