Folgende Fragestellungen sind für das Erstellen einer Standortbestimmung wegleitend:
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- Inge Kolbe
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1 DEPARTEMENT VOLKSWIRTSCHAFT UND INNERES Amt für Migration und Integration Integration und Beratung 27. März 2014 LEITFADEN Standortbestimmung zur Integrationsförderung 1. Ausgangslage 1.1 Vorbemerkung In der 2011 durchgeführten Gemeindebefragung gab ein Grossteil der Gemeinden an, dass sie den Bedarf an Integrationsförderung nicht beurteilen könnten. Im Rahmen des Kantonalen Integrationsprogramm KIP möchte das MIKA die Gemeinden ermuntern, eine Standortbestimmung im Integrationsbereich durchzuführen, die als Grundlage für die Einschätzung des Integrationsbedarfs und der Umsetzung von allfälligen Massnahmen dienen soll. Diese Standortbestimmung fokussiert sich primär auf die Situation von Migrantinnen und Migranten, bei der Umsetzung von Massnahmen sollen jedoch alle Einwohnerinnen und Einwohner einer Gemeinde oder Region davon profitieren können (z.b. Information, Frühe Förderung, Treffpunkte etc.). 1.2 Vorgehensplanung Folgende Fragestellungen sind für das Erstellen einer Standortbestimmung wegleitend: Wer soll in die Standortbestimmung einbezogen werden (Anspruchsgruppen, z.b. Migrantenorganisationen, Verwaltung, Schule, Kultur- und Sportvereine, kirchliche Institutionen, Fachpersonen)? Wer leitet das Projekt (z.b. Person aus der Verwaltung, Gemeinderat, externe Fachperson)? Soll eine externe Beratung beigezogen werden (z.b. Anlaufstelle Integration AIA, Fachperson oder Büro mit Erfahrung in Integrationsfragen)? Soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, wer sollte dabei sein? Welche Ressourcen müssen zur Verfügung gestellt werden (personell, fachlich, finanziell)? Soll die Standortbestimmung gemeinsam mit anderen Gemeinden gemacht werden? Welche allgemeinen Grundlagen sind verfügbar (Leitbild, Entwicklungskonzepte, Raum- und Quartierplanung, Studien und Berichte, statistisches Material zur Bevölkerungsstruktur und zu Sozialhilfe- und Arbeitslosenquoten, etc.)?
2 2. Standortbestimmung Die Standortbestimmung zeigt auf, wo und durch wen bereits Integrationsförderung geleistet wird bzw. wo Potenzial vorhanden ist, wo allenfalls Lücken bestehen und welche Massnahmen ergriffen werden sollen. Themenbereich Analyse - Mögliche Fragestellung Abklärung - Mögliche Formen Mögliche Massnahme 2.1 Information und Beratung Erstinformation Erhalten neuzuziehende Migrantinnen und Migranten die nötigen Informationen, um sich im Alltag orientieren zu können? Worüber, in welcher Form werden neuzuziehende Migrantinnen und Migranten informiert? Wird Material abgegeben, z.b. bei der Anmeldung auf der Gemeinde? Gibt es spezielle Veranstaltungen? Wo gibt es Probleme, wo fehlen wichtige Informationen, z.b. bei der Einschulung der Kinder, beim Umgang mit Ämtern, bei der Arbeit? Verstehen die neuzuziehenden Migrantinnen und Migranten die Informationen? Werden interkulturelle Dolmetschende beigezogen? Gibt es unter den neuzuziehenden Migrantinnen und Migranten Personen, welche Mühe haben, die Informationen zu verstehen bzw. sich zurechtzufinden (z.b. bildungsferne Personen)? Schule, Migrantenorganisationen, Migrantinnen und Migranten, Beratungsstellen, kirchliche Stellen, Arbeitgeber usw. Geeignetes Informationsmaterial abgeben Informationsveranstaltungen durchführen Einsatz von Schlüsselpersonen für spezielle Zielgruppen Erstgespräche bei der Einwohnerkontrolle einführen Nutzen von verschiedenen Angeboten des Kantons (vgl. Informationen auf der Homepage des Kantons: > Integration > Angebote für Gemeinden)
3 Themenbereich Analyse - Mögliche Fragestellung Abklärung - Mögliche Formen Mögliche Massnahme Vorläufig Aufgenommene VA, anerkannte Flüchtlinge AF und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge VAF Besuchen VA, AF und VAF, welche in der Gemeinde Wohnsitz haben und damit in die Zuständigkeit der Gemeinde fallen, geeignete Integrationsangebote? Können VA, AF und VAF in den Arbeitsprozess integriert werden bzw. von der Sozialhilfe abgelöst werden? Wo bestehen allfällige Hindernisse (z.b. Sprache, Ausbildung, Finanzierung)? Verfügen die VA, AF und VAF sowie die zuständigen Verwaltungsstellen über die nötigen Informationen betr. Integrationsfördermassnahmen und deren Finanzierung? Umfrage und/oder Gespräch mit VA, AF, VAF, Sozialdienst, Kantonalem Sozialdienst (Schnittstelle beim Wechsel der Zuständigkeit). Zusammenarbeit mit dem Kantonalen Sozialdienst betr. gezielter Integrationsmassnahmen für diese Zielgruppe Kontakt mit Arbeitgebern betr. Arbeitsintegrationsmöglichkeiten für diese Zielgruppe Anlaufstelle Integration Aargau AIA Kennen die Migrantinnen und Migranten sowie die zuständigen Verwaltungsstellen die Angebote der AIA? Werden die Angebote der AIA genutzt (z.b. Information und Beratung von Migrantinnen und Migranten, Stammtische in den Regionen, Beratung bei und Durchführung von Projekten)? Umfrage und/oder Gespräch mit Migrantinnen und Migranten, Verwaltungsstellen, AIA. Die AIA als Ansprech-, Vermittlungsund Fachstelle breit bekannt machen Dienstleistungen der AIA bei Bedarf zielgerichtet nutzen (Angebote AIA unter Netzwerk Schlüsselpersonen Welche Rolle können Schlüsselpersonen in der Integrationsförderung übernehmen? (vgl. Leitfaden für Schlüsselpersonen) Gibt es Personen in der Gemeinde, welche als Schlüsselpersonen funktionieren (z.b. Begleitung bei Amtsgeschäften oder Gesprächen, Besuche)? Wo wäre der Einsatz von Schlüsselpersonen hilfreich (z.b. bei neuzuziehenden Migrantinnen und Migranten) Welche Sprachgruppen bräuchten den Einsatz von Schlüsselpersonen? Schule, Migrantenorganisationen, Schlüsselpersonen usw. Statistische Angaben (Sprachgruppen) Aufbau eines Netzwerkes Schlüsselpersonen (vgl. Angebotsübersicht für Gemeinden auf der Homepage des Kantons: > Integration > Angebote für Gemeinden > Mehr zum Thema) Prüfung der Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden.
4 Themenbereich Analyse - Mögliche Fragestellung Abklärung - Mögliche Formen Mögliche Massnahme Dezentrale Informations- und Beratungsangebote Braucht die Gemeinde ein dezentrales Informations- und Beratungsangebot? Wo erhalten Migrantinnen und Migranten Information und Beratung (z.b. Sozialdienst, JEFB, kirchliche Sozialdienste, AIA)? Genügen die vorhandenen Angebote? Sind sie für die Information und Beratung von Migrantinnen und Migranten ausgerüstet (z.b. übersetztes Informationsmaterial, Einsatz von interkulturellen Dolmetschenden)? Gibt es Projekte oder Massnahmen, für deren Umsetzung die Gemeinde eine dezentrale Informations- und Beratungsstelle einsetzen möchte? Umfrage und/oder Gespräch mit Beratungsstellen (z.b. Sozialdienst, JEFB, AIA) Umfrage und/oder Gespräch mit Verwaltungsstellen/Schule: wo gibt es Defizite an Information und Beratung? Umfrage und/oder Gespräch mit Migrantinnen und Migranten bzw. Migrantenorganisationen: Wo sehen sie Defizite in Bezug auf Information und Beratung, wo sehen sie Potenzial/Verbesserungsmöglichkeiten? Aufbau einer Trägerschaften für dezentrales Informations- und Beratungsangebot (z.b. Angliederung bei bestehender Stelle, Bildung einer neuen Trägerschaft) Prüfung der Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden Schutz vor Diskriminierung Kennen Migrantinnen und Migranten die AIA als Anlauf- und Beratungsstelle von Diskriminierungsopfern? Wie kann Diskriminierung und Rassismus in der Gemeinde bekämpft bzw. verhindert werden? Kennen die Verwaltungsstellen die Dienstleistung der AIA als Anlauf- und Beratungsstelle von Diskriminierungsopfern (z.b. Gemeindekanzlei, Sozialdienst, Schule, Polizei)? Gibt es in der Gemeinde Vorkommnisse von Rassismus oder Diskriminierung (z.b. in der Schule, im öffentlichen Raum, in der Verwaltung)? Sind das Verwaltungspersonal bzw. die Lehrkräfte sensibilisiert auf Fragen von Rassismus und Diskriminierung? Schulbehörden und Lehrpersonen Umfrage und/oder Gespräch mit Migrantinnen und Migranten, Migrantenorganisationen Schulung von Verwaltungspersonal und Lehrpersonen zu Diskriminierungsfragen Durchführung von Präventionsprojekten (z.b. Schule, öffentlicher Raum)
5 Themenbereich Analyse - Mögliche Fragestellung Abklärung - Mögliche Formen Mögliche Massnahme 2.2 Bildung und Arbeit Sprachförderung Zeigt die Sprachförderung bei den Migrantinnen und Migranten Wirkung? Werden Migrantinnen und Migranten mit Sprachdefiziten erfasst/erreicht? Sind geeignete Sprachangebote in der Region vorhanden? Kennen Verwaltungsstellen, Lehrkräfte, Arbeitgeber usw. die Sprachangebote? Schulbehörden, Schule, Arbeitgebern, Schlüsselpersonen, Migrantenorganisationen. Einsatz von Schlüsselpersonen, um Migrantinnen und Migranten mit Sprachdefiziten zu erreichen Information der Migrantinnen und Migranten, Arbeitgeber etc. über Sprachförderangebote Kontaktaufnahme mit Kanton zur Klärung möglicher Sprachangebote Prüfung der Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden Frühe Förderung Sind Migrantenkinder genügend vorbereitet auf Kindergarten und Schule? Sprechen die Kinder genügend deutsch beim Eintritt in den Kindergarten? Sind die Eltern genügend informiert über das Schulsystem, um ihre Kinder begleiten zu können? Sind die Lehrkräfte, das Personal in den Kita genügend geschult im Umgang mit Migrantenkindern und deren Eltern, erhalten sie die nötige Unterstützung? Gibt es Unterstützungsangebote, z.b. in den Spielgruppen, in den Kita? Umfrage und/oder Gespräch mit Lehrpersonen von Kindergarten und Schule, Spielgruppen, Kita Umfrage und/oder Gespräch mit Migrantinnen und Migranten, Migrantenorganisationen. Durchführung von Projekten der Frühen Förderung des Kantons wie Spielgruppen Sprache+, Kita Sprache + Durchführung von Projekten zur Information und Unterstützung der Eltern (z.b. Schulstart+) Family literacy schenk mir eine Geschichte in der Gemeinde- und Schulbibliothek Einsatz von Schlüsselpersonen bei speziellen Zielgruppen Prüfung der Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden..
6 Themenbereich Analyse - Mögliche Fragestellung Abklärung - Mögliche Formen Mögliche Massnahme Bildung und Arbeitsmarkt Gibt es jugendliche und junge erwachsene Migranten und Migrantinnen zwischen 15 und 21 Jahren, die noch keinen Anschluss an ein berufsbildendes Angebot gefunden haben? Sind arbeitslose Migranten und Migrantinnen bei der RAV oder beim Arbeitsmarktservice AMS des Kantonalen Sozialdiensts angemeldet? Nehmen diese an arbeitsmarktlichen Massnahmen mit Arbeitseinsätzen teil? Kommen Einarbeitungszuschüsse seitens der Gemeinde zum Einsatz? Nehmen nichterwerbstätige und sozialhilfeempfangende Migrantinnen ohne Kinder oder mit über dreijährigen Kindern an bildungs- oder arbeitsmarktlichen Massnahmen teil? Befragung des Sozialdiensts und der zuständigen RAV-Stelle Sicherstellen eines bedürfnisgerechten Angebots zur nachhaltigen Arbeitsmarktintegration
7 2.3 Verständigung und gesellschaftliche Integration Interkulturelles Dolmetschen Wo werden sinnvollerweise interkulturelle Dolmetschende ikd eingesetzt? Wo werden bereits ikd eingesetzt? Statistische Angaben Gibt es Situationen in der Verwaltung, in der Schule, wo der Einsatz von ikd sinnvoll ist (z.b. Elterngespräche, Erstinformationsveranstaltung)? In welchen Sprachen braucht es ikd? Schule, Sozialdienst, Mütter-/Väterberatung, Schlüsselpersonen. Einsatz von ikd via Vermittlungsstellen HEKS Linguadukt und Netzwerk Kulturvermittlung der Stadt Baden Soziale Integration Welche Projekte fördern die soziale Integration? Welche Projekte existieren in der Gemeinde (z.b. Treffpunkte, Projekte in Kultur- und Sportvereinen) Wo gibt es Lücken, wo wären Projekte sinnvoll (z.b. Förderung der Beteiligung von Migrantinnen und Migranten in Sportvereinen, Förderung des Kontaktes zwischen Migrantinnen und Migranten und der einheimischen Bevölkerung, Projekte, welche die Migrantinnen und Migranten über den Alltag informieren und den Spracherwerb fördern). Umfrage und/oder Gespräch mit zivilgesellschaftlichen Organisationen (Sportund Kulturvereine, kirchliche Organisationen, Migrantenorganisationen) Entwicklung, Förderung und Unterstützung von Projekten in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen.
8 3. Weiteres Vorgehen Vertiefte Abklärung Es ist zu prüfen, wo es allenfalls noch vertiefte Abklärungen braucht und ob es weitere Themen und Fragestellungen gibt, die zusätzlich in die Standortbestimmung aufgenommen werden sollen Bericht Die Ergebnisse werden in einem Bericht zusammengestellt. Darin ist festzuhalten, wo und durch wen in der Gemeinde bereits Integrationsförderung gemacht wird, bzw. wo Potenzial vorhanden ist, wo allenfalls Lücken bestehen und welche Massnahmen geplant werden Priorisierung der Massnahmen Die aus der Standortbestimmung abgeleiteten Massnahmen sind zu priorisieren, Umsetzungsplanung, Termine und Meilensteine sind festzulegen Finanzen Es braucht eine Kostenschätzung für die Planung und Umsetzung der Massnahmen. Mit dem MIKA ist zu klären, ob dazu Beiträge aus dem Kantonalen Integrationsprogramm KIP erhältlich sind Öffentlichkeitsarbeit, Vernehmlassung Es ist der Gemeinde freigestellt, ob sie den erstellten Bericht zur breiteren Abstützung in eine Vernehmlassung (z.b. schriftlich, Veranstaltung) schicken und/oder der Bevölkerung über andere geeignete Mittel bekannt machen will Nächste Schritte Der Gemeinderat verabschiedet den Bericht zu Handen des MIKA und Start der Umsetzung. 8 von 8
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