UNIVERSITY COLLEGE LONDON

Transkript

1 MARKING SCHEME UNIVERSITY COLLEGE LONDON Under no circumstances are the attached papers to be removed from the examination room by the candidate. UCL Language Centre 2000 LANG 0GB1 GERMAN FOR BUSINESS This examination counts for 50% of your final mark. It assesses two skills which are equally weighted: READING SKILLS WRITING SKILLS Duration: 2 hours Integrated Reading/Writing Tasks Reading (out of 50) Linguistic Competence (out of 20) Pure Writing Tasks Linguistic Competence (out of 20) Content (out of 10) TOTAL (out of 100) % 1 st Marker 2 nd Marker Agreed Result Grade 1 st Marker s signature % % 2 nd Marker s signature % To be completed by the Visiting Examiner if the above agreed result is amended after review Reason for amending agreed result % and Grade Visiting Examiner s signature

2 In this examination you can obtain a maximum of 100 points which are awarded as follows: Reading Skills: Reading Competence: 50 points 50 points Writing Skills: 50 points Linguistic Competence: 40 points Content: 10 points Answer ALL questions in GERMAN in the space provided after each question. DOCUMENT A Fundamental neu Nur wenige deutsche Universitäten erfüllen die Anforderungen der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts Es steht schlecht um die Bildung der Deutschen. Sehr schlecht. Davon ist zumindest Dietrich Schwanitz überzeugt. Der emeritierte Hamburger Anglistikprofessor hat deshalb die Notbremse gezogen. Er veröffentlichte ein Buch, dessen Titel Bildung. Alles, was man wissen muss. durchaus wörtlich zu nehmen ist: Schwanitz will den geistig verarmenden Deutschen Nothilfe leisten und ihnen auf gut 500 Seiten das grundlegendste Allgemeinwissen vermitteln. Wenn schon 39 Prozent der Deutschen nicht mehr wissen, in welchem Jahr der Erste Weltkrieg begann, ist Schwanitz zufolge das gesamte Bildungssystem krank und seine höchste Instanz, die altehrwürdige Alma Mater. Schon in seinem Erfolgsroman Der Campus malte der heute 59- Jährige ein düsteres Bild der deutschen Hochschullandschaft. Intrigen, Doppelmoral und persönliche Egoismen seien an der Tagesordnung. Nicht gerade das ideale Klima für geistige Höchstleistungen. An der Schwelle zum 21. Jahrhundert gibt es in der industrialisierten Welt kein wertvolleres Gut als Wissen. Doch die meisten Hochschulen der Bundesrepublik befinden sich in bedauernswertem Zustand: Professoren interessieren sich nur für die Forschung und betrachten die Lehre als lästiges Nebenbei. Die Hörsäle sind überfüllt, Studenten brauchen immer länger bis zum Examen. Im ersten Job stellen die Absolventen dann fest, dass sie das meiste von dem, was ihnen die Universität beigebracht hat, gleich wieder vergessen können: Die Praxis sieht eben ganz anders aus. Auch die Arbeitgeber kritisieren die Praxisferne der Absolventen: Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit und unternehmerisches Denken werden an den staatlichen Universitäten kaum vermittelt, kritisiert Daniel Dirks, Fachbereichsleiter Bildung des Versicherungskonzerns Allianz für ihn ein typisches Problem der Massenuniversität. Noch schärfer äussert sich Oliver Maassen, bei der HypoVereinsbank verantwortlich für Personalmarketing und Nachwuchsentwicklung. Sein Vorwurf: Die staatlichen Universitäten machen die Studenten nicht fit fürs Berufsleben, es mangelt an methodischer und sozialer Kompetenz. Entsetzt reagierte Maassen kürzlich, als er ein CONTINUED

3 Seminar an der Universität in Münster besuchte und erfuhr, dass Studenten aus dem neunten Semester zum ersten Mal etwas frei vortragen mussten. Die Jungakademiker selbst beurteilen ihren Kenntnisstand selbstkritisch: Einer Studie des Hochschul-Informations-Systems zufolge beklagt sich mehr als die Hälfte von ihnen über fehlende Praxiserfahrung und Teamfähigkeit sowie mangelndes fachübergreifendes Denken. Höhere Zuschüsse für die Hochschulen sind nicht in Sicht, weil andere Ausgaben die öffentlichen Kassen blockieren. Die jährlichen Zuwendungen von rund 26 Milliarden Euro (51 Milliarden Mark) für die Hochschulen entsprechen 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die USA und Kanada geben mit 2,5 Prozent fast doppelt so viel für die Zukunft aus. Wer chronisch unterernährt wird, hat keine Chance, wieder auf die Beine zu kommen, warnt der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Klaus Landfried, vor der Dauerdiät, die unser Staat den Hochschulen angedeihen lässt. Studenten kommentieren, dass es unmöglich ist, in einem solchen Umfeld die Regelstudienzeiten einzuhalten. Haben sie erst einmal das Diplom in der Tasche, kehren die besten Absolventen vor allem der technischen Fakultäten ihren Universitäten schnell den Rücken. Denn von der Industrie werden sie mit Gehältern gelockt, die weit über den finanziellen Möglichkeiten der Unis liegen. Geldmangel einerseits, Verschwendung andererseits: Die Hamburger Unternehmensberatung Mummert + Partner hat errechnet, dass jährlich Wissen im Wert von über 1,3 Milliarden Euro an den Hochschulen buchstäblich verstaubt, weil Abschlussarbeiten, die in der Wirtschaft auf großes Interesse stoßen könnten, nicht ernsthaft verwertet werden. Trotz solcher Defizite stehen die Hochschulen im Urteil der Bevölkerung relativ hoch im Kurs. Nach einer Umfrage haben 63 Prozent der Deutschen volles Vertrauen in die Universitäten. Dagegen trauen nur 55 Prozent der Justiz, 41 Prozent dem Bundestag und nur 32 Prozent den Gewerkschaften. Ob dieses Vertrauen anhält, darf bezweifelt werden. Umfassende Reformen kommen nur langsam in Fahrt. Erstickt der Sparzwang in dieser Situation jede Reform im Keim? Oder kann die Finanzknappheit sogar Quelle neuer Tugenden sein? Positive Ansätze, die den Weg der Universitäten ins 21. Jahrhundert aufzeigen könnten, gibt es jedenfalls. Beispiel Berlin, Hochschule der Künste (HdK): 1996 beschloss der Senat, die Zuwendung an die verstaubte Institution um ein Drittel zu kürzen. Die Hochschulleitung stand vor der Wahl, entweder das Angebot massiv einzuschränken oder ihrerseits in die Offensive zu gehen. Wir haben die Kürzungen zum Anlass genommen, unsere Strukturen radikal zu vereinfachen und die Verwaltung zu verschlanken, erklärt Christine Faber, heute Marketingverantwortliche der HdK. Parallel bemühte sich die HdK um neue Geldquellen. Sponsoren aus der Wirtschaft boten sich an. Mit dem Slogan HdK goes multimedia gelang es, eine Reihe namhafter und finanzkräftiger Geldgeber ins Boot zu holen. Unter anderem unterstützen die Hochschule heute Apple, Pixelpark und der Fernsehsender n-tv. Am stärksten engagierte sich die Deutsche Bank. Im Februar 1998 ermöglichten die Geldspritzen des Finanzinstituts die Einrichtung eines neuen Lehrstuhls für den niederländischen Professor Willem Velthoven. Alle Partner sind sehr zufrieden mit der Kooperation, freut sich Faber. Der HdK sind auf diese Weise in zwei Jahren weit mehr als eine Million Euro zusätzlich zugeflossen. Wir wollen das weiter steigern, kündigt die Marketingexpertin selbstbewusst an. Ihr eigenes Gehalt wird zur Hälfte aus hinzugewonnenen Drittmitteln bestritten. Andere Universitäten setzen auf Bachelor- und Masterstudiengänge nach angelsächsischem Muster, um den Bedürfnissen der Wirtschaft gerecht zu werden. TURN OVER

4 Sebastian Wolff und Katharina Kort Nach Wirtschaftswoche Nummer 52, Dezember 1999 CONTINUED

5 Task 1 Beantworten Sie die folgenden Fragen: (20 points) [Reading Competence: 15 points] [Linguistic Competence: 5 points] a. Listen Sie die genannten Probleme auf, denen das deutsche Universitätssystem zur Zeit gegenübersteht. Die Professoren interessieren sich nur für ihre Forschung und nicht für die Lehre. Die Hörsäle sind mit Studenten überfüllt (Massenuniversität). Studenten werden nicht genug auf die Praxis vorbereitet. Eigenschaften wie Teamfähigkeit und unternehmerisches Denken werden nicht entwickelt. Studenten haben keine methodische und soziale Kompetenz. Hochschulen bekommem keine höheren Zuschüsse (nur 1,4% des Bruttoinlandsprodukts), in anderen Ländern sind die Zuschüsse doppelt so hoch wie in Deutschland. Andererseits verschwenden die Universitäten Geld, da sie Resultate von Abschlussarbeiten der Studenten nicht an die Wirtschaft weitergeben. b. Was kritisieren die Studenten am System? Die Studenten sind sehr selbstkritisch, sie glauben, dass sie keine Praxiserfahrung haben, keine Teamfähigkeit und auch kein fachübergreifendes Denken besitzen. Sie meinen, dass es in dem jetzigen System unmöglich ist, die regulären Studienzeiten einzuhalten. c. Wie hat die HdK das Problem der Kürzungen gelöst? Nennen Sie zwei Maßnahmen. Sie haben die Strukturen radikal vereinfacht und haben Kürzungen in der Verwaltung vorgenommen. Task 2 Einer Ihrer Mitstudenten hat verschiedene Teile des Textes (hier fettgedruckt) nicht verstanden: Erklären Sie ihm die im Text fettgedruckten Sätze mit Ihren eigenen Worten im Kontext des Textes: (35 points) [Reading Competence: 25 points] [Linguistic Competence: 10 points] a. An der Schwelle zum 21. Jahrhundert gibt es in der industrialisierten Welt kein wertvolleres Gut als Wissen. TURN OVER

6 b. Wer chronisch unterernährt wird, hat keine Chance, wieder auf die Beine zu kommen. c. Oder kann die Finanzknappheit sogar Quelle neuer Tugenden sein? d. Ihr eigenes Gehalt wird zur Hälfte aus hinzugewonnenen Drittmitteln bestritten. Task 3 Dietrich Schwanitz ist sehr beunruhigt über die Allgemeinbildung der Deutschen. Welche Fragen würden Sie Ihren Mitstudenten stellen, um den Stand ihrer Allgemeinbildung festzustellen. Halten Sie persönlich eine gute Allgemeinbildung für wichtig? Schreiben Sie ungefähr WÖRTER. (15 points) [Reading Competence: 10 points] [Linguistic Competence: 5 points] CONTINUED

7 Task 4 Beantworten Sie eine der beiden Fragen. Schreiben Sie ungefähr 300 WÖRTER. (30 points) [Linguistic Competence: 20 points] [Content: 10 points] a. Wie sehen Sie Ihre berufliche Karriere? Glauben Sie, dass die Schulen und Universitäten, die Sie besucht haben, Sie gut darauf vorbereitet haben? Denken Sie nicht nur an fachspezifische Inhalte in Ihrem Studienfach sondern auch an im Text genannte fachunabhängige Kompetenzen. Begründen Sie Ihre Antwort. oder b. Kommentieren Sie den Ausspruch von Lorenz Puntel (Philosophieprofessor in München): Wissen wird im kommenden Jahrtausend das größte Kapital der Menschheit sein. Der berühmte Satz von Francis Bacon Wissen ist Macht wird wahr wie nie (Nach Wirtschaftswoche, Dezember 1999). END OF PAPER

8