Gesundheitskompetenz von Mitarbeitenden ein Kernelement der betrieblichen Gesundheitsförderung
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- Karola Fuchs
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1 Gesundheitskompetenz von Mitarbeitenden ein Kernelement der betrieblichen Gesundheitsförderung Catherine Favre Kruit, Gesundheitsförderung Schweiz Sylvie Schumacher, Careum Patientenbildung Nationale Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung September 2014, Universität Fribourg (Schweiz)
2 Inhalt 1. Einführung 2. Was verstehen Sie unter Gesundheitskompetenz? 3. Konzept Gesundheitskompetenz 4. Gesundheitskompetenz messen 5. Konsequenzen für BGF/BGM Zwei Beispiele 6. Diskussion Was ist in Ihrem Betrieb bereits erfolgt? Wo sehen Sie Handlungsbedarf zugunsten förderlicher Rahmenbedingungen? Wo bestehen Anknüpfungspunkte zur Förderung von Gesundheitskompetenz im betrieblichen Setting? Welche Hindernisse könnten (wie) zu überwinden sein? 7. Gesundheitskompetenz fördern 2
3 Was verstehen Sie unter Gesundheitskompetenz? 3
4 Was sind Gesundheitskompetenzen? 4
5 Konzept Definition und Ebenen Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit des Einzelnen, im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken zu Hause, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssystem und in der Gesellschaft ganz allgemein. (Kickbusch 2006) Drei-Ebenen-Modell (Nutbeam 2000) Funktionale Gesundheitskompetenz Kommunikative, interaktive Gesundheitskompetenz Kritische Gesundheitskompetenz Lese- und Schreibfähigkeiten «Mein Arzt schreibt, ich soll 3x pro Woche Ausdauerübungen machen.» Kognitive und soziale, kommunikative Kompetenzen «Kann ich statt diesen Übungen über Mittag auch Pilates machen?» Fortgeschrittene kognitive und soziale Kompetenzen «Die Übungen sind gut, aber wie kann ich mich in der Kantine gesünder ernähren?» 5
6 Integriertes Modell Dimensionen, Einflussfaktoren, Lebenslauf [The health literacy] process generates knowledge and skills which enable a person to navigate three domains of the health continuum ( ) (Sørensen et al. 2012) 6
7 Gesundheitskompetenz messen Wie steht es um die «Gesundheits-Fähigkeiten» der Europäer und Europäerinnen? 7
8 Gesundheitskompetenz messen In Europa gewinnen Ansätze zur Messung von Gesundheitskompetenz zunehmend an Bedeutung: EU Health Literacy Studie (HLS-EU) 2012: Bulgarien, Griechenland, Irland, Niederlande, Österreich, Polen, Spanien, Deutschland (nur Nordrhein-Westfalen) Deutschland: AOK und WIdO Umfrage
9 Gesundheitskompetenz im europäischen Vergleich Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (2014) 9
10 Gesundheitskompetenz Teilaspekte * n= Erwerbstätige Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (2014) 10
11 Gesundheitskompetenz nach Kompetenzbereichen Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (2014) 11
12 Gesundheitskompetenz nach Demografie-Variablen Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (2014) 12
13 Relevanz für Betriebe Warum? Geringe Gesundheitskompetenz ist mit Gesundheitsstatus, Verhalten und Gesundheitskosten verbunden (3-5% = Mia. für die CH). Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu entwickeln, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe auf individueller, gesellschaftlicher, institutioneller und politischer Ebene (Health in all Policies). Das Gesundheitswesen ist gefordert, aber auch die anderen Sektoren (z.b. Bildung, Wirtschaft). Arbeitsplatz und Betriebe stellen einen geeigneten Ort dar, um zur Wissensvermittlung, zur Steigerung von BGF und Arbeitsschutzmassnahmen und zur Förderung von Gesundheitskompetenz beizutragen. 13
14 Gesundheitskompetenz von Mitarbeitenden Konsequenzen für BGF/BGM I 14
15 Gesundheitskompetenzen am Arbeitsplatz Massnahmen zur Förderung von Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz sind sehr wirksam, v.a. wenn sie in die Unternehmensstrategie eingebettet sind. Sind besonders nützlich, um Männer anzusprechen, die oft schwieriger zu erreichen sind als Frauen. Gesundheitskompetenz zu stärken, kann die Produktivität und das Engagement der Mitarbeitenden steigern sowie Absenzen reduzieren. 15
16 Was funktioniert? Am Arbeitsplatz I Auf der strategischen Ebene: Unterstützung durch die Unternehmensleitung, langfristige Vision Mitarbeitende beteiligen (ihre Bedürfnisse und Fragen kennen) Vielfalt berücksichtigen (Berufe, Bildung, Sprachen und kulturelle Hintergründe, Lebensphasen, familiäre Situation) Einfache Botschaften kommunizieren (Übersetzungen) Unterschiedliche Kommunikationskanäle und Medien nutzen (Bilder, Videos) Wirkung der Massnahmen auf verschiedene Gruppen von Mitarbeitenden überprüfen (belegen, was funktioniert; verbessern, was nicht funktioniert) 16
17 Im Arbeitsumfeld: Was funktioniert? Am Arbeitsplatz II - Gesundheitsförderliche Entscheidungen erleichtern: Make the healthy choice the easy choice (Mahlzeiten, Getränke- und Snackautomaten, Zugang zu Trinkwasser, körperliche Aktivität). - Angebote für Familien schaffen Individuelles Gesundheitsverhalten: - Zu gesundheitsförderlichem Verhalten der Mitarbeitenden anregen (Arbeitsweg zu Fuss oder per Velo) - Angemessene Weiterbildungsangebote (lesen, schreiben, Sprachen, aber auch Velo fahren etc.) 17
18 Gesundheitskompetenz von Mitarbeitenden mit chronischer Krankheit Konsequenzen für BGF/BGM II 18
19 Nutzersicht Anpassungen und Selbstmanagement am Arbeitsplatz Ökonomisches Kapital und soziale Relevanz Körperliche, kognitive, soziale Herausforderungen: Schmerzen, Erschöpfung, Depression, Frustration, Angst, Absenzen, Kommunikation, Unverständnis von Kollegen und Vorgesetzten Kenntnisse und Kompetenzen fürs Selbstmanagement sind relevant für den Verbleib in der Erwerbstätigkeit. Anpassungsfähigkeit von Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden (Haslbeck et al. [in Vorbereitung]) 19
20 Erwerbsleben mit chronischer Krankheit Frank M., 47 Technischer Kaufmann bei KMU (100%) Rheumatoide Arthritis (RA) seit 3 J. Müdigkeit, Blutarmut, erhöhte Temperatur, Appetitlosigkeit, morgendliche Schmerzen Nebenwirkungen von Medikamenten Absenzen Angst, Unsicherheit Lernt, Gesundheit ernst zu nehmen. Familie, Heim und Garten, leichte Wanderungen statt Klettertouren 20
21 Auswirkungen von Gesundheitskompetenz Relevanz für BGF/BGM Frank M. will sich zu helfen wissen Funktionale Gesundheitskompetenz Kommunikative, interaktive Gesundheitskompetenz Kritische Gesundheitskompetenz Informationen zum Arbeitsleben mit RA, gesunde Verpflegung und bewegte Pausen, PC-Kalender Gespräche mit Kollegen und Vorgesetzten, Anpassungsmöglichkeiten aushandeln (z.b. Arbeitszeiten, Ergonomie) Versicherung, Ideenbox, Arbeitnehmervertretung 21
22 Diskussion Was ist in Ihrem Betrieb bereits erfolgt? Wo sehen Sie Handlungsbedarf zugunsten förderlicher Rahmenbedingungen? Wo bestehen Anknüpfungspunkte zur Förderung von Gesundheitskompetenz im betrieblichen Setting? Welche Hindernisse könnten (wie) zu überwinden sein? 22
23 Gesundheitskompetenz fördern Selbstmanagement bringt Entlastung Evivo «Gesund und aktiv leben» CDSMP (Chronic Disease Self-Management Program) seit 2010 adaptiert 6 Wochen à 2.5h, 1 Kursleitung ist selbst chronisch krank («Peer»-Ansatz) Verein «Evivo Netzwerk» für partizipative, dezentrale Umsetzung in CH, A, D Niederlande: Gruppenprogramme für Erwerbstätige Weiterentwicklung des CDSMP: klassische Methoden, neue Kursaktivitäten zu arbeitsbezogenen Themen, Inhalte mit Fokus auf den Arbeitsplatz. (Detaille et al. 2009) Eigenständiges Programm inkl. Einzelberatung: arbeitsbezogene Probleme identifizieren, im Betrieb kommunizieren, Lösungen erarbeiten. Selbstwirksamkeit, Müdigkeit, Arbeitszufriedenheit (Varekamp et al. 2011) Kursangebot von Careum «Gesund und aktiv am Arbeitsplatz» Arbeitsalltag gesundheitsbewusst und aktiv planen Bedürfnisse offen und angemessen kommunizieren Techniken und Strategien des Selbstmanagements nutzen Praktische Übungen und Tipps 23
24 Gesundheitskompetenz fördern Nützliche Links Allianz Gesundheitskompetenz WHO The Solid Facts Health Literacy WIdOmonitor Gesundheitskompetenz von gesetzlich Krankenversicherten Ergebnisse EU-HLS Studie Evivo «Gesund und aktiv leben» Bertelsmann-Stiftung Bessere Gesundheit und höhere Arbeitsproduktivität durch nachhaltige Änderung des Patientenverhaltens 24
25 Für weitere Informationen Allianz Gesundheitskompetenz Catherine Favre Kruit Gesundheitsförderung Schweiz Sylvie Schumacher Careum Patientenbildung 25
«Gesundheitskompetenz. Die Fakten» Wissenswerte Fakten von der WHO Dr. Jörg Haslbeck, Kompetenzzentrum Patientenbildung, Careum Forschung, Zürich
«Gesundheitskompetenz. Die Fakten» Wissenswerte Fakten von der WHO Dr. Jörg Haslbeck, Kompetenzzentrum Patientenbildung, Careum Forschung, Zürich Fakten-Reihe der WHO «Quelle von Erkenntnissen zu Public-Health-Themen»
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