Brocken Höchster Berg Norddeutschlands Glück auf 1000 Jahre Bergbau Luchse Zurück im Harz Hexenwahn Ein finsteres Kapitel ARZ

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Willi Koch
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1 Baedeker WISSEN Brocken Höchster Berg Norddeutschlands Glück auf 1000 Jahre Bergbau Luchse Zurück im Harz Hexenwahn Ein finsteres Kapitel ARZ

2 14 HINTERGRUND Natur und Umwelt WISSEN Blütenpflanzen setzen bei der Lösung der Erze eignete sich ihr Holz. Nach dem Zweiten Weltkrieg forstete man»reparationshiebe«ebenfalls mit schnell wachsender Fichte auf. Zug um Zug setzte sie sich gegen die Laubbäume durch und bestimmt heute v. a. im Norden und im Nordwesten das Bild des Harzes. Naturnahen Laubmischwald mit vielen Buchen findet man nur noch in Resten am Rande, z. B. im Elendstal, das sich zwischen Schierke und Elend erstreckt. In niedrigeren Lagen an den Abhängen und in den Randgebieten des Harzes gibt es wieder Mischwälder, stellenweise sogar reine Laubwälder. Inzwischen setzen die Förster und Naturschützer auf naturnahe Mischwälder mit Buchen und Eichen, dazu Ahorn, Birken, Eschen, Ebereschen und anderen Bäumen. Sie sind robuster, schützen vor Bodenversauerung und bieten vielen Tieren einen gesunden Lebensraum. Auf den Wiesen blühen im Frühjahr die goldgelben Trollblumen und Orchideen, u. a. Knabenkrautarten und die Mückenhändelwurz. Mitte Juni ist Vollblütezeit: Dann trifft man auf die überall verbreiteten Wiesenblumen sowie auf die leuchtend blauen Wiesenschwertlilien, die rosaroten Türkenbundlilien sowie an trockeneren Hängen auf die vom Aussterben bedrohte Die Harz-Fichte Rund 80 % des Waldes im Harz sind mit einer schnell wachsenden Fichtenart bestockt. Dabei handelte es sich um eine künstliche Maßnahme mit dem Ziel, den Holzhunger der Erzgruben zu befriedigen und Reparationshiebe nach dem Zweiten Weltkrieg rasch neu zu bestocken. Die autochtone Harzfichte, die also in dieser Region ursprünglich beheimatet ist, sieht man nur noch sehr selten. Sie wächst langsam, ist aber mit ihrem sehr schlanken Wuchs, der die Schneelast auf den Ästen verringert, bestens an den Lebensraum angepasst. gelbe Arnika. Der Fichtenwald ist arm an Blüten; an lichten Stellen wächst im westlichen Harz der Rote Fingerhut, im trockeneren östlichen Teil eher der gelb blühende Großblütige Fingerhut. Der Boden des Buchenlaubwaldes ist blütenreicher und im Frühling mit weißen Buschwindröschen, gelben Anemonen, blauen Leberblümchen sowie Lerchensporn und Lungenkraut bedeckt. Eine besondere Augenweide bilden die Trockenrasen im Südharz und am Kyffhäuser: auf den kargen Karstböden entwickelt sich eine sehenswerte Blütenfülle. Eine einzigartige Fauna bieten die Hochmoore, die zu den best erhaltenen in Mitteleuropa zählen und unter Naturschutz stehen. Zu den besonders seltenen Pflanzen zählen hier der Großblättrige Sonnentau (der nur fingernagelgroß wird) und die Zwergbirke. Nur auf dem Brocken wächst die Brockenanemone (Pulsatilla alpina alba), eine Unterart der Küchenschelle.

3 Der Harz bietet einer Vielzahl kleiner und größerer Tiere Lebensraum. Von den wild lebenden Tierarten kommen Rotwild und Rehwild überall vor. Die klassischen Raubtiere des Harzer Urwalds wie Bär, Wolf und Luchs waren bereits Anfang des 19. Jh.s ausgerottet. Für den Luchs gab es ein Comeback: Zwischen 2000 und 2006 wurden insgesamt 24 Tiere aus europäischen Gehegen im Harz ausgewildert. Bereits seit 2002 gibt es jedes Jahr Nachwuchs. Drei Tiere hat man zu Forschungszwecken mit Senderhalsbändern versehen: Sie durchstreifen Gebiete, die etwas zwischen 100 und 400 Hat Seltenheitswert: der Auerhahn Quadratkilometer groß sind. Nicht alle bleiben dem Harz treu: Mittlerweile kommt die große Katze bereits im nördlichen Hessen vor und auch im Leinebergland konnte Luchsnachwuchs bestätigt werden. Gefährlich werden die Raubkatzen übrigens nur Hirschkälbern und Rehen, von denen sie im Schnitt ein bis zwei pro Woche verzehren. Menschen meiden sie; insofern bekommt man sie nur im Schaugehege Rabenklippe zu Gesicht ( Bad Harzburg). Mehr zum Luchs Baedeker Wissen S. 16. Auch die europäische Wildkatze kommt im Harz vor sowie der Waschbär. Er wagt sich bis in die Hochlagen. In den vielen Höhlen und stillgelegten Bergwerksstollen leben verschiedenste Arten von Fledermäusen. Vornehmlich in den ruhigeren Gebieten der oberen Harzlagen ist das Auerhuhn, das im Harz bereits als ausgestorben galt, wieder vertreten. Sein Bestand aber ist nach wie vor akut gefährdet. Selten geworden ist auch die im Volksmund als Brockenamsel bezeichnete Alpenringdrossel sowie die Alpenbraunelle. In Wassernähe gibt es im Harz vereinzelt Schrei- und Fischadler. Naturschutz Der Harz wird seit über 3000 Jahren wirtschaftlich genutzt, die meiste Zeit davon sowohl unter- als auch oberirdisch für den Bergbau.»Mehr Schutz«für das Gebirge wünschte sich bereits Anfang des 20. Jh.s der Dichter Hermann Löns. Während weite Harzgebiete in jüngerer Vergangenheit auf vielfältige Weise, darunter auch für den Tourismus, genutzt wurden und sowohl Niedersachsen wie auch die Zurück zum Naturzustand

4 WISSEN Special-Titel Die Luchse Die Rückkehr der Luchse

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6 18 HINTERGRUND Natur und Umwelt Die Naturschätze im Großen Torfhausmoor wollen entdeckt werden. Nationalpark Harz DDR den Harz als Landschaftsschutzgebiet auswiesen, waren der Brocken und die ihn umgebenden Wälder gesperrt auch eine Folge des Kalten Krieges. Hier erhielt sich eine kaum von Menschen berührte Pflanzen- und Tierwelt mit einzigartig in Europa fast völlig intakten Hoch- und Übergangsmooren. Als nach 1989 der Eiserne Vorhang fiel, setzten sich Naturschützer dafür ein, die Grenzzone mit ihrer unberührten Natur zu erhalten: das»grüne Band«zieht sich heute als multinationales Biotopverbundgebiet auf rund km von Nord nach Süd durch Europa entlang der alten Ost-/ West-Grenze ( wurde das Gebiet um den Brocken zwischen Eckertalsperre und Großem Sandtal im Norden und Großem Winterberg, Schierke und Drei Annen Hohne im Süden zum Nationalpark Hochharz erklärt. Seit 1994 gab es auch auf niedersächsischer Seite des Harzes den Nationalpark Harz. Er erstreckte sich von Bad Harzburg im Norden über die Hochlagen bis nach Herzberg und zum Oderstausee im Süden wurden beide Parks vereinigt und unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt. Insgesamt stehen nun knapp 250 km² unter Nationalparkschutz, das sind rund 10 % des Harzes. Der Harz-Nationalpark umschließt mit dem Südhang, den Mittel- und Hochlagen bis zum Nordabfall bei Bad Harzburg alle typischen Landschaftsteile des Mittelgebirges. 95 % des Parks sind bewaldet, rund 300 Hektar entfallen auf die Moore. Im gesamten Nationalpark gilt das Wegegebot, d. h. er darf nur auf beschilderten Wegen betreten werden. 588 km Wanderwege stehen im Nationalpark zur Verfügung.

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