Kleinräumige Standortbetrachtungen - Das Modell der Standortkreise -

Transkript

1 Kleinräumige Standortbetrachtungen - Das Modell der Standortkreise - Berliner VGR-Kolloquium 16.September 2010 Sören Görner, VGR NRW

2 Mithilfe von (Rechen-)Technik wird aus einem unvollständigen Puzzlespiel von Teilinformationen ein großes wirtschaftliches Gesamtbild erzeugt. Wolfgang Strohm (2003) Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen als die Kunst des Möglichen 2

3 Aufbau 1 Standorte, Standortkreise theoretische Grundlagen 2 Das Modell der Standortkreise 3 Testrechnung für Standorte in 4 Möglicher Gewinn für die VGR und die amtliche Statistik 3

4 1 Standorte, Standortkreise theoretische Grundlagen - J.H. v. Thünen, agrarische Regionalökonomie (1826) - A. Weber, Standorttheorie (1909) - W. Christaller, System der zentralen Orte (1932) - M. Davis, S. Sassen (1994) Standortfrage unter Globalisierungsbedingungen - BPR Raumordnungsregionen (aktuell 2005) 4

5 1 Standorte, Standortkreise theoretische Grundlagen J.H. v. Thünen: Thünensche Ringe (hier modifiziertes Modell) Quelle: Larsen/Zimmermann (2003, S.172) 5

6 1 Standorte, Standortkreise theoretische Grundlagen A. Weber: Theorie des reinen Standorts Erklärung für Standortwahl von Industriebetrieben Transportkosten (reiner Transport + Materialpreise) und Arbeitskosten grundlegende Einflussfaktoren auf regionaler Ebene Agglomerationsvorteile als genereller Einflussfaktor der Verteilung arbeitsteilige Wirtschaft profitiert von Zusammenballungen in Standorten 6

7 1 Standorte, Standortkreise theoretische Grundlagen W. Christaller: System der zentralen Orte Quelle: Christaller (1968, Anh.) 7

8 1 Standorte, Standortkreise theoretische Grundlagen S. Sassen: Global Cities Dominanz einiger Zentren (weltweite Hierarchie der Standorte) Konzentration von Verwaltung, Dienstleistung, Produktion und Absatzmärkten in städtischen Zentren M. Davis (1994): Edge Cities, gewerblich orientierte Vorstädte entlang hochmoderner Infrastruktur 8

9 1 Standorte, Standortkreise theoretische Grundlagen Deklaration von Raumordnungsregionen in Deutschland durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung keine klare Gliederung von Metropolregionen keine administrative Gliederung nach Raumordnungsgesichtspunkten in Deutschland (wie in allen verdichteten Weltregionen) starke Konzentration von Bevölkerung, Wirtschaft administrativer und kultureller Bedeutung in Zentren 9

10 2 Das Modell der Standortkreise Kann amtliche Statistik (speziell VGR) diese Strukturen abbilden? Für kleinräumige Bezugsflächen lediglich Kreisrechnungen Aussagefähigkeit nur für Strukturen nach Verwaltungsgrenzen Problematiken: Verwaltungsreform, unterschiedliche Kreiszuschnitte, unterschiedliche Politik der Eingemeindungen 10

11 2 Das Modell der Standortkreise Ausgangsüberlegungen: Wunsch nach aussagekräftigen (gesamtwirtschaftlichen) Kenngrößen für kleinräumige regionale Einheiten räumliche Flexibilität besonders moderner Produktions- und Dienstleistungsbereiche Standortfrage, aber unabhängig von Verwaltungsgrenzen Abbildung von Agglomerationen, jedoch Schwierigkeiten in der Abgrenzung => Ziel: vergleichbare Regionaldaten 11

12 2 Das Modell der Standortkreise Modell: Geographischer Standortmittelpunkt (z.b. Innenstadt) kreisförmige Bezugsfläche Radius 17,841 km (1000 km 2 ) Fläche bildet Anteile in eigener und angrenzenden Verwaltungseinheiten Statistische Daten der Verwaltungseinheiten als anteilige Bruchteile zur Größenberechnung des Gesamtstandorts 12

13 2 Das Modell der Standortkreise Modell schematische Darstellung: statistischer Wert des Standortkreises 0,15 e 1 17,841 km a b 0,4 Stadtzentrum 0,2 d 0,6 c 1a + 0,4b + 0,6c + 0,2d + 0,15e für alle Standorte gleiche Bezugsfläche Unabhängigkeit vom Verwaltungszuschnitt zwischen Stadt und Umland 13

14 2 Das Modell der Standortkreise Modell Erläuterung: Standort indirekt an Daten der angrenzenden Verwaltungseinheiten beteiligt neuer Raumbezug, näheres Umland wird zum Standort definiert, entfernteres Umland nicht Dichteunterschiede in angrenzenden Kreisen gegeben, Aussagequalität dennoch ggf. höher als reine Verwaltungsaufteilung, bei Daten auf Gemeindeebene wäre eine hohe Genauigkeit möglich 14

15 3 Testrechnung für Standorte in Zusammenarbeit mit Geoinformationszentrum (Ref. 324) bei IT.NRW dort Berechnung der Flächenanteile und kartographische Aufbereitung erste Testrechnung Juli/August 2010 für alle NRW-Standorte von Städten ab Einwohner (13 Städte) Berechnung der Einwohnerzahl und des BIP der Standortkreise Wahl des jeweiligen Hauptbahnhofs zum Zentrum des Standortkreises 15

16 3 Testrechnung für Standorte in 16

17 3 Testrechnung für Standorte in 17

18 3 Testrechnung für Standorte in 18

19 3 Testrechnung für Standorte in Düsseldorf Köln Münster Bonn Duisburg Bielefeld Essen Aachen Wuppertal Bochum Gelsenkirchen Mönchengladbach Dortmund BIP je EW in BIP je EW Standorte BIP je EW zentrale kreisfr. Städte 19

20 4 Möglicher Gewinn für die VGR und die amtliche Statistik Möglicher Gewinn für die VGR: Berechnung von Regionaldaten mit vergleichbarem Raumbezug relative Unabhängigkeit von Verwaltungszuschnitten und Reformen Untersuchung von Ausstrahlungseffekten bestimmter Wirtschaftsstandorte, z.b. Rhein-Main-Flughafen Frankfurt aussagekräftigere Untersuchung wirtschaftlicher Entwicklung in Zeitreihen Nivellierung problematischer Datenangaben auf Kreisebene 20

21 4 Möglicher Gewinn für die VGR und die amtliche Statistik Möglicher Gewinn für die amtliche Statistik insgesamt: ganzheitliche Standortanalysen hohe Genauigkeit und Aussagekraft bei Statistiken auf Gemeindeebene Modell für Referenzfläche anderer Raumklassifizierungen als sozioökonomische Verdichtungsräume (z.b. Umweltstatistiken, Landwirtschaft, Energie oder Rohstoffgewinnung) 21

22 Literatur: BPR (2005) Raumordnungsbericht 2005 Castells (2004) Das Informationszeitalter I - Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft Leske + Budrich Opladen Christaller 1968 Die zentralen Orte in Süddeutschland, wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt Larsen/Zimmermann 2003 Theorien und Methoden in den Sozialwissenschaften ; Westdeutscher Verlag Wiesbaden Peters 2000 Wirtschaftspolitik Oldenbourg Wissenschaftsverlag München Sassen 1991 The Global City Princeton University Press Strohm (2003) Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen als die Kunst des Möglichen AStA 87, S Weber (1922, zuerst 1909) Standort der Industrien J.C.B. Mohr Tübingen 22

23 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Fragen? Anmerkungen? 23

24 Anhang: zusätzliche Grafiken 24

25 Anhang: zusätzliche Grafiken 25

26 Anhang: zusätzliche Grafiken 26

27 Anhang: zusätzliche Grafiken 27

28 Anhang: zusätzliche Grafiken 28

29 Anhang: zusätzliche Grafiken 29

30 Anhang: zusätzliche Grafiken 30

31 Anhang: zusätzliche Grafiken 31

32 Anhang: zusätzliche Grafiken 32

33 Anhang: zusätzliche Grafiken 33

34 Anhang: zusätzliche Grafiken 34

35 Anhang: zusätzliche Grafiken Einwohner in Mill. Essen Gelsenkirchen Bochum Duisburg Köln 1,496 2,066 1,936 1,812 1,736 Düsseldorf Dortmund Wuppertal Bonn Mönchengladbach Aachen Bielefeld Münster 0,873 0,812 0,678 0,609 0,423 1,383 1,331 1, ,5 1 1,5 2 2,5 35

36 Anhang: zusätzliche Grafiken BIP in Mill. EUR Düsseldorf Essen Köln Duisburg Gelsenkirchen Bochum Wuppertal Dortmund Bonn Mönchengladbach Aachen Bielefeld Münster