Weizenernte weiter verzögert fangen die Qualitäten an zu wackeln?
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- Heini Feld
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1 Weizenernte weiter verzögert fangen die Qualitäten an zu wackeln? Die am Ende der 30. Kalenderwoche mit dem Drusch von frühreifen Weizensorten begonnene Weizenernte 2011 wurde schon nach zwei Tagen wieder von Niederschlägen unterbrochen. Ein landesweiter zögerlicher Beginn der Weizenernte dauerte in der 31. Kalenderwoche wieder nur drei Tage, am 5. August einsetzende Niederschläge, die Regenmengen von 10 bis 15 mm, regional darüber hinaus gehende Starkniederschläge brachten, führten wieder zum Erntestillstand. Bisher konnten deshalb bestenfalls 5 bis 10 % der Weizenfläche von knapp ha geerntet werden. Erste Ertragsmeldungen sind deshalb noch sehr heterogen und liegen je nach Standort, Bodengüte und Niederschlagsverteilung in der diesjährigen lang anhaltenden Vorsommertrockenheit bei 60 bis 80 dt/ha, nur in Einzelfällen darüber. Die ersten Meldungen aus der Praxis belegen, dass für die um 10 bis 20 % gegenüber dem langjährigen Mittel (89,7 dt/ha) 2011 zu erwartenden niedrigeren Erträge vor allem die trockenheitsbedingt zu niedrigen Bestandesdichten (vor allem an der Ostküste) verantwortlich sind. Auch lässt sich aus den ersten Ertragsmeldungen ableiten, dass vor allem Stoppelweizen ertraglich deutlicher gegenüber Weizen nach Rapsvorfrucht abfällt. Eine für die zu erreichenden Erträge bessere Ausgangssituation ist an der Westküste gegeben. Hier werden in der Regel ausreichende Bestandesdichten erreicht, die nach einer zum Teil deutlich besseren Herbstbestellung im Vergleich zur Ostküste wenigstens durchschnittliche bis gute Erträge erwarten lassen. Die Niederschläge der vergangenen Wochen - im Juni und Juli fielen insgesamt je nach Region 250 bis 300 mm Regen führten anteilig doch noch zu Lagergetreide. In der Größenordnung von 10 bis 20 % der Weizenfläche sind hiervon vorrangig Flächen in Nordfriesland (Raum Niebüll) und in Angeln/Schwansen betroffen. Dagegen sind direkt an der Ostküste, vor allem wegen der hier zu dünnen Bestände, bisher nur einzelne Schläge ins Lager gegangen. Wackeln jetzt schon die Qualitäten? Sorgen machen erste Hinweise auf zu niedrige Fallzahlen von 150 bis 200 sec. in einigen früh geernteten Partien im Bereich des Östlichen Hügellandes. Im Gegenzug werden aus dem Erntebeginn an der Westküste durchgängig (mehr oder weniger sortenabhängig auch für Teile der Ostküste) ausreichend hohe Fallzahlen um 250 bis 320 sec. gemeldet. Die ersten Hinweise zu den Proteingehalten sind durchgängig positiv, alle bisher erfassten und beprobten Weizenpartien liegen im Proteingehalt oberhalb 12 % i.d.ts. Da für die kommende Woche (32.KW) wieder kein stabiles Erntewetter vorausgesagt wird, Niederschläge im Wechsel mit nur kurzen sonnigen Abschnitten den Witterungsverlauf prägen sollen, könnte die Sicherung ausreichender Fallzahlen (für Brotweizen 220 sec.) bei fallzahlinstabilen Sorten zum Problem werden. Was ist zu tun? Ob die aus dem frühen Ernteabschnitt bestimmten zu niedrigen Werte schon das Wegbrechen der Fallzahlen bei diesen Partien bedeuten, bleibt abzuwarten. Die überdurchschnittlichen Niederschläge im Juni/Juli haben auch zu einer deutlichen Abreifeverzögerung der Bestände und in vielen Fällen zu deutlichem Zwiewuchs geführt. Die Weizenernte begann bei Kornfeuchten um 18 bis 20 %, auch erste Lagerbestände wurden wegen des vorausgesagten schlechten Wetters mit hohen Erntefeuchten gedroschen. Hier ist davon auszugehen das sich die Fallzahlen wegen der noch nicht abgeschlossenen physiologischen Abreife (vor allem wegen des Anteils zwiewüchsiger unreifer Ähren) noch im Aufbau vor dem Erreichen der Voll- beziehungsweise Todreife befinden. Für solche Partien ist eine Nachreife im Lager bei entsprechender Kühlung über eine sorgfältige und durchgängige Belüftung zu erwarten. Aus vergleichbaren zurückliegenden Jahren kann hier ein Anstieg der Fallzahlen um 30 bis 50 sec. über die dann im Lager stattfindende Abreife der Partien erwartet werden. Einerseits war das Vorerntewetter mit den hohen Niederschlägen und den schwül-warmen Temperaturen nicht gerade fallzahlfreundlich, aber ein generelles Wegbrechen der Fallzah-
2 2 len zum jetzigen Zeitpunkt ist wegen des noch nicht erreichten Reifezustandes beim Gros der Bestände eher unwahrscheinlich. Im Hinblick auf die Erntefeuchten muss auch darauf verwiesen werden, dass bei zu feuchtem Getreide keine exakte Fallzahlbestimmung möglich ist. Erntepartien, die bei der Annahme über die Schnellbestimmung Erntefeuchten von mehr als 17 % aufweisen, sind vor einer Fallzahlbestimmung moderat bei 30 bis 35 C (höhere Korntemperaturen beschädigen die Stärkestruktur) für drei bis vier Stunden herunterzutrocknen. Oberhalb von 18 % Kornfeuchte ist eine Fallzahlbestimmung nicht mehr sicher, da sich beim Herstellen des Schrotmehls in der Labormühle über Verkleisterung und Erwärmung die Enzymaktivität der Probe und damit der Wert für die Fallzahl verändert. Da sich so ein Verfahren im Ernteablauf bei der Annahme durch den Getreidehandel aus logistischen Gründen nicht umsetzen lässt, ist bei Erntefeuchten oberhalb 17 % in unsicheren Fällen eine Nachbestimmung der Fallzahl zum Beispiel anhand der zurückgetrockneten Rückstellmuster sinnvoll. Betriebe, die selbst lagern, werden die exakte Fallzahl ihrer Partien in der Nachbemusterung entsprechend getrockneter und gekühlter Partien dann drei bis vier Wochen nach der Ernte sicher ermitteln können. Bei anhaltend unsicherem Wetter Ernte möglichst fallzahlabhängig fortsetzen Vor dem neuen Erntestart sollten die noch zu dreschenden Schläge möglichst sortenabhängig auf ihr Fallzahlniveau geprüft werden. Wenn bei Sorten, die eine unzureichende Fallzahlstabilität haben, jetzt zu niedrige Fallzahlen festgestellt werden, das heißt, hier nur noch Futterweizen vermarktet werden kann, sollte man diese Schläge vorerst stehen lassen, und Schläge beernten die mit ausreichenden Fallzahlen noch B-Weizenqualität sichern. Liegen diese fallzahlinstabilen Sorten in ihren Werten noch auf Brotweizenniveau, so ist deren Ernte den fallzahlstabilen Sorten gegebenenfalls vorzuziehen, um hier noch Brotweizenqualität zu sichern. Anhaltspunkte zur Fallzahlstabilität der Sorten lieferten die Untersuchungen aus dem vergangenen Erntejahr. Hier brachen aufgrund der im Erntemonat August anhaltenden Niederschläge (140 mm) im Östlichen Hügelland die Fallzahlen ab dem 20. August mitten in der Ernte weg. Deutliche Sortenunterschiede ergaben die Untersuchungen aus den Landessortenversuchen in Futterkamp und im Sönke-Nissen-Koog (Übersicht 1), aus den Landessortenversuchen in Niedersachsen (Übersicht 2) und Ergebnissen aus Provokationsversuchen zur Bestimmung der Auswuchsfestigkeit von Weizensorten der LFA Mecklenburg-Vorpommern (Übersicht 3). In der Mehrzahl der Fälle als ausreichend fallzahlstabil erwiesen sich unter diesen Bedingungen die Sorten:,Akteur,,Tuareg,,Potenzial,,Dekan,,Julius,,JB Asano,,Türkis,,Meister,,Smaragd und aus Praxiserfahrungen des Vorerntejahres auch,buteo und,ritmo. Fallzahlinstabil schnitten dagegen,cubus,,farandole,,paroli,,inspiration,,mulan,,tommi,,kredo,,jenga,,linus,,orcas,,edgar,,global,,hermann,,biscay und,lear ab. Dr. Ulfried Obenauf Landwirtschaftskammer Tel.: uobenauf@lksh.de
3 Übersicht 1: Landessortenversuch Winterweizen Qualität Qualitäten - Stufe 3 (ortsübl./intensiv) Anbauregion S.-H. Östl. Hügelland Futterkamp Marsch Sönke-Nissen-Koog Sorte Qual. Protein Fallzahl Sedi-Wert Feuchtkleber Protein Fallzahl Sedi-Wert Feuchtkleber in % TS in sec. in ccm in % in % TS in sec. in ccm in % Akteur E 13, , Magnus A , ,8 Tuareg A 13, , Potenzial A 13, , JB Asano A 12, ,3 13, ,0 Meister A 13, ,6 13, ,0 Linus A 13, ,6 12, ,8 Dekan B 13, , Mulan B 13, ,2 14, ,2 Inspiration B 13, ,4 12, ,7 Julius B 12, ,9 13, ,4 Global B 12, ,7 12, ,0 Kredo B 12, ,5 12, ,0 Orcas B 13, ,1 12, ,6 Edgar B 13, ,6 13, ,4 Biscay C 12, ,4 12, ,6 Frument (EU) (C) 12, ,7 12, ,7 Smaragd (EU)* (C) 13, ,8 12, ,9 Lear C 13, ,6 12, ,5 LK Pflanzenbau/Of
4 Übersicht: 2 Fallzahlen in sec. in Abhängigkeit vom Erntetermin - Niedersachsen 2010 Sorte Fallzahl in sec. Standort Poppenburg Höckelheim Borwede Großmunzel Deensen Bad Gandersheim Königslutter Otterndorf Erntetermin bis ab JB Asano Jenga Tommi Türkis Cubus Potenzial Meister Mulan Julius Manager Global Orcas Linus Kredo Edgar Smaragd Tabasco Lear KWS Erasmus Quelle: LK Niedersachsen - Stand
5 Übersicht 3: Fallzahlstabilbität Weizensorten Mecklenburg-Vorpommern (Quelle: LFA MV, )
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