Oratorium Hildegard von Bingen
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- Insa Egger
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1 Wolfgang Schuhmacher Einführung Oratorium Hildegard von Bingen anlässlich der Uraufführung am 27. September 1997 in der kath. Pfarrkirche St. Hildegard und St. Rupertus, Bingerbrück Meine sehr geehrten Damen und Herrn! Hildegard schreibt in ihrem Werk Welt und Mensch : Als nun das Wort Gottes erklang, da erschien dieses Wort in jeder Kreatur, und dieser Laut war das Leben in jedem Geschöpf. Aus dem gleichen Wort heraus wirkt des Menschen Geist die 1
2 Werke, aus dem gleichen Laut bringt die Vernunft ihre Werke tönend, rufend oder singend hervor, wie sie auch durch den Scharfsinn ihrer künstlerischen Fähigkeiten in der Kreatur tönende Musikinstrumente erklingen läßt. 1 Vor etwas weniger als zwei Jahren entstand im Wohnzimmer von Domenico Cipriani, in gemütlicher Runde, die Idee, anläßlich des 900. Geburtstages der hl. Hildegard ein Oratorium zu komponieren, und in unserer Kirche hier auf dem Rupertsberg in Bingerbrück, wenige Meter von dem Ort entfernt aufzuführen, an dem die großen Werke Hildegards entstanden sind. Fortan beschäftigte den Maestro immer wieder dieser Gedanke. Er erinnerte sich an die gute Zusammenarbeit mit Pater Dr. Josef Krasenbrink, mit dem zusammen er zuvor schon 1 Hildegard von Bingen, Welt und Mensch
3 ein Oratorium zu Ehren des hl. Rochus geschaffen hatte. Pater Dr. Krasenbrink war ebenfalls von der Idee eines Hildegardoratoriums angetan und schuf mit großer Begeisterung das Libretto als Grundlage für die zu komponierende Musik. Die Gattung Oratorium war zunächst eine Gottesdienstform, die in einem Betraum stattfand. Diese Gottesdienstform diente als Hilfestellung während Exerzitien und zur Belehrung des Volkes, so steht es in einem Musiklexikon. Texte der hl. Schrift wurden hier Musikalisch verarbeitet. Unser heutiges Hildegard Oratorium verfolgt ganz und gar das Ziel über die Beschäftigung mit der Gestalt Hildegards und Ihren Gedanken die Zuhörer zu Gott dem Schöpfer zu führen. Denn 3
4 auch bei Hildegard erschallt Musik ganz zum Lobe Gottes. Sie sagt: Gott solle mit schallenden Zimbeln gelobt werden, mit Zimbeln hellen Jubels und mit den übrigen Musikinstrumenten, die kluge und fleißige Leute hergestellt haben, Denn alle Künste, die dem Nutzen und der Notdurft der Menschen dienen, sind von dem Hauch ersonnen, den Gott in den Leib des Menschen gesandt hat. Und darum ist es gerecht, daß Gott in allem gelobt werde. 2 Domenico Cipriani versteht seine Musik ebenfalls als ein Lob Gottes. Wenn wir gleich dieses Werk hören, werden wir erleben wie emotional diese Musik erklingt. Dieses Werk entstand in einer für die Familie von Domenico Cipriani sehr schweren Zeit. Während der 2 Hildegard von Bingen, Brief an die Maizer Prälaten,,
5 schweren Krankheit seiner Frau Katharina, die im Mai dieses Jahres verstorben ist. Domenico Cipriani hat das Oratorium seiner Frau Katharina in Dankbarkeit für das Geschenk ihrer Liebe gewidmet. Text und Musik des Oratoriums regen den Zuhörer zum Nachdenken an und dringen in die Tiefen der Seele. Als ich dieses Werk während der Proben zum ersten mal vollständig hörte, fiel mir ein Satz Hildegards ein, den ich in ihrem Werk Scivias kürzlich gelesen habe wo sie schreibt: Desgleichen ertönt dieser harmonische Klang, wie du vernimmst, wie eine Menge von Stimmen als aneifernder Gesang der Tugendkräfte zur 5
6 Hilfe der Menschen und zum Widerspruch gegen die widerstrebenden teuflischen Listen... Denn ein Gesang erweicht harte Herzen, bewegt sie zu Tränen und ruft den Heiligen Geist herbei. 34 Denn die in der Einfalt der Einmütigkeit und Liebe erschallenden frohlockenden Lobgesänge geleiten die Gläubigen bis zu jener Eintracht, die keine Zwietracht kennt... 5 Diesem Gedanken haben unsere drei Bingerbrücker Chöre mit der Aufführung dieses Werkes Rechnung getragen... Sie sehen hier vorne in der Kirche ein sehr großes Ensemble von drei Chören: Dem kath. 4 Hildegard von Bingen, Scivias, S. 609f. 5 Hildegard von Bingen, Scivias, S
7 Kirchenchor Bingerbrück, dem evangelischen Kirchenchor von Bingerbrück und dem MGV 1881 Bingerbrück- Gemischter Chor, wie auch das Collegium Musicale Bingen. Musik verbindet Menschen miteinander. Musik im Geiste Gottes sät nicht Zwietracht, sondern führt in die einträchtige Gemeinschaft und zum Aufbau der Gemeinde. Diesem Gedanken tragen unsere drei Bingerbrücker Chöre mit der Aufführung dieses Werkes heute abend hier auf dem Rupertsberg Rechnung.. In guter und ökumenischer Zusammenarbeit wird dieses Werk erklingen. Die Proben haben von allen ein sehr konzentriertes und engagiertes Arbeiten verlangt. Aber ich bin überzeugt sie haben jedem und jeder Sängerin und allen Instrumentalisten auch 7
8 sehr viel Gewinn gebracht. Und ich bin weiter davon überzeugt auch die Solistin Frau Elke Thamaru, Sopran, die beiden Sprecher Frau Susanne Grawe und Herr Michael Dilewski sowie für das Orgelsolo Herr Regionalkantor Franz Leinheuser werden sich hier gerne einreihen. Und hier vielleicht eine kleine Bitte: Beifall ist das Brot des Künstlers: aber lassen Sie t am Ende des Werkes den Klang des letzten Tones leise in sich verklingen und spüren sie ihm nach, bevor sie ihren Dank für dieses Werk und seine Aufführung kundtun. Die Künstler werden es ihnen danken. Ich möchte Enden mit einem Gedanken des bekannten Geigers Jehudi Menuhin, der in seinen Lebenserinnerungen schreibt: Im Idealfall muß 8
9 es so sein, daß der Spieler gleichmäßig seine Partitur vorträgt und soviel Unregelmäßigkeit zuläßt, daß ein Element von Bewegung durchkommt, von dem das ganze lebt, ein Spielraum eröffnet wird: la part de Dieu Gottes Part. Davon bekommt jede Musik ihre Strahlkraft. Diese Erfahrung, die Menuhin beschrieben hat, wünsche ich Ihnen und mir beim Hören des Oratoriums: Hildegard von Bingen. 9
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