Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des türkischstämmigen Unternehmertums in Deutschland
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- Reinhold Sternberg
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1 René Leicht Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des türkischstämmigen Unternehmertums in Deutschland Vortrag an der Evangelischen Akademie Pfalz, 11. November 2011, Landau
2 Türkischstämmige Unternehmer/innen in Deutschland... Welche quantitative Bedeutung haben sie? Wie setzen sie sich sozialstrukturell zusammen? Was sind die Triebkräfte und Motive? Wie stark ist ihr wirtschaftliches Leistungspotenzial? Wie integriert sind die Selbständigen?
3 Entwicklung von Selbständigen nach Nationalität (in %) 1991= (Index 1991=100) Türken Italiener Griechen Ausländer insges Deutsche Quelle: Mikrozensus; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
4 Entwicklung von Selbständigen nach Herkunft (absolut) Ausländer + Deutsche mit Migrationshintergrund Tsd Griechenland Italien Türkei Polen Russland Rumänien Naher/Mittl. Osten Süd/Südostasien Quelle: Mikrozensus; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
5 Selbständigenquoten nach Herkunft 17% 16% 15% 14% 13% 12% 11% 10% 9% 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% 0% Herkunft aus Naher/Mittl. Osten Süd/Südostasien Griechenland Polen Italien Deutsche ohne MH Türkei Eingebürgerte Türk. Rumänien Russland Quelle: Mikrozensus 2010; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
6 Wie setzen sich türkischstämmige Unternehmer/innen sozialstrukturell zusammen?
7 Selbständige türkischer Herkunft sind zu 81% männlich und die Zahl der Unternehmerinnen ist in den letzten 5 Jahren unterdurchschnittlich gestiegen. haben zu 38% einen deutschen Pass (wie auch die türkischstämmigen Arbeitnehmer). sind zu 62% jünger als 40 Jahre. Deutsche nur zu 29%. gehören zu 18% der Zweiten Generation (hier Geborenen) an. Aber nur 8% aus der Ersten Generation sind vor 1970 zugewandert. Ein Drittel kam später als 1990 nach Deutschland. stammen nur halb so häufig von selbständigen Eltern (Elternteil) ab als Deutsche.
8 Individuelle Ressourcen: Formale Bildung Berufliche Abschlüsse türkisch. Selbständige Abh. Besch italienisch. Selbständige Abh. Besch griechisch. Selbständige Abh. Besch ex-jugosl.. Selbständige Abh. Besch polnisch. Selbständige Abh. Besch osteurop.. Selbständige Abh. Besch NMOsten. Selbständige Abh. Besch deutsch. Selbständige Abh. Besch % 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Kein beruflicher Abschluss Lehre oder ähnliches Meister/Techniker/Berufsakademie u.ä. FH/ Uni Quelle: Mikrozensus, Berechnungen ifm Universität Mannheim
9 Was sind die Triebkräfte und Motive für den Weg in die Selbständigkeit?
10 Bedeutung von Kultur / ethnischer Herkunft für selbständige Geschäftstätigkeit türkisch italienisch griechisch ehem. jugoslawisch polnisch osteuropäisch Naher/Mittlerer Osten % 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% von Vorteil spielt keine Rolle von Nachteil Quelle: Primärerhebung Migrantenökonomie Ba-Wü 2009 ifm Universität Mannheim
11 Einflussfaktoren: Mehrdimensionales Geflecht Nachfrage nach Unternehmern Migrantenökonomie Marktbedingungen Angebot an Unternehmern individuelle Ressourcen rechtlicher Gelegenheiten Rahmen Arbeitsmarkt Arbeitslosigkeit ethnische Ressourcen - Grup C
12 Welche Faktoren begünstigen türkisches Unternehmertum? (Mehrdimensionale Analysen) Bildung: Hochschulabschluss führt mit doppelt so hoher Wahrscheinlickeit in die Selbständigkeit als bei Geringqualifizierten Ethnische Ressourcen: Können Mangel an individuellen Ressourcen (Bildung) nicht kompensieren. Kulturelle Ressourcen führen eher bei Bessergebildeten zu unternehmerischem Erfolg. Alter und Berufserfahrung: Türkischstämmige Selbständige sind zwar überdurchschnittlich jung, aber Alter korreliert dennoch positiv mit unternehmerischem Erfolg. Deutscher Pass: Eingebürgerte (ehemalige) Türken sind mit 1,2 fach höherer Wahrscheinlichkeit selbständig als die mit türkischem Pass. Arbeitslosigkeit und Benachteiligung ist für Türkischstämmige ein stärkeres Gründungsmotiv als bei Deutschen. Unterschiede werden aber durch BA-Förderungen nivelliert.
13 Wie stark ist ihr wirtschaftliches Leistungspotenzial?
14 Wirtschaftsbereiche deutsch o. Mh türkisch italienisch griechisch spanisch, portug ehem. jugoslawisch polnisch bulgarisch, rumänisch tsch./slow./ung russisch % 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Prod. Gewerbe Handel Gastgewerbe nicht-wissensint. DL wissensint. DL Quelle: Mikrozensus 2007; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
15 Ausgewählte Leistungspotenziale Wertschöpfung: Unternehmen türkischstämmiger Selbständiger erzielen Unternehmerische einen geringeren durchschnittlichen Leistungspotenziale Umsatz als deutsche U., aber ethnienspezifische Unterschiede verlieren sich unter Kontrolle von Unternehmensgröße und Branche. Beschäftigungsbeitrag: Durchschnittliche Zahl der Arbeitsplätze nur etwa halb so groß wie bei einheimischen Unternehmen. Aber ungleiche Voraussetzungen bzgl. Wachstumschancen. Ausbildungsbeitrag: Türkische Betriebe bilden leicht seltener als deutsche Betriebe aus. Aber wenn sie ausbilden, dann mit höherer Intensität. Und sie stellen mehr Benachteiligte ein. Türkische Frauen zeigen größeres Ausbildungsengagement. Arbeitsvolumen: Selbständige türkischer Herkunft arbeiten durchschnittlich 49 Std. pro Woche, deutsche Selbständige 44 Std./W. Nahversorgungsleistungen: Selbständige bereichern Angebotspalette und örtliche Nahversorgung
16 Wie integriert sind die Selbständigen?
17 Verwendete Argumente in Richtung Segmentation Wiley: Mobilitätsfalle Aufstieg innerhalb eigener Community erfordert ethnische Orientierung und verhindert Integration in andere gesellschaftliche Bereiche Esser: Segmentation in handlungstheoretischer Sicht Nutzen von binnenethnischem Aufstieg wiegt stärker als (anstehende) hohe Kosten für die Integration in Aufnahmegesellschaft Bukow: Community-Effekt Sozialräumliche ethnische Konzentration ist zwar gut für Migrantenunternehmen, stärkt aber Segregation der Community insgesamt Barrett/Jones/McEvoy: Marginalisierungsthese Ungenügende Ressourcen und Rahmenbedingungen für Unternehmertum im Ankunftsland führen zum Scheitern und sozialem Abstieg
18 Indikatoren der ifm-untersuchungen zeigen jedoch: Türkischstämmige Unternehmer/innen sind vergleichweise gut integriert Indikatoren für soziale Integration Interaktion Kundenstruktur, Lieferantenbeziehungen, Vermarktung ethnischer Ressourcen, sozialräumliche Konzentration, Kontakte zu Deutschen Kulturation Sprachliche Sozialisation (Deutschkenntnisse), Branchenerfahrung Identifikation Bleibeabsicht Soziale Platzierung Bildung, Einkommen, sozialer Aufstieg, Gründungsmotive
19 Kunden gleicher ethnischer Herkunft türkisch italienisch griechisch ehem. jugoslawisch polnisch osteuropäisch Naher/Mittlerer Osten Anteil co-ethnischer Kundschaft Anteil deutscher Kundschaft (Mittelwerte) Quelle: Primärerhebung Migrantenökonomie Baden-Württemberg 2009 ifm Universität Mannheim
20 Einkommen Monatliches Netto-Einkommen (Mittelwerte) türkisch italienisch griechisch ehem. polnisch jugoslawisch osteuropäisch Naher/Mitt. Osten deutsch Selbständige abhängig Beschäftigte Quelle: Mikrozensus, Berechnungen ifm Universität Mannheim
21 Freizeitkontakte zu Deutschen* in Prozent türkisch Frauen italienisch polnisch russisch türkisch Männer italienisch polnisch russisch eher täglich mehrmals die Woche mehrmals im Monat eher gar nicht * Ohne Personen mit deutscher/m Partner/in) Quelle: Primärerhebung Migrantenökonomie NRW 2009 ifm Universität Mannheim
22 Gesellschaftliche Anerkennung 80 Als Selbständige/r mehr Anerkennung in Gesellschaft als in Arbeitnehmerposition Anteil an Zustimmungen und Ablehnungen (ohne Enthaltungen) türkisch italienisch polnisch russisch deutsch türkisch italienisch polnisch russisch deutsch Frauen Männer Zustimmung (trifft zu + trifft voll und ganz zu) Widerspruch (trifft nicht zu + trifft überhaupt nicht zu) Quelle: Primärerhebung Migrantenökonomie NRW 2009 ifm Universität Mannheim
23 Danke! teşekkür ederim! Kritik, Anmerkungen, Fragen? Dr. René Leicht Institut für Mittelstandsforschung Universität Mannheim Mannheim
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