Kriminaljustizpersonal pro der Bevölkerung
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- Til Weber
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1 Kriminaljustizpersonal pro der Bevölkerung Richter StA Polizei Gefängnis Insgesamt Österreich 19,8 2, Dänemark 6, Frankreich 11 2, Deutschland 25,4 7, Niederlande Schweden 19,2 7, UK 14,9 4, Kriminologie I WS Page 1
2 Kosten pro Einwohner in Euro pro Jahr Kosten in Euro/Einwohner Justiz StA Polizei Gefängnis Insgesamt Österreich Dänemark Frankreich Deutschland Niederlande Schweden Kriminologie I WS Page 2
3 Entwicklungen in der strafrechtlichen Sozialkontrolle
4 Gefängnis und Alternativen Kritik der Freiheitsstrafe und des Gefängnisses F. v. Liszt: Marburger Programm 1882, Der Zweckgedanke im Strafrecht Gefängnis als Schule des Verbrechens Subkulturtheorien Prisonisierungstheorien Gefängnis als totale Institution (Goffman, E.: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt 1972) Kriminologie I WS Page 4
5 Die Subkultur Insassenkultur besondere Sprache besondere Normen» Status» Verhältnis zu Vollzugsstab Verhaltensweisen» Schwarzmärkte in Vollzugsanstalten kollektive Einstellungen (beispielsweise gegenüber den Vollzugsbeamten, der Strafjustiz) Kriminologie I WS Page 5
6 Prisonisierung und Gefängnissoziologie Begriff der Prisonisierung Anpassung und Gewöhnung an die Wertvorstellungen und Normen der Subkultur Das Gefängnis als Totale Institution Vollständige Regulierung des Lebens Zwang zur Übernahme der Rolle des Gefangenen Clemmer unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Grad der Anpassung an die Subkultur (Prisonisierung) und der Dauer des Aufenthalts im Gefängnis Clemmer, D. (1940) The prison community. New York. Wheeler Anpassung folgt einem U-Verlauf: Anpassung an die Gefängnissubkultur ist am Anfang der Haft recht schwach ausgeprägt, nimmt bis zur Mitte der Haft stark zu, um sich dann vor der Entlassung wieder abzuschwächen Wheeler, S. (1961): Socialisation in Correctional Communities. In: American Sociological Review. S Offene Fragen Hat das Gefängnis eine eigenständige Wirkung in Form von Haftprägungen (Lerngelegenheiten in der sog. Schule des Verbrechens ) oder wird die Subkultur importiert (beispw. durch Gangs) Kann derartigen Prisonisierungsprozessen im Gefängnis entgegengewirkt werden?» Offener Strafvollzug» Vollzugslockerungen Kriminologie I WS Page 6
7 Wirkungen des Gefängnisses Unmittelbare Auswirkungen Mittelbare Auswirkungen: Stigmatisierung und Chancenverschlechterung Besserung durch Behandlung Wirkungsforschung/Behandlungsforschung Problem fehlender kontrollierter Experimente Lange Zeit überschätzt Effekte partiell vorhanden, aber eher bescheiden Auswirkungen auf die Nachbarschaft und Wohnumgebung von Gefangenen und Strafentlassenen Kriminologie I WS Page 7
8 Die Entwicklung von Alternativen zur Freiheitsstrafe Gefängnis und Alternativen zur Freiheitsstrafe Finanzielle Strafen Geldstrafe/Tagessatzgeldstrafe Ziele Diversion (Teil) ausgesetzte Strafe (Freiheitsstrafe) Bewährung und Restaussetzung Ziel: Rehabilitation Gemeinnützige Arbeit Community Sanktionen Ziele: Überwachung und Rehabilitierung Restitution Wiedergutmachung Mediation Ziele: Opferorientiert Behandlungs-Sanktionen Drogen Sexualstraftäter Ziele: Risikokontrolle/Rehabilitation Gewinnabschöpfung Ziel: Sicherung/Prävention Elektronisch kontrollierter Hausarrest Ziele: Überwachung Kombinationen von Alternativen Ziele: Überwachung Disziplinierung Sex-Offender-Notification Sichtbare Strafarbeit Ziele: Opferschutz, Scham Sicherungsverwahrung (Lebens) Lange Freiheitsstrafe Ziele: Sicherung und Risikokontrolle Kriminologie I WS Page 8
9 Wandel strafrechtlicher Sozialkontrolle Von Todes- und Leibesstrafen zur Freiheitsstrafe abgeschlossen Ende des 19. Jahrhunderts Von Freiheitsstrafe zu Kontroll- und Geldstrafen abgeschlossen Mitte des 20. Jahrhunderts Erklärungen Elias: Zivilisierung von Gesellschaft und Macht Foucault: Perfektionierung der Kontrolle Kriminologie I WS Page 9
10 Der Prozess der Zivilisation Entstehung von sozialen Abhängigkeiten und Vergrößerung der Verletzlichkeit des Einzelnen Zügelung von Aggressivität, Vordringen zivilisierten Verhaltens und Selbstkontrolle Veränderung der Psyche und der Gefühle Zurückhaltung bei Gewalttätigkeit und Ablehnung der (öffentlichen) Zufügung von Schmerz und Leiden Akte, die starke Gefühle auslösen oder demonstrieren, werden weitgehend aus der Öffentlichkeit entfernt Kriminologie I WS Page 10
11 Kennzeichen moderner Strafe Nicht öffentlich Experten (Resozialisierung) vollstrecken die Strafe Kosten-Nutzen orientiert Risiko orientiert Kriminologie I WS Page 11
12 Garland, D.: The Culture of Control. Cambridge 2001 Kultur der Kontrolle in der Postmoderne ist in starkem Maße durch das Strafrecht und durch die Freiheitsstrafe bestimmt Zunahme der Kriminalität in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führt dazu, dass die vormals durch Kriminalität kaum belasteten Mittelschichten nunmehr weitaus stärker viktimisiert werden Eigentums- und Gewaltkriminalität werden zu einer Alltagserfahrung und zu einer sozialen Tatsache, die sich nicht mehr auf die unteren Schichten und die am Rande der Gesellschaft Stehenden konzentriert, sondern alle Gesellschaftsschichten erfasst Die vormals toleranten und der Resozialisierungs- und Wiedereingliederungsansätzen aufgeschlossen gegenüber stehenden Mittelschichten (gesellschaftliche Eliten) werden straforientiert, punitiv und intolerant Der starke Anstieg der Kriminalität lässt die Grenzen staatlicher Gewalt in der Kriminalitätskontrolle sichtbar werden Weder Investitionen in die Wohlfahrtspolitik noch Investitionen in das strafrechtliche Kontrollsystem sind mit Auswirkungen auf die Kriminalitätsraten verbunden Veränderung der Kriminalpolitik weniger Identifikation mit dem offensichtlich wenig ergiebigen Versuch, Kriminalität zu reduzieren Tendenz zu einer expressiven Kriminalpolitik mit dem Schwerpunkt auf der Beruhigung der öffentlichen Meinung und der (Wieder-) Herstellung von Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Institutionen Kriminologie I WS Page 12
13 Die Folgen Strafrechtlicher Sozialkontrolle Generalprävention positive Generalprävention negative Generalprävention Spezialprävention positiv negativ Sicherung Kriminologie I WS Page 13
14 Negative Generalprävention Abschreckungs- oder deterrence Forschung Theoretische Grundlagen: Lerntheorien, ökonomische Theorien Variable der Abschreckung Bestrafungsrisiko Bestrafungsschwere Schnelligkeit der Bestrafung Kriminologie I WS Page 14
15 Methodenfragen Methodische Ansätze Vergleich verschiedener Regionen (mit unterschiedlichen Sanktionen; insb. Forschungen zur Todesstrafe) Vergleich Vorher/Nachher bei Änderungen des strafrechtlichen Sanktionensystems (Beispiel: deutsche Strafrechtsreform 1969; Reduzierung der kurzen Freiheitsstrafe) Befragungen Kriminologie I WS Page 15
16 Abschreckungsforschungen durch Befragungen Kombination Dunkelfeldbefragung und Schwereeinschätzung und Risikoeinschätzung Problem: Kausalität bei Querschnittuntersuchungen Kombination: Perzeption von Risiko und Schwere sowie Handlungsintentionen Problem: Sind Handlungsintentionen realistisch? Kriminologie I WS Page 16
17 Befunde der Abschreckungsforschung Im Vergleich Entdeckungsrisiko und Bestrafungsschwere spielt das Entdeckungsrisiko die entscheidende Rolle Die Bestrafungsschwere wirkt sich erst bei einem bedeutsamen Entdeckungsrisiko aus Dies heißt, dass Abschreckungsstrategien im Kern auf die Erhöhung des Entdeckungsrisikos setzen müssen Allerdings lässt sich das Entdeckungsrisiko in der Praxis nur sehr schwer manipulieren Werden außerstrafrechtliche Abschreckungsfaktoren einbezogen, dann werden Entdeckungsrisiko und Schwere marginal Kriminologie I WS Page 17
18 Positive Generalprävention Normbruch erzeugt Enttäuschung Auf Enttäuschung kann reagiert werden durch Aufgabe der normativen Erwartungen Demonstration der Beibehaltung der Erwartungen Die Beibehaltung der Erwartungen wird demonstriert dadurch, dass dem Verantwortlichen Kosten auferlegt werden (Sanktion) Kernpunkt: Akzeptanz und Legitimität der strafrechtlichen Normen (Beibehaltung der Erwartungen) Kriminologie I WS Page 18
19 Spezialprävention Negativ: individuelle Abschreckung durch Bestrafung werden zusätzliche Hemmschwellen für die Zukunft aufgebaut (beispw. taste of prison approach) Problem: abnehmender Grenzschaden (analog zum Grenznutzenmodell der Ökonomie): Sanktionen nutzen sich schnell ab Positiv: Behandlung und Lernen Resozialisierungsforschung, insbesondere im Strafvollzug und in der Sozialtherapie Kriminologie I WS Page 19
20 Behandlungsforschung Behandlungsideologie der fünfziger und sechziger Jahre unbestimmte Freiheitsstrafe Martinson 1974: nothing works und Kritik aus der Rechtsstaatsperspektive Evaluationsforschung Problem der Methoden: kaum Experimente Frage: wurden Behandlungsansätze überhaupt implementiert? Frage: für wen sind Behandlungsansätze sinnvoll? Stand: Für spezifische Gruppen können, wenn auch kleine Behandlungseffekte nachgewiesen werden Kriminologie I WS Page 20
21 Sicherung Sicherungsverwahrung/incapacitation Kriminalpolitische Ausformungen selective incapacitation categorical incapacitation Schwerpunktbildungen Intensivtäter/chronische Straftäter Forschung: Zusammenhänge zwischen physischer Sicherung und Entwicklungen der Kriminalität Problem der Identifizierung und Prognose Ökonomische Probleme Das amerikanische Gefängnisexperiment und Zusammenhänge mit der Kriminalitätsentwicklung Kriminologie I WS Page 21
22 Strafrechtliche Sozialkontrolle und Kritik Sündenbocktheorie Herrschaftskritik (insb. marxistische Ansätze; Kritische oder Radikale Kriminologie) Strafrecht, Macht und Interessenschutz Abolitionismus Christie: Konflikte werden durch das Strafrecht gestohlen Entmachtung oder Entlastung durch das Strafrecht? Gesellschaften ohne Strafvollzug und ohne Strafrecht Christie, N.: Grenzen des Leids. Münster Kriminologie I WS Page 22
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