Thomas W. Stephan Predigt: Heiliger Abend Christvesper Gott wird Mensch heute 1 von 6. heute

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1 Thomas W. Stephan Predigt: Heiliger Abend Christvesper Gott wird Mensch heute 1 von 6 Gott wird Mensch heute Predigt: Joh 3, Gott wird Mensch Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Frohe Weihnachten, liebe Gemeinde, ein schöner Text zu Weihnachten, nicht wahr? Wir haben grade die Weihnachtsgeschichte gehört Gott kommt in die Welt, in dem kleinen, armen Kind in der Krippe. In elenden Verhältnissen, aber die Engel jubilieren, die Hirten preisen und der Stern bescheint die friedliche Szene. Alles schläft, einsam wacht, nur das traute, hochheilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar, schlaf in himmlischer Ruh Halleluja. Und da passt dieser Text doch geradezu ideal. Er bekräftigt Gottes wunderbares Handeln zu unserem Heil: O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit! Aber der Text geht noch weiter: Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.

2 Thomas W. Stephan Predigt: Heiliger Abend Christvesper Gott wird Mensch heute 2 von 6 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind. Uji, über die Verse 16 und 17 könnte man am Heiligabend schon predigen, aber vom Gericht will doch zu Weihnachten niemand was hören. Man will doch etwas über die Liebe Gottes zu den Menschen hören oder über das Geschenk Gottes an die Menschen, wenn man Weihnachten zur Kirche geht. Schön ist der Vers 18a: Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; Glaube als Geschenk, Vergebung Versöhnung, das passt zu Weihnachten. Was soll ich den Leuten an Weihnachten erzählen? das treibt mich schon seit Wochen um. Spätestens seit der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt eröffnet hat und erst Recht, nach dem so ein Weihnachtsmarkt in Berlin zu einem Ort des Schreckens, mit vielen Toten und Verletzten geworden ist. Was um Himmels Willen sollst du den Leuten erzählen? Man fragt sich, wie das sein kann, wie warum ein Gott, von dem doch als Gott der Liebe die Rede ist, so etwas zulassen kann? Der doch mit dem unschuldigen Kind in der Krippe den Frieden bringt? Das haben wir uns noch am Mittwoch in Bibel aktuell gefragt. Nachdem uns Herr Hoffmann in das Umfeld der Weihnachtsgeschichte, bei Lukas und bei Matthäus eingeführt hat, waren wir sehr schnell ganz aktuell bei dieser Frage. Wie kann man beim Blick in die Welt vom Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens sprechen? Sind wir nicht die Menschen seines Wohlgefallens? Mir ist klar, dass heute vielleicht eine ganze Menge Leute hier sind, die nicht so oft Gottesdienste besuchen, die sich auf Weihnachten freuen, mit der Familie in die Kirche zu gehen und dann zuhause schön zu feiern. Aber ich frage mich: Was soll ich den Leuten erzählen? Zuckerguss und holder Knabe im lockigen Haar? Was heißt eigentlich Weihnachten? Was feiern wir da? Gott kommt in die Welt: Gott liebt die Welt so sehr, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, dass die Welt durch ihn gerettet werde, dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Theologisch, vom dreieinen Gott her gedacht, bedeutet das nicht weniger, als dass Gott selbst Mensch wird. Und wir Pfarrer sagen dann immer solche Sätze wie: Gott wird einer von uns. Und weil Gott sich ganz verschenkt, können auch wir Liebe schenken. Gott will uns ganz nah kommen. Gott wurde ein kleines/wehrloses/schutzloses Kind. Gott kommt in die Welt, wird Mensch heute blabla.

3 Thomas W. Stephan Predigt: Heiliger Abend Christvesper Gott wird Mensch heute 3 von 6 Mal ganz im Ernst: Heute? Heute? Wie können wir HEUTE Weihnachten feiern bei einem Blick in die Welt? Was ist nur mit unserer Welt los? Ich habe den Eindruck, dass irgendetwas losgelassen ist und es an allen Enden abgleitet. Wie kann ich Weihnachten feiern, wenn ich auch nur ein bisschen um mich herum schaue? Ich meine, selbst wenn wir von der Kanzel immer wieder betonen, dass das kleine Jesuskind in elendsten Verhältnissen geboren wurde, im untersten Teil der Herberge, da, wo die Tiere sind, dass die Hirten, die Ausgestoßenen der damaligen Gesellschaft waren, der Bodensatz und dass Gott sich grade diesen zuerst offenbart. Selbst dann klingt diese Szene doch irgendwie idyllisch. Wir können uns das doch gar nicht mehr vorstellen. Das führt mich zu der Frage: Was heißt eigentlich Weihnachten? Was heißt es, wenn wir sagen, dass Weihnachten auch heute geschieht? Sagt man ja gerne mal: Weihnachten kommt in die Welt, Gott will uns nahe sein, auch heute Was heißt es, wenn ich das ernst nehme? Dann muss ich fragen: Wo kommt Gott heute in die Welt? Wo wird der Retter der Menschheit heute geboren? Vor einigen Wochen schon ist mir ein Bild begegnet. Als ich das gesehen habe ein Kind aus dem Jemen oder aus Aleppo??? Ich weiß das gar nicht, ich kann es nicht überprüfen. Kein blutiges Bild, keine Trümmer, keine schreienden Menschen drumherum. Nur ein Kind, auf einer hellen Decke, zu sehen ab dem Oberkörper. Ich zeige ihnen jetzt eine verfremdete Version dieses Bildes das Original werde ich ihnen heute bestimmt nicht zeigen. Es ist abgemagert, sehr dünn, die Haare sind dünn und zerzaust, der Blick geht einfach nur in die Ferne. Die Haut ist faltig und es hat seinen Arm über dem Mund. Bild einblenden

4 Thomas W. Stephan Predigt: Heiliger Abend Christvesper Gott wird Mensch heute 4 von 6 Beim Anblick dieses Bildes war für mich klar: Du kannst dieses Jahr nichts über Weihnachten erzählen. Nicht bei DIESEM Kind. In DIESEM Kind liegt das ganze Elend der Welt alles Leiden der Erde. Es braucht keine Bilder von zerbombten Häusern oder verletzten, blutenden Menschen, keine Bilder und Berichte von fliehenden oder ertrinkenden Menschen. In DIESEM EINEN Kind zeigt sich ALLES. In diesem EINEN Kind wird das ganze und völlige Versagen unserer Weltgemeinschaft vor Augen geführt. Dieses EINE Kind ist die Bankrotterklärung unserer gesamten Zivilisation, aller Humanität, aller Kultur! Und zwar unabhängig von Religion, Weltanschauung oder Politik Ich sehe den UN Sicherheitsrat und dieses EINE Kind und mir ist klar: Wir haben versagt! O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren Wie kann man Weihnachten feiern, wenn heute Kinder so geschändet werden? wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Ist es das? Sind wir schon gerichtet? Wir, als ganze Menschheit? Welt ging verloren Wie können wir Weihnachten feiern und davon reden, dass Gott in diese Welt kommt heute? Ich denke, NUR so! NUR so können wir Weihnachten feiern, beim Blick auf dieses Kind auch wenn s weh tut. Aber wenn wir Weihnachten ernstnehmen von den alttestamentlichen Verheißungen des Messias, des Friedefürsten, des Retters, in eine Situation der größten Katastrophe und Hoffnungslosigkeit des Volkes. gesprochen. Israel war als funktionierende Gesellschaft aufgelöst, der Tempel zerstört, die Menschen verstreut oder in Gefangenschaft über die Geburtsgeschichte Jesu im den tiefsten Dreck seiner Zeit bis heute, bis zu diesem Bild, das für einfach alles steht NUR darin können wir die Botschaft von der Liebe Gottes, der selbst Mensch wird, als Mensch in das tiefste Elend, in das Versagen einer sogenannten zivilisierten Weltgemeinschaft kommt, annehmen, NUR darin können wir Weihnachten feiern. Wenn Gott heute in die Welt kommt, dann NUR da, nicht im holden Knaben im lockigen Haar. Nur so: DARIN, nur darin kann Christus heute in die Welt kommen.

5 Thomas W. Stephan Predigt: Heiliger Abend Christvesper Gott wird Mensch heute 5 von 6 Der Pharisäer Nikodemus diskutiert mit Jesus. Es geht um das Heil, um das Reich Gottes und Jesus sagt ihm, dass der Mensch neu geboren werden muss, sonst kann er das Reich Gottes nicht sehen. Und in einem Satz fasst Jesus die ganze christliche Erlösungsbotschaft für die Menschenwelt zusammen: Gott liebt die Menschen so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hingibt, um die Welt dem Verderben zu entreißen. Im Menschensohn wird der Mensch neu geboren. Und ich denke, DARIN liegt die Chance: Christus wird offenbar und jeder Mensch hat die Entscheidungsfreiheit, dem einzigen Gottessohn zu glauben oder nicht. Indem die Menschen sich dem göttlichen Licht entziehen und sich der Finsternis zuwenden, beginnt ihr Verderben, ereignet sich das göttliche Gericht. Wer sich der in Christus präsenten Wahrheit Gottes öffnet, lebt im göttlichen Licht: Gott ist so weise und menschenfreundlich, dass er sich ins Sichtbare begibt, für uns Mensch wird. Man könnte sagen, es liegt an uns, ob Weihnachten wird. Durch unser Reagieren auf diese Geburt durch unseren Glauben wird das Kind in das Elend der Welt geboren zur Rettung. Christ der Retter ist da tönt es laut von fern und nah: Christ, der Retter, ist da, Christ, der Retter, ist da! Gottes Sohn, o wie lacht. Lieb aus deinem göttlichen Mund, DA uns schlägt die rettende Stund, Christ, in DEINER Geburt Irgendwie sind diese alten Lieder doch klasse, oder? Christ, in DEINER Geburt Es ist an uns, diese Welt ein bisschen besser zu machen. Christ der Retter ist da. Gott macht den ersten Schritt, wir müssen das Reich Gottes nicht allein machen. Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Sieh doch, eine junge Frau ist schwanger, sie wird ein Kind gebären und es Gott-ist-mit uns, Immanuel nennen. Gott hilft, aber WIR müssen was dazu tun. Gott schnipst nicht mit dem Finger und alles wird gut. Auch die Engel machen nichts die verkünden nur. Gott zaubert nicht. Er muss selbst Mensch werden und anpacken als DIESES Kind, nicht als strahlender Gott, glänzend und allmächtig. Jesus ist ein Antiheld, er muss sich mit den menschlichen Dingen rumschlagen, überzeugen. Er muss gegen Ignoranz und Dummheit seiner Gegner angehen gegen Heilsprediger, die den Menschen das Blaue vom Himmel herunter versprechen er muss sich mit dem Establishment, dem hohen Rat rumschlagen, muss sich mit Populisten, Hetzern und pseudointellektuellen Pharisäern auseinandersetzen. Jesus nimmt Unsicherheit und manchmal lähmende Angst der Menschen auf und begegnet dem mit Zuwendung. Alles das, was heute auch nötig ist.

6 Thomas W. Stephan Predigt: Heiliger Abend Christvesper Gott wird Mensch heute 6 von 6 Aber Gott zaubert nicht, deshalb ist es an uns, die Welt ein bisschen besser zu machen. Jesus hat den Menschen nie das Blaue vom Himmel herab versprochen. Er hat immer gesagt: Es ist möglich, es sollte sein, aber IHR müsst und KÖNNT es machen er hatte Vertrauen trotz aller Widrigkeiten bis zuletzt scheinbar gescheitert Kreuz. Gott hat das Vertrauen, er traut es uns zu und zeigt es uns, ist sich nicht zu schade, selbst anzupacken mit allen menschlichen Konsequenzen aber es ist an uns, Weihnachten lebendig und relevant werden zu lassen durch unseren Glauben wird das Kind zur Rettung Gott hilft (Immanuel) und durch unseren Glauben wird es zur Rettung für die Welt, aber bitteschön: tätiger Glaube. Denn dazu hat Gott seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. und damit schließt ja der Predigttext: Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind. Darauf können und sollen wir uns an Weihnachten wieder besinnen: Gott wird Mensch. Wir dürfen als Gottes geliebte Kinder seine Liebe annehmen und im göttlichen Licht leben. Dann, denke ich, können wir auch dieses Bild wieder ansehen ganz anders ansehen, liebevoll und hoffnungsvoll. Wir haben es in der Hand, nein, im Herzen, ob mit diesem Kind heute Weihnachten wird oder ob es nur ein weiteres sinnlos leidendes Menschenkind bleibt. Wir bestimmen, wie diese Welt aussieht ob sie ein bisschen besser wird, ob wir uns menschlich behandeln, ob Friede wird, bei uns den Menschen seines Wohlgefallens. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN Link zum Original des Bildes Vorsicht: Es ist nicht schön anzusehen: krieg in arabiens armenhaus fotostrecke html [ Thomas W. Stephan, ]