Formen des Zuhörens. Universität Mannheim Seminar: Psychologische Mechanismen bei körperlichen Krankheiten
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- Volker Weiner
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1 Formen des Zuhörens Universität Mannheim Seminar: Psychologische Mechanismen bei körperlichen Krankheiten Prof. Dr. Claus Bischoff Psychosomatische Fachklinik Bad DürkheimD
2 Gesetzmäßigkeiten der Kommunikation Man kann nicht nicht kommunizieren. (Paul Watzlawick, 1967) Wenn Menschen sich begegnen, findet Kommunikation statt, verbal und / oder nonverbal. Jedes Verhalten (z.b. Blicke, Schweigen, Sich-Abwenden) hat auch einen Mitteilungscharakter.
3 Gesetzmäßigkeiten der Kommunikation Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. (Paul Watzlawick, 1967) Der Inhaltsaspekt besteht in der sachlichen Aussage Der Beziehungsaspekt charakterisiert, wie der Sender die Aussage im Hinblick auf die Beziehung zwischen ihm und dem Empfänger der Botschaft verstanden wissen will.
4 Vier Aspekte einer Nachricht Sender Ich habe starke Schmerzen Sachinhalt Empfänger Selbst- Ich bin offen- barung entmutigt Nachricht Ich habe immer noch starke Schmerzen. Sie sind Beziehung derjenige, der mir helfen kann Helfen Appell Sie mir!
5 Vier Aspekte einer Nachricht Arzt bei Visite: Wie geht es Ihnen heute? Sender?? Sachinhalt Selbstoffenbarung Ich fühle mich so krank, dass ich es nicht sagen kann Nachricht Schweigen Lass mich Appell in Ruhe! Empfänger? Du bist für mich nicht der Beziehung richtige Gesprächspartner. Ich habe kein Vertrauen zu Dir.?
6 Vier Aspekte einer Nachricht Arzt bei Visite: Wie geht es Ihnen heute? Sender?? Sachinhalt Selbstoffenbarung Ich Es geht fühle mir mich so unerträglich krank, dass ich schlecht. es nicht sagen kann Nachricht Schweigen Lass Zeige mich mir, dass Appell in Ruhe! Du für mich da bist! Empfänger? Ich weiß nicht, ob ich Du bist für mich nicht Dir meine Gefühle der Beziehung richtige Gesprächspartner. Ich habe kein zeigen darf, und ob Du sie Vertrauen zu Dir. aushalten kannst.?
7 Vier Ohren des Empfängers Selbstoffenbarung Was ist das für einer? Was ist mit ihm? Sachinhalt Wie ist der Sachverhalt zu verstehen? Beziehung Wie steht mein Gesprächspartner zu mir? Was hält er von mir? Appell Was will der Gesprächspartner erreichen?
8 Formen des Zuhörens (1) 1. Pseudo-Zuhören Hat meist die Form Ich verstehe, bei mir ist das genauso... oder Das kenn ich, weißt du, bei mir ist... und geht nicht wirklich auf den Gesprächspartner ein, sondern dient als Floskel, um selbst zu reden 2. Aufnehmendes Zuhören Aufnahmebereite Zuwendung signalisieren (durch Körperhaltung, Blickkontakt, verbale Ermutigung wie Mhm Und dann? Erzählen Sie weiter usw.) Ausreden lassen auf eigene Redeanteile verzichten ( aufmerksam Schweigen ) nach Weisbach (2003)
9 Formen des Zuhörens (2) 3. Umschreibendes Zuhören (Paraphrasieren) mit eigenen Worten wiedergeben, was ich verstanden habe, ohne es jedoch zu bewerten ( Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es Ihnen um..., Sie meinen, dass...?, Das heißt, Sie möchten... ) Konzentration liegt auf: WAS sagt mein Gegenüber Vorteile: klärt, ob ich den anderen wirklich richtig verstanden habe ernsthafte Beschäftigung mit der Kernaussage des Gegenübers baut Vertrauen auf Gegenüber kommt schneller auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen und zwar umso mehr, je weniger er sich mit meiner Bewertung ( Ich sehe das aber anders... ) auseinandersetzen muss. wirkt insbesondere bei hitzigen Gesprächen beruhigend
10 Formen des Zuhörens (3) Patientin: Vor meiner Erkrankung hätte ich nie gedacht, dass ich mich an einen solchen Zustand gewöhnen kann. Aber irgendwie lebe ich plötzlich ganz gut mit all diesen Einschränkungen. Ich glaube, ich erwarte dadurch nicht mehr so viel vom Leben wie früher. Jetzt bin ich schon zufrieden, wenn ich frei von Schmerzen bin und mein Enkelkind lachen sehe. Pseudo-Zuhören: Ja, da haben Sie absolut Recht. Wissen Sie, als ich einmal krank war, da ging es mir ähnlich wie Ihnen. Also damals... Aufnehmendes Zuhören: (aufmerksam, interessiert:) Mhm.., ja.. Paraphrasieren: Das heißt, Sie haben seit Ihrer Erkrankung Ihre Maßstäbe verändert? Wenn ich Sie richtig verstehe, bedeuten Ihnen kleine Dinge jetzt mehr als früher?
11 Formen des Zuhörens (4) Aktives Zuhören: Empathie (Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte, einfühlendes Verstehen, Spiegeln) auf Gefühle, die das Gesagte begleiten, achten (z.b. zwischen den Zeilen, in der Mimik) diese Gefühle verbalisieren Echtheit (Selbstkongruenz) Akzeptanz / Wertschätzung
12 Formen des Zuhörens (5) Vorgehen beim Aktiven Zuhören: Konzentration auf die Gefühle des Gesprächspartners, v.a. auf die aktuell erlebten (die Hier-und-jetzt-Gefühle ) Gefühle möglichst direkt ansprechen Eigene Formulierungen möglichst konkret und kurz Berücksichtigen, dass eigene Verbalisierungen immer nur Hypothesen oder Annäherungen an das Gefühl des Gesprächspartners sein können
13 Formen des Zuhörens (6) Patientin: Vor meiner Erkrankung hätte ich nie gedacht, dass ich mich an einen solchen Zustand gewöhnen kann. Aber irgendwie lebe ich plötzlich ganz gut mit all diesen Einschränkungen. Ich glaube, ich erwarte dadurch nicht mehr so viel vom Leben wie früher. Jetzt bin ich schon zufrieden, wenn ich frei von Schmerzen bin und mein Enkelkind lachen sehe. Aktives Zuhören: Sie fühlen sich dabei recht versöhnt mit Ihrer jetzigen Lebenssituation? Mhm. Und Sie sind selbst ein bisschen erstaunt über diese Entwicklung?
14 Formen des Zuhörens (7) Ziele und Vorteile des aktiven Zuhörens: Der Gesprächspartner fühlt sich nicht nur in der Sache verstanden, sondern auch in der Bedeutung, die das Gesagte für ihn hat Das Ausdrücken von Gefühlen kann eine Entlastung für den Patienten bedeuten. Fühlt er sich mit diesen Gefühlen ernst genommen, so ist dies ein Beitrag, seine mögliche Isolierung abzubauen. Zusätzlich zu dieser Entlastung dient es v.a. der Klärung und Vertiefung von Gefühlen und Gedanken, die bisher noch nicht in Worte zu fassen waren ( Selbsterkundung nach Rogers 1972).
15 Formen des Zuhörens (8) Wann ist Aktives Zuhören nicht angebracht: Wenn es um rein sachlichen Informationsaustausch geht Wo geht s denn hier bitte zum Bahnhof? Sie wirken im Moment etwas orientierungslos auf mich. Wenn ich kritisiert werde und eine Stellungnahme von mir verlangt wird Ich finde, Sie haben sich hier nicht richtig verhalten! Können Sie mir das mal bitteschön erklären! Ich habe jetzt den Eindruck, Sie sind verärgert.
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