Zehn Jahre SGB II - Einblicke, Ergebnisse und Kontroversen
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- Guido Böhmer
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1 Zehn Jahre SGB II - Einblicke, Ergebnisse und Kontroversen 9. Lübecker Armutskonferenz , Handwerkskammer Lübeck Dr. Volker Kotte IAB-Nord
2 Statements zur Grundsicherung Quelle: Ulrich Schneider, Der Paritätische Gesamtverband Welt online vom Ulrich Walwei: IAB nie sozial so tief gespalten war wie heute, dass Deutschland noch nie regional so zerrissen war wie heute und dass Deutschland noch nie so viele Menschen hatte, die ohne Perspektive auf dem Arbeitsmarkt sind. Quelle: ntv, Wirtschaftsdienst 1/2015 2
3 Reformziele SGB II (politische) Erhöhung der Arbeitsnachfrage, durch (u.a.): Deregulierung bei der Zeitarbeit, Kündigungsschutz ab zehn Beschäftigten, Ausweitung/Einführung von Mini- und Midijobs, Aktivierung des Arbeitsangebots, durch (u.a.): Auflagen zur Arbeitslosenmeldung, Ausweitung zumutbarer Tätigkeiten, strengere Sanktionen, Bildungsgutscheine, Personalserviceagenturen, Ausweitung/Einführung von Mini- und Midijobs, Verkürzung der Bezugsdauer ALG I, Effizienzsteigerung, durch (u.a.): Reform der Bundesanstalt zur Bundesagentur, Einführung der Jobcenter, Steuerung über Zielvereinbarung, Kundensegmentierung, Einführung Arbeitgeberservice, Einführung von Optionskommunen, in Anlehnung an: Klinger, Rothe, Weber (2013) in IAB-Forum 2/2013 3
4 Lübeck: Kennziffern Lübeck Schleswig-Holstein Arbeitslose ( ) Langzeitarbeitslose ( ) Arbeitslosenquote (abh. ziv. EP) Erwerbstätige ( ) Sozpfl. Beschäftigte ( ) -12,7-12,4-12,1-13,4-17,0 3,0 6,8 4,1 9,1 7,4 BIP ( ) 21,8 28,7 in % Quelle: Statistisches Bundesamt (2015), Genesis Online Regional 4
5 Lübeck: Positive Entwicklung am Arbeitsmarkt in % 25 Arbeitslose Langzeitarbeitslose Arbeitslosenquote (abh. ziv. EP) Hansestadt Lübeck Quelle: Statistisches Bundesamt (2015), Genesis Online Regional 5
6 Veränderte Arbeitswelt: Flexibel und atypisch Quelle: Dietz, Himsel, Walwei (2013), Auswertungen aus dem Mikrozensus
7 Index-Entwicklung (Jan = 100) Lübeck : Positive Kennziffern im SGB II Jobcenter Lübeck Erwerbsfähige Leistungsberechtigte (elb) Nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigtene (nef) Bedarfsgemeinschaft (BG) Personen Bedarfsgemeinschaft (BG) Jan Juli Jan Juli Jan Juli Jan Juli Jan Juli Jan Juli Jan Juli Jan Juli Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015) 7
8 Aber: Langzeitleistungsbezug Veränderung gegenüber dem vorherigen Zeitpunkt Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015) 8
9 Dynamik und Verfestigung Hoher Anteil an Langzeitleistungsbezug. Nur 8% des Bestandes hatten am (biographisch) weniger als 12 Monate im SGB II Leistungen bezogen. Ein harter Kern? Quelle: Koller-Bösel, Lietzmann, Rudolph (2014), WSI-Mitteilungen 04/
10 Dynamik und Verfestigung Nur rund jeder Zwölfte ist weniger als 12 Monate hilfebedürftig! (seit 2005) Quelle: Koller-Bösel, Lietzmann, Rudolph (2014), WSI-Mitteilungen 04/
11 Dynamik und Verfestigung Aber auch hohe Dynamik. Rund jeder Zweite wechselt im Jahr 2012 zwischen Leistungsbezug, Arbeit, Nichtbedürftigkeit, u.s.w. Ist die Nachhaltigkeit der Integrationen ein Problem? Quelle: Koller-Bösel, Lietzmann, Rudolph (2014), WSI-Mitteilungen 04/
12 Was es so schwierig macht: der Lebenskontext Das Bedürftigkeitsrisiko: Quelle: Koller-Bösel, Lietzmann, Uhl (2013) in IAB-Forum 2/
13 Vermittlungshemmnisse und Übergangschancen Fehlender Bildungs- oder Ausbildungsabschluss Gesundheitliche Einschränkungen Langzeitleistungsbezug Alter 50plus Migrationshintergrund Schlechte Sprachkenntnisse Mütter mit Kindern im Haushalt. Die Aufnahme einer Beschäftigung: Quelle: Achatz/Trappmann (2011); PASS, 1. Welle. 13
14 Arbeitslose: Konzessionsbereitschaft vorhanden Die Ursachen der Verfestigung sind dem Einzelnen selten zuzuschreiben! Quelle: Bender et al. (2009), PASS, Angaben in Prozent. 14
15 Zehn Jahre SGB II statt einer Bilanz: ein Spiel mit Dichotomien Rückgang der Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung, deutliches Beschäftigungswachstum. Aber auch: Zunehmende Flexibilisierung, mehr prekäre Arbeit. Arbeitslosigkeit: Verfestigung und Dynamik zwei Seiten einer Medaille. Betroffene bewegen sich häufig in einem Kreislauf: Zwischen Transferleistung und Beschäftigung. Arbeitsmarktintegration führt nicht immer zu einer Beendigung des Leistungsbezuges. Betreuungsaufgaben/ der Haushaltskontext schränkt die Mobilität ein. Gründe für mangelnde Integration (Arbeit/Ende Hilfebedürftigkeit) liegen selten auf Seiten der Individuen (strukturelle Probleme). Lebenslage SGB II: Klare Hinweise auf Teilhabedefizite und Unterversorgungslagen. Erfolge der Aktivierungspolitik (in Richtung auf den Arbeitsmarkt) nicht eindeutig. Einerseits Homogenisierung der Armut andererseits Heterogenität in der Langzeitarbeitslosigkeit. in Anlehnung an: Koller-Bösel, Lietzmann, Rudolph (2014), WSI-Mitteilungen 04/
16 Zehn Jahre SGB II was bleibt? Hartz IV ist mehr als Arbeitslosigkeit, mehr als Armut Hartz IV eine komplexe Lebenslage für Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. 16
17 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Volker Kotte
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