Es sind drei von sechs Aufgaben zu beantworten. Alle Aufgaben sind gleichgewichtet. Viel Erfolg!
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- Lorenz Schwarz
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1 Studienklausur: Dozent: Bearbeitungszeit: Hilfsmittel: Bearbeitungshinweise: Außenwirtschaftslehre Professor Dr. Stephan Seiter 120 Minuten Keine Es sind drei von sechs Aufgaben zu beantworten. Alle Aufgaben sind gleichgewichtet. Viel Erfolg! Aufgabe 1: Nennen Sie die zentralen Annahmen der klassischen güterwirtschaftlichen Handelstheorie. Erläutern Sie anhand eines Zahlenbeispiels, unter welchen Bedingungen es für ein Land Sinn macht, mit einem anderen Land zu handeln. Berücksichtigen Sie dabei folgende Punkte: die Arten von Kostenvorteilen die Opportunitätskosten Annahmen der klassischen güterwirtschaftlichen Handelstheorie (2 Punkte) Zentrale Annahmen: o Beschränkung auf Produktivitäts- und damit Kostenunterschiede, d.h. auch Preisunterschiede o Arbeitswertlehre, d.h. Arbeit als zentraler Produktionsfaktor o Vorliegen vollständiger Konkurrenz o Zwei-Güter-Zwei-Länder-Modell o Vollbeschäftigung o Keine Handelshemmnisse o Naturalwirtschaft Opportunitätskosten (2 Punkte) Opportunitätskosten erfassen die Kosten, die entstehen, wenn man sich für eine Alternative entscheidet und eine oder mehrere andere nicht wählen kann. Im vorliegenden Fall bedeutet dies: Was muss man von Gut Y aufgeben, um eine Einheit mehr von X produzieren zu können. Absolute Kostenvorteile (3 Punkte) Ein Land besitzt einen absoluten Kostenvorteil, wenn es bei der Produktion eines Gutes weniger Faktorinputs (z.b. von Arbeit) benötigt als ein anderes Land. Wer bei der Produktion eines Gutes einen absoluten Kostenvorteil besitzt, weist ein höheres Produktivitätsniveau und damit umgekehrt einen niedrigeren Inputkoeffizienten. -1-
2 Tabelle 1: Arbeitsproduktivität in D und U Land Menge von Gut Y pro Menge von Gut X je Arbeitseinheit Arbeitseinheit D 3 6 U 2 8 In diesem Beispiel besitzt D einen Produktivitätsvorteil bei Gut Y (3 vs. 2) und U einen Vorteil bei Gut X (8 vs. 6). Jedes Land hat damit bei je einem Produkt einen absoluten Kostenvorteil. Schon dies legt eine Spezialisierung nahe. Die komplette Spezialisierung eines Landes auf das Gut, bei dem es den absoluten Kostenvorteil hat, erhöht die Produktionsmenge jeden Gutes auf das Maximum, falls beide Güter produziert werden sollen. Für die Frage, wer von einer solchen Spezialisierung und dem Außenhandel profitiert, sind die Opportunitätskosten der Produktion zu berücksichtigen. Die Opportunitätskosten für Gut X sind in D 0,5 Einheiten von Y und in U 0,25 Einheiten von Y. Bei Gut Y belaufen sich die Opportunitätskosten in D auf 2 Einheiten von X und in U auf 4 Einheiten von X. D hat damit geringere Opportunitätskosten bei Y und höhere bei X, in U ist es umgekehrt. Diese Opportunitätskosten sind entscheidend für Frage nach den Austauschrelationen zwischen Gütern, bei denen es sich für ein Land lohnt mit dem anderen zu handeln. Im Falle, dass jedes Land bei einem Gut einen absoluten Kostenvorteil hat und beim anderen nicht, wäre eine Spezialisierung sinnvoll. Jedes Land sollte sich auf das Gut spezialisieren, bei dessen Produktion es einen absoluten Kostenvorteil hat. In Beispiel 1 bedeutet dies, dass D nur Y, U nur X produzieren sollte. Es wäre dann eine Menge von 300 Y und 800 X möglich, wenn jedes Land 100 Arbeitseinheiten besitzt. Würde sich D in X und U in Y spezialisieren, wären nur 600 Einheiten von X und 200 von Y möglich. Auch wenn beide Länder jeweils eine Kombination von X und Y produzieren, werden Ressourcen verschwendet, da ja immer noch eine Verbesserung der Gesamtsituation erreicht werden kann, wenn ein Land die Menge des Gutes, wo es unproduktiver ist, verringert und die frei werdende Arbeit in anderen Sektor einsetzt. Bei Spezialisierung werden die jeweiligen absoluten Produktivitätsvorteile vollständig ausgenutzt. Aufgrund der Spezialisierung wird Außenhandel möglich und macht Sinn, da jedes Land das jeweilig andere Gut zu Kosten beziehen kann, die unterhalb der eigenen Opportunitätskosten liegen. Komparative Kostenvorteile (3 Punkte) Die Analyse komparativer Kostenvorteile dient der Klärung der Frage, ob sich Außenhandel auch für ein Land lohnt, wenn es bei allen Gütern einen absoluten Kostenvorteil hat. Auf den ersten Blick macht dies keinen Sinn, da die Güter im anderen Land scheinbar kostenintensiver produziert werden. Komparative Kostenvorteile können auch dann vorliegen, wenn ein Land bei allen Gütern einen absoluten Kostenvorteil besitzt. -2-
3 Tabelle 2: Land Menge von Gut Y pro Menge von Gut X je Arbeitseinheit Arbeitseinheit D 3 6 U 6 8 In diesem Beispiel hat U bei allen beiden Gütern einen absoluten Kostenvorteil, da es pro eingesetzte Arbeitseinheit sowohl von X als auch von Y mehr als D produzieren kann. 6 von Y im Vgl. zu 3 von Y und 8 von X im Vgl. zu 6 von X Betrachtet man die Opportunitätskosten ergibt sich folgende Struktur: Die Mehrproduktion von einer Einheit X in D kostet 0,5 Y (2/4) und in U 0,75 Y (6/8). Die Mehrproduktion von einer Einheit Y in D kostet 2 X (6/3) und in U 1,33 X (8/6). Dies bedeutet, dass X in D relativ gesehen günstiger hergestellt werden kann als in U. Bei Y ist es umgekehrt. Der absolute Kostenvorteil von U bei beiden Gütern hat sich in einen komparativen Kostenvorteil bei X für D umgewandelt. Während bei absoluten Kostenvorteilen die Vorteilhaftigkeit von Außenhandel sehr schnell deutlich wird, stellt sich bei der Situation von Tabelle 2 die Frage, ob sich für U der Außenhandel lohnt und durch Handel mehr Produktion insgesamt entsteht. Dies kann am besten durch eine Verschiebung des Arbeitseinsatzes zwischen den Sektoren deutlich gemacht werden. Nimmt man in D z.b. von Y 4 Arbeitseinheiten weg und setzt sie in X ein, werden 12 Einheiten weniger von Y und dafür 24 Einheiten von X mehr. In U müsste nun der Rückgang von 12 Y ausgeglichen werden, damit beide Ökonomien wieder zusammen dieselbe Menge von Y haben. Zu diesem Zweck müssen aus X 2 Arbeitseinheiten abgezogen werden, mit denen 12 Einheiten Y produziert werden. Gleichzeitig sinkt die Menge an X um 16 Einheiten. In der Summe haben nun beide Länder zusammen dieselbe Menge von Y aber 8 Einheiten (24-16) von X mehr. Aufgabe 2: Zeigen Sie anhand eines geeigneten Zahlenbeispiels, inwieweit ein Land mit der Festsetzung des Wechselkurses seiner Währung interne Kostennachteile kompensieren kann. Warum kann dies in einer Währungsunion nicht mehr erfolgen? Wechselkurswirkung (5 Punkte) Internationale Kostenunterschiede hängen von folgenden Faktoren ab: o Preise, Lohnkosten und Höhe des Wechselkurses. Die Lohnstückosten sind zu betrachten. Sie geben das Verhältnis zwischen Löhnen (gegebenenfalls plus Lohnnebenkosten) und der Arbeitsproduktivität wieder und bestimmen im großen Maße den Preis eines Guts, d.h. sie definieren, wie viel eine Gütereinheit in der eigenen Währung eines Landes kostet. -3-
4 Würden in unserem Beispiel die Arbeitskräfte im Fall des Gutes X einen Lohn von 12 erhalten und würden 6 Stück von X produziert, dann würden sich Lohnstückkosten in Höhe von 2 ergeben. Die Lohnstückkosten können sich nun durch eine Veränderung der Lohnkosten und der Produktivität verändern. Würde sich in unserem Beispiel die Produktivität bei X verdoppeln, dann sinken die Lohnstückkosten auf 1. Würden die Löhne in unserem Beispiel in X auf das Doppelte ansteigen, dann würden die Lohnstückkosten auf 4 klettern und damit auch der Preis. Letztendlich kommt es darauf an, in welchem Verhältnis sich die Löhne und die Arbeitsproduktivität entwickeln. Hieraus lässt sich nun noch keine direkte Aussage über die Konsequenzen für den Außenhandel machen, sondern es ist ein weiterer Umrechnungsschritt notwendig. Der Wechselkurs zwischen den beiden Währungen wird entscheidend für die Frage sein, ob sich Handel lohnt oder nicht. Güter werden im Ausland nur gekauft, wenn sie dort billiger sind als im Inland, d.h. ihr Preis im Ausland muss in die eigene Währung umgerechnet werden. Hierzu ist der Wechselkurs notwendig. In unserem Beispiel das Verhältnis zwischen und $. Der Export von D hängt davon ab von: o Preis deutscher Güter in USA in $ o Preis US-Güter in USA in $ o Der $-Preis deutscher Güter in den USA ergibt sich durch: Europreis ( /q) x Eurokurs ($/ ) = Dollarpreis ($/q) Der Export von USA hängt davon ab von: o Preis der US-Güter in D in o Preis deutscher Güter in D in o Der -Preis der US-Güter in D ergibt sich durch: Dollarpreis ($/q) x Dollarkurs ( /$) = Europreis ( /q) o Die Inlandspreise sind abhängig von Angebot und Nachfrage im jeweiligen Land. -4-
5 Tabelle 3: Beispiel Wirkungen des Wechselkurses Fall Gut -Preis $/ $-Preis Preis in USA 1 X Y 3 6 1,067 1,067 3,20$ 6,40$ 3,20$ 4,00$ 2 X Y 3 6 0,667 0,667 2,00$ 4,00$ 3,20$ 4,00$ 3 X 3 0,80 2,40$ 3,20$ Y 4 X Y ,80 1,20 1,20 4,80$ 3,60$ 7,20$ 4,00$ 3,20$ 4,00$ Fall1: D verliert Vorteil bei X, da hoher Eurokurs. Das Gut ist nicht mehr günstiger für U. Fall 2: D gleicht Nachteil bei Y durch niedrigen Eurokurs aus. Die hohen einheimischen Löhne werden mit Hilfe des Wechselkurses ausgeglichen. Fall 3: D hat weiterhin einen Kostenvorteil bei X. Fall 4: siehe Fall 1. Ähnliche Konstellationen sind für die USA denkbar. Der Wechselkurs kann somit als Instrument genutzt werden, preisliche Nachteile auszugleichen, die durch ein niedriges Produktivitätsniveau und hohe inländische Löhne entstehen. M.a.W. kommt es in einem Land zu einem Preisanstieg und ändert sich der Wechselkurs nicht, kann ein Land seinen komparativen (Opportunitäts)Kostenvorsprung verlieren. Währungsunion (5 Punkte) In einer Währungsunion, wie dem EURO-System, haben alle Länder ihre Währung zugunsten einer gemeinsamen, einheitlichen Währung aufgegeben. Damit fällt der Wechselkurs als politisches Instrument weg. Eine eigene Geldpolitik und damit Steuerung des Wechselkurses ist nicht mehr möglich. Aus diesem Grund werden Lohnunterschiede und Produktivitätsunterschiede sofort deutlich in den Preisunterschieden. Produktivitätsschwache Länder, die gleichzeitig auch noch hohe inländische Löhne bezahlen, können ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht korrigieren. Ein Euro isst überall ein Euro. Aufgabe 3: Erläutern Sie, was man (a) unter der Transformationskurve eines Landes und (b) den terms of trade versteht. Internationaler Handel wird vielfach als indirekte Produktion bezeichnet, die zu einer Steigerung der Konsummöglichkeiten führt. Wie kann man eine solche Einschätzung rechtfertigen? Transformationskurve (3 Punkte) Die Transformationskurve eines Landes gibt an, welche maximalen Güterkombinationen (Annahme: Zwei Güter) in einem Land bei einem gegebenen Arbeitseinsatz (bei zwei Produktionsfaktoren; Arbeit und Kapital) in einem Zeitraum (z.b. ein Jahr) produziert werden können. -5-
6 Die Steigung der Transformationskurve misst die Opportunitätskosten zwischen den Gütern. Die Eckpunkte geben an, welche maximalen Mengen des einen Guts maximal möglich sind, wenn nur dieses produziert wird. In Abbildung 1 sind im Land diese Werte für Y = 200 und für X=400. Abbildung 1: Transformationskurven für zwei Länder Terms of Trade (3 Punkte) Der Begriff Terms of Trade (ToT) erfasst zum einen das internationale Preisverhältnis, d.h. Exportpreis: Importpreis, zum anderen das internationale Tauschmengenverhältnis, d.h. Menge an Importgütern pro Einheit Exportgut. Rechnerisch: Exportpreis (Index) ToT Internationales Preisverhältnis Importpreis (Index) Menge an Importgüter ToT Internationales Tauschmengenverhältnis Einheit Exportgut Die Terms of Trade geben damit eine Information, wie lohnend in Importgütern gemessen für ein Land eine Exporteinheit ist. Internationaler Handel und indirekte Produktion (4 Punkte) Wenn ein Land von einem anderen Land Güter zu einem Preis beziehen kann, der unterhalb der eigenen Opportunitätskosten liegt, dann ist Handel für ein Land sinnvoll. Handel eröffnet den Zugriff auf die komparativen Kostenvorteile des anderen Landes. Der Weltmarktpreis stellt die neuen Opportunitätskosten dar. Die Steigung der Transformationskurve verändert sich- -6-
7 Dies entspricht quasi der Ausdehnung der Produktionsmöglichkeiten eines Landes. Es entsteht eine neue Transformationskurve. Die Veränderung der Transformationskurve impliziert eine Erhöhung der Konsummöglichkeiten, da man nun das eigene Gut teurer verkaufen bzw. das fremde Gut günstiger einkaufen kann als in einer geschlossenen Volkswirtschaft der Fall gewesen wäre. Wird insgesamt mehr produziert, dann kann auch mehr konsumiert werden. Welches Land mehr profitiert, hängt vom Verhältnis des Weltmarktpreises zu den Opportunitätskosten ab. Aufgabe 4: Erläutern Sie, was man unter einem System von fixen bzw. flexiblen Wechselkursen versteht? Welche Größen bestimmen das Angebot und die Nachfrage nach Devisen? Wie bestimmt sich jeweils der Wechselkurs? Flexible Wechselkurse (2 Punkte) In einem System flexibler Wechselkurse wird die Höhe des sich am Markt einstellenden Wechselkurses durch das Zusammenspiel der Devisennachfrage und des Devisenangebots festgelegt. Verändern sich die Determinanten der beiden Marktseiten, wird sich auch der Wechselkurs verändern. Dadurch entsteht Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung des Wechselkurses. Veränderungen der Devisennachfragen werden aber deshalb auch Reaktionen der Ursachen des Devisenangebots entstehen. Eine Aufwertung der Devise z.b. durch mehr Devisennachfrage wird eine dämpfende Wirkung auf die Importe und damit auch die Devisennachfrage haben. Fixe Wechselkurse (2 Punkte) In einem System fixer Wechselkurse wird dagegen durch die Vereinbarung von Regierungen ein Austauschverhältnis zwischen den Währungen festgelegt. Die Zentralbanken müssen am Devisenmarkt so intervenieren, dass jeder Tausch von Währungen entsprechend des fixierten Verhältnisses erfolgt. Steigt die Devisennachfrage, dann müssen beide Zentralbanken das Devisenangebot anpassen, damit der vereinbarte Wechselkurs eingehalten wird. Die geldpolitischen Handlungen der Zentralbanken sind somit nicht mehr unabhängig, sondern müssen den Erfordernissen des Außenhandels folgen. Man spricht vom Diktat der Zahlungsbilanz. -7-
8 Determinanten von Devisenangebot und Devisennachfrage ( je 3 Punkte) Abbildung 1: Devisenkurs CHF/EUR Devisenangebot P S Devisennachfrage O M Devisenmenge Hier erklärt anhand des Kurses (CHF/EUR). Das Devisenangebot und die Devisennachfrage verlaufen im allgemeinen normal, d.h. mit steigendem Devisenkurs wird die Nachfrage nach Devisen fallen und das Devisenangebot steigen. Dies entspricht einer Bewegung auf den jeweiligen Kurven. Der Wert der gehandelten Devisen entspricht o in EUR bewertet der Strecke OM o in CHF bewertet der Fläche OMSP Der Wechselkurs stellt somit eine Art Preis der jeweiligen Devise dar, die beiden Kurven zeigen die Reaktionen auf Wechselkursänderungen, d.h. Preisänderungen. Determinanten des Devisenangebots o Export von Sachgütern (Ausland benötigt CHF) o Export von Dienstleistungen (Ausland benötigt CHF) o Export von Faktorleistungen, Arbeit und Kapital (Ausland benötigt CHF) o Empfangene Übertragungen (Ausland benötigt CHF) o Kapitalimport (Ausland benötigt CHF) Alle Aktionen ühren dazu, dass das jeweilige andere Land die Währung des Inlands vermehrt nachfragt und die eigene Währung anbietet. Determinanten der Devisennachfrage o Import von Sachgütern (Inland benötigt ausländische Devise) o Import von Dienstleistungen (Inland benötigt ausländische Devise) -8-
9 o Import von Faktorleistungen, Arbeit und Kapital (Inland benötigt ausländische Devise) o Geleistete Übertragungen (Inland benötigt ausländische Devise) o Kapitalexport (Inland benötigt ausländische Devise) Alle Aktionen führen dazu, dass das jeweilige andere Inland die Währung des Auslands (Devise) vermehrt nachfragt und die eigene Währung anbietet. Aufgabe 5: Nehmen Sie an, dass die Länder USA und E einen flexiblen Wechselkurs (USD/EUR) zwischen ihren Währungen vereinbart haben. Die Währung von USA ist USD, diejenige von E ist EUR. E erhöht seine Kapitalexporte nach USA. Welche Wirkung entsteht für den Wechselkurs? Wie entwickelt sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Güter aus USA? Welche Maßnahme empfehlen Sie der Zentralbank von USA? Stützen Sie Ihre Argumentation mit einer Grafik. Erhöhung der Kapitalexporte von E nach U (4 Punkte) Wenn E seine Kapitalexporte nach USA erhöht, dann benötigt E mehr USD. Es geht hier um Kapitalexporte, nicht um Güterexporte aus E nach USA. Wenn der Wechselkurs definiert ist durch (USD/EUR), dann bedeutet dies im Schaubild eine Erhöhung des Devisenangebots. Die Devisenangebotsfunktion verschiebt sich nach rechts von Devisen-A-1 auf Devisen A-2. Der Wechselkurs verändert sich (U/E)1 auf (U/E)2. Es müssen weniger USD für einen EUR bezahlt werden. -9-
10 Abbildung 1: Erhöhung des Devisenangebots USD/EUR Devisen-N1 Devisen-A1 Devisen-A2 (U/E)1 Devisen-N_ZB (U/E)2 DM1 DM2 DM3 Devisenmenge in EUR Wettbewerbsfähigkeit von U (3 Punkte) Diese Entwicklung macht die Produkte aus den USA für die Käufer aus E teurer. Es geht somit preisliche Wettbewerbsfähigkeit verloren. Es ist zu erwarten, dass E weniger Güter aus den USA nachfragen wird. Dies würde wiederum einen Rückgang des Devisenangebots bedeuten. Gleichzeitig kann auch erwartet werden, dass die USA mehr Güter aus E importieren möchte, da diese Produkte billiger geworden sind. Hieraus würde sich eine Erhöhung der Devisennachfrage nach EUR ergeben. Die Wirkungen auf den Export und den Import von den USA hängen von der Preiselastizität der in den jeweiligen Gütermärkten ab. Die geringerer preisliche Wettbewerbsfähigkeit muss nicht automatisch zu weniger Exporten führen, wenn die Güter durch eine preisunelastische Nachfrage gekennzeichnet sind. Empfehlungen an die Zentralbank der USA (3 Punkte) Die Zentralbank müsste die Nachfrage nach EUR erhöhen, damit sich wieder (U/E)1 einstellen kann, falls sie verhindern möchte, dass die oben genannten Wirkungen auf die Exporte und Importe der USA entstehen. In Abbildung 1 ist dies durch die Devisen-N_ZB ausgedrückt. Die gehandelte Devisenmenge steigt dann auf DM3. Eine solche Erhöhung ist für die USA kein Problem, die Zentralbank in den USA kann jede Menge USD drucken. Dies würde aber u.u. zur Inflation in den USA führen, da die verfügbare Geldmenge steigt. Auch das Absenken der Zinsen in den USA wäre eine Option, damit die Kapitalanlage in den USA weniger attraktiv ist und Kapital wieder nach E fließen würde. -10-
11 Aufgabe 6: Stellen Sie sich vor, es käme zum sog. GREXIT, d.h. dem Austritt Griechenlands aus dem Euro. Was würden Sie für den Wechselkurs der neuen griechischen Währung gegenüber dem Euro erwarten? Warum? Erläutern Sie, welche Konsequenzen für die Importe und Exporte Griechenlands sowie die Preisentwicklung im Land zu erwarten sind? Warum? Welche Folgen würden sich daraus für die Fähigkeit Griechenlands ergeben, die Auslandsschulden zu begleichen? Warum? Wirkungen des GREXIT auf eine neue griechische Währung (4 Punkte) Wenn Griechenland aus der Währungsunion austreten würde, müsste es eine eigene Währung einführen. Für diese müsste ein Wechselkurs gegenüber dem Euro gebildet werden. Da Griechenland hoch verschuldet ist und auch eine geringe Wettbewerbsfähigkeit aufweist sowie das Vertrauen in den EUR hoch sein wird, ist zu erwarten, dass die Währung unattraktiv für in- und ausländische Kapitalanleger wird. Dies würde zu einer Abwertung der neuen Währungen gegenüber dem Euro führen. Wirkungen auf die Exporte und Importe (3 Punkte) Eine solche Abwertung würde die Güter aus Griechenland für Käufer aus der Währungsunion günstiger machen. Im Allgemeinen kann erwartet werden, dass bei einer normalen Nachfragereaktion die Exporte aus Griechenland in die Eurozone zunehmen würden. Es ist aber auch möglich, dass eine solche Abwertung bei preisunelastischer Nachfrage keine Wirkung auf die Güternachfrage hat. Euroland würde seine Nachfrage nicht steigern, die Exporte würden auf dem alten Niveau verharren. Gleichzeitig würden die Importe aus Euroland für die Griechen sehr teurer. Wenn Griechenland auf die Exporte angewiesen ist, wird sich hieraus eine Verteuerung der Produkte in Griechenland ergeben. Es kommt zur Inflation. Die Terms of Trade des Landes haben sich dann drastisch verschlechtert. Wirkungen auf die Schuldensituation (3 Punkte) Eine Abwertung der eigenen Währung verschlechtert die Schuldensituation des Landes, wenn die Schulden weiterhin in Euro bestehen. Griechenland müssen mehr exportieren, um die notwendigen Euros für Zins und Tilgung zu erwirtschaften. Gelingt eine Ausdehnung der Exporte nicht, können die Schulden nicht gesenkt werden. U.U. führen die notwendigen Zinszahlungen zu einer weiteren Erhöhung der Schulden. -11-
12 Aus diesem Grund müsste parallel ein Schuldenschnitt erfolgen, so dass das Land die Erträge aus den Exporten für die eigene Volkswirtschaft einsetzen können und die Wachstumschancen erhöhen. -12-
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