Vom Glück, zu Hause zu sein. Ausgewählt und zusammengestellt von Kathrin Clausing

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Friederike Ursler
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1 Vom Glück, zu Hause zu sein Ausgewählt und zusammengestellt von Kathrin Clausing

2 ZUHAUSE mit der Uhr ohne Sekundentaktzeiger einer Tür die nach Innen aufgeht und der Schranke davor Schlupfwinkelort zu den eigenen Bildquellen Schatzkammer täglich geöffnet nestwarm geborgen Eintritt frei Regine Plaß 2 3

ALLES AUF ANFANG ich trete ein und bin schon gleich zuhaus die sonnengelben fenster

auf die füllt den ganzen raum in diesem augenblick an diesem ort komm ich endgültig

trotz allem mit mir zu versöhnen Renate Schley ZUR RUHE KOMMEN Schuhe abstreifen,

Mein unverhülltes Gesicht im Spiegel betrachten.

3 ALLES AUF ANFANG ich trete ein und bin schon gleich zuhaus die sonnengelben fenster empfangen mich mit wärmender umarmung und tief in meinem innern blüht eine stille auf die füllt den ganzen raum in diesem augenblick an diesem ort komm ich endgültig bei mir an bereit mir zu vergeben was ich getan und was ich nicht getan und mich trotz allem mit mir zu versöhnen Renate Schley ZUR RUHE KOMMEN Schuhe abstreifen, Bluse und Bügelfalten in den Feierabend schicken. Die Maske ablegen. Mein unverhülltes Gesicht im Spiegel betrachten. Ein warmer Pullover duftet nach Bleiben, die weiche Hose streicht um die Beine wie eine Katze. Dicke Socken kennen den Weg zur Ruhe. Tina Willms 4 5

4 DER LANDSTREICHER UND DER BAUM Da stehst du nun, sagte der Landstreicher zum Baum. Bist zwar groß und stark, aber was hast du schon vom Leben? Kommst nirgendwo hin. Du kennst den Fluss nicht und nicht die Dörfer hinter dem Berg. Immer an derselben Stelle! Du kannst einem Leid tun! Er packt sein Bündel fester und geht los. Da gehst du nun, sagt der Baum. Immer bist du unterwegs. Hast keinen Platz, an den du gehörst. Du kannst einem Leid tun! Der Landstreicher bleibt stehen. Hast du das wirklich gesagt?, fragt er und schaut zum Baum empor. Wer sonst?, sagt der Baum. Siehst du hier jemanden außer mir? Ne, sagt der Landstreicher. Meinst du wirklich, was du sagst? Ich geh in die Welt, Tag für Tag, ich kenne die Menschen und Häuser mit den rotgedeckten Dächern Zu mir kommt die Welt, sagt der Baum. Der Wind und der Regen, die Eichhörnchen und die Vögel. Und in der Nacht setzt sich der Mond auf meine Zweige. Ja, ja, sagt der Landstreicher, aber das Gefühl zu gehen Schritt für Schritt. Mag schon sein, sagt der Baum, aber das Gefühl zu bleiben Tag und Nacht. Bleiben, sagt der Landstreicher nachdenklich. Zu Hause sein. Ach ja, sagt er. Und der Baum seufzt: Gehen, unterwegs sein können ach ja. Wurzeln zu haben, sagt der Landstreicher, das muss ein tolles Gefühl sein! Ja, sagt der Baum, ganz ruhig und fest ist es. Und wie lebt man mit den Füßen? Leicht, sagt der Landstreicher, flüchtig und schnell. Wenn wir tauschen könnten, sagt der Baum. Für eine Weile. Ja, sagt der Landstreicher, das wäre schön. Lass uns Freunde sein, sagt der Baum. Der Landstreicher nickt. Ich werde wiederkommen, verspricht er, und ich werde dir vom Gehen erzählen. Und ich, sagt der Baum, erzähle dir dann wieder vom Bleiben. Gina Ruck-Pauquèt 6 7

NEULAND Mit Texten von: Bettina von Arnim (1785-1859): S. 32. Wolfgang Bauer: S. 8ff., aus: ZEIT Magazin # 40/2014. Doris Bewernitz: S. 16f., 26 bei der Autorin, S. 22ff. aus: dies.: Spuren im Schnee.

Der Prophet, Aus dem Englischen übersetzt von Karin Graf Patmos Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011, www.verlagsgruppe-patmos.de. Ilka Haederle: S. 37f. bei der Autorin.

5 NEULAND Mit Texten von: Bettina von Arnim ( ): S. 32. Wolfgang Bauer: S. 8ff., aus: ZEIT Magazin # 40/2014. Doris Bewernitz: S. 16f., 26 bei der Autorin, S. 22ff. aus: dies.: Spuren im Schnee. Geschichten zur Weihnacht, Verlag Herder Freiburg, Annette von Droste-Hülshoff ( ): S. 28ff. Reinhard Ellsel: S. 39 beim Autor. Khalil Gibran: S. 14f. gekürzt aus: ders. Der Prophet, Aus dem Englischen übersetzt von Karin Graf Patmos Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011, Ilka Haederle: S. 37f. bei der Autorin. Maria Hagenschneider: S. 36 bei der Autorin. Regine Plaß: S. 3 bei der Autorin. Gina Ruck-Pauquèt: S. 6f.: bei der Autorin. Renate Schley: S. 4 bei der Autorin. Cornelia Elke Schray: S. 19, 33, 41 bei der Autorin. Tina Willms: S. 5 bei der Autorin. Doris Wohlfarth: S. 27 bei der Autorin. neu landen dem Zauber des Anfangs ein Haus mit offenen Fenstern bauen einen Garten anlegen und eine Wiege aufstellen in der die Sehnsucht die Liebe und das Vertrauen ein Nest finden Zur Illustratorin: Zur Gestaltung dieses Buches wurde der Quilt Five-thirty A.M. von Amy Stewart Winsor verwendet. Die Textilkünstlerin aus Apex, North Carolina (Vereinigte Staaten), gibt auch Anleitungen zur textilen Gestaltung und veröffentlicht dazu. Ihre freundlichen, in starken Farben gehaltenen Quilts wurden auf internationalen Ausstellungen gezeigt und in Büchern und Zeitschriften veröffentlicht. Sie sind in Sammlungen von privaten und geschäftlichen Sammlern eingegangen. Im Internet: neu landen sich vertraut machen was anvertraut wurde Cornelia Elke Schray ISBN Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG Im Alten Rathaus/Hauptstraße 37 D Eschbach/Markgräflerland Alle Rechte vorbehalten. Gestaltung, Satz und Repro: Angelika Kraut, Verlag am Eschbach Covermotiv und Motive im Innenteil: Five-thirty A.M. Amy Stewart Winsor Schriftvorlagen: Ulli Wunsch, Wehr Herstellung: Firmengruppe APPL, Wemding Manufakt Dieser Baum steht für umweltschonende Ressourcenverwendung, individuelle Handarbeit und sorgfältige Herstellung. 41

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