Es ist ein Blatt aus der Mappe 1, die Hans-Peter Schulz in jenem Jahr als Privatperson herausgegeben hat und die je 2 Blatt von 5 Künstlern enthielt.
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- Kora Becker
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1 G.A. in B. und A. Was im ersten Moment kryptisch daher kommt, löst sich am Ende ganz einfach auf: GERHARD ALTENBOURG in Berlin und Altenburg. Ende Januar machte mich ein Kieler Sammler auf den Ankauf des Kupferstichkabinetts Berlin aufmerksam, die eine Altenbourg-Sammlung aus Schweden erworben hätten. Mehr als die Information schwang in dem Hinweis die Frage mit: wie, um alles in der Welt, kommt Altenbourg nach Schweden. Daß er damit den Finger in eine Wunde legt, das wird ihm gar nicht bewusst gewesen sein: doch es ist leider so, dass Gerhard Altenbourg längst nicht seiner Bedeutung gemäß außerhalb von Deutschland geschätzt und gewürdigt wird. Im speziellen Falle war die Erklärung aber denkbar einfach: Rolf Walter, der Altenbourg-Sammler aus Schweden, ist gebürtiger Deutscher, geboren in Zwickau. Die erste erworbene Arbeit von Altenbourg war 1969 der Farbholzschnitt Glossen um eine Figur, die ich das gesichtslose Mekönkchen nenne.
2 Es ist ein Blatt aus der Mappe 1, die Hans-Peter Schulz in jenem Jahr als Privatperson herausgegeben hat und die je 2 Blatt von 5 Künstlern enthielt. Neben Altenbourg waren das Carlfriedrich Claus, Roger Loewig, Alfred Traugott Mörstedt und Peter Sylvester. Unglaublich nicht allein weil da etwas geschehen war, was nicht hätte geschehen dürfen (die private Herausgabe einer Grafikmappe war von der DDR- Kulturpolitik nicht vorgesehen), sondern das Zusammenführen von 5 Künstlern, die damals mehr als nur Außenseiter waren. Gisela und Hans-Peter Schulz waren bis zu seinem frühen Unfalltod eng mit Gerhard Altenbourg befreundet und haben mit dem Verkauf ihrer Altenbourg-Sammlung an das Lindenau-Museum einen nicht
3 unbeträchtlichen Beitrag zu dem jetzt dort befindlichen Fundus beigetragen. Der zweite große Beitrag für Altenburg war der Ankauf der Sammlung von Wilfried Rugo. Beide Erwerbungen sind von Publikationen begleitet gewesen und man kann jederzeit in dem wunderbaren Haus, Johannes Wendland hat es in der KUNSTZEITUNG vor gar nicht allzu langer Zeit als Thüringer Schatzkästlein bezeichnet und das gestern geschossene Foto bestätigt dieses Lob, ein kleinen Teil seiner kostbaren Arbeiten auf Papier sehen. Nicht nur m den konservatorischen Vorschriften gerecht zu werden und den Wechsel sinnträchtig zu machen, hat man im Lindenau-Museum die Reihe Altenbourg im Dialog kreiert. Diesmal ist Julius Bissier der Gesprächspartner.
4 Bissier, fast zwei Generationen älter als Altenbourg (er lebte von 1893 bis 1965) und Altenbourg sind sich besonders in ihren von südostasiatischer Affinität erfüllten Arbeiten nahe. Es sind die Pinselzeichnungen, die das Bild bestimmen, zum Teil als Einzeichnungen in Kataloge und gerade da von wunderbarer Eleganz. Für viele verbindet sich der Name Gerhard Altenbourg ja vor allem mit den Farbholzschnitten. Davon kann man, einem anderen aktuellen Anlaß geschuldet, im gegenüberliegenden Raum des Lindenau- Museums großartige Beispiele sehen. Das Haus konnte mit Die Zinnen von Troja
5 einen frühen unikaten Holzschnitt für die Sammlung erwerben und ergänzt dessen Präsentation nicht nur mit anderen Holzschnitten, sondern zeigt auch Druckmaterialien, von denen man in den Beschreibungen der Arbeiten im Werkverzeichnis zwar gelesen, aber nie eine so rechte Vorstellung gehabt hat. Der Ankauf erfolgte mit Hilfe der Ernst-von-Siemens-Kulturstiftung, ohne die es natürlich auch in Berlin nicht gegangen wäre. Noch während der Eröffnung habe ich mich großspurig über den Umfang der Sammlung geäußert: von der Anzahl her habe ich
6 mehr im Bestand der Galerie allein die Schnepfenthaler Suite umfasst ja schon 100 Blatt. Doch in der Ausstellung wurde ich kleinlaut und habe Abbitte geleistet: nicht nur die Anzahl der Unikate ist erheblich, beeindruckend ist vor allem die Stringenz der Sammlung. Von den frühen Lithografien angefangen, sind es vor allem Arbeiten die die dunkle Seite Altenbourgs zeigen. Klar dem Nächtlichen verschwistert lautet der Titel einer seiner grafischen Blätter oder Es ist die Nacht, die noch am Tage lockt. Insofern bietet diese Ausstellung ein anderes Bild, besser: eine ergänzende Facette von Gerhard Altenbourg. Ähnlich scheint es auch Prof. Michael Eissenhauer empfunden zu haben, der zur Eröffnung darüber reflektierte, dass es doch endlich an der Zeit sei, sich einmal über die Rolle und Wirkung von Altenbourg nicht nur in der deutschen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Gedanken zu machen. Die Botschaft hör ich wohl und bin auf die Taten gespannt! Im kommenden Jahr hätte Gerhard Altenbourg seinen 90. Geburtstag feiern können natürlich bin ich auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Bestände der Galerie und damit ihn und sein so wunderbar vielfältiges Werk in der Öffentlichkeit zu tragen. Bis dahin müssen Sie auf das Internet zurückgreifen oder sich zu einem Besuch im Lager anmelden. Da sollten Sie sich aber entscheiden, was Sie sehen wollen: Lithografien, Holzschnitte oder Radierungen. In ihren technischen Umsetzungen sind die Arbeiten so unterschiedlich, dass man sich immer nur EINE von ihnen vornehmen sollte. Allein da gibt es genügend zu sehen versprochen. Wie immer grüße ich Sie herzlich, Ihr Volker Zschäckel P.S.: Ich will nicht verabsäumen und noch einmal an die Auktion am 9. Mai erinnern. Nicht zu letzt kommen auch dort 5 Arbeiten von Altenbourg zum Aufruf.
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