Körperliches Training bei Diabetes
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- Fanny Frei
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1 Fortbildung Übungsleiter-B Rehabilitation Sport in Herzgruppen Februar März 2018 Landesturnschule Melle Körperliches Training bei Diabetes Referent: Wolfgang Klingebiel
2 Wolfgang Klingebiel Physiotherapeut/Manualtherapeut Hochschuldozent/wissenschaftlicher Mitarbeiter Hochschule Fresenius Hamburg Studiengang Physiotherapie (bachelor of science)
3 Agenda Was ist Diabetes? Wie wirkt Training bei Diabetes? Risiken beim Training Empfehlungen Herzgruppen-Fragebogen Körperliches Training bei Diabetes ÜL-B Fortbildung LTS Melle Februar 2018 Referent: Wolfgang Klingebiel 3
4 Was ist Diabetes? Körperliches Training bei Diabetes ÜL-B Fortbildung LTS Melle Februar 2018 Referent: Wolfgang Klingebiel 4
5 Glukose ist ein wichtiger Energielieferant der Zelle. Nervenzellen und Erythrozyten sind ausschließlich auf Glukose als Energielieferant angewiesen. Die Leber kann Glukose speichern (als Glykogen) oder wieder abgeben. Mehrere Hormone halten den Blutzuckerspiegel konstant: Insulin senkt den Blutzuckerspiegel Glukagon, Katecholamine, Wachstumshormon und Kortisol (Stresshormon) heben den Blutzuckerspiegel an. Der normale Glukosespiegel liegt bei mg/dl.
6
7 Schema zur Regulation des Blutzuckerspeigels mittels Insulin. Glucose- Verschiebungen sind durch grüne Pfeile gekennzeichnet.
8 nach Daly (1998) 8
9 1. Typ-1-Diabetes β-zellzerstörung, die zu einem absoluten Insulinmangel führt A immunologisch bedingt (meistens) B idiopathisch bedingt 2. Typ-2-Diabetes vorwiegende Insulinresistenz mit relativem Insulinmangel, bis hin zu einem vorwiegend sekretorischen Defekt mit Insulinresistenz = Endpunkt einer über viele Jahre bestehenden Insulinresistenz. 3. andere spezifische Diabetesformen A genetischer Defekt der b-zellfunktion (z. B. Chromosom 20, HNF-4a = MODY 1) B genetische Defekte der Insulinwirkung (z. B. Typ-A-Insulinresistenz) C Erkrankungen des exokrinen Pankreas (z. B. Pankreatitis) D Endokrinopathien (z. B. Cushing-Syndrom) E medikamentos oder chemisch induziert (z. B. Glukokortikoide) F Infektionen (z. B. kongenitale Roteln) G seltene immunvermittelte Diabetesformen (z. B. Antiinsulin-Rezeptorantikorper) H genetische Syndrome, die gelegentlich mit Diabetes assoziiert sind (z. B. Down- oder Turner-Syndrom) 4. Gestationsdiabetes
10 Diabetes mellitus Typ 2 (T2D) ( erworbener DM, früher: Altersdiabetes ) Pathologie: Schädigung der β-zellen der Bauchspeicheldrüse (u.a. durch körperliche Inaktivität) Insulinresistenz der Muskel- und Fettzellen Gefäßregulation gestört freie Fettsäuren und Glucose Mikro- und Makrozirkulation des Blutes gestört Folgeerkrankungen: KHK, pavk, Polyneuropathie, Erblindung, Niereninsuffizienz, diabetisches Fußsyndrom 10
11 Absolute Anzahl Diabetiker in Deutschland (in Mio.) 11
12 DDG. Diabetes-Gesundheitsbericht (2013) Behandlungsprävalenz (%) im Jahr 2004 im Vergleich zum Jahr Anstieg in der Altersgruppe über 40 Jahre, bei Männern stärker als bei Frauen 12
13 Blutzuckerwerte gemäß Deutsche Diabetes-Gesellschaft DGG (Dezember 2012) HbA1c (Sonderform des Hämoglobins): kann den Blutzuckerverlauf über maximal drei Monate wiedergeben ( Blutzuckergedächtnis ) 13
14 Wie wirkt Training bei Diabetes? Körperliches Training bei Diabetes ÜL-B Fortbildung LTS Melle Februar 2018 Referent: Wolfgang Klingebiel 14
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16 Wie wirkt körperliches Training bei DM? Ausdauertraining und kardiovaskuläre/metabolische Funktionen Vasodilatation Verbesserung von Lipidprofil, Insulinsensitivität der Muskelzellen und autonomer Gefäßregulation Kurzfristig: Verringerung der arteriellen Steifigkeit Langfristige Verbesserung der Werte für HbA1c- und Nüchternglukose 16
17 Wie wirkt körperliches Training bei DM auf den HbA1c-Wert? bei Typ-II Diabetikern Fazit: 150 Minuten Training/Woche senken den HbA1c-Wert um den gleichen Betrag wie Medikamente!
18 Risiken beim Training mit Diabetes Körperliches Training bei Diabetes ÜL-B Fortbildung LTS Melle Februar 2018 Referent: Wolfgang Klingebiel 18
19 Blutzuckerkontrolle vor Trainingsbeginn: Sollwert 160 mmol/dl Körperliches Training bei Diabetes ÜL-B Fortbildung LTS Melle Februar 2018 Referent: Wolfgang Klingebiel 19
20 Komplikationen beim Bewegung/Sport Typ 1-Diabetiker Unterzuckerung (Hypoglykämie) Während des Sports steigt der Energiebedarf der Muskeln deutlich an. Die Muskeln verbrauchen bei körperlicher Aktivität Glukose und holen sich Nachschub aus dem Blut, wodurch die Blutzuckerwerte sinken können. Der Arzt informiert gern im Vorfeld über mögliche Risikofaktoren. Bei Gesunden hält der Körper den Blutzuckerspiegel trotz des erhöhten Bedarfs konstant. Er schüttet einfach weniger Insulin aus. Bei Typ-1- Diabetes ist dieser Mechanismus außer Kraft gesetzt: Die Bauchspeicheldrüse produziert kein Insulin mehr und der Diabetiker muss sich das Hormon spritzen. Wurde dann vor dem Sport zu viel Insulin gespritzt, schleust das Hormon auch zu viel Blutzucker in die Muskeln. Die Folge kann eine Unterzuckerung sein. Sie äußert sich zum Beispiel in Symptomen wie Heißhunger, Schweißausbrüchen und Aggressivität. Da der Blutzuckerspiegel auch im Gehirn absinkt, können bei den Betroffenen auch Ohnmachtszustände oder Krampfanfälle auftreten (sog. hypoglykämischer Schock).
21 Komplikationen beim Bewegung/Sport Typ 1-Diabetiker Überzuckerung (Hyperglykämie) Ketoazidose diabetisches Koma Steht dem Körper nicht ausreichend Insulin zur Verfügung beispielsweise, weil zu wenig Insulin gespritzt wurde dann kann die Zelle nicht mehr genügend Zucker aufnehmen. Es entsteht ein Energiemangel, den der Körper ausgleicht, indem er für die Energiegewinnung andere Quellen anzapft: die Fette. Die Energiegewinnung ausschließlich über Fette hat allerdings einen entscheidenden Nachteil: Im Körper häufen sich nach und nach immer mehr Fettsäuren an, die anschließend zu Ketonkörpern umgebaut werden. Die Folge: Das Blut übersäuert (Ketoazidose). Als Gegenmaßnahme schüttet der Körper Stresshormone aus, die den Blutzuckerspiegel erhöhen ( Überzuckerung ) und den Zuckermangel in den Zellen weiter verstärken. Diese Entgleisung der Blutzuckerregulation kann ein diabetisches Koma einleiten. Auffälligstes Symptom einer Ketoazidose ist der typische Geruch nach Aceton in der Ausatemluft: Sie riecht nach Nagellackentferner oder gegorenem Obst.
22 Komplikationen Diabetisches Koma (coma diabeticum) Sich langsam (über Tage) entwickelnder ansteigender Blutzuckerspiegel (> mg/dl) mit Bewusstseinsstörungen, Harndrang, Durstgefühl, Übelkeit Schock Unterzuckerung Symptome: Benommenheit, Sprachstörungen, Schwäche, Muskelzittern, Schweißausbruch (ähnlich wie bei einem Alkoholrausch) schwere Unterzuckerung ( Zuckerschock ) mit Bewußtlosigkeit, gelegentlich tödlich Zuckergabe Ursachen: übermäßige Insulinzufuhr, Ausfall einer Mahlzeit oder außergewöhnlich lange/starke körperliche Belastung süße Säfte, Traubenzucker 22
23 Trainingsempfehlungen Körperliches Training bei Diabetes ÜL-B Fortbildung LTS Melle März 2018 Referent: Wolfgang Klingebiel 23
24 Welches körperliche Training bei DM? Insbesondere Training von Ausdauer und Kraft geeignet Ziele Ausdauertraining Kalorienumsatz erhöhen Fettstoffwechsel anregen Kardiovaskuläres Risiko senken Ziele Krafttraining Energieumsatz erhöhen Muskelmasse erhöhen ( metabolische Senke, Nachbrenneffekt ) Bei polyneuropathischen Störungen: zusätzlich Koordinationstraining sinnvoll
25 Welches körperliche Training bei DM? Kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining scheint keinen Vorteil gegenüber den einzelnen Trainingsformen zu bieten Ausdauersportarten: dynamisch, z.b. Wandern, Joggen, Radfahren, Nordic Walking, sowie Skilanglauf und Schwimmen Krafttraining: als Kraftausdauerformen, z.b. Rudern oder gerätegestützte Kraftausdauerzirkel
26 Sport bei Diabetes? Auszug aus der Nationalen Versorgungsleitlinie (2014) 26
27 Trainingsempfehlungen bei Diabetes mellitus Typ 2 ( T2D ) (gemäß American Diabetes Association ADA) Trainingsempfehlung Ausdauertraining mindestens 3 mal pro Woche (mind. 20 Minuten pro Trainingseinheit mindestens 150 Minuten Training pro Woche mit leichter Intensität oder mind. 90 Minuten/Woche mit höherer Intensität oder als Intervalltraining Blutzuckerkontrolle vor Trainingsbeginn: Sollwert mg/dl Idstein Köln Hamburg Düsseldorf München Frankfurt am Main Berlin Zwickau New York 27
28 Trainingsempfehlungen bei Diabetes mellitus Typ 2 ( T2D ) (gemäß American Diabetes Association ADA) Trainingsempfehlung Krafttraining Einbeziehen möglichst großer Muskelgruppen 3 Serien à 8-12 Wiederholungen mit submaximaler Intensität (muskuläre Erschöpfung nach der letzten Wiederholung) im Sinne eines Muskelaufbautrainings oder 3 Serien à Wiederholungen mit submaximaler Intensität (muskuläre Erschöpfung nach der letzten Wiederholung) im Sinne eines Kraftausdauertrainings Idstein Köln Hamburg Düsseldorf München Frankfurt am Main Berlin Zwickau New York 28
29 Sport & Diabetes: Was ist sonst noch zu beachten? Vielfältige Diabetes-assoziierten Komplikationen möglich Vor Beginn: Statuserhebung sinnvoll (z.b. Belastungstest) Bei Polyneuropathie: niedrig intensive Ausdauersportarten, wie Wandern oder Nordic Walking bevorzugen Bei höheren Intensitäten: regelmäßiger Check auf druckinduzierte Ulcera Bei autonomer Neuropathie: Belastungssteuerung über die Herzfrequenz evtl. nur eingeschränkt möglich ist (Alternative: Belastungssteuerung über Borg-Skala oder Atemfrequenz) Bei diabetischen Retinopathie: intraokulare Druckerhöhungen sowie starke Blutdruckanstiege vermeiden (keine Sportarten mit Maximalkrafteinsatz oder Pressatmung) Idstein Köln Hamburg Düsseldorf München Frankfurt am Main Berlin Zwickau New York 29
30 Diabetes-Sportgruppen in Hamburg 30
31 Literatur 31
32 empfehlenswert: 32
33 33
Sport und Diabetes. Referent: Wolfgang Klingebiel.
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