WO BLEIBEN DIE FRAUEN? Partizipation und Repräsentation von Frauen auf europäischer Ebene. PD Dr. Beate Hoecker

Transkript

1 WO BLEIBEN DIE FRAUEN? Partizipation und Repräsentation von Frauen auf europäischer Ebene PD Dr. Beate Hoecker

2 Drei Fragen: Wie sind Frauen auf der europäischen Ebene repräsentiert? In welcher Weise beteiligen sich Frauen an Europawahlen und Abstimmungen? Was erwarten Frauen von Europa?

3 I. Politische Repräsentation von Frauen Weltweit Weltweit gibt es derzeit lediglich acht gewählte weibliche Staatsoberhäupter und insgesamt neun Regierungschefinnen Auf der Ebene der nationalen Parlamente kommen nur 20 Länder auf einen Frauenanteil von über 30 Prozent. Dazu zählen immerhin acht Staaten der Europäischen Union.

4 Politische Repräsentation von Frauen auf europäischer Ebene Frauen stellen mehr als die Hälfte (51 %) der europäischen Bevölkerung Europäische Kommission Europäisches Parlament Europäischer Wirtschaftsund Sozialausschuss Ausschuss der Regionen 37 % (10 Frauen/ 17 Männer) 31 % (244 Frauen/ 541 Männer) 23 % (77 Frauen/ 263 Männer) 17 % (57 Frauen/ 270 Männer) Quelle: Europäische Kommission; Stand: April 2009

5 EUROPÄISCHES PARLAMENT Entwicklung des Frauenanteils im EP Wahljahr Frauenanteil in % , , , , , ,2 2009/April 31,0

6 Frauenanteile im Europäischen Parlament nach Mitgliedstaaten (Stand: 01/2009) 50 % % % % 10 20% 0 % Luxemburg Niederlande (48) Schweden (47) Frankreich (45) Belgien (44) Dänemark (43) Finnland (43) Slowenien (43) Irland (38) Litauen (38) Ungarn (37) Slowakei (36) Deutschland (33) Belgien (33) Griechenland (29) Rumänien (29) Österreich (28) Spanien (26) Großbritannien (26) Portugal (25) Lettland (22) Tschechien (21) Italien (21) Polen (15) Malta Zypern

7 Europäisches Parlament: Deutsche Abgeordnete nach Partei und Geschlecht Partei CDU CSU SPD Grüne FDP Linke Abgeordnete insgesamt darunter Frauen Frauenanteil in Prozent Frauenanteil unter Kandidaten EP Gesamt Quelle: zusammengestellt nach amtlichen Angaben; Stand: Mai 2009

8 Erklärungsansätze der parlamentarischen Repräsentation von Frauen Institutionelle Faktoren (Wahl- und Parteiensystem; Rekrutierungsmuster und innerparteiliche Quoten) Sozioökonomische Faktoren (insbesondere Bildung, Beruf und Einkommen) Kulturelle Faktoren (insbesondere Einstellungen gegenüber der Rolle von Frauen in Politik und Gesellschaft)

9 II. Beteiligung an Europawahlen und Abstimmungen Beteiligung an der Wahl zum Europäischen Parlament in Deutschland: Wahljahr Prozent 1979: 63,6 1984: 54,2 1989: 59,3 1994: 57,5 (F: 57,4 / M: 57,7) 1999: 41,7 (F: 41,5 / M: 41,9) 2004: 43,0 (F: 42,9 / M: 42,8)

10 Europawahl 2004 Wahlbeteiligung in Deutschland nach Geschlecht und Alter (in %) Wahlbeteiligung in Deutschland nach Geschlecht und Alter (in %) Frauen Männer Insgesamt 42,9 42,8 Nach Alter: und mehr 34,2 30,1 52,8 46,1 33,5 29,6 53,1 54,6 Quelle: Repräsentative Wahlstatistik

11 Gründe der niedrigen Wahlbeteiligung: Das Europäische Parlament gilt als unwichtig. Es wird keine Regierung gewählt, insofern ist nicht ersichtlich, was die Stimmabgabe bewirkt. Da kaum bekannte PolitikerInnen zur Wahl stehen, fehlt die sonst übliche Personalisierung.

12 Abstimmung über die Verfassung der Europäischen Union Frankreich ( ) Beteiligung der Frauen geringer als die der Männer (69 zu 73 %) Mit Nein stimmten 56 Prozent der Frauen und 55 Prozent der Männer. Quelle: Flash EB Nr. 171

13 NIEDERLANDE ( ) Beteiligung der Frauen etwas höher als die der Männer (65 zu 62 %) Mit Nein stimmten 63 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer. Quelle: Flash EB Nr. 172

14 IRLAND Abstimmung über den EU-Reformvertrag ( ) Beteiligung insgesamt: 53 Prozent Deutlich mehr Frauen als Männer haben den Vertrag abgelehnt (Frauen: 56 %; Männer: 49 %) Fazit: Die Skepsis der Frauen gegenüber Europa ist bei Abstimmungen (etwas) ausgeprägter als die der Männer. Quelle: Flash EB Nr. 245

15 III. Einstellungen und Erwartungen von Frauen gegenüber Europa Statement Europa ist eine gute Sache Vertrauen in die EU Vertrauen in das EP Wissen, wie die EU arbeitet Aktivitäten des EP: Gut informiert Schlecht informiert Frauen (in %) Männer (in %) Quelle: EB 70.1, 02/09; EU-27

16 III. Interesse und Erwartungen von Frauen gegenüber Europa Interesse an der Europawahl 2009: 53 Prozent der Frauen aus den EU- Mitgliedstaaten zeigten ein Jahr vor der Wahl kein Interesse an der Europawahl 2009 (Männer: 47 %). Quelle: Eurobarometer 69.2, EU-27

17 Erwartungen von Frauen an das Europäische Parlament Gesellschaftliche Gleichstellung: Gleiches Entgelt für gleiche Arbeit (31 %) Mehr Kinderbetreuungseinrichtungen (31%) Anrechnung der Kindererziehungszeiten auf die Rente (32 %) Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen (27 %)

18 Politische Gleichstellung: 46 Prozent der Frauen sehen ihre Interessen als Frau in der EU nicht gut repräsentiert; 39 Prozent sind zufrieden. Knapp die Hälfte der europäischen Frauen wünschen sich mindestens 50 Prozent Parlamentarierinnen im Europäischen Parlament (Frauen: 48 %; Männer: 39 %). Quelle: Flash EB Nr. 266, März 2009

19 Drei Antworten: Frauen sind in den europäischen Institutionen nach wie vor erheblich unterrepräsentiert. Bei der Beteiligung an Europawahlen und Abstimmungen zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern; allerdings sind Frauen etwas europaskeptischer als Männer. Knapp die Mehrheit der Frauen in Deutschland wünscht sich im nächsten Europäischen Parlament mindestens 50 % weibliche Abgeordnete.