Praktikumsbericht. Bezirkskrankenhaus Günzburg. Katharina Maria Veh. Universität Ulm. Institut für Psychologie und Pädagogik

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1 Universität Ulm Institut für Psychologie und Pädagogik Albert-Einstein-Allee Ulm Sommersemester 2016 Praktikumsbericht Bezirkskrankenhaus Günzburg Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik KURZFASSUNG Katharina Maria Veh Matrikelnummer: Wortzahl: 1219

2 2 Inhaltsverzeichnis 1.Einführung und Kurzdarstellung der Einrichtung Beschreibung der Institution Mitarbeiter und Funktionsverteilung Klientel Darstellung der eigenen Tätigkeit Klinisch-psychologische Arbeit auf den Stationen Hospitation auf Station 53: Suchterkrankungen Depressionsgruppe und Soziales Kompetenztraining auf Station 42: affektive Erkrankungen Arbeit auf anderen Stationen Psychologische Testdiagnostik Hospitation bei Psychotherapeutischen Einzelgesprächen in der PIA: Psychiatrische Institutsambulanz Klinikinterne Fortbildungen und Supervision Persönliche Einschätzung des Praktikums... 5

3 3 1.Einführung und Kurzdarstellung der Einrichtung 1.1 Beschreibung der Institution Ich absolvierte vom bis ein achtwöchiges Vollzeitpraktikum (40h/Woche) im Bezirkskrankenhaus Günzburg, Klinik für Psychiatrie. Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Günzburg ist ein Bereich des Bezirkskrankenhauses Günzburg und gehört zu den Bezirkskliniken Schwaben. Seit 1974 ist das BKH Günzburg akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm und nimmt Aufgaben in Lehre und Forschung wahr. Das Einzugsgebiet der Psychiatrischen Klinik erstreckt sich über die Landkreise Günzburg, Neu-Ulm, Dillingen, Donau-Ries und Teile von Augsburg-Land und Aichach-Friedberg, mit insgesamt ca Einwohnern. Die Klinik versorgt psychisch erkrankte Menschen mithilfe von stationärer, teilstationärer (Tag-Nacht-Klinik) und ambulanter Behandlung und Pflege. 1.2 Mitarbeiter und Funktionsverteilung Die Klinik umfasst als Versorgungskrankenhaus 310 Betten und beinhaltet folgende Abteilungen: Allgemeinpsychiatrie, Abhängigkeitserkrankungen, Akutgeriatrie und Gerontopsychiatrie, Psychiatrische Institutsambulanz (PIA), Home Treatment. In der psychiatrischen Klinik sind insgesamt knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Personal zählen Ärzte, Psychologen, Ergotherapeuten und Sozialpädagogen, Krankenschwestern und Pfleger, die sich gemeinsam mit Bewegungstherapeuten, Physiotherapeuten, Musik-und Kunsttherapeuten sowie Klinikseelsorgern für die Genesung der Patienten engagieren. 1.3 Klientel In den allgemeinpsychiatrischen Stationen werden Patienten mit den verschiedensten Erkrankungen behandelt: depressive Erkrankungen bipolare affektive Störungen Schizophrenien Lebenskrisen in Konfliktsituationen psychische Probleme im Rahmen körperlicher Erkrankungen Angst- und Zwangserkrankungen Persönlichkeitsstörungen

4 4 Auf den Abhängigkeitsstationen finden Menschen mit sämtlichen stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen, polyvalentem Substanzmissbrauch, sowie begleitenden bzw. gleichzeitig auftretenden psychischen Erkrankungen die optimale Behandlung. Das Klientel der Geriatrie sind ältere Menschen; Demenzen, Schmerzstörungen Depressionen aber auch Syndrome aus dem schizophrenen Formenkreisen sind hier vorzufinden. Im BKH ist das Behandlungskonzept störungsspezifisch und interdisziplinär. 2. Darstellung der eigenen Tätigkeit 2.1 Klinisch-psychologische Arbeit auf den Stationen 2.1.1Hospitation auf Station 53: Suchterkrankungen Schwerpunktmäßig war ich während der acht Wochen meines Praktikums auf Station 53/2, einer offen geführten Station für Suchterkrankungen, eingesetzt. Hier nahm ich an Visiten, stationären Gruppentherapien, Einzelgesprächen und Teambesprechungen teil. Meine Aufgabe war es, in Eigenregie die Gruppentherapien (Abhängigkeitsgruppe, Kognitives Training und Progressive Muskelentspannung nach Jacobson) zu gestalten und zu leiten. In der Abhängigkeitsgruppe arbeitete ich nach standardisierten Manualen, war jedoch in Planung der Gruppenstunden flexibel. Themen umfassten Abstinenz, Rückfallprävention, emotionale Risikosituationen für Konsum und bei Eintreten von Rückfällen in der Klinik die gemeinsame Aufarbeitung von Rückfällen der gesamten Station im Rahmen von Rückfallforen. Das Ziel der Psychologen war stets, die Patienten einerseits selbst zum Arbeiten zu animieren (Suchtprotokolle) und Selbstreflexion (Gründe für Konsumverhalten, Problemsituationen) zu üben, sowie Zielsetzung und -umsetzung für den langfristigen Verlauf der Krankheit zu fördern, wie zum Beispiel eine Langzeit- oder Soziotherapie bei großer Suchtproblematik zu initiieren. Ich hatte darüber hinaus auch die Möglichkeit, an anderen Therapieangeboten (z. B. Ergo- und Kunsttherapie) teilzunehmen und so die Patienten im stationären Alltag kennenzulernen. So konnte ich zur morgendlichen Übergabe Eindrücke über Patienten über die Gruppentherapien hinaus in der Teambesprechung einbringen. Zudem leitete ich auf Station 53/3, Rehabilitationsstation für Suchterkrankungen und komorbiden Störungen, die Abhängigkeitsgruppe. Hier waren vor allem auch depressionsspezifische Aspekte und Persönlichkeitsstörungen von Relevanz.

5 Depressionsgruppe und Soziales Kompetenztraining auf Station 42: affektive Erkrankungen Des Weiteren wurde ich mit der Leitung einer psychoedukativen Depressions-Gruppentherapie auf Station 42 für affektive Erkrankungen betraut. Neben klassischen Psychoedukationsthemen (Wirkweise von Antidepressiva, Ätiologie der Depression, Kognitive Triade, Automatisierte Gedanken) standen hier auch praktische Übungen zur Steigerung des Selbstwerts, achtsamkeitsbasierte Therapieinterventionen und kognitive Umstrukturierung auf der Agenda. Diese wurden unter meiner Aufsicht innerhalb der Gruppe in Zweier-Teams erarbeitet und oft auch präsentiert. Auf derselben Station übernahm ich auch das Soziale Kompetenztraining. Nach Hinsch und Pfingstens Manual Training Sozialer Kompetenzen ging es um Rechte einfordern, Kommunikationsskills, aber auch vor allem um das selbstbewusste Verhalten in engen Beziehungen, die Äußerung von Gefühlen und Problemlösekompetenz. Ich gestaltete die Sitzungen in einer Mischung aus Theorie und praktischen Rollenspielen Arbeit auf anderen Stationen Auf der Gerontopsychiatrie gestaltete ich wöchentlich die Muskelentspannung nach Jacobson (Progressive Muskelrelaxation, PMR). In einer Gruppe älterer Patienten führte ich das Entspannungsverfahren in Langform. Des Weiteren konnte ich auf der geschlossenen Station 20/1 Einblicke in eine beschützte allgemeinpsychiatrische Aufnahmestation gewinnen und nahm dort an der Visite teil. 2.2Psychologische Testdiagnostik Klinikübergreifend führte ich nach Bedarf bei Patienten mit Fragestellungen kognitiver Art computergestützte Verfahren, wie die Testbatterie zur Aufmerksamkeitsdiagnostik (TAP) und den Begriffs-Umfangs-Test (BUT) des Hogrefe Testsystems durch. Auch die neuropsychologische Diagnostik bei im Raum stehender demenzieller Entwicklung (CERAD-Plus-Testbatterie, MVGT) zählte zu meinen Aufgaben. Ich arbeitete mich darüber hinaus in die Ausarbeitung der schriftlichen testpsychologischen Befunde ein. 2.3 Hospitation bei Psychotherapeutischen Einzelgesprächen in der PIA: Psychiatrische Institutsambulanz Darüber hinaus hatte ich die glücklicherweise die Gelegenheit, bei psychotherapeutischen Einzelsitzungen der psychologischen Leiterin des BKHs in der Ambulanz der Klinik hospitieren zu dürfen. Vom Erstgespräch, Anamnese und Entstehungsmodell bzw. Diagnose der psychischen

6 6 Störung bis hin zu konkreten Expositionsverfahren bei Traumata und Angst, kognitiver Umstrukturierung sowie Aufbau von Ressourcen und Werteklärung: hier konnte ich die Palette der Verhaltenstherapie vielfältigst kennenlernen. 2.4 Klinikinterne Fortbildungen und Supervision Im Rahmen des Blockpraktikums der Medizinstudenten am BKH besuchte ich medizinischpsychiatrische Fachvorträge zu den Themen Demenz, Suchterkrankungen, Affektive Störungen, Forensische Psychiatrie, Psychopharmakologie und Schizophrenie. Außerdem nahm ich regelmäßig an der klinikübergreifenden Supervision durch die leitende Psychologin teil. 3. Persönliche Einschätzung des Praktikums Für ein Praktikum in der Psychiatrie Günzburg sollte man unbedingt in einem höheren Semester im Psychologiestudiengang sein und fundierte Kenntnisse und Interesse in Klinischer Psychologie und Biopsychologie haben, denn Vertrautheit mit Symptomatik der psychischen Störungsbilder und psychiatrisch-medizinischer Fachtermini sind Voraussetzung für eine effektive Teilhabe in Konferenzen, Besprechungen und natürlich im Umgang mit Patienten im Klinikalltag. Des Weiteren ist eine hohe Belastbarkeit, Empathiefähigkeit und ein souveränes Auftreten, gerade bei schwierigem Klientel und unsicheren Diagnosen oder in belastenden (Test-)Situationen, von besonderer Wichtigkeit. Das Praktikum am BKH Günzburg hat mir aufgrund der Vielfalt an Tätigkeiten, Anforderungen und der guten kollegialen Atmosphäre nicht nur sehr gut gefallen, es hat vor allem wesentlich zu meiner Berufsfindung beigetragen. Durch die Leitung der Gruppentherapien und dir mir übertragene Handlungskompetenz hatte ich die Chance, im Studium erlerntes Wissen aktiv anzuwenden und anderen zu vermitteln und dadurch das Gefühl, im Rahmen eines Praktikums Verantwortung zu tragen und etwas zu leisten. Das positive Feedback der Teilnehmer in den Therapiestunden hat mich darin bestätigt, dass ich mit Menschen psychotherapeutisch zusammenarbeiten und psychoedukative Inhalte weitergeben möchte. Die Erfahrungen und sichtbaren Erfolge in den psychotherapeutischen Einzelsitzungen der leitenden Psychologin am BKH in der Psychiatrischen Institutsambulanz haben mir viele psychotherapeutische Techniken und Interventionen anschaulich näher gebracht und es war brennend interessant, Therapie einmal hautnah zu erleben und Diagnosen zu stellen. Dies alles bestätigt mich in der Annahme, dass für mich der Beruf des Psychotherapeuten so attraktiv und erfüllend ist, da man Patienten mit großem seelischen Leid hilft und zur mentalen

7 7 Genesung erheblich beitragen kann. Deshalb strebe ich die Psychotherapeutenausbildung in Verhaltenstherapie nach meinem Masterabschluss nächsten Sommer an. Somit war das Praktikum am BKH Günzburg für mich nicht nur lehrreich, sondern auch bahnbrechend für meine Berufsfindung.