WENN MAN IN DEN WALD EINTRITT, SO IST ES, ALS TRETE MAN IN DAS INNERE EINER SEELE. Paul Claudel
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- Adolf Melsbach
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1 WENN MAN IN DEN WALD EINTRITT, SO IST ES, ALS TRETE MAN IN DAS INNERE EINER SEELE. Paul Claudel
2 WÄL DER IN BADEN-WÜRTTEMBERG IMPRESSUM 1. Auflage 2017 ULRIKE KLUMPP GABRIELE WICHT-LÜCKGE 2017 by Silberburg-Verlag GmbH, Schönbuchstraße 48, D Tübingen. Alle Rechte vorbehalten. HERAUSGEBER FOTOS TEXTE GESTALTUNG DRUCK Landesbetrieb ForstBW, Kernerplatz 10, Stuttgart. Ulrike Klumpp, Baiersbronn-Tonbach. Gabriele Wicht-Lückge, Freiburg. Agentur Krauss GmbH, Herrenberg. Gulde Druck GmbH & Co. KG, Tübingen. Printed in Germany. Hergestellt mit Papier aus nachhaltiger und zertifizierter Waldbewirtschaftung. ISBN Besuchen Sie uns im Internet und entdecken Sie die Vielfalt unseres Verlagsprogramms:
3 VORWORT Meine Reise durch sieben Wuchsgebiete Baden-Württembergs führte mich zu ganz unterschiedlichen Waldtypen. Diese Vielfalt und Schönheit hat mich überrascht und fasziniert zugleich. Die Bildmotive sind ein Ausdruck der Seele des Waldes, die ich gerne zeigen möchte. Für mich als Schwarzwälderin macht Wald den Charakter meiner Heimat aus. Durch ihn nehme ich aber auch eine sich verändernde Umwelt wahr, die die Einstellung der Menschen zur Natur beeinflusst. ULRIKE KLUMPP, FOTOGRAFIN UND WALDBESITZERIN Seit über 30 Jahren werden die meisten Wälder in Baden-Württemberg naturnah bewirtschaftet. Für den Landesbetrieb ForstBW bedeutet das, nachhaltig gesunde Mischwälder zu entwickeln, ihre Vielfalt zu erhalten und sie dauerhaft zu pflegen. Dazu orientieren wir uns in unserem waldbaulichen Handeln an den Abläufen in der Natur. Gleichzeitig versuchen wir, die vielen Ansprüche aus Umwelt und Gesellschaft auszubalan cieren. Der vorliegende Bildband zeigt, dass naturnah bewirtschaf teter Wald fasziniert und dass die Produktion des begehr ten und nachwachsenden Rohstoffes Holz mit hohen ökologischen Wertigkeiten zusammengehen kann. GABRIELE WICHT-LÜCKGE, FORSTWISSENSCHAFTLERIN UND WALDBAUCHEFIN VON FORSTBW 4 I 5
4 Der Wald ist untrennbar mit der Vorstellung von Heimat verbunden. Die zunehmende Inanspruchnahme für Freizeit, Erholung, Gesundheit und Naturschutz zeigt, wie wichtig ein fairer Ausgleich zwischen den Interessen der Wald besitzenden und der Gesellschaft ist. In Baden-Württemberg erholen sich täglich mehr als zwei Millionen Menschen im Wald. Dabei stellt unsere Gesellschaft hohe Ansprüche an ihn. Er bietet Raum für individuelle Erholung, ist Arbeitsplatz in der Region und ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wald ist zudem unverzichtbar als Luft- und Wasserfilter und bedeutend für das regionale Klima. Baden-Württemberg hat bundesweit den höchsten Anteil naturnah aufgebauter Wälder. Über 70 Prozent sind Mischwälder. Sie sind eine gute Grundlage für die Heraus forderungen, die der Klimawandel an den Wald stellt. Naturnah gemischte und gepflegte Mischwälder reagieren widerstandsfähiger gegenüber klimatischen und anderen Veränderungen. Damit Baden-Württemberg zukunftsfähig bleibt, spielen der nachwachsende Rohstoff Holz und die Wohlfahrtswirkungen des Waldes wie Boden-, Wasser- oder Lärmschutz eine entscheidende Rolle. Für die Landesregierung von Baden-Württemberg ist die Forstwirtschaft einer der wesentlichen Wirtschaftsfaktoren im ländlichen Raum. ForstBW bewirtschaftet den Wald des Landes vorbildlich. Die Balance ökonomischer, ökologischer und sozialer Belange spielt dabei eine zentrale Rolle neben dem Ziel, alle Waldfunktionen dauerhaft für heutige und künftige Generationen zu gewährleisten. ForstBW bewirtschaftet den Wald nachhaltig. Dafür stehen beispielhaft die zertifizierte Waldbewirtschaftung nach PEFC- und FSC -Standard oder die Gesamtkonzeption Waldnaturschutz. Waldwirtschaft und Waldnaturschutz schließen sich nicht aus, sondern finden selbstverständlich auf derselben Waldfläche statt. Dass diese Bereiche erfolgreich zusammenwirken, einen Mehrwert für die Waldfunktionen bedeuten und wunderschöne Waldtypen hervorbringen, die unsere Heimat prägen, stellt ForstBW in diesem Buch unter Beweis. Peter Hauk MdL, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz TYPISCH BADEN-WÜRTTEMBERG VIELFÄLTIGE WALDTYPEN IM ÜBERBLICK OBERRHEINISCHES TIEFLAND SEITE 8 SCHWARZWALD SEITE 46 BAAR-WUTACH SEITE 136 ODENWALD SEITE 28 NECKARLAND SEITE 94 SCHWÄBISCHE ALB SEITE 146 SÜDWESTDEUTSCHES ALPENVORLAND UND BODENSEEGEBIET SEITE I 7
5 BADISCHER DSCHUNGEL Schon früh veränderte der Mensch den Naturraum der Rheinaue stark. Waldrodung, Weidenutzung und Ackerbau sowie tiefgreifende Flusslaufkorrekturen veränderten die Landschaft für immer. Aus den natürlichen Auen des Wildstroms wurde eine Kulturlandschaft. Der Badische Dschungel, den wir heute erleben, ist das Ergebnis dieser langen kulturhistorischen Entwicklung. DER AUEWALD AM RHEIN Selten wird die biologische Vielfalt so deutlich wie in den Auewäldern. Sie gehören zu den artenreichsten Lebensräumen. Wo die Grenzen zwischen Land und Wasser zerfließen, wo der Boden durch das Hochwasser des Rheins mit Nährstoffen versorgt wird. Und doch gehören die Auewälder des Rheins zu den historisch genutzten Kulturlandschaften. Unterschieden werden zwei grundsätzlich verschiedene Waldtypen: die Weichholzaue und die Hartholzaue. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in aller Regel jung und reich an Totholz sind. OBERRHEINISCHES TIEFLAND ULMENSTERBEN Das Ulmensterben ist eine durch einen Schlauchpilz verursachte und durch den Ulmensplintkäfer verbreitete Krankheit. Nach einer ersten Welle, der sogenannten Holländischen Ulmenkrankheit Anfang der 20er-Jahre, sind in einer zweiten Krankheitswelle ab Ende der 60er-Jahre die meisten europäischen Ulmen diesem Pilz anheimgefallen und an den Rand des Aussterbens gebracht worden. Aus diesem Grunde gibt es heute kaum noch Auewälder mit ursprünglichem Baumarteninventar. Nur wenige Exemplare haben überlebt. DIE VIELFALT MACHT'S Die Hartholzaue ist der Waldtyp mit den meisten Pflanzenund Tierarten. Insgesamt wachsen ca. 20 Baum- und bis zu 30 Straucharten in einem Hartholzauewald. Basis des üppigen Wachstums sind seine nährstoffreichen Böden. Zwar liegt die Hartholzaue etwas höher und auch einige Meter weiter vom Ufer entfernt als die Weichholzaue, dennoch kann sie bis zu drei Monate im Jahr unter Wasser stehen. Stieleiche, Esche, in seltenen Fällen Feld- und Flatterulme, Erle, Pappel, Feld- und Bergahorn bilden die Baumschicht. In der Strauchschicht wachsen Weißdorn, Hasel, Pfaffenhütchen, Kreuzdorn und Hartriegel. DIE HARDTWÄLDER Seit vielen Jahrhunderten nutzen die Menschen die Hardtwälder der nordbadischen Rheinebene als Weide für das Vieh und zur Gewinnung von Brenn- und Bauholz. Laub und Moos streuten sie in den Viehstall ein. Diese Nutzungen prägten und veränderten den Hardtwald auf den von Natur aus armen Sandstandorten: vom Buchenmischwald über den Eichen-Mittelwald zum reinen Kiefernwald. Durch die Aufgabe der Streunutzung und eine naturnahe Waldbewirtschaftung eroberten Buchen und andere Laubbäume in den letzten Jahrzehnten ihren verlorenen Lebensraum zurück. Aktuell verliert die Buche aufgrund steigender Temperaturen und Trockenheit an Vitalität. Ein erneuter Baumartenwechsel kündigt sich an. 8 I 9
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7 DER WALD IST IMMER NOCH VOLLER WUNDER, HERRLICH WIE AM ERSTEN TAG. MAN MUSS SICH NUR DIE MUSSE NEHMEN, SIE ZU SCHAUEN. Erich Hornsmann Jurist, Sachbuchautor und Umweltschutzaktivist. Stellte als Erster die Wohlfahrtswirkungen des Waldes systematisch dar. WEISSES BLÜTENMEER Im Frühjahr betört der Bärlauch in der Hartholzaue die Sinne. Zarte Weißtöne und frisches Grün erfreuen das Auge und ein würziger Duft liegt in der Luft. 12 I 13 AUEWALD MIT BLÜHENDEM BÄRLAUCH TEPPICH
8 14 I 15 BUNTE FLICKENTEPPICHE Hartholzauen sind Hotspots der Artenvielfalt. Auf kleinstem Raum wechseln sich grundwasserferne und grundwassernahe Areale ab. Kleinere Bereiche werden auch heute noch von Hochwässern überschwemmt. Dadurch ist eine Fülle von Lebensräumen und -gemeinschaften von Pflanzen und Tieren entstanden. Sie beherbergen eine Vielfalt an Säugetieren, Reptilien, Amphibien, Vögeln, Schmetterlingen und Käfern.
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