Haben Schulen eine strahlende Zukunft? Fakten, Daten und Meinungen über die Problematik der WLAN Strahlung
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- Britta Breiner
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1 Haben Schulen eine strahlende Zukunft? Fakten, Daten und Meinungen über die Problematik der WLAN Strahlung von Rüdiger Christ D ie bauliche Situation an Schulen bringt es oft mit sich, dass im Rahmen einer High-Tech- Offensive eine Aufrüstung mit Computern stattfindet, die über WLAN ans Netz angeschlossen werden müssen, damit die Kids im world-wide-web surfen können. Wie wirkt die WLAN-Strahlung? Müssen wir gesundheitliche Schädigungen in Kauf nehmen? Und was ist mit der Verantwortung den Kindern gegenüber? Gibt es Alternativen? AUSWEGE-Autor Rüdiger Christ unternimmt den Versuch einer Einschätzung und Bewertung. Wegen des WLANs (= wireless local area network oder drahtloses lokales Netzwerk) gab es in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen, die auch im Zusammenhang mit der Handy-Strahlung und den zumeist in Privathaushalten verwendeten DECT-Telefonen geführt werden. Hört man heute noch etwas davon? Eher wenig der Dauerzustand scheint die Kritiker zu ermüden und einzuschläfern. Ob das auch eine Wirkung von WLAN ist? Im Folgenden habe ich Fakten, Daten und Meinungen zur Strahlenproblematik zusammengetragen und möchte den Versuch einer Bewertung unternehmen. Was charakterisiert die WLAN-Strahlung? WLAN arbeitet mit gepulster hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung. Diese ist für die Gesundheit gefährlicher als sonstige ungepulste Strahlung. Denn bei gepulster Strahlung zeigen sich biologische Effekte, die sonst nicht auftreten. WLAN sendet von sog. Access Points (AP = Basis-Stationen) im Frequenzbereich von 2,4 bis 5,7 Gigahertz gepulste Strahlung (je nach Standard) mit Spitzenwerten bis zu 60 Milliwatt (mw). Die Pulsung entsteht dabei durch den regelmäßigen Wechsel von übertragenen Daten und den Pausen dazwischen. Zusätzlich sendet die Antenne permanent ein Signal mit einer Frequenz von zehn Hertz aus, das den Laptops den Weg zu diesem Zugangspunkt weist. Diese Strahlung schwirrt also durch unsere Schulhäuser oder Klassenzimmer, je nachdem, wo gerade so ein AP installiert ist bzw. wo die damit kommunizierenden Rechner stehen. Die thermale Wirkung elektromagnetischer Strahlung Nun hat aber elektromagnetische Strahlung eine thermale Wirkung, d.h. Sie kann biologisches Gewebe erwärmen. Als besonders gefährdet gegenüber dem thermischen Effekt gelten die Augenlinse und anderes schwach durchblutetes Gewebe, denn zusätzlich entstehende Wärme kann dort nur vermindert durch Blutgefäße abgeführt werden. AUSWEGE Haben Schulen eine strahlende Zukunft? -1-
2 Es scheint von WLAN keine Gefährdung im thermalen Bereich auszugehen. Bei den maximal zulässigen Strahlungsleistungen in unmittelbarer Nähe zur Antenne misst man Leistungsdichten, die unter den Expositionsgrenzwerten bleiben. Es scheint also von WLAN keine Gefährdung im thermalen Bereich auszugehen. WLAN arbeitet... Foto: setcookie/ AUSWEGE Haben Schulen eine strahlende Zukunft? -2- Eine Strahlungsstärke von µw/m 2 beeinflusst Gehirnfunktionen wie Gehirnströme, das Reaktionsvermögen oder die Blut- Hirn-Schranke. Werden elektromagnetische Strahlungen absorbiert? Leider gibt es aber außer Thesen keine gesicherten Erkenntnisse über die Absorbierung elektromagnetischer Strahlung durch den Organismus. Im Vergleich zur Gamma- oder Röntgenstrahlung sind die hoch frequentierten elektromagnetischen Felder viel zu schwach, um Zellmolekülverbindungen aufzubrechen, das Erbgut zu schädigen oder zu zerstören, da dafür einige Elektrovolt nötig wären. Untersuchungen von Liburdy (1992) zeigten aber Einflüsse auf die Mobilität der Calcium-Ionen in den Zellen und in dem Zusammenhang den Verdacht auf Tumorbildung zog er nach Kritik an de Studie seine Ergebnisse zurück. Beeinflussung von Gehirnfunktionen Die Beeinflussung von biologischen Systemen wird bei Strahlung auch von der Strahlungsstärke (=Leistungsflussdichte) bestimmt, d.h. wie viel Energie auf eine bestimmte Fläche einwirkt. Das Ecolog-Institut in Hannover ist bei der Auswertung von 100 Mobilfunk- Gutachten dabei zu eindeutigen Hinweisen gekommen. Eine Strahlungsstärke von µw/m 2 beeinflusst Gehirnfunktionen wie Gehirnströme, das Reaktionsvermögen oder die Blut-Hirn-Schranke.
3 ... über andere Effekte im menschlichen Organismus (Nerven-, Hormon-, Immunsystem) kann man nur Thesen und Hinweise über biologische Risiken finden. Fördert die Strahlung Krebs und Erbgutschäden? Außerdem ergaben sich Hinweise, dass die Strahlung Erbgutschäden und Krebs fördert. Für gesicherte Erkenntnisse fehlen dafür aber einfach die Langzeitergebnisse bzw. Studien. Die Wissenschaftsdirektion beim Europäischen Parlament hat sich im März 2001 für einen Vorsorgewert von 100 µw/ m 2 ausgesprochen. Noch strengere Maßstäbe halten der Medizinphysiker Dr. Lebrecht von Klitzing (10 µw/ m 2 ) und die Landessanitätsdirektion Salzburg (1 µw/ m 2 ) an. Die letzten Grenzwerte müssen auch in dem Zusammenhang gesehen werden, dass man über andere Effekte im menschlichen Organismus (Nerven-, Hormon-, Immunsystem) nur Thesen und Hinweise über biologische Risiken finden kann. Mobilfunkmast Foto: andi-hj/ Wie hoch ist nun die messbare Belastung bei WLAN? Wenigstens etwas ist klar: Je nach Gerätetyp und Sendeleistung ist die Belastung sehr unterschiedlich. Bei einem Test des Magazins Ökotest kam es zu Werten zwischen 0,1 Millionstel W/m 2 bis zu AUSWEGE Haben Schulen eine strahlende Zukunft? -3-
4 Es gibt durchaus Personen, die auf derartige Strahlung elektrosensibel reagieren. kritischen µw/m² auf den WLAN-Frequenzen. Außerdem wurde festgestellt, dass im Freien die Strahlung von WLAN mit (wenigen Meter) Abstand zur Quelle weitaus geringer war (7µW/m²), als die von Mobilfunkmasten (D-Netz: 1200 µw/m² e-netz: 120 µw/m²) und DECT-Basisstationen (18µW/m²). In der Realität des Users sieht es hier jedoch oft anders aus: So strahlt ein Handy im Sendebetrieb mit bis µW/m², ein DECT-Telefon mit ca µw/m², und eine WLAN-Karte mit immerhin µw/m². Zu den gesicherten Erkenntnissen: Um das menschliche Gewebe ein Grad zu erhitzen (was als medizinisch unbedenklich gilt), benötigt es mindestens 100 Millionen µw/m². Auswirkungen auf Elektrosensible Neben der thermischen Wirkung haben wir aber wie oben gesagt auch andere Effekte. Es gibt durchaus Personen, die auf derartige Strahlung elektrosensibel reagieren und z.b. über Kopfschmerzen (ab 500 µw/m² häufig ), Müdigkeit usw. klagen. Wie sich dabei das in der Entwicklung befindliche Nervensystem mittel- bis langfristig verhält, weiß heute noch keiner. Gesundheitlich unbedenklich sind WLAN-Einrichtungen keineswegs, haben also in Schulen oder Kindergärten nichts verloren. Was tun? Beobachten wir das Verhalten unserer Schülerinnen und Schüler, ihre Unruhe und oft mangelhafte Konzentrationsfähigkeit, sollten wir vielleicht neben den vielen anderen persönlichen Ursachen auch eine übermäßig strahlenbelastete Umgebung mit ins Kalkül ziehen. Da wir auf das Freizeitverhalten keinen direkten Einfluss haben, wäre es nicht verkehrt, in Schulen zumindest auf die Strahlungsbelastung vor Ort Einfluss zu nehmen und sie zu minimieren. Ökostest (2002) empfiehlt insgesamt auf den Einsatz von WLAN in Kindergärten und Schulen zu verzichten, da bei Kindern keine gesonderten Untersuchungen durchgeführt wurden und man annimmt, dass sie elektrosensibler reagieren als Erwachsene Ergo: Gesundheitlich unbedenklich sind WLAN-Einrichtungen keineswegs, haben also in Schulen oder Kindergärten nichts verloren. Wenn wir sonst schon als Lehrkräfte in allen möglichen Bereichen auf Gesundheitserziehung achten sollen und unsere Fürsorgepflicht ernst nehmen, sollten wir darüber gar nicht diskutieren müssen, oder? Da es aber bereits zahlreiche Schulen mit WLAN-Einrichtungen gibt, scheint in manchen Kollegien oder Gemeinden eine solche Diskussion nicht gelaufen zu sein. AUSWEGE Haben Schulen eine strahlende Zukunft? -4-
5 Über den Autor: Rüdiger Christ (* 1957) ist Hauptschullehrer und als Beratungslehrer in der Schulberatung tätig. Er ist außerdem aktiv in der ÖDP und Mitglied im Kreisvorstand Ansbach. Festzuhalten bleibt aber auch, dass von DECT-Telefonen und Handy die größere Spitzenbelastung ausgeht, also sollte man zu Hause bei DECT-Standard Vorsorge treffen und in Schulen Handybetrieb untersagen. Gibt es Alternativen zu WLAN? Eine sichere und weniger störungsanfällige Verbindung ist natürlich das Kabel. Es ist in jedem Fall anderen Verbindungen vorzuziehen. Als Alternative bei baulichen Problemen in Schulen wenn kein Kabel verlegt werden kann - bieten sich evt. Übertragungsmöglichkeiten über Stromnetzaddapter an, die Verbindung über die Stromkabel zu einem Router aufnehmen (Ethernet). Wer dennoch WLAN verwendet, sollte ca. 10 m Abstand zur Basis halten. Die WLAN-Karte im Laptop/PC wäre dann der stärkste Strahlungsemittent. Man sollte sie bei Nichtgebrauch unbedingt abschalten. Im Vergleich mit DECT-Telefonen ( - vierfache) oder Handystrahlung ( drei zehnfache Strahlung) geht aber von WLAN sicher die geringste Spitzenbelastung aus. Die Karten können gleichwohl im Nahbereich (1-10 m) ein Gesundheitsrisiko darstellen, da sie dauerhaft hochfrequente Strahlung senden. Wer am PC oder Laptop arbeitet, sitzt nun mal in der Nähe der Strahlenquelle.... wenn es so einfach wäre! Foto: Multipla/ AUSWEGE Perspektiven für den Erziehungsalltag Online-Magazin für Bildung, Beratung, Erziehung und Unterricht auswege@gmail.com AUSWEGE Haben Schulen eine strahlende Zukunft? -5-
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