Gestaltgesetze der Wahrnehmung. DI (FH) Dr. Alexander Berzler
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- Hedwig Kraus
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1 DI (FH) Dr. Alexander Berzler
2 Gestaltpsychologie Die Gestaltpsychologie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründet. Die Wahrnehmung unserer Umwelt geschieht nach der Gestaltpsychologie durch die Wahrnehmung von Formen. Wesentlich ist dabei die so genannte Figur Grund Beziehung der Betrachter teilt bei der Wahrnehmung sein Wahrnehmungsfeld in Figur und Grund bzw. Hintergrund auf. Die Gestaltpsychologie hat verschiedene Gesetze zur Wahrnehmungsorganisation formuliert. Diese so genannten Gestaltgesetze beschreiben die Ergebnisse der Wahrnehmung der Formen und ihre Beziehung zueinander und sind Ergebnisse der Forschung. 2
3 Gestaltpsychologie Orientieren Sie sich bei der Gestaltungsarbeit an den theoretischen Grundlagen der Gestaltgesetze! Die Kenntnis der Gestaltungsregeln und gesetze erlaubt es aber auch diese gezielt zu verletzen. ABER: Behalten Sie immer das Ziel im Visier den Aussagewunsch / das was kommuniziert werden soll. Wenn Sie von der Norm bzw. den Gesetzen abweichen, dann immer bewusst sowie konzeptionell und gestalterisch begründet! Am Anfang konzentrieren Sie sich auf die Einhaltung der Regeln, wenn Sie mehr Erfahrung haben, können Sie diese Regeln dann bewusst brechen. 3
4 Gesetz der guten (bzw. einfachen) Gestalt (Prägnanzgesetz) Die menschliche Wahrnehmung wird nach der Gestaltpsychologie grundlegend auf die Bewegung und auf einfach geometrische Formen wie Kreise, Quadrate, Rechtecke und Dreiecke zurückgeführt. Kneifen Sie die Augen zu und Betrachten das Bild! Das Motiv reduziert sich auf die geometrischen Grundformen. Die Wahrnehmung einfacher geometrischer Gestalten ist in uns Menschen durch die Evolution angelegt. So können Kinder schon im ersten Lebensjahr Quadrate, Kreise und Dreiecke unterscheiden. 4
5 Gesetz der guten (bzw. einfachen) Gestalt (Prägnanzgesetz) Das Gesetz der Prägnanz bzw. der guten Gestalt ist das zentrale Gesetz der Gestaltpsychologie, welches besagt: Jedes Reizmuster wird so gesehen, dass die resultierende Struktur so einfach wie möglich ist! Vergleiche dazu die Abbildung: Die Objekte der Vorlage (a) können in die Variationen (b), (c) und (d) unterteilt werden. Das menschliche Auge bevorzugt Variante (b), da es sich dabei um die einfachsten Formen handelt. 5
6 Gesetz der Nähe Dinge, die sich nahe beieinander befinden, werden als Gruppe bzw. zusammengehörig wahrgenommen. Die Grenze der Gruppe liegt dort, wo die Abstände größer werden. In der Praxis der Mediengestaltung kommt dieses Gesetz vor allem bei der Gliederung und Strukturierung zur Anwendung. Beispiele: Verschiedene Menüpunkte, die zu einer Kategorie gehören, werden auf einer Internetseite jeweils in eigenen Menüs zusammengefasst. 6
7 Gesetz der Nähe Inhaltlich zusammengehörende Texte (siehe Abb. unten rechts) und Bilder positionieren Sie auf der Seite mit einem geringeren Abstand zueinander als Seitenelemente mit verschiedenartigen Inhalten. Informationselemente, die zusammen gehören, müssen immer nahe genug beieinander stehen, damit ihr Zusammenhang visuell erkennbar ist! 7
8 Gesetz der Gleichheit / Ähnlichkeit Das menschliche Auge fasst ähnlich aussehende Objekte (auch auf Grund der Helligkeit, des Farbtons, der Größe, Orientierung usw.) zu einer Gruppe zusammen. Mehrere Merkmale z.b. Form und Farbe verstärken die Gruppenbildung. In den Grenzbereichen überwiegt das Gesetz der Gleichheit gegenüber dem Gesetz der Nähe (Bsp. links). 8
9 Gesetz der Gleichheit Anwendungsbeispiel Website: Die Navigation einer Website ist durchgängig auf den Seiten aufgebaut: So gestalten Sie beispielsweise die Menüelemente des Mainlevels und des Sublevels jeweils einheitlich und gleichbleibend. Auch die Überschriften richten sich nach klaren Absatzformaten. 9
10 Gesetz der Geschlossenheit (1) Geschlossene Flächen, z.b. Rahmen, werden vom Betrachter als Einheit angesehen. Der Rahmen bildet durch seine Begrenzung das Wahrnehmungsfeld. Sie nehmen dadurch die Objekte als zusammengehörig wahr Bsp. Website: Rahmen durch Top und Seitenmenu: 10
11 Gesetz der Geschlossenheit (2) Unsere Wahrnehmung ist darauf ausgerichtet, in allem, was wir sehen, Zusammenhänge zu erkennen. Wir erkennen sogar dort Figuren, wo keine sind. Unsere Wahrnehmung vervollständigt Einzelelemente zu Formen: Diese Eigenschaft der visuellen Wahrnehmung kann in der visuellen Gestaltung z.b. eines Logos genutzt werden: 11
12 Gesetz der Erfahrung Wahrnehmen ist auch Wiedererkennen. Wir können bekannte Formen, Zeichen oder Körper auch bei recht starker Transformation noch erkennen. Praxis Tipp: Nutzen Sie die Erfahrung der Internetuser bei der Gestaltung der Navigationselemente einer Website: ein stilisiertes Briefkuvert steht für den Mail Link, ein Icon mit einem Fragezeichen steht für Hilfe und das Haus führt Sie zurück zur Startseite usw. 12
13 Gesetz der Erfahrung Abbildung unten: Nicht nur das Gesetz der Geschlossenheit wirkt hier, sondern auch das Gesetz der Erfahrung: Ein Analphabet könnte das Zeichen nicht dekodieren! Wichtiger Tipp aus der Praxis: Das Gesetz der Erfahrung sollte beim Entwurf eines neuen Logos beachtet werden. Ist ein bestimmtes Vorwissen für ein Logo nötig, um es zu verstehen, kann dies verhängnisvoll werden z.b. wenn das Logo auch international bzw. in anderen Kulturen verwendet wird. Dort könnte dieses Vorwissen nicht vorhanden sein und damit das Logo nicht verstanden werden. 13
14 Gesetz der Figur Grund Trennung Wahrnehmen ist nur möglich, wenn das Wahrnehmungsfeld in unterschiedliche Bereiche gegliedert ist. Das Objekt der Wahrnehmung muss sich vom Umfeld abheben, damit Sie es wahrnehmen können. Man nennt diese Aufteilung Figur Grund Trennung. Abbildung rechts: was ist Figur, was ist Grund? Mediendesign Praxis: Eine Gestaltung (z.b. ein Logo) könnte missverstanden werden, wenn der Betrachter die "Figur Grund Differenzierung" falsch interpretiert. Wird diese Regel vom Designer nicht beachtet, kann es leicht passieren, dass der Betrachter ein Element das zum Logo, zur Figur gehören soll dem Hintergrund zuordnet, oder umgekehrt. Schaffen Sie Kontraste! Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass kleinere Flächen immer als Figur, größere als Hintergrund gesehen werden. Es ist weiters auch auf die Raumverteilung zu achten, die Verteilung von Schwarz und Weiss. 14
15 Gesetz der Konstanz Objekte werden vom Betrachter in ihrer Größe, Form und Farbe immer in ihrem Umfeld wahrgenommen. Die wahrgenommenen und gesehenen Objekte können unterschiedlich bewertet werden. Die Wahrnehmung von Objekten, die unterschiedlich gesehen, aber als gleich bewertet werden, nennt man konstant. Beispiel Webdesign / Screendesign: In der Gestaltung von Navigationselementen auf den einzelnen Seiten einer Website muss gewährleistet sein, dass der Nutzer ein konstantes Designkonzept erlebt! Denn: was nützt der schönste Link, wenn er immer an einer anderen Stelle auftaucht, immer anders aussieht oder im schlimmsten Fall gar nicht als Link erkannt wird? 15
1.2.1 Gestaltpsychologie
1.2 Gestaltgesetze 1.2.1 Gestaltpsychologie... 40 1.2.2 Gesetz von der einfachen Gestalt... 41 1.2.3 Gesetz der Nähe... 42 1.2.4 Gesetz der Gleichheit... 43 1.2.5 Gesetz der Geschlossenheit... 44 1.2.6
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