Robinie. Materialbeschrieb. Laubhölzer

Transkript

1 Materialgruppen: Holz > Laubhölzer > Europäische Laubhölzer Materialbeschrieb Die gewöhnliche Robinie zählt zu den Harthölzern und gehört zur Gattung der Robinien (Robinia) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae) und der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae). Früher wurde das Robinienholz wegen seines hohen Heizwertes vor allem als Brennstoff benutzt, heute wird die hohe Dauerhaftigkeit des Holzes, vorwiegend für den Aussenbereich, geschätzt. Das Robinienholz zählt zu den zähesten und wertvollsten europäischen Nutzhölzern. Es ist sehr widerstandsfähig gegenüber Wurmfrass, Pilzen und Insekten, witterungsfest und unter Wasser beinahe unverwüstlich. Robinienholz ist ein feines, schweres und hartes Holz. Es ist tragfähig, äusserst dauerhaft und schwindet nur wenig. Es ist ausserdem ein gutes Klangholz. Robinienholz ist mit allen Werkzeugen gut bis mässig gut bearbeitbar. Es ist glatt spaltbar, zäh und biegsam. Zum Nageln und Schrauben muss das Holz vorgebohrt werden. Robinienholz eignet sich hervorragend zum Drechseln. Das Verleimen ist wegen starker Verthyllung nicht einfach. Robinienholz ist ein ausgezeichnetes Konstruktionsholz für starke Beanspruchungen. Es wird in Fahrzeugbau, im Gruben- und Mühlebau sowie im Bootsbau sehr geschätzt. Es eignet sich ausserdemfür den Bau von Xylophonen und Zungenschlitztrommeln. Andere Bezeichnungen/Synonyme: Lateinische Bezeichnung: Englische Bezeichnung: Falsche Akazie, Scheinakazie, Silberregen, Gemeiner Schotendorn, Robinier (F), Robinia (NL, BG, I) Robinia pseudoacacia Black locust Gleiche Familie: Es gibt viele Arten in der Familie der Schmetterlingsblütler, so z. B. Glyzinen, Goldregen, Ginster und Lupinen. Unterarten: MATERIAL ARCHIV / 5

2 Hierzulande sind etwa 10 Robina-Arten bekannt, in Mexiko und in den USA etwa 20 Arten. Zwei Vertreter sind die Klebrige Robinie (Robina viscosa) und die Schiffsmastrobinie (Robinia rectissima), die ihren Namen ihrem geraden Stammwuchs verdankt. Ähnliche Arten: Ulme Hintergrund Ökonomie: Das qualitativ hochwertige Robinienholz stammt von einem schnell wachsenden, anpassungsfähigen Baum mit geringen Bodenansprüchen, was aus wirtschaftlicher Sicht sehr attraktiv ist. Die Robinie ist nach Pappel und Eukalyptus die weltweit am häufigsten in Plantagen kultivierte Laubbaumart. Ökologie: Robinienholz ist eine sinnvolle und ökologische Alternative zum Tropenholz. Robinien sind beliebte Bienenweiden. Herstellung Gewinnung: Die Robinie stammt ursprünglich aus Nordamerika wurde sie in Europa erstmals gepflanzt und zwar vom französischen Botaniker Robin (daher der Name) in einem Pariser Park. Heute ist die Robinie über ganz Mittel- und Südeuropa verbreitet. Sie ist ein beliebter Park- und Alleenbaum. Eigenschaften Gefüge/Mikrostruktur: ringporig, Frühholzporen, zwei- bis dreireihig Besonderheiten: Ein besonderes Erkennungsmerkmal der Robinie ist die Oberflächenfluoreszenz des Kernholzes unter UV-Licht. Erscheinung Aussehen: Robinienholz hat ein gestreiftes Erscheinungsbild und glänzt matt; in allen drei Schnittrichtungen sind die breiten Jahrringe klar erkennbar. Es ist oft stark gefladert und dekorativ. Kern- und Splintholz der Robinie unterscheiden sich deutlich. Frisch geschnittenes Robinienholz ist gelbgrün. Im trockenen Zustand ist das etwa 1 cm schmale Splintolz hellgelb bis grünlich gelb. Das Kernholz ist gelblich olivgrün bis grünlich braun und dunkelt goldbraun nach. MATERIAL ARCHIV / 5

3 In frischem Zustand riecht das Holz der Robinie unangenehm. Beständigkeit Biologische Schadensfaktoren: Robinienholz ist sehr beständig gegenüber Insektenbefall. Witterungsbeständigkeit: beständig Das Robinienholz ist witterungsfest. Mechanische Eigenschaften Biegezugfestigkeit: bis N/mm 2 Brinellhärte längs: bis N/mm 2 Brinellhärte quer: bis N/mm 2 Dichte [ρ]: bis kg/m 3 Differentielles Schwindmass - radial:0.200 bis %/1% Feuchteänderung Differentielles Schwindmass - tangential: Dimensionsstabilität: Druckfestigkeit: Elastizitätsmodul: Scherfestigkeit: Zugfestigkeit [ft]: Zugfestigkeit QR: bis %/1% Feuchteänderung mittel bis gut bis N/mm bis N/mm bis N/mm bis N/mm N/mm 2 Optische Eigenschaften Holzfehler: Krümmungen, Drehwuchs, Holz- und Rindenverletzungen, Weissfäulen, Frassgänge im Splintholz, Mondringe, Hohlkehligkeit Quellen der Kennwerte Wagenführ, R. (2007). Holzatlas. München, Deutschland: Carl Hanser Verlag. Sell, J. (1997). Eigenschaften und Kenngrössen von Holzarten. Dietikon, Schweiz: Baufachverlag AG. Bearbeitung Lieferformen: MATERIAL ARCHIV / 5

4 Rundholz: Blocklänge 2,0 aufwärts, Blockmittendurchmesser 0,2-0,8 m; Schichtholz Lieferbare Materialqualitäten: Bäume im Alter von 35 bis 50 Jahren liefern das brauchbarste Holz. Fügen und Verbinden: kleben, nageln, schrauben Robinienholz ist wegen der hohen Verthyllung nicht leicht verleimbar. Oberflächenbearbeitung: Oberflächenbehandlung: bürsten, gravieren, laserbeschriften, polieren, prägen, sandstrahlen, schleifen bedrucken, beizen, bemalen, lackieren, lasieren, ölen, polieren, wachsen Robinienholz lässt sich wegen der hohen Verthyllung nicht gut imprägnieren, aber gut ölen und wachsen. Trennen und Subtrahieren: bohren, drechseln, drehen, feilen, fräsen, hobeln, lasern, raspeln, sägen, schneiden, schnitzen, spalten, wasserstrahlschneiden Die gehobelte Oberfläche wird goldglänzend. Trocknung: Robinienholz ist mässig gut und langsam zu trocknen. Es neigt zum Werfen und Reissen. Es empfiehlt sich sich, das Holz luftig unter Dach zu stapeln. Gedämpftes Robinienholz lässt sich sehr gut biegen. Arbeitsschutz: Der Holzstaub kann zu Gesundheitsschäden (Schleimhautreizungen und Dermatitis) führen. Bei der Bearbeitung ist das Tragen einer Staubmaske zu empfehlen. Anwendung Anwendungsgebiete: Konstruktionsholz für starke Beanspruchungen im Aussenbereich, Fahrzeugbau, Bootsbau, Wekzeugherstellung, Gruben-, Erd-, Wasser- und Mühlebau, Instrumentenbau Anwendungsbeispiele: Zaunpfähle, Fenster, Türen, Felgen, Speichen, landwirtschaftliche Maschinen, Brennholz, Lawinenverbauungen, Gartenmöbel, Spielplatzgeräte, Schwellen, Parkett, Xylophon MATERIAL ARCHIV / 5

5 Besonderheiten: Bei Aussenbauten mit Erdkontakt hat das Robinienholz eine natürliche Dauerhaftigkeit von bis zu 50 Jahren. Es wird für starke Beanspruchungen im Aussenbereich sehr geschätzt. Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, Gewerbemuseum Winterthur, HSLU T+A Campus Horw, Sitterwerk St. Gallen, ZHdK Medien- und Informationszentrum Standort in der Sammlung ETH Zürich Baubibliothek: HO-LA Holzarten > Laubhölzer Gewerbemuseum Winterthur: Massivholz > Schublade 23 Quellennachweis Verwendete Quellen: Guggenbühl, P. (2002). Unsere einheimischen Nutzhölzer. Dietikon, Schweiz: Verlag Stocker Schmid AG. Schafflützel, H. (1982). Nutzhölzer. Zürich, Schweiz: Verlag Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten, Zürich. Sell, J. (1997). Eigenschaften und Kenngrössen von Holzarten. Dietikon, Schweiz: Baufachverlag AG. Wagenführ, R. (2007). Holzatlas. München, Deutschland: Carl Hanser Verlag. Walker, A. (2007). Atlas der Holzarten. Stuttgart, Deutschland: Eugen Ulmer KG. Weitere Quellen: Expertin / Experte: Serge Lunin Material-Archiv-Signatur: HOL_LAU_EUR_30 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/797 MATERIAL ARCHIV / 5