Schreinerei & Kanubau Stefan Krauß

Transkript

1 Das Beschichten (Laminieren) eines Kanurumpfes Stand 2013 Benötigte Materialien zum Beschichten (Laminieren) z.b. für ein 16`Fuß = 4,88 m Kanu 1. Küchenwaage mit Tara Funktion (Zuwiegen) 1 St. 2. Mischbecher 650 ml ca St.; Rührstäbe ca. 10 St.; 3. Farbwanne (Einwegwanne) ca St.; Farbrollerbügel ca. 2 St. 4. Velourrollen ca. 10 St.; Laminierpinsel ca. 3-4 St. 5. Entlüftungsrolle 1 St.; KU-Spachtel 3er Set. 1 St. 6. Aceton ca. 1 Liter, für die Pinsel-, Entlüftungsrolle und Spachtelreinigung 7. Küchenrolle; Abdeckfolie; Müllbeutel; 8. Nitril-Einweghandschuhe 100er Pack; Einweg-Schutzkleidung 2-3 St.; Gasmaske 1 St. 9. Glasgewebe 166g/m² ca. 1,5 m breit und ca. 11 lfm; 10. Schere 1 St.; Teppichmesser 1 St.; Klammern (z.b. Wäscheklammern) 11. Epoxidharz ES 300 ca. 5 Kg mit Härter HS 340 ca. 2,75 Kg (oder HLS ca. 2,75 Kg) Das Allerwichtigste vorweg: Wir laminieren immer bei fallenden Temperaturen. Das heißt, beim Beginn muss das Kanu oder Kajak aufgewärmt sein und darf sich nach der ersten Beschichtung auf keinen Fall weiter erwärmen. Das gibt Blasen unter dem Glasgewebe. Deshalb immer am wärmsten Zeitpunkt des Tages mit dem Laminieren beginnen. Auch wenn das erst am Nachmittag ist. Besser eine Nachtschicht einlegen, als sich das Laminat mit Blasen zu verschandeln. Ich weiß wovon ich spreche, das ist der am häufigsten auftretende Fehler der gemacht wird. Rumpf Vorbereitung: Der Kanurumpf wird erst mit Schleifpapier 80er Körnung und dann mit 120er komplett geschliffen. Danach etwas Epoxid ES 300 mit Härter H 318 anrühren und mit Schleifstaub vermischen (siehe auch: Datenblätter Microfiber ). Damit werden jetzt alle größeren Risse Spalten und Löcher im Rumpf gefüllt (zugespachtelt). Nach Aushärtung (ca Std.) müssen diese Stellen noch mal mit 120er geschliffen werden. Kleinere Risse Spalten und Löcher können auch mit einem Mischlack mit Holzstaub vermischt ausgespachtelt werden. Vorteil: Harzgemisch mit Holzstaub wird sehr dunkel, Mischlack mit Holzstaub wird wesentlich heller und fällt nicht so sehr auf. Schleifstaub sauber abkehren oder absaugen. Bei Fichte- oder Zederleisten (Weichholz/Nadelholz) bitte nicht mit nassem Lappen wässern. Das macht man nur bei Hartholz z.b. Esche, Eiche, Mahagoni...(Laubholz). Nach dem Schleifen, die Oberfläche nicht mehr mit fettigen Fingern berühren. Das verringert die Haftung des Harzes auf dem Holz. Achtung: Nicht gefüllte Löcher oder Risse verursachen Lufteinschlüsse unter dem Epoxid. Das mindert den Verbund, führt zu Luftblasen unter dem Glasgewebe und sieht hässlich aus. Also, der Rumpf muss sauber glatt und eben sein. 1

2 Kanurumpf vor streichen Wer schon viel Erfahrung mit dem Laminieren hat und bestimmte Dinge beachtet, kann sich diesen Schritt sparen. Doch es hat sich gezeigt, dass es für den Neuling einfacher und vor allem sicherer ist, diesen Schritt auszuführen. Für den Voranstrich reichen uns ca. 400 g Harz ES 300 mit 220 g Härter HS 340 aus. Am besten erst mal ca. 200 g Harz mit 120 g Härter HS 340 ca. 30 sec. gut rühren (siehe auch: Anleitung Epoxid- Anrühren ) und mit einem Laminierpinsel dünn und gleichmäßig auftragen. Dann den Rest anrühren und auftragen. Es sollen keine Fahnen und Läufer entstehen. Das Harz sollte dann ca. 3 Tage bei ca. 20 C durchtrocknen, bevor wir es mit 120er Schleifpapier anschleifen. Den Schleifstaub sauber, mit fusselfreiem Tuch entfernen und fertig, für den nächsten Schritt. Warum dieser zusätzliche Aufwand? Das Harzgemisch fließt in alle, noch so kleine Ritzen und Spalten und füllt diese auf. So kann beim Laminieren an diesen Stellen auch keine Luft unter das Gewebe kommen und somit können keine Blasen entstehen. Weiterer Vorteil, die Holzleisten können sehr unterschiedlich das Harzgemisch aufsaugen. Legt man das Gewebe auf das rohe Holz, kann es unter Umständen passieren, dass das Holz so stark saugt, dass es das Harz regelrecht aus dem schon getränkten Gewebe herauszieht. Wird dann das Harz nicht sofort wieder neu aufgebracht, kommt es beim Trocknen zu Ablösungen des Gewebes. Das heißt, das Gewebe wird weiß und es bilden sich kleine Luftblasen unter dem Gewebe. Diesen optischen Mangel wird man, auch mit weiteren Schichten nicht mehr beseitigen können. Der Voranstrich minimiert beim Laminieren das herausziehen des Harzes aus dem Gewebe, allerdings ganz beseitigen wird er es nicht. Also dennoch Augen auf und immer wieder kontrollieren. Glasfilamentgewebe auflegen Das Glasgewebe auf das Kanu auflegen (über die ganze Länge am Stück) und den Rest mit einer Schere abschneiden. Achtung: Niemals das Gewebe auf den schmutzigen staubigen Boden fallen lassen. Verschmutzung und Staubeinschlüsse wird man im fertigen Laminat sehen. Die Hälfte bleibt für innen übrig. Glasgewebe sollte immer 0,5 m länger sein als die Bootslänge. Am vorderen und hinteren Steven muss das Gewebe eingeschnitten und das überschüssige Gewebe weggeschnitten werden. So dass sich keine Überlappungen am Bug und Heck ergeben (evtl. Gewebe mit Klammen fixieren). Das Gewebe sollte nicht mehr als ca. 10 cm über den Kanurumpf (letzte Rumpfleiste) herunter hängen, da sonst die Gefahr besteht, dass sich das mit Epoxid getränkte Gewebe beim Trocknen vom Rumpf etwas ablösen kann. Also, vorher mit einer Schere zu recht schneiden. Achtung: Niemals das Gewebe in vorgestrichenes nasses Epoxid legen. Das kann man immer wieder mal in englischsprachigen Büchern so lesen, aber das erfordert viel Erfahrung und min. 4 Personen. Also besser die Finger davon lassen und immer erst das Gewebe auflegen, dann kommt das Epoxid. 2

3 Epoxid aufbringen Generell gilt: An einem Tag alle drei Schichten aufbringen, komme was da wolle, denn nur so hat man einen optimalen chemischen Verbund der 3 Schichten. Beim Anmischen des Epoxids mit Härter, immer genaues Mischungsverhältnis beachten (siehe auch unter Anleitung Epoxid anrühren ). Immer kleinere Mengen anmischen ca ml. reichen aus. Mindestens 30 sec. gut umrühren. Am besten 3 Becher mit je 250 g Harz ES 300 vorbereiten und immer erst den nächsten Becher mit 137,5 g Härter HS 340 anrühren, wenn der vorherige verbraucht ist. Der Auftrag erfolgt am einfachsten mit Hilfe eines Farbrollerbügels mit Velourrollen. So ist es einfacher, die notwendige Masse an Epoxid gleichmäßig aufzutragen. Das geht auch mit einem Laminierpinsel, aber Achtung, das Gewebe verrutscht leichter. Schon angezogenes Epoxid nicht mehr verwenden, da es das Gewebe nicht mehr tränkt. Auch Velourrollen, die nicht mehr richtig laufen und das Harz aufnehmen rechtzeitig wechseln, bei ca. 20 C spätestens alle 30 min. 1.Schicht Die erste Schicht verbindet sich mechanisch mit dem Voranstrich (Holz) und soll die Glasfaser, ohne Lufteinschlüsse tränken. Am besten ca. 60 cm vom Steven nach innen, auf einer Seite anfangen. Zuerst zum Steven hin arbeiten, dann in die andere Richtung, immer vom nassen zum trockenen hin auftragen und immer von oben nach unten (beim Innenbeschichten immer von unten nach oben), um Falten zu vermeiden. Achtung: Gibt es doch mal eine Falte, dann mit einer Schere oder Messer aufschneiden und ausnahmsweise überlappen lassen. Das ist besser als Luftblasen zu bekommen. Sollten dennoch Blasen unter dem Glasgewebe entstehen, dann mit einen scharfen Messer (Teppichmesser) das noch nasse Gewebe aufschneiden und mit einem Pinsel (feste Borsten) neues Epoxid in und unter die Blase drücken. Wichtig ist, ohne Unterbrechung, das ganze Kanu zu beschichten, egal was kommt. Mit einer speziellen Entlüftungsrolle kann man das frisch mit Epoxid getränkte Glasgewebe an das Holz drücken. Durch die entstehenden Rillen, kann die evtl. darunter eingeschlossene Luft, aus dem Gewebe entweichen. Achtung: Hat das Epoxid schon angezogen, darf nicht mehr darüber gerollt werden, da sich dann die Rillen nicht mehr schließen und man somit unbeabsichtigt kleinste Bläschen in das Harz ein arbeitet. Spachtelmethode (wie von Ted Moores im Buch Canoecraft beschrieben) Man muss dem Glasgewebe etwas Zeit lassen, damit das Harz sich verteilen kann. Dann Je nach Temperatur, nach ca. 10 bis 20 min. das überschüssige Epoxid mit einem KU-Spachtel ab ziehen und das Harz mit Küchenpapier vom Spachtel abwischen. Um Material zu sparen, kann man zuerst vom nassen Harz in Richtung trockenes Gewebe abziehen und erst dann von oben nach unten. Ziel ist es, ein sauberes Gleichmäßig getränktes Gewebe zu erhalten. 3

4 2. Schicht Nach ca. 2-3 Std., bei Temperaturen um die 20 C, wenn kein Epoxid mehr am Finger (am Einmal Handschuh) kleben bleibt, wird die 2. Schicht aufgetragen. Achtung: Bei einer Verringerung der Temperatur um 10 C, kann sich die Trocknungszeit schnell verdoppeln und bei einer Erhöhung entsprechend verringern (siehe auch unter: Datenblätter Epoxid- Verarbeitung ). Die 2.Schicht verbindet sich beim späteren Aushärten chemisch mit der 1.Schicht und soll die Glasfaser füllen bis die Wabenzeichnung der Fasern fast verschwindet. Achtung: Hier benötigt man nicht mehr so viel Epoxid wie bei der 1.Schicht. Auch hier arbeitet man wieder von einer Kanuseite zur Anderen und immer von nass zu trocken an einem Stück ohne Unterbrechung durch. Beim Anmischen des Epoxids mit Härter, immer genaues Mischungsverhältnis beachten (siehe auch unter Anleitung Epoxid anrühren ). Immer kleinere Mengen anmischen ca ml. reichen aus. Mindestens 30 sec. gut umrühren. Am besten 2 Becher mit je 200 g Harz ES 300 vorbereiten und immer erst den nächsten Becher mit 110 g Härter HS 340 anrühren, wenn der vorherige verbraucht ist. Der Auftrag erfolgt am einfachsten mit Hilfe eines Farbrollerbügels mit Velourrollen. So ist es einfacher, die notwendige Masse an Epoxid gleichmäßig aufzutragen. Das geht auch mit einem Laminierpinsel. Die kleinen evtl. entstehenden Luftblasen beim Rollenauftrag sind kein Problem, da sie beim Abziehen mit dem Spachtel wieder weg sind. Beim Abziehen wie bei der 1. Schicht verfahren, allerdings nicht so stark drücken und in einem flachem Winkel den Spachtel führen. Ziel ist es, das Gewebe komplett zu füllen. Es sollten keine Vertiefungen mehr zu sehen sein. Achtung: Es muss so viel Harz mit dem KU-Spachtel abgezogen werden, dass sich keine Fahnen und Läufer bilden. Immer wieder kontrollieren. Bei ca. 20 C kann auch noch mal nach 30 min. abgezogen werden, ohne dass man die Schicht beschädigt. 3. Schicht Nach ca. 2-3 Std., bei Temperaturen um die 20 C, wenn kein Epoxid mehr am Finger (am Einmal Handschuh) kleben bleibt, wird die 3. Schicht aufgetragen. Die 3. Schicht verbindet sich ebenfalls beim späteren Aushärten chemisch mit der 1. und der 2. Schicht und ist dafür da, um Masse und vor allem eine höhere Schichtstärke des aufgebrachten Epoxid zu erhalten. Nur so kann das Epoxid nach dem Aushärten so geschliffen werden, dass man die Glasfaser nicht beschädigt. Als Anhaltspunkt gilt, bei einen 4,88 m Kanu sollte min. 2 Kg. Harz mit entsprechend Härter, allein für die Außenbeschichtung verbraucht sein. In sehr seltenen Fällen kann es vorkommen, dass noch eine 4 Schicht notwendig wird. Also immer die Augen auf beim Laminieren. Die 3. Schicht trägt man am einfachsten mit dem Laminierpinsel auf. Der Harzverbrauch ist etwas weniger als bei der 2. Schicht. Also ca. 2 Becher mit je 190 g Harz vorbereiten. 4

5 Achtung: Die 3. Schicht wird nicht mehr mit dem Spachtel abgezogen. Sollten sich jetzt Fahnen und Läufer bilden, so kann bis ca. 30 min. noch mit dem Pinsel das Harz etwas vertrieben werden. Danach einfach trocknen lassen und später abschleifen. Die Innenbeschichtung Beim Beschichten des Kanus von innen gehen Sie analog zur Außenbeschichtung vor. Normalerweise sollte die verbleibende Glasgewebelänge reichen, um sie der Länge nach einzulegen und passend zu schneiden. Sollte es dennoch einmal passieren, dass das verbleibende Gewebe zu kurz ist, kann ein Reststück von außen mit angesetzt werden. Das Glasgewebe muss auch innen faltenfrei eingelegt werden. Am einfachsten geht das, wenn man von der Mittellinie das Gewebe nach außen hin vorsichtig an den Kanurumpf anstreicht. Aber nicht mit fettigen Fingern, das setzt die Haftung des Harzes auf dem Gewebe herunter. Deshalb immer Einweghandschuhe tragen. Am Kanurand bilden sich automatisch Falten, die man aber weg bekommt, wenn man das überhängende Gewebe (das außen herunter hängt) von außen zum Kanurand mit einer Schere alle cm einschneidet. Schon bei den ersten Einschnitten wird man sehen, wie die Falten verschwinden. Jetzt von der Mitte aus startend jeweils nach außen hin das Gewebe mit Wäscheklammern (Metallklemmen) am Kanurumpf fixieren. Wenn man zum Steven kommt, muss man das Gewebe so einschneiden, dass sich max. auf der Stevenleiste eine saubere Überlappung ergibt. Da es beim Steven recht eng vor sich geht, ist es besser hier den Harzauftrag mit einem Pinsel zu machen als mit der Rolle. Auch beim abziehen des Harzes mit dem KU-Spachtel kommt hier der schmale, lange Spachtel aus dem 3er Set zum Einsatz. Achtung: Bei der Innenbeschichtung läuft das Harz gerne zur Mittellinie des Kanus. Deshalb beim Abziehen immer von der Mitte das Harz nach oben zu Kanurand hin abziehen. Dieser Vorgang muss gegebenenfalls wiederholt werden. Es darf sich kein Harzsee in der Mitte bilden. Auch nicht am Stevenende. Also Augen auf und immer kontrollieren. Vor der weiteren Bearbeitung darauf achten, dass das Epoxid vollständig durchgetrocknet ist. Also nach der Außenbeschichtung erst umdrehen wenn die Trocknungszeit eingehalten wurde (siehe hierzu auch: Anleitungen Epoxid-Verarbeitung ). Generell gilt, lieber etwas länger warten, da sonst Abdrücke (Druckstellen) im Harz entstehen können. Die Angaben in unseren Verarbeitungshinweisen und sonstigen Schriften beruhen auf unseren sorgfältigen Forschungen und Prüfungen, sowie den Angaben unserer Lieferanten. Eine Verbindlichkeit kann aus ihnen nicht hergeleitet werden. Sie stellen keine zugesicherten Eigenschaften im Sinne des Gesetzes dar. Sie werden nach bestem Wissen und Gewissen weitergegeben, befreien jedoch den Anwender nicht von einer eigenverantwortlichen Prüfung der beschriebenen Produkte für den vorgesehenen Einsatzzweck. Schutzrechte Dritter und behördliche Vorschriften und Anordnungen sind zu beachten. 5