Psychosoziale Aspekte bei der Versorgung onkologischer Patienten. Kurzer Überblick
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- Louisa Maus
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1 Psychosoziale Aspekte bei der Versorgung Kurzer Überblick Aspekte der psychosozialen Versorgung bei onkologischen Patienten Der Sturz aus der normalen Wirklichkeit Krankheitsbewertung und -bewältigung Krankheitsverarbeitung Screeninginstrument zur Erfassung von Art und Ausmaß bestehender Belastungen bei Krebspatienten Sehnsucht nach haltgebenden Beziehungen Melanie Schwarzbach 1
2 Aspekte der psychosozialen Versorgung Psycho Körperliche Symptome Psychische Probleme Existentielle & spirituelle Probleme Sozial Partnerschaftliche & familiäre Probleme Soziale Isolierung Veränderung der sozialen Rolle Sozioökonomische Belastungen Akute Belastungskrisen Krebspa enten häufig bessere Prognose als fortgeschrittene COPD oder ALS. Dennoch: Wahrnehmung & Bewertung ist stärker mit dem Tod assoziiert Heußner, 2012 Initiale Diagnose: Belastungs- oder Krisenreaktion Melanie Schwarzbach 2
3 Sturz aus der normalen Wirklichkeit (Nikolaus Gerdes, 1986) Konstruktion einer gemeinsamen Wirklichkeit (inklusive Identität & Lebensmodelle) bietet Schutz, Sicherheit & Kontrolle Angesichts des Todes wird sichere Wirklichkeit zur Illusion Kontrollverlust & Machtlosigkeit Die Welt hat ihre Sinnhaftigkeit verloren Gerdes, 1984 Kleiber, 2012 Transaktionales Stressmodell (Lazarus & Folkman, 1984) Ausmaß der Krise wird durch die Bewertung bestimmt. Gesundheitspsychologisches Verständnis für Wechselwirkungsprozesse zwischen: Betroffenen Lebensumständen Individueller Bewertung Melanie Schwarzbach 3
4 Quelle: Salewski, C. & Vollmann, M. (2012). Stresstheorien. Studienbrief der FernUni Hagen Bewältigungsstrategien Salewski, C. & Vollmann, M. (2012). Effektivität von Stressbewältigung. Studienbrief der FernUni Hagen Melanie Schwarzbach 4
5 Bedeutungsorientiertes Coping (ergänzt durch Folkman & Greer, 2000) Sinn und Zweck Erhaltung positiver Einstellungen und Emotionen und ermöglicht auch bei ungünstigen Ergebnissen des Anpassungsprozesses noch eine nachgeschaltete positive Bewertung und Erfahrung (Heußner, 2012, S. 73) Sinnfindung Bedeutung für die Lebensbiografie Neubewertung von Wertmaßstäben, Moralvorstellungen, Prioritäten, Lebensperspektiven und Zielen Funktion Das emotionale Wohlbefinden und die subjektive Lebensqualität sollen im Prozess der Krankheitsverarbeitung einer lebensbedrohlichen Erkrankung erhalten bleiben oder verbessert werden. Melanie Schwarzbach 5
6 Positive Krankheitserfahrungen von Brustkrebspatientinnen Quelle: Herschbach, P. & Heußner P. (2008). Einführung in die psychoonkologische Behandlungspraxis. Stuttgart: Klett-Cotta Anpassungsmechanismen an die Lebensbedrohung (Greer & Watson, 1987) Kampfgeist Vermeidung oder Verleugnung Fatalismus Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit Ängstliche Beschäftigung Der Kampfgeist hat keinen Einfluss auf die Überlebensdauer. Melanie Schwarzbach 6
7 Krankheitsverarbeitung nach Kübler-Ross (1969) Krankheitsverarbeitung bei onkologischen Patienten (Heußner, 2012) Melanie Schwarzbach 7
8 Screeninginstrument zur Erfassung von Art und Ausmaß bestehender Belastungen bei Krebspatienten Viele Gründe, dass psychosoziale Belastungen nicht oder nur schwer erkannt werden: Angst vor Stigmatisierung Belastungen müssen frühzeitig erkannt & behandelt werden Denn komorbide Störungen: erschweren die Behandlung wirken sich negativ auf die Complience aus führen zu schlechteren medizinischen Behandlungsergebnissen Mehnert et al., 2006 Ultra-Kurz-Screening Erfassung von Art & Ausmaß der bestehenden Belastung Schema für die Überweisung belasteter Patienten zu den zuständigen Berufsgruppen Bearbeitungsdauer für den Patienten: 2-3 Minuten s/last_weeks_life/distress_thermometer.php Melanie Schwarzbach 8
9 Distress Verletzlichkeit, Traurigkeit, Angst Depression, Angststörung, Panik, soziale Isolation, spirituelle Krisen Begriffswahl Keine Stigmatisierung Abdeckung einer großen Bandbreite Distress-Thermometer Melanie Schwarzbach 9
10 Distress-Problemliste Liefert mögliche Gründe für Belastungen auf familiärer, emotionaler, spiritueller oder körperlicher Ebene. Zeigt auf, wen das betreuende onkologische Team als Unterstützer hinzuziehen kann. Melanie Schwarzbach 10
11 Empfehlungen der NCCN (2004) ist, dass psychosoziale Belastungen in allen Krankheitsstadien erkannt, beobachtet, dokumentiert und behandelt werden; alle Patienten bei der ersten Konsultation nach Art und Ausmaß der Belastung gescreent werden; alle Patienten evidenz- oder zumindest konsensbasiert nach klinischen Versorgungsempfehlungen für psychosoziale Dienste behandelt werden. Instrument Vermittelt Onkologen & Pflegepersonal ob und Welches Problem existiert: 11-stufige Skala (0-10) wie stark belastet hat sich der Patient in den letzten Wochen einschließlich des heutigen Tages gefühlt? Problemliste liefert mögliche Gründe für Belastungen auf familiärer, emotionaler, spiritueller oder körperlicher Ebene Wert gleich oder höher 5 Signal dafür, dass der Patient auffällig belastet ist und Unterstützung benötigt Wert 0-4: normale Belastung im Kontext einer Krebserkrankung, die keiner zusätzlichen professionellen Unterstützung bedarf Melanie Schwarzbach 11
12 DIE SEHNSUCHT NACH HALTGEBENDEN BEZIEHUNGEN Zettl, 2013 Regressives Bedürfnis nach Halt 73% der Deutschen haben Angst vor einer Krebserkrankung (FORSA, 2011) Diagnose Verlust von Kontrolle absolute Hilflosigkeit Streben nach Verbindung und tiefes Bedürfnis nach Zugehörigkeit Melanie Schwarzbach 12
13 Der Tod ist einsam Im Tod trennt man sich nicht nur von den anderen, sondern auch von der Welt an sich. Tiefe Einsamkeit manchmal schon lange vor dem Tod Mantel des Schweigens & der Isolation Heimliches Einverständnis der Sterbenden Empathie als mächtigstes Werkzeug Sie ist der Klebstoff menschlicher Verbundenheit und erlaubt uns, in einer tieferen Ebene zu fühlen, was andere fühlen. (Yalom, 2010, S.122) Konfrontation mit dem eigenen Schmerz macht furchtsam nicht zuletzt vor der Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit Erkrankte oder Sterbende müssen Führung übernehmen, um über die Ängste vor dem Tod zu sprechen Melanie Schwarzbach 13
14 Die reine Anwesenheit als größtes Geschenk Die Macht der reinen Anwesenheit der größte Dienst und das größte Geschenk Yalom (2010) sagt, egal ob Helfer, Freund, Familienangehöriger die Beziehung hat Priorität. Springen sie hinein. Kommen sie den anderen in jeder Weise nahe, die sie als geeignet empfinden. Sprechen sie aus dem Herzen. Offenbaren sie ihre eigenen Ängste. Improvisieren sie. Halten sie den Leidenden auf jede Art, die Trost schenkt. (S. 129) Selbstoffenbarung für tiefe und nachhaltige Beziehungsgestaltung Selbstoffenbarung entscheidend für die Entwicklung von Intimität Risiko??? Geringer als man vielleicht denkt es wird nur deutlich ausgesprochen, was stillschweigend implizit und damit von jeher vorhanden ist. Jeder hat Angst davor, dass es kein ICH mehr gibt. Melanie Schwarzbach 14
15 Nähe durch Nähe Emotional-psychische Nähe entsteht in erster Linie durch (offene) körperliche Nähe (Savage, 1995) Berührung bei Körperpflegetätigkeiten Körperhaltung & Körperposition Gestaltung der Umgebung Elemente bringen spezifisches Pflegewissen zum Ausdruck: Offenheit der Pflegekräfte ermöglichte Öffnung der Patienten Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Melanie Schwarzbach 15
16 Quellen (1) Gerdes, N. (1984). Der Sturz aus der normalen Wirklichkeit und die Suche nach Sinn. Referat auf der 2. Jahrestagung Der deutschen Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie e.v. in Bad Herrenalb. Zugriff am unter: QFjAA&url=http%3A%2F%2Fp typo3server.info%2Ffileadmin%2Ftemplates %2Fpdf%2Fgerdes_sturz.pdf&ei=kiRoUrC4MoeVtQaOyYG4BA&usg=AFQjCNEmnBU gew6zjn0kjya7w0s5duz7nw&bvm=bv ,d.yms&cad=rja Herschenbach, P. & Weis, J. (2008). Screeningverfahrenin der Psychoonkologie. Deutsche Krebsgesellschaft e.v. Heußner, P. (2012). Krankheitsverarbeitung. In: Fegg, Gramm & Pestinger (Hrsg.). Psychologie und Palliative Care. S Münchner Reihe Palliative Care Band 10. Stuttgart: Kohlhammer-Verlag Holland, J. C. & Alici Y. (2010). Management of Distress in Cancer Patients. Zugriff unter Kleiber, C. (2012). Psychosomatische Aspekte und Bewältigung maligner Erkrankungen. Wintersemester Georg-August-Universität Göttingen. Zugriff am unter: rja&ved=0cdaqfjaa&url=http%3a%2f%2fwww.psychosomatik.unigoettingen.de%2fdownload%2f51%2520vorlesung%2520maligne%2520erkranku ngen.pdf&ei=ridouswjloeftaa0j4dydw&usg=afqjcnf6usexhdh4ypyss3oent8r Vr5ykg&bvm=bv ,d.Yms Quellen (2) Lang, K., Schmeling-Kludas, C. & Koch U. (2011). Die Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen Das Hamburger Kursprogramm. Stuttgart: Schattauer GmbH Mehnert, A., Müller, D., Lehmann, C. & Koch, U. (2006). Die deutsche Version des NCCN Distress-Thermometers. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 54 (3), S Taubert, S. (2003). Sinnfindung, Krankheitsverarbeitung und Lebensqualität von Tumorpatienten im perioperativen Verlauf. Dissertation: Freie Universität Berlin Willig, K. (2013). Nicht ernst nehmen Schwierige Situationen von Kindern/Jugendlichen krebskranker Menschen erkennen und würdigen. 18. Krebskrankenpflegesymposium Heidelberg: Risiken krebskranker Menschen erfassen, bewerten und (er) tragen? Yalom, I. (2010). In die Sonne schauen Wie man die Angst vor dem Tod überwindet. München: Verlagsgruppe Random House GmbH Zettl, S. (2013). Die Begegnung mit Krebskranken und deren Angehörigen: Einfühlung als Risiko für die Pflegenden? 18. Krebskrankenpflegesymposium Heidelberg: Risiken krebskranker Menschen erfassen, bewerten und (er) tragen? Melanie Schwarzbach 16
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