Strategische Fragestellungen für den ÖPNV
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- Joseph Kästner
- vor 6 Jahren
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1 Strategische Fragestellungen für den ÖPNV Stefan Karnop Magdeburg, 15. Oktober Workshop zur Neuaufstellung des ÖPNV-Plans
2 Strategische Fragestellungen für den ÖPNV Gliederung 1. Rahmenbedingungen für den ÖPNV 2. Strategie der Landesregierung 3. Ansätze zur Erschließung neuer Zielgruppen 4. Strategische Fragestellungen Folie 2
3 Rahmenbedingungen für den ÖPNV Demographischer Wandel alle Landkreise weisen weiterhin schrumpfende Bevölkerungszahlen auf, wobei es regionale Unterschiede gibt gleichzeitig ist der allgemeine Trend hin zu den Großstädten auch in Sachsen- Anhalt spürbar Hauptgrund für den Bevölkerungsrückgang in den Landkreisen ist das Geburtendefizit seit einiger Zeit beobachten wir positive Entwicklungen beim Wanderungssaldo, die aber insgesamt noch keine Trendumkehr bewirken Folie 3
4 Rahmenbedingungen für den ÖPNV Entwicklung wichtiger Strukturgrößen seit % +10% +5% 0% -5% -10% -15% Bevölkerungszahl 2005: 2,47 Mio. 2014: 2,24 Mio PKW-Dichte 2005: 473/1.000 EW* 2013: 529/1.000 EW Anzahl Schüler 2005: : Anzahl Schulen 2005: : % -25% Datenquellen: Statistisches Landesamt, KBA * Extrapolation Folie 4
5 Strategie der Landesregierung Widerspruch zwischen verkehrspolitischer Zielstellung und ÖPNV-Gestaltung Politische Zielstellung Wirkung im ÖPNV-System ÖPNV als Haltefaktor Potential = Nachfrage qualitativ hochwertiges Verkehrsangebotes lange Einsatzzeit, hohe Taktdichte, Bedienung an allen Tagen einerseits: Gewährleistung Qualität und Quantität = hohe Aufwendungen andererseits: eher sinkende Nachfragezahlen Folie 5
6 Strategie der Landesregierung Demografischer Wandel Herausforderung und Chance für die Verkehrspolitik Anpassen... Gegensteuern der Infrastruktur und der Verkehrsleistungen an veränderte Bevölkerungszahl und -struktur... mit ÖPNV dort, wo massenwirksam mit Vernetzung zu individuellen Verkehrsmitteln Folie 6
7 Strategie der Landesregierung Demografischer Wandel Herausforderung und Chance für die Verkehrspolitik Anpassung Gegensteuern Abbestellung von SPNV- Strecken und Zugangsstellen ohne angemessenes Nachfragepotential (Sachsen- Anhalt hat allein seit 1996 knapp 40 SPNV-Strecken abbestellt!), Umstellung von Buslinien auf flexible Bedienformen Attraktive Bahnangebote zwischen den Zentren und im Umfeld der Oberzentren Vorhaltung eines Bus- Landesnetzes mit Bahn - Qualität Ausweitung flexibler Bedienformen in Zeiten und Räumen geringer Nachfrage Folie 7
8 Strategie der Landesregierung Entwicklung der Nachfrage seit % +10% +5% 0% -5% -10% -15% -20% -25% Bevölkerungszahl 2005: 2,47 Mio. 2014: 2,24 Mio Nachfrage SPNV 2005: 847 Mio. Pkm 2014: 861 Mio. Pkm Nachfrage Straßenbahn 2005: 589 Mio. Pkm 2013: 551 Mio. Pkm Nachfrage Bus-Nahverkehr 2005: 978 Mio. Pkm 2013: 856 Mio. Pkm Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt, NASA Folie 8
9 Ansätze zur Erschließung neuer Zielgruppen Wie kann die Nachfrage trotz des Bevölkerungsrückgangs erhöht werden? Der ÖPNV muss sich an die veränderten Strukturen anpassen und attraktiver werden und vor allem seinen Marktanteil erhöhen ÖPNV ÖPNV MIV MIV Folie 9
10 Ansätze zur Erschließung neuer Zielgruppen Die Potenziale liegen im Alltagsverkehr Freizeit (33 % der Wege) Einkauf und Erledigungen (32 % der Wege) Ausbildung und Arbeit (27 % der Wege) 33% 19% 13% 8% 7% 6% 14% Anteil der Wege Freizeit Einkauf private Erledigung Begleitung dienstlich Ausbildung Arbeit Datenquelle: MID 2008, ländlicher Raum Folie 10
11 Ansätze zur Erschließung neuer Zielgruppen im Bereich der Senioren Altersstruktur 2015 (2,2 Mio. Einwohner) Altersstruktur 2025 (1,9 Mio. Einwohner) 7% 11% 4% 9% 10% 5% 19% 23% 60% 54% 0 bis bis bis bis 79 über 80 0 bis bis bis bis 79 über 80 Datenquelle: 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose Sachsen-Anhalt Folie 11
12 Ansätze zur Erschließung neuer Zielgruppen und vor allem in der Nahmobilität 100% Mittlere Wegelänge in ländlichen Räumen geringer Dichte (MID 2008) 90% 80% 70% 60% 60 % der Wege sind kürzer als 5 km! 50% 40% 30% 20% 10% 0% 8% 7% < 400 m 400 bis 600 m 13% 14% 600 bis 1000 m 19% 13% 1 bis 2 km 2 bis 5 km 5 bis 10 km Bereits ab 1 km Weglänge ist das Auto Verkehrsmittel Nr. 1 16% 10 bis 25 km 10% 25 bis 100 km 2% > 100 km Anteil Anteil kumuliert Folie 12
13 Ansätze zur Erschließung neuer Zielgruppen Somit ergeben sich neue Anforderungen an das ÖPNV- Angebot: Feinerschließung in den Orten, kurze Wege zu den Haltestellen direkte und schnelle Anbindung der wichtigsten Ziele im Ort (Ärzte, Einkaufsmärkte, Wochenmärkte etc.) Erreichbarkeit übergeordneter Ziele durch Verknüpfung der Linien untereinander attraktive Bedienungshäufigkeit mit merkbarem Takt Das Angebot muss zudem leicht verständlich sein und gut kommuniziert werden. Barrierefreiheit weitgehende Integration des Schülerverkehrs Ziel: Familien sollen auf ihren Zweitwagen verzichten können! Folie 13
14 Ansätze zur Erschließung neuer Zielgruppen Hierarchisierung der Liniennetze notwendig Diese Aussage ist nicht neu und deckt sich auch mit dem Thesenpapier der VDV-Landesgruppe Ost. Ich möchte jedoch eine kleine Modifizierung vorschlagen: VDV-Papier Hauptlinien Nebenlinien flexible Bedienformen Mein Vorschlag Regionale Hauptlinien Regionale Nebenlinien Ortsverkehre Wir erreichen neue Fahrgäste nur, wenn wir auch die letzte Meile anbieten! flexible oder alternative Bedienformen können sowohl im Bereich der Nebenlinien, als auch der Ortsverkehre zum Einsatz kommen Folie 14
15 Ansätze zur Erschließung neuer Zielgruppen Innerhalb dieser Hierarchie können die unterschiedlichsten Angebotsformen zum Einsatz kommen flexible Bedienform: Rufbus Cityrufbus im Flächenbetrieb Stadtbus mit Rendezvous- Haltestelle Einsatz von kleinen Elektrobussen auf Ortsbuslinie Radweg mit Abstellanlage an der Bushaltestelle (ggf. Pedelec-Nutzung) Folie 15
16 Strategische Fragestellungen Bereits zahlreiche gute Ansätze im Land Erste Schritte zur Hierarchisierung sind gemacht: vertaktete und attraktive Angebote auf den Hauptachsen, z. B. im Bahn-Bus-Landesnetz, aber auch auf immer mehr Linien der Landkreise flexible Bedienformen in den unterschiedlichsten Ausprägungen zur Anbindung der Fläche ergänzende Angebote wie der Servicebus Roßla oder das KitaMobil in der Altmark Jedoch fehlt es in fast allen Grundzentren und vielen Mittelzentren an feinerschließenden und attraktiven Angeboten im Bereich der Nahmobilität! Tun wir also genug, um im großen Segment der kurzen Wege unter 5 Kilometern nennenswerte Marktanteile zu gewinnen? Folie 16
17 Strategische Fragestellungen Warum fehlt es bisher großflächig an Ortsverkehren? Mögliche Gründe: abweichende Schwerpunktsetzung bei der Nahverkehrsplanung der Landkreise passive Haltung der Gemeinden fehlendes Interesse der Bürgerschaft = kein Bedarf? fehlende finanzielle Mittel Dabei sollten lokale Verkehre doch eigentlich im Interesse der jeweiligen örtlichen Gemeinschaft liegen: So können Bauleitplanung, Grundschulplanung und Verkehr besser aufeinander abgestimmt werden. Zudem sind die kleinräumigen Verkehrsbeziehungen vor Ort am besten bekannt. Folie 17
18 Strategische Fragestellungen Wie können Impulse für neue lokale Angebote gesetzt werden? Zu diskutierende Ideen: Neuzuordnung der Aufgabenträgerschaft für die lokalen Verkehre oder alternativ Schaffung von Anreizsystemen für die bisherigen Aufgabenträger in den Landkreisen, Unterstützung bei der Fahrzeugfinanzierung (z. B. flexible Leasingmodelle für Pilotvorhaben / Elektrofahrzeuge), fachliche Unterstützung bei der Konzeption neuer Angebote Förderung entsprechender Planungsvorhaben im Landesprogramm Nahmobilität und Feinerschließung Erschließung alternativer Finanzierungsquellen (Bürgerticket, Nutznießerfinanzierung, sonstige Abgaben) stärkere Aktivierung des Ehrenamts (Bürgerbusse?) Folie 18
19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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