Symbiosetrauma und symbiotische Verstrickungen
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- Insa Keller
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1 Symbiosetrauma und symbiotische Verstrickungen Kernkonzepte der Mehrgenerationalen Psychotraumatologie Frauenfeld, 31. Januar Prof. Dr. Franz Ruppert 1
2 Gliederung 1. Was bedeutet Psyche? 2. Sichere Bindung und gesunde Entwicklung 3. Psychische Erkrankungen als Traumafolgen 4. Was ist ein Trauma? 5. Was ist ein Symbiosetrauma? 6. Was sind Symbiotische Verstrickungen? 7. Schritte zur Auflösung eines Symbiosetraumas Prof. Dr. Franz Ruppert 2
3 Psyche als ein Element im psychosomatischen Netzwerk Genetisch vermittelte Zelle-zu-Zelle- Kommunikation Hormonsystem Immunsystem Psychisches System erschließt die Realität, ist multimodal selektiv adaptiv kreativ Prof. Dr. Franz Ruppert 3
4 Hauptaufgaben der Psyche Sie hilft dem lebenden Organismus einen Zugang zur Realität zu bekommen innerhalb und außerhalb des eigenen Körpers, um zu überleben, sich fortzupflanzen und zu menschlichen Gemeinschaften dazu zu gehören Prof. Dr. Franz Ruppert 4
5 Hauptfunktionen der Psyche Wahrnehmen Fühlen Denken Erinnern Selbstbewusstsein Psyche sind die verschieden Programme, um Informationen über die Realität zu verarbeiten und Handlungen zu steuern. Der Körper von der Psyche durchdrungen Prof. Dr. Franz Ruppert 5
6 Die vier Hauptgehirne des Menschen Das Reptiliengehirn: Friß oder stirb! Flucht oder Angriff! Angst oder Aggression Das Säugetiergehirn: Fühle mit! Liebe, damit du geliebt wirst! Halte die Zugehörigkeit! Die rechte Großhirnhälfte: Mache dir Bilder und Vorstellungen! Assoziiere! Erfinde deine Welt! Die linke Großhirnhälfte: Spreche! Denke logisch rational! Sei ich! Prof. Dr. Franz Ruppert 6
7 Drei Hauptzustände der Psyche Wohlfühlzustände Keine existentielle Gefahr Optimale Realitätsoffenheit Stressprogramme Drohende existentielle Gefahr Hypervigilanz und Realitätsverengung Traumanotfallreaktionen Gefahr ist überwältigend Realitätsausblendung Prof. Dr. Franz Ruppert 7
8 Wie entwickelt sich eine menschliche Psyche? Vor und nach der Geburt entwickelt sich die kindliche Psyche vor allem im Spiegel der mütterlichen Psyche. Durch die Mutterbindung werden elementare Muster der psychischen Reaktionen eines Kindes auf seine Umwelt geprägt. Sie sind unbewusst Prof. Dr. Franz Ruppert 8
9 Was die Psyche eines Menschen am meisten prägt. ist seine symbiotische Bindungsbeziehung mit seiner Mutter (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 9
10 Jedes Kind ist mit seiner Mutter doppelt symbiotisch verwoben passiv: die psychischen Qualitäten der Mutter prägen sich in die psychische Grundstruktur des Kindes ein aktiv: das Kind hält sich an der Mutter fest und versucht, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die Bindungsliebe eines Kindes zu seiner Mutter ist die stärkste psychische Kraft Prof. Dr. Franz Ruppert 10
11 Die Bedeutung des Vaters für die Entwicklung der Psyche eines Kindes Die Beziehung zum Vater eröffnet dem Kind eine zweiten Zugang zur Welt. Sie hilft dem Kind, sich aus der engen Beziehung mit seiner Mutter zu lösen. Um selbständig zu werden, hilft dem Kind auch eine sichere Vater-Bindung Prof. Dr. Franz Ruppert 11
12 Wie kommt es zu einer gesunden psychischen Entwicklung? Symbiotische kindliche Bedürfnisse nach Wärme, Schutz, Halt, Liebe und Zugehörigkeit werden von der Mutter und vom Vater befriedigt. Bestreben nach Eigenständigkeit des Kindes wird von beiden Eltern gefördert Prof. Dr. Franz Ruppert 12
13 Menschliche Entwicklung findet im Wechsel zwischen Symbiose- und Autonomiebedürfnissen statt Prof. Dr. Franz Ruppert 13
14 Symbiotische Urbedürfnisse genährt werden gewärmt werden Körperkontakt haben gehalten werden gesehen werden verstanden werden unterstützt werden Zusammengehören Willkommen sein Prof. Dr. Franz Ruppert 14
15 Autonomiebedürfnisse Selbst wahrnehmen, fühlen, denken Eigenständig sein In sich selbst Halt finden Etwas selbst machen Unabhängig sein Frei sein Selbst entscheiden Prof. Dr. Franz Ruppert 15
16 Psychische Krankheiten, Störungen, Konflikte sind eine Frage des Zustand des menschlichen Psyche. Um psychische Probleme effektiv therapeutisch behandeln zu können, sind fundierte Kenntnisse über die menschliche Psyche notwendig Prof. Dr. Franz Ruppert 16
17 Hauptgruppen von Diagnosen für psychischen Erkrankungen Ängste Depressionen Persönlichkeitsstörungen Psychosen und Schizophrenien Hauptgründe für das Nachsuchen um psychotherapeutische Hilfe sind Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen Prof. Dr. Franz Ruppert 17
18 Viele psychische Störungen haben ihre Ursache in der Traumatisierung des menschlichen Bindungssystems Prof. Dr. Franz Ruppert 18
19 Eine Erfahrung wird zum Trauma wenn in einer lebensbedrohlichen Situation alle unsere Stressprogamme versagen und die Lebensgefahr sogar noch weiter steigern und wir diese deshalb unterdrücken müssen, um zu überleben Prof. Dr. Franz Ruppert 19
20 Der Trauma-Notfallmechanismus besteht aus: Erstarren Einfrieren Dissoziieren und Aufspalten der Identität Er sichert das körperliche und/oder psychische Überleben Prof. Dr. Franz Ruppert 20
21 Spaltungen der psychischen Struktur nach einer Traumaerfahrung Traumatisierte Anteile Überlebensanteile Gesunde Anteile Prof. Dr. Franz Ruppert 21
22 Traumata bei den Eltern (Existenz-, Verlust-, Bindungstraumata) setzen sich als Symbiosetraumata bei ihren Kindern fort Prof. Dr. Franz Ruppert 22
23 Die Beziehung zu seiner Mutter kann für ein Kind zu einem Symbiosetrauma werden. Das Kind ist hilflos und ohnmächtig, einen stabilen, sicheren, Halt gebenden emotionalen Kontakt zu einer Mutter aufzubauen, die selbst traumatisiert ist (durch Verluste, sexuelle Gewalt, Kriege) Prof. Dr. Franz Ruppert 23
24 Traumatisierte Mütter können sein Emotional nicht erreichbar Übergriffig Emotional schwer belastet Unberechenbar Emotional bedürftig Gewalttätig Sie sind psychisch gespalten Prof. Dr. Franz Ruppert 24
25 Gesunde psychische Strukturen bei einem Kind Eigene Lebenskraft Eigener Lebenswille Gesunde Urbedürfnisse Freude an der Bewegung Freude am Spielen Freude am Lernen Offenheit, Kreativität Prof. Dr. Franz Ruppert 25
26 Merkmale traumatisierter Anteile bei einem Symbiosetrauma Verzweiflung, dass keine Elternliebe spürbar ist Verlassenheits- und Einsamkeitsgefühle Todesängste Unterdrückte Wut Unterdrückte Trauer extremer Rückzug Tendenz zur Selbstaufgabe Prof. Dr. Franz Ruppert 26
27 Merkmale der Überlebensanteile bei einem Symbiosetrauma zähes Ringen um die Liebe der Eltern Idealisierung der Mutter/des Vaters Identifikation mit den Überlebensmechanismen der Eltern verschmelzen mit den traumatisierten Anteilen der Eltern oder Großeltern die Eltern retten wollen verdrängen und leugnen des eigenen Liebestraumas Prof. Dr. Franz Ruppert 27
28 Die Kernfrage beim Symbiosetrauma lautet: Bin ich gewünscht, gewollt, geliebt? Eine Traumatisierung der Liebe bedeutet: 1) Ich weiß nicht, was gesunde Liebe ist. 2) Ich habe illusionäre Vorstellungen von Liebe. 3) Ich praktiziere Liebe und vermische und verwechsle Liebe mit Angst, Wut, Trauer, Schmerz oder Sexualität Prof. Dr. Franz Ruppert 28
29 Folgen eines Symbiosetraumas Leben in einer fremden Identität Eigene und übernommene Gefühle können nicht unterschieden werden Lebenslange symbiotische Verstrickung mit den Eltern Symbiotische Verstrickungen in anderen nahen Beziehungen Psychische Störungen aller Art (Ängste, Hyperaktivität, Depressionen, Süchte, Psychosen ) (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 29
30 Gesunde oder verstrickte Beziehung? Person A GA ÜA TA Person B GA ÜA GA/GA GA/ÜA GA/TA GA/ÜA ÜA/ÜA ÜA/TA TA GA/TA ÜA/TA TA/TA Prof. Dr. Franz Ruppert 30
31 Merkmale einer symbiotischen Verstrickung Interaktionen zwischen ÜA/ÜA, ÜA/TA Besitzen wollen, vereinnahmen, klammern Veränderung vom anderen fordern Bewertungen und Abwertungen wechselseitiges nicht Verstehen Wut, Hass, Gewalt in der Beziehung Dominanz, Rebellion, Unterwerfung Ausbeutung Liebesillusionen Prof. Dr. Franz Ruppert 31
32 Integration der Spaltungen nach einer Traumaerfahrung Trauma- Gefühle zulassen Illusionen erkennen und aufgeben Sich stabilisieren und neue Freiheiten nutzen Gesunde Anteile stärken Prof. Dr. Franz Ruppert 32
33 Ankündigung Oktober 2014 in München 2. Internationale Tagung Gesunde Beziehungen und das Aufstellen des Anliegens Prof. Dr. Franz Ruppert 33
34 Literatur Franz Ruppert (2005). Trauma, Bindung und Familienstellen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. Franz Ruppert (2007). Seelische Spaltung und innere Heilung. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. Franz Ruppert (2010). Symbiose und Autonomie. Symbiosetrauma und Liebe jenseits von Verstrickungen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. Franz Ruppert (2012). Trauma, Angst und Liebe. Unterwegs zu gesunder Eigenständigkeit. Wie Aufstellungen dabei helfen. München: Kösel Verlag. Franz Ruppert (2014). Frühes Trauma. Stuttgart: Klett- Cotta Verlag. (erscheint im Oktober 2014) Prof. Dr. Franz Ruppert 34
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