Sozial- & Wirtschafts statistik

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1 Nr 01 Jänner 2017 Sozial- & Wirtschafts statistik Aktuell DER ARBEITSMARKT IM JAHR 2016 Von Ilse Leidl-Krapfenbauer Arbeiterkammer Wien Obwohl in den letzten Monaten des Jahres 2016 die Arbeitslosigkeit leicht zurückging, kann man von keiner Erholung auf dem Arbeitsmarkt sprechen. Der Beschäftigungsanstieg reicht nicht aus, um das zusätzliche Arbeitskräftepotenzial aufzunehmen, die Arbeitslosigkeit steigt leicht (+0,8%) an. im Jahr 2016 sowohl die Beschäftigung als auch die Arbeitslosigkeit stieg? Eckdaten des Arbeitsmarktes 2016 Man kann die Arbeitsmarktsituation des Jahres 2016 am besten mit dem Wort Stabilisierung umschreiben. Im Jahr 2016 gab es, wie in Abbildung 1 ersichtlich, fast 3,6 Mio. Beschäftigungsverhältnisse, so viele wie noch nie. Gegenüber dem Vorjahr ist die unselbstständige Beschäftigung sowohl bei den Männern (+1,) als auch bei den Frauen (+1,3 %) angestiegen. Das Arbeitskräftepotenzial stieg aber auch im Jahr 2016 weiter an: durch Zuwanderung, einem späteren Pensionseintritt und einer steigenden Erwerbstätigkeit von Frauen. Das Beschäftigungswachstum reicht nicht aus, um die zusätzlich auf den Arbeitsmarkt kommenden Personen aufzunehmen, daher steigt die Arbeitslosigkeit weiter wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß als in den Vorjahren an (+0,), auf rund durchschnittlich beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos vorgemerkte Personen. Die Arbeitslosenquote lag daher 2016 in Österreich, wie auch schon im Jahr 2015, auf einem Niveau von 9,1 %. Im Jahresdurchschnitt waren 2016 etwas mehr als Personen in einer Schulung des AMS, gegenüber 2015 ein Plus von +3,2 %. Die Schulungsteilnahmen sind bei Männern deutlich angestiegen. Dies hängt vor allem mit dem Ausbau von Deutschkursen und Angeboten für beim AMS vorgemerkte Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte die in den Jahr 2014/15 zu rund zwei Drit- Abo und Download: wien.arbeiterkammer.at/newsletter

2 Seite 2 Der Arbeitsmarkt im Jahr 2016 ABBILDUNG 1 ECKDATEN DES ARBEITSMARKTES 2016 Unselbstständige Beschäftigung Arbeitssuchende Personen: ,7 Mio. (+ 1,3 %) 3,6 Mio. (+ 1,5 %) 1,9 Mio. (+ 1,) Arbeitslosenquote 9,1 % 8,3 % 9,7 % Gesamt davon arbeitslos vorgemerkt: davon in Schulung: (-0,3 %) (+6,7 %) (+2,) (-0,2 %) 2016 zum Vorjahr 2016 zum Vorjahr 2016 Gesamt Frauen Männer zum Vorjahr Unselbstständige Beschäftigung ,5 % ,3 % , Arbeitslose Personen , , ,3 % Arbeitskräftepotenzial , , ,5 % Arbeitslosenquote 9,1 % - 8,3 % - 9,7 % 0,1 % Schulungs-TeilnehmerInnen (AMS) ,2 % ,2 % ,7 % Arbeitsuchende Gesamt ,2 % ,9 % ,7 % Von AL betroffene Personen ,0 % , , die Arbeitslosigkeit aber in den letzten Monaten 2016 leicht rückläufig war? tel Männer waren zusammen. Zählt man SchulungsteilnehmerInnen und arbeitslos vorgemerkte Personen zusammen, so waren im Jahresschnitt rund auf Arbeitssuche. Einen anderen aber auch sehr aussagekräftigen Wert erhält man, wenn man nicht den Durchschnitt (der Stichtagsbestände zum Monatsletzten, siehe Glossar) heranzieht, sondern schaut, wie viele Personen zumindest einen Tag arbeitslos beim AMS vorgemerkt waren. Das waren 2016 immerhin Personen. Das heißt, Arbeitslosigkeit gehört für fast eine Million Menschen pro Jahr (in unterschiedlicher Dauer) zum Erwerbsverlauf dazu. Der Arbeitsmarkt im Zeitverlauf Abbildung 2 gibt einen Überblick über die Entwicklung der Arbeitslosenquoten der Jahre 2008 bis Seit 2011 steigt die Arbeitslosigkeit laufend an, die Beschäftigungsentwicklung verläuft nach einem kurzen Einbruch im Jahr 2009 wieder positiv. Jedoch ist dieser Anstieg vor allem auch durch eine Zunahme der Teilzeitbeschäftigung bedingt, das Arbeits-

3 Seite 3 Der Arbeitsmarkt im Jahr 2016 ABBILDUNG 2 ENTWICKLUNG DER ARBEITSLOSEN QUOTE VON 2008 BIS 2016 ABBILDUNG 3 VERÄNDERUNGEN ARBEITSLOSIGKEIT 2016 IM JEWEILIGEN VERGLEICH ZUM MONAT DES VORJAHRES 2 % 0 % -2 % JÄNNER FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER Arbeitslosenquote Arbeitslosigkeit en Schulungsteilnahmen (AMS) volumen an sich hat sich dabei nicht vergrößert (siehe dazu SWSA Nr. 5/2015 Anstieg der Erwerbstätigkeit trotz stagnierendem Arbeitsvolumen). Die Arbeitslosenquote lag wie in Abbildung 2 ersichtlich vor der Wirtschafts- und Finanzkrise noch bei 5,9 %, 2009 ist sie fast sprunghaft auf 7,2 % angestiegen, um sich in den beiden darauffolgenden Jahren wieder etwas zu erholen. Seit 2012 steigt die Arbeitslosenquote jedoch wieder an, 2016 stagnierte sie auf einem Niveau von 9,1%. Fokus: Arbeitslosigkeit Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Jahr 2016 ist vorsichtig positiv zu bewerten, da sich die Zunahme der arbeitslos vorgemerkten Personen im Jahresverlauf verringerte. In den letzten beiden Monaten konnte sogar ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden. Allerdings ist die Arbeitslosigkeit auch immer im Zusammenhang mit den Schulungstätigkeiten des AMS zu betrachten, denn Personen die zum Stichtag (am Monatsende) in einer Schulung sind, werden in der Statistik nicht als arbeitslos gezählt. Abbildung 3 gibt daher einen Überblick über die jeweiligen prozentualen en der Arbeitslosigkeit und der SchulungsteilnehmerInnen im Jahresverlauf Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist aber beispielsweise nach Regionen (hier gibt es ein Ost-West-Gefälle des österreichischen Arbeitsmarktes) oder auch hinsichtlich der betroffenen Personengruppen sehr unterschiedlich.

4 Seite 4 Der Arbeitsmarkt im Jahr 2016 ABBILDUNG 4 VERÄNDERUNG VON BESCHÄFTIGUNG UND ARBEITSLOSIGKEIT, DEMOGRAFISCHE ENT- WICKLUNG (2016/2015) NACH ALTERSGRUPPEN 12 % 10,5 % 8, 2 % 0 % -2 % - -1,7 % -0,7 % 0, -1,5 % 0,0 % 2, 0,1 % 1,3 % 3,3 % , BIS 24 JAHRE 25 BIS 49 JAHRE 50 BIS 54 JAHRE 55 BIS 64 JAHRE Beschäftigung Arbeitslosigkeit Demografische Entwicklung* Quelle: Sozialministerium (AMDB), *Statistik Austria: Bevölkerung zum Jahresschnitt, hier: 2016/2015, eigene Darstellung die Situation auf dem Arbeitsmarkt für bestimmte Personengruppen schwieriger ist? Wie Abbildung 1 zeigt, sind Frauen derzeit vom Anstieg der Arbeitslosigkeit stärker betroffen. Zudem aber auch Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung, Personen mit gesundheitlichen Beeinträchti gungen, ausländische StaatsbürgerInnen, länger arbeitslose Personen und Personen ab 50. Abbildung 4 veranschaulicht beispielsweise die Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit nach Altersgruppen. Bei den unter 25-Jährigen geht die Arbeitslosigkeit am stärksten zurück, aber auch die Beschäftigung sinkt. Ein Blick auf die demografische Entwicklung zeigt zudem, dass die Zahl der unter 25-Jährigen an der österreichischen Wohnbevölkerung rückläufig ist. Anders ist die Situation bei den über 55-Jährigen (Bevölkerung in dieser Altersgruppe wächst um +3,3 %): Hier steigt zwar die Beschäftigung kräftig an (+8,), jedoch die Arbeitslosigkeit in einem deutlich stärkeren Ausmaß (+10,5 %). Die Arbeiterkammer setzt sich für eine Arbeitsmarktoffensive ein, die die Arbeitslosigkeit in vier Jahren um Betroffene reduzieren soll. Dieser Maßnahmenplan beruht auf drei Säulen: auf öffentlichen Investitionen (vor allem in öffentliche und soziale Infrastruktur, wie Bildung, soziale Dienste, leistbarem Wohnraum, ), einer fairen Verteilung von Arbeit (Arbeitszeitverkürzung) und einem Ausbau der Aus- und Weiterbildung: Bildungskarenz, Bildungsteilzeit und Fachkräfte stipendium sollen zu einem Qualifizierungsgeld gebündelt werden. Dafür brauchen die ArbeitnehmerInnen einen Rechtsanspruch gegenüber dem Arbeitgeber auf Bildungsfreistellung sowie einen Rechtsanspruch auf ein existenzsicherndes Qualifizierungsgeld während der Ausbildung.

5 Seite 5 Der Arbeitsmarkt im Jahr 2016 Glossar Arbeitskräftepotenzial: Personen, die aktiv auf dem Arbeitsmarkt auftreten; wird aus der Summe der Anzahl der arbeitslosen Personen und unselbstständig Beschäftigten berechnet. Arbeitslosigkeit Bestand: Personen, die beim AMS arbeitslos vorgemerkt sind. Bei Monatsbetrachtungen wird der Bestand zum Monatsletzten herangezogen. Bei Jahreswerten wird der Durchschnitt aus den Monatsstichtagsbeständen gebildet. Von Arbeitslosigkeit betroffene Personen: Anzahl der Personen, die zumindest einen Tag im betrachteten Zeitraum beim AMS arbeitslos vorgemerkt waren. Arbeitssuchende: In diesem Fall Summe aus Bestand an arbeitslos vorgemerkten Personen und Bestand von Personen in Schulungen des AMS. Arbeitslosenquote: Verhältnis vom Bestand arbeitsloser Personen (Stichtagsbestand) zum Arbeitskräftepotenzial. SchulungsteilnehmerInnen: Personen, die beim AMS als arbeitssuchend vorgemerkt sind und sich in einer Schulungsmaßnahme befinden. Unselbstständige Beschäftigung: Erfasst werden alle Personen, deren Beschäftigungsverhältnis aufrecht ist, zuzüglich sonstiger in die Krankenversicherung einbezogener Personen, wie KinderbetreuungsgeldbezieherInnen, Präsenz(Zivil)dienstleistende sowie im Krankenstand befindliche Personen, deren Beschäftigungsverhältnis aufrecht ist. Gezählt werden Beschäftigungsverhältnisse und nicht beschäftigte Personen. Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Wünsche, Anregungen und Kritik an swsa@akwien.at IMPRESSUM: Herausgeberin und Medieninhaberin Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, 1040 Wien, Prinz Eugen Strasse Redaktion Gerlinde Hauer, Petra Innreiter, Ilse Leidl, Reinhold Russinger, Matthias Schnetzer, Norman Wagner Kontakt SWSA@akwien.at Verlags- und Herstellungsort Wien Erscheinungsweise 11 mal jährlich DVR AKWien Grafik Jakob Fielhauer Foto S. 2 Karin & Uwe Annas Fotolia.com Verlags- und Herstellungsort Wien DVR AK Wien Offenlegung gem 25 des Mediengesetzes siehe wien.arbeiterkammer.at/offenlegung Blattlinie: Die Meinungen der AutorInnen