TEST & TECHNIK Jagd-Unterhebler

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1 TEST & TECHNIK Jagd-Unterhebler 38 VISIER.de

2 Jagd-Unterhebler TEST & TECHNIK Was Unterhebel-Repetierer in leisten: Sauenhammer on the Range Zunehmend setzen sie sich auch bei den Jägern aus Mitteleuropa durch: Lever-Action- oder Unterhebel- Repetierer. VISIER war mit dreien auf dem Prüfstand und verrät, worauf man beim Kauf und Umgang mit diesen Waffen achten sollte. Unterhebel-Repetierer gelten als ebenso typisch für die Wildwest- Ära wie sechsschüssige Hahnspanner-Revolver mit Hülsenausstoßern am Lauf. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass beide Waffenarten längst weltweit kopiert und variiert werden. Vor allem das Cowboy Action Shooting verhalf solchen Technik-Oldtimern zu einem sportlichem Comeback. Jedoch ist es da mit ganz steilen Zuwächsen schon wieder so vorbei wie mit mancher schnelllebigen Boomtown nach dem Goldrausch. Eigentlich logisch, dass es mit dem Verkauf abwärts gehen müsste. Nur, dass das auf die Unterhebler nicht zutrifft. Die kommen gerade im Europa des 21. Jahrhundert an als Jagdwaffen. In Übersee schätzt man die im Englischen als Lever Action Repeater bekannten Mehrlader von jeher als Allzweck-Gerät für Jäger, Park Ranger und Viehzüchter. Extra führige, aber leistungsstarke Versionen kennt man als Guide Guns, als Jagdführer-Waffen. Ein Prinzip, das vor allem die Firma Wild West Guns aus Alaska vor gut 25 Jahren etabliert hat und das Firmen wie Marlin und Chiappa übernahmen. Guide Guns sollen jenes gegebenenfalls angriffslustige Großgetier stoppen, das einem in den Wäldern der Neuen Welt so über den einsamen Weg läuft. Weswegen manche dieser leichten Kurzbüchsen in wahren Knochenbrecher-Kalibern à la.50 Alaskan kommen hierzulande reicht da meist eine Packung fürs ganze Leben. In Europa, namentlich in Deutschland, hatten es die Gewehre mit dem typischen Stahloval hinter dem Abzugsbügel unter Jägern hingegen lange schwer, da als Wildwest-Kram geächtet. Bis Ende des 20. Jahrhunderts der Bestand an Wildschweinen enorm anstieg: Plötzlich stellte mancher fest, dass die Unterhebler bei Drückjagden und Nachsuchen mindestens ebenso handlich sind wie das bislang benutzte Schießzeug. Anders als bei Zylinderverschlussvarianten (englisch: Bolt Action) lenkt das Betätigen des unter dem Systemgehäuse montierten Repetierbügels das zielende Auge nicht ab. So kann der Blick aufs Wild gerichtet bleiben. Versierte Lever-Action-Fans sagen, sie seien so für den nächsten Schuss schneller zur Hand als mit Bolt-Action-Büchsen. Heute gelten kurze Unterhebler für starke Patronen weithin als Sauenhammer, nicht nur beim progressiven Teil der Grünen Zunft. Die Testfragen: Fragt sich nur, ob das, was für den US- Markt passt, auch so in Europa funktioniert. VISIER wollte wissen: Wie gut lassen sich diese Dinger bedienen? Wie ist es um die Qualität bestellt? Worauf sollte man beim Kauf achten? Was ist verbesserungswürdig? Es ging weniger um sattsam bekannte Fragen nach Patronen und Leistungsparametern als vielmehr um die Waffen an sich. Weil es sich um die Jagd handelte, wählte VISIER für den Vergleich keine Western-Waffen in Cowboy-Action-typischen Kalibern wie oder.45 Colt, sondern größere Varianten in Government. Also in jenem Kaliber, das die US-Armee 1873 als Ordonnanzgewehr-Patrone einführte, das seitdem stetig weiter verbessert wird und das sich zusehends als Euro- Jagdkaliber etabliert. In den Test gingen drei Waffen der Marken Chiappa, Pedersoli und Marlin, letztere aus Privatbestand und mit Drückjagdglas bewehrt. Doch das musste zugunsten Chancen-Gleichheit runter. Die beiden übrigen Stücke kamen auch oben ohne. A) Chiappa Kodiak: Die 2012 eingeführte Kodiak ist eine von sechs Chiappa-Versionen, deren Technik mit den zwei senkrecht im System laufenden Riegelbolzen dem Vorbild der Winchester M 1886 folgt. Beim Erscheinungsbild stach sie am meisten hervor: Schwarze Schaftteile kontrastierten mit dem silbrigen Äußeren von Lauf, Systemgehäuse, Hahn, Lever und Abzug. Neben dem Schwarz fiel auch die damit verbundene Haptik auf. Denn der italienische Familienbetrieb unter Leitung von Rino VISIER.de 39 Fotos: Michael Schippers, Andreas Wilhelmus, Matthias S. Recktenwald

3 TEST & TECHNIK Jagd-Unterhebler Die Chiappa Kodiak kommt mit gummierten Schaftteilen samt Gummikappe, die Metallteile sind aus matt verchromtem 4140-Stahl. Die Waffe hat einen vergrößerten Unterhebel, Riemenbügelösen und einen vergrößerten Lever. Chiappa hatte Holzteile mit Soft Touch Paint versehen. Also mit einer gummiartigen Farbe, die für einen weichen, rutschsicheren und warmen Griff sorgen soll. Um dem Test vorzugreifen: Das tat sie, das Finish war klasse. Das jagdpraktisch mattreflexmindernde Silberfinish wiederum rührte von einer Verchromung her. Dabei nutzt das Werk eine Mixtur mit dem zur Platin-Familie zählenden Ruthenium. Laut Chiappa soll das die auf dem hellen Metall unschön wirkenden, aber unausweichlichen Fingertatscher abdämpfen. Die Waffe kam mit Dreiviertel-langem Röhrenmagazin und einem von achtkantig auf rund übergehenden 474-mm-Lauf, Nominal-Länge 18 ½ Zoll, knopfgezogen, sechszügig und sehr bullig: Noch an der Mündung maß die Wandstärke des kurzen Rohrs stolze fünf Millimetros. Irgendwie musste das mit 937 Millimeter recht kurze Gerät ja auf seine 3650 Gramm Lebendgewicht kommen über 200 Gramm mehr als bei der nahezu gleichlangen Marlin. Zu den Dreingaben zählten eine Gummischaftkappe, ein Winterhandschuh-gerecht vergrößerter Lever und Visier-Elemente der in Montana ansässigen Firma Skinner Sights. In dem Fall ein als Perlkorn ausgeführtes, rotes Lichtsammlerelement auf driftbarem Sattel sowie einer im Englischen als Peep Sight bekannten Lochkimme, montiert per Träger auf dem Lauf und voll verstellbar, wobei eine Nonius-Skala half. B) Pedersoli 1886/71 Classic: Eine Lochkimme gab es hier auch. Nur, dass dieses als Bolt Creedmoor Sight bekannte Element auf dem Verschluss saß und sich via Rändelschraube in der Höhe und per gekonterter Schlitzschraube seitlich verstellen ließ. Dazu korrespondierte ein getunneltes Messingperlkorn. Die 1886/71 kam als das in der Anmutung traditionellste Gewehr: Brüniert, ein englischer Schaft aus lackiertem Nussbaumholz mit Gummikappe, englischer Fischhaut und Pistolengriff. Auch hier ein Vorgriff auf den Test: Die fette Kappe sehr effektiv, der Griff wunderbar steil, üppig und griffig. Er erlaubt, die Waffe gut in die Schulter zu ziehen. Mit diesem Modell schuf Pedersoli die Replika eines der letzten großrahmigen Oldschool-Unterhebler, des als Variation der Winchester M 1886 geschaffenen Modells 71, gebaut von 1935 bis Sein Zweidrittel-Magazin und sein Schaftkonzept waren das Vorbild für die Pedersoli. Aber warum der Name Pedersoli 1886/71? Nun, aus unerfindlichen Gründen hat der Gott der Munitionswelt beschlossen, die für die Winchester 71 übliche Patrone.348 WCF zu verknappen. Daher wich das Werk um Stefano und Pierangelo Pedersoli auf das beim Vorläufer M 1886 gebräuchlichste Kaliber aus, nämlich die Den Testern lag die Version Classic vor. Sie kam mit sechszügigem 611-mm-Rohr und wie die Chiappa mit einer Dralllänge von 1:18 Inches, also 1:460 Millimeter. Mit der Die Kodiak kommt mit einer voll justierbaren Lochkimme der US-Marke Skinner Sights. Das rote Lichtsammlerkorn sitzt in einem seitlich verstellbaren Trägerstück. 40 VISIER.de

4 Jagd-Unterhebler TEST & TECHNIK Modell: Chiappa Kodiak Marlin 1895 GBL Pedersoli 1886/71 Preis: 1500,- 1259,- 1671,- Kaliber: Government Government Government Kapazität: Patronen Patronen Patronen Lauflänge (mm): mm 607 Schaftlänge (mm): mm 362 Visierlinie (mm): Immer wieder verklemmten sich Patronen beim Einführen zwischen Ladeklappe und -fenster der Chiappa. Gesamtlänge (mm): Abzugsgewicht (g): Gewicht (g): Lauflänge erschien sie eigentlich als zu lang zum Drücken. Wer s kürzer haben will bitte: Pedersoli baut acht Versionen der 1886/71, darunter auch drei auf Sauenjagd abgestellte Versionen der Unterreihe Boarbuster mit 483-mm-Lauf. Aber die lange und gut 3700 Gramm schwere Testwaffe diente den Prüfern auch als Vergleich dazu, wie sich die Lauflänge im Schuss auswirkt. C) Marlin 1895 GBL: Die Modellreihe 1895 ist einer der am weitesten variierten, großrahmigen Unterhebler-Reihen mit einer leicht verwickelten Modellgeschichte. Sie trägt zwar den Namen des Marlin-Modells 1895, doch das wurde nur von 1895 bis 1917 gebaut. Mit zum Ende des Ersten Weltkriegs geriet das Werk in Turbulenzen und musste sich neu aufstellen. Die heutige 1895 der New-Model-Serie begann ihre Karriere anno 1972; technisch basiert sie auf dem Rahmen der Marlin 336 (die wiederum auf der Marlin M 1893 beruht) und auf dem Innenleben der Marlin 444. Die GBL-Version kommt im schnittigen Guide-Gun-Stil die nominellen Maße identisch zur Chiappa, also 37 Zoll Gesamt- und 18 ½ Zoll Lauflänge. Realiter maß der Lauf 473 Millimeter. Er besaß sechs Ballard-Züge und einen rechtslaufenden Drall von 1:20 Zoll, also 1:508 Millimeter. Die Metallteile waren brüniert. Es gab einen ebenfalls für Winterbetrieb ausgelegten, vergrößerten Lever, aber in anderer Form als derjenige der Chiappa. Geschäftet war die GBL in braunem Schichtholz mit Fischhaut. Passend zum Kaliber fanden sich eine dicke Moosgummi-Schaftkappe und ein voluminöser Pistolengriff. Die Marlin verfügte über eine Büchsenvisierung mit Federtreppen-Klappkimme und Messingperlkorn auf Rampe. Verarbeitung und Funktion: In Sachen äußerer Erscheinung gefiel die Pedersoli am besten, da am sorgsamsten und passgenauesten ausgeführt. Eine andere Frage ist es, wer für rauen Jagdbetrieb einen Lackschaft und schön polierte, aber auch ebenso prächtig glänzende Metallteile will. Im Vergleich dazu wirkten Marlin und Chiappa klar gröber, aber dafür unempfindlicher. Tester bei der Arbeit, hier mit der Chiappa Kodiak auf der Benchrest-Auflage. Abzüge: Die Chiappa Kodiak kam auf den niedrigsten, die Marlin 1895 auf den höchsten per Lyman Trigger Gauge gemessenen Wert (siehe Tabelle oben). Doch Messwerte hin oder her, in der Praxis interessiert das Gefühl beim Auslösen. Da überzeugten Marlin und Chiappa durch staubtrocken stehende Flintenabzüge. Hingegen leistete sich die Pedersoli 1886/71 ein leichtes Kriechen von zirka einem Millimeter. Schlossgang: Bei der Pedersoli gab es einen Saugnapf-Effekt man zieht und zieht, bis sich das jeweilige Element ruckartig löst. Hier betraf das den Lever und den Widerstand, den die Hand bei Repetierbeginn aufwenden musste. Das lag an einer strammen Hahnfeder. War die aber überwunden, zeigte sich der Schlossgang butterweich und frei von Knirsch- und Schabgeräuschen. Letztere gab es bei den zwei anderen zur Genüge, weil das Zusammenspiel von Nuten und Schienen zum Verschluss-Vor- und Rücklauf nicht ganz ideal war. Auch ging hier zu viel Kante auf Kante, nämlich an der Unterseite des Verschlusses beim Spannen des Hammers. Immerhin kamen beide Italos mit tadellos verrundeten Kanten an Hahn und Abzug, bei der Marlin gab es da messerscharfe Ecken. VISIER.de 41

5 TEST & TECHNIK Jagd-Unterhebler Die Pedersoli 1886/71 Classic kam brüniert und poliert; dazu gab s lackierte Nussbaum-Schaftteile mit Gummikappe. Das Gewehr hat ein Zweidrittel-Magazin, einen Pistolengriff, Riemenbügelösen und Fischhautverschneidungen. Das vorn abgeschrägte Perlkorn sitzt in einem Tunnel auf einer Rampe, die hinten reflexmindernd schraffiert ist. Laden: Chiappa und Pedersoli ließen fünf Patronen in ihre Röhren, die Marlin eine mehr klarer Pluspunkt. Aber der ganze Stoff will ja erst einmal hinein, genauer: Jede Patrone muss über eine gefederte Ladeklappe und durch ein Ladefenster am Systemkasten eingeschoben werden. Da sind die 1886er und 1895er Systeme unkomfortabler als moderne Zylinderverschluss-Versionen, namentlich mit entnehmbarem Kastenmagazin. Das Aufmunitionieren ist etwas, das den vielladenden Western- Schützen gern abgerissene Fingernägel und lädierte Nagelbetten einträgt. Da helfen Tricks nur bedingt. Etwa, die Patronen nie ganz von Hand einzuschieben, sondern immer erst mit der Geschossspitze der jeweils nächsten zu ladenden. Dann muss man die Fingerkuppen nur für die letzte Pille bemühen die braucht aber am meisten Kraft. Und von 42 VISIER.de dem gern schnell abgenutzten Finish an dieser neuralgischen Systemgehäusestelle war noch nicht die Rede. Nun, bei der Pedersoli war das Aufmunitionieren ein Gedicht: Die Ladeklappe senkte sich weit und einladend-leicht genug ab, alle Fensterkanten waren vorbildlich verrundet. Nicht ganz so bequem die Marlin, deren Zubringerfeder jede neu eingeschobene Patrone mit Quietschgeräusch quittierte. Am wenigsten gefiel hier die Kodiak. Ständig hakten Patronen mit ihren Hülsenrändern außen am Ladefenster, weil die Klappe nicht weit genug nach innen schwang. Dann musste man nachhelfen einmal löste sich die hängende Patrone plötzlich, flutschte förmlich ins Gewehr. Und das Vorderteil des schiebenden Zeigefingers gleich mit, vorbei an den rauen Kanten des Ladefensters und auf Kosten eines dreieckigen Hautstücks: So was muss nicht sein. Bei der Chiappa gab es auch zwei Zuführstörungen mit der Winchester-Patrone. Der Hülsenauswurf klappte bei allen, das Messing flog zwischen 20 und 30 Zentimeter nach oben und zur Seite weg. An der Feuerlinie: Als die zum Test vorgesehenen Patronen der Marken Hornady, Remington und Winchester auf dem Schießtisch standen, protestierten Schultern und Halswirbelsäule des Testschützen: Das ist jetzt aber nicht dein Ernst! Darauf der Testschütze zu Schulter und Halswirbelsäule: Doch, da müsst ihr jetzt durch. Am angenehmsten verschoss sich die Remington-Sorte mit der schweren 405-Grains-Vorlage, da kamen alle drei Büchsen sanft in die Schulter. Hingegen fegte der Kick der starken Hornady mit 325 Grains schwerem Geschoss selbst das stärkste Toupet Auf dem Verschluss das Pedersoli-eigene Bolt Creedmoor Sight, eine voll verstellbare Lochkimme.

6 Jagd-Unterhebler TEST & TECHNIK von der Glatze und sorgte aus den beiden kurzen Büchsen für maultierartige Tritte sowie eine blau geschlagene Schulter, trotz sorgsamem Einziehen der Schäfte. Okay. Das hat mit falsch verstandener Heldenhaftigkeit nichts zu tun. Permanentes Verfeuern von superhartem Futter fördert Mucken, das ist so. Jedoch ist der auf Momentaufnahmen bedachte Testbetrieb eine Sache, die Jagd und damit der langfristige Einsatz von Waffe und Munition eine andere: Kaum jemand wird da binnen eines Tages durch drei Läufe gut 100 bis 120 Schuss delaborieren, sondern nur einen kleinen Bruchteil davon. Und schon gar nicht sitzend aufgelegt. Die Power braucht die FTX aber, der Schwarzkittel soll ja schnell und leidensfrei getötet werden. Bei all dem verhielt sich die lange Pedersoli angenehmer als die zwei Kurz-Fassungen von Marlin und Chiappa. Kein Wunder: Die gut 300 Gramm Zusatzgewicht der Pedersoli lagen vorn am Lauf. Wer also eine kürzere Guide Gun will, muss bei starken Ladungen die unausweichliche heftige Reaktion einplanen. VISIER prüfte die Büchsen mit der werksseitigen offenen Visierung auf jagdgerechte 50 Meter. Wie die Tabellen zeigen, lieferten alle Ergebnisse, die auf den berühmten Bierdeckel passen, also sicher im Leben des zu bejagenden Wildes sitzen. Manches Resultat gehört auch zu der Sorte: Die Büchse kann es, die alten Augen des Testers über offene Visierung nicht mehr so mit Glas wäre sicher noch mehr gegangen. Jede der drei Waffen schießt klar mehr als gut genug. Die Pedersoli überzeugte sogar mit einem Top-Wert von 33 Millimetern. Wie aber angesichts der in ihrer Kraft extrem unterschiedlichen Patronen nicht anders zu erwarten, variierten die Treffpunktlagen heftig: Mal Fleck, mal gut 20 Zentimeter links hoch (Marlin mit 250 Grains Hornady Monoflex), mal 40 Zentimeter tief und 15 Zentimeter links (Chiappa mit 300 Grains Winchester JHP). Hier hilft nur: Probieren, ehe man zur Drückjagd geht. Und die Visierung anpassen (muss man auch bei Optik/Reflexvisier). Apropos: Das Visierbild gefiel bei der Pedersoli am besten, vor allem Neben den drei Testwaffen prüfte VISIER noch zwei Waffen in anderen Kalibern. Gut zu sehen, dass jede der fünf eine andere Unterhebel-Form aufwies. VISIER.de 43

7 TEST & TECHNIK Jagd-Unterhebler Die Marlin 1895 GBL hat einen braunen Schichtholzschaft und ist brüniert. Vergrößerter Lever, Pistolengriff, Gummikappe, Fischhautverschneidungen und Riemenbügelösen. Die Weaver-Schiene gab es beim Kauf dieses Stücks serienmäßig. wegen dem breiten Rand der Lochblende. Auf Platz zwei die Zielhilfen der Chiappas wer andere Lochblenden wünscht: Andy Larrson von Skinner Sights liefert Austausch- Apertures. Am wenigsten behagte dem Zielauge die offene, handwerklich aber einwandfreie Büchsenvisierung der Marlin. Erkenntnisse und Tipps: 1. Schäfte: Wer Unterhebler schnell schießen will, muss fix repetieren. Dazu VISIER probierte die drei Unterhebel-Repetierer mit Patronen der US-Marken Hornady, Remington und Winchester aus. Schießtest: Unterhebel-Repetierer in Government Chiappa Kodiak Marlin 1895 GBL Nr. Fabrikpatronen SK 50 (mm) grs Hornady LeverEvolution Monoflex grs Winchester Super X JHP grs Hornady LeverEvolution FTX grs Remington SP Pedersoli 1886/71 Anmerkungen/Abkürzungen: SK 100 (mm) = Streukreis auf 50 Meterdistanz, Gruppen zu je fünf Schuss, gemessen von Einschussmitte zu -mitte, geschossen sitzend aufgelegt von der Benchrest-Auflage mit offener Visierung, angegeben in Millimetern. Werte in Klammern nach Abzug eines Ausreißers. grs = Grains. FP = Flat Point (Flachkopf). JHP= Jacketed Hollow Point (Teilmantel-Hohlspitz). SP = Soft Point (Teilmantel - hier mit Flachkopf). 44 VISIER.de aber heißt es bei eingezogener Waffe, die Schulter nach vorn zu drehen. Daher sollte der Schaft einen Tick kürzer ausfallen als sonst bei Mehrladern Usus. Sonst kann die Schulter den Weg nicht gehen, dann fehlt der Hand die Kraft, um den Lever mit Schmackes ganz nach unten zu drehen. Oder man nimmt die Büchse zum Repetieren runter, muss dann aber neu in den Anschlag. Wichtig: Man achte bei starkem Futter auf eine wirklich gut dämpfende Schaftkappe. 2. Ladefenster/Ladeklappen: Die Klappe sollte leicht und weit nach innen gehen, die Fensterkanten müssen gebrochen sein. Im Zweifel nicht geizen, sondern ab zum Fachmann. Und an die Firma Chiappa: Bitte nachbessern. 3. Lever: Guide Guns kommen oft mit Unterhebeln, die weiter ausfallen, als es Standard ist. Fraglos ist so ein Element spitze, wenn man auf der Elchjagd bei minus 50 Grad entlang des Yukon durch den Pulverschnee stapft. Aber wer im gemäßigten Klima Mitteleuropas jagt und selten Handschuhe trägt, wird in den weiten Bügeln schwimmen. Da ist ein schmales Element besser. Tipp: Austauschen oder sich für unterschiedliche Wetterlagen zwei Lever zulegen und den jeweils passenden einbauen. Stets drauf achten, dass alle mit der Hand in Kontakt kommenden Bügelinnenkanten gebrochen sind. Westernschützen behelfen sich gern mit einer Ledermanschette, die die Härte des Stahls dämpft und den Bügel enger macht. 4. Schlossgang: Wenn Gewehre à la Winchester M 1886 und M 71 rau laufen, hapert es oft am Verschlussgleiten im Sys-

8 Jagd-Unterhebler TEST & TECHNIK Über der Mündung thront eine Kornrampe mit Tunnel und Messingperlkorn, die Rampe ist hinten ebenfalls schraffiert. Hinten auf dem Lauf sitzt eine klappbare Büchsenkimme, deren Treppenstellschieber über eine geriffelte Bedientaste verfügt. tem wie auch an den beim Hahnspannen aufeinander reibenden zwei Hubbeln unten am Verschluss und oben am Hahn. Hier gegebenenfalls die Charakteristik tunen lassen. Unter Umständen muss der Büxer auch die Kraft der Hahnfeder prüfen. Wichtig für jagende Westernschützen: Die Unterhebler für die Jagd sollen keinesfalls so weich gehen, wie das gute Tuner bei Lever-Action- Sportwaffen hinbekommen. Denn merke: Drücken ist etwas anderes als Schießstandbetrieb. Text: Matthias S. Recktenwald Danke für die Testwaffen an Pedersoli Service Point ( de) und an Kai Hauck ( fenbau.net). Chiappa-Import: Leader Trading ( Marlin-Import: Helmut Hofmann (www. helmuthofmann.de). VISIER.de 45