Voll im Nebel : Wenn die Psyche nicht mehr kann
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- Alma Geiger
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 (Text für die Medien) Voll im Nebel : Wenn die Psyche nicht mehr kann Ratlos: Die Theatergruppe Knotenpunkt bringt die Schwierigkeiten im Umgang mit einer Depression gekonnt auf die Bühne. Personalchef Rolf Luginbühl ist depressiv, seine Frau braucht einen Cognac. (Bild: Guido Capecchi). Aufklärung: Depression kann jeden treffen, immer und jederzeit. Die gute Nachricht? Erkennt man sie früh genug, kann man handeln, doch dazu braucht es Information. Dies liefert das Solothurner Bündnis gegen Depression und klärt mit einem Theater auf. Von Flavio Muheim. Solothurn Menschen, die sich offen zu ihren psychischen Problemen äussern, machen oft bittere Erfahrungen es droht der Verlust von Freunden und Bekannten, weil man halt auch im sozialen Umfeld funktionieren muss Mitmensch-Sein genügt eben nicht mehr begrüsste Christian Lanz, Kantonsarzt, die über 70 interessierten Zuschauer. Das Solothurner Bündnis gegen Depression und Equilibrium, Verein zur Selbsthilfe, sind Organisatoren der Veranstaltung am Mittwochabend im Solothurner Landhausaal. Gesundheitsamt und die Psychiatrischen Dienste der Solothuner Spitäler AG soh lieferten klare Fakten und Hilfsadressen. Das Theater Knotenpunkt brachte das Thema interaktiv näher. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Jeder fünfte Solothurner, jede fünfte Solothurnerin leidet einmal im Leben an einer Depression. Allein im Kanton Solothurn seien aktuell rund 50'000 Menschen betroffen. Hinter jeder Zahl stehe eine Person, ein
2 Schicksal, auch Angehörige, mahnte Lanz. Dies seien gewichtige Gründe diese Erkrankung zu einem Thema zu machen. Das Solothurner Bündnis gegen Depression wurde vor 1,5 Jahren ins Leben gerufen und hat sich der Aufgabe verpflichtet, im Miteinander an diesem Tabuthema zu rütteln. Wissen die beste Medizin Und ein Tabu ist es trotz der hohen Zahl der Betroffenen bis heute geblieben. Die meisten Menschen versuchen, trotz der Symptome zu funktionieren und nicht negativ aufzufallen so Martin Hatzinger, Chefarzt der Erwachsenenpsychiatrie in Solothurn und Professor für Psychiatrie an der Universität Basel. Betroffene, die ihre Depression verheimlichen, stehen unter einem grossen Druck. Dazu komme die Angst vor Stigmatisierung und Vorurteilen. Im schlimmsten Fall kommt es zum Suizid. In der Schweiz töten sich jeden Tag vier Menschen selbst. Frau frustriert, Tochter wütend Um den öffentlichen Diskurs zu forcieren, führte die Theatergruppe Knotenpunkt ein Stück auf. Es zeigt, wie der fiktive Personalchef Rolf Luginbühl, der an Depression erkrankt ist, seinem Chef nicht Paroli bieten kann und einfach alles hinnimmt. Der depressive Rolf steckt aber auch privat voll im Nebel. Seine Frau ärgert sich über die Passivität ihres Mannes und darüber, dass er nicht spricht. Scheissfamilie das ist doch krank, ruft die Tochter wütend, ehe sie ein Buch auf den Boden knallt. Ein Hausarzt, der nicht auf die Symptomatik seines Patienten eingeht und ein Vitaminpräparat verschreibt. Eine Kollegin, die von ihrer wieder aufblühenden Beziehung schwärmt: Rolf Luginsbühls Zustand verschlechtert sich. Alles zu spät, sagt er, droht damit Suizid an und verlässt die Bühne. Applaus für die Theatergruppe setzt ein. Scheissfamilie das ist doch krank. Das jüngste Glied in der Familie spürt, dass etwas nicht stimmt. (Bild: Guido Capecchi).
3 Im Anschluss hatte das Publikum die Möglichkeit direkt in das Gesehene einzugreifen. Die Moderatorin fordert das Publikum auf, den Verlauf des Stücks zu ändern, zu spielen, was Rolf Luginbühl besser bekommen wäre. Eine Frau, die den Mann nicht mit Fragen quält, ihn nicht noch mehr in die Enge treibt. Eine, die das Schweigen aushalten kann oder ihn umarmt, statt sich Cognac einzuschenken. Besonders eindrücklich ist die Szene, wo eine Zuschauerin der Tochter erklärt, dass Papi schwer krank sei und er oft viel Kopfweh habe. Sie tröstet und erklärt, dass Papi Besuch vom schwarzen Hund erhalten hat und dass sie nichts falsch gemacht habe. Martin Hatzinger kommentierte, dass seit kurzem bei Betroffenen mit Kindern in der Erwachsenenpsychiatrie auf Wunsch Kollegen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie involviert werden, damit auch die Kinder optimal betreut werden und nicht vergessen gehen. Viele Zuschauer haben Ideen, nicht alle getrauen sich auf die Bühne. Eine Hemmschwelle wie wenn es darum geht, über Depression zu reden. Dabei betrifft die Krankheit alle, wie Martin Hatzinger sagte. jeder von Ihnen kennt einen Betroffen in seinem weiteren Umfeld. Nur nimmt man die Krankheit nicht immer wahr, weil sie viele Gesichter habe, erklärte Hatzinger. Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, Interessenverlust, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit alles Anzeichen für eine Depression. Stress, Verluste und Konflikte können die Krankheit auslösen. Reden und lachen Nach der Veranstaltung unterhielten sich die Zuschauer noch angeregt beim Apéro. Alle Fragen scheinen nicht beantwortet zu sein, aber Hinweise für neue Verhaltensweisen wurden gegeben, sagt Flavio Muheim, Geschäftsstellenleiter des Solothurner Bündnisses gegen Depression. Man habe die Leute ermutigen wollen, über die Krankheit zu sprechen. Das tun sie. Und auch gelacht haben sie oft trotz des tristen Themas. Denn Hoffnung gibt die entscheidende Erkenntnis: Depression ist behandelbar. Textlänge: 753 Wörter/ 5265 Zeichen (inkl. Leerschläge) Absender: M. Sc. Flavio Muheim Psychologe FSP Geschäftsstelle Solothurner Bündnis gegen Depression Weissensteinstrasse Solothurn Telefon: Fax: Finden Sie uns auf Facebook: Solothurner Bündnis gegen Depression
4 Zusätzlich oder als Alternative zwei weitere Fotos der Veranstaltung: Dr. med. Christian Lanz (Kantonsarzt) und Prof. Dr. med. Martin (Chefarzt Erwachsenenpsychiatrie in Solothurn und Professor für Psychiatrie an der Universität Basel) freuen sich über die gelungene Aufklärungsarbeit. (Bild Fredy Obrist).
5 Guido Capecchi (Leiter Theater Knotenpunkt) und M. Sc. Flavio Muheim (Solothurner Bündnis gegen Depression) unterhalten sich über die Veranstaltung. (Bild Fredy Obrist).
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