ExWoSt-Forschungsfeld Unternehmen und Stiftungen für die soziale Quartiersentwicklung. Ergebnisse der Online-Befragung von Unternehmen und Stiftungen
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- Charlotte Melsbach
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1 ExWoSt-Forschungsfeld Unternehmen und Stiftungen für die soziale Quartiersentwicklung Ergebnisse der Online-Befragung von Unternehmen und Stiftungen Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen und Stiftungen hat in der Vergangenheit deutlich an Bedeutung gewonnen und spielt auch für die soziale Entwicklung von Quartieren in den Kommunen eine wachsende Rolle.Grundsätzlich ist es Ziel der sozialen Quartiersentwicklung, in einem umfassenden Ansatz die Wohn- und Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner zu verbessern und attraktiver zu gestalten. Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen und Stiftungen kann hier einen wichtigen Beitrag darstellen, und dies gerade auch für wirtschaftlich und sozial benachteiligte Stadtquartiere. Im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wird daher das Forschungsfeld Unternehmen und Stiftungen für die soziale Quartiersentwicklung im Programm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) durchgeführt (Laufzeit: ). Ziel ist es, zu untersuchen und anhand ausgewählter Modellvorhaben in der Praxis zu erproben, unter welchen Bedingungen und mit welchen Projekten Unternehmen und Stiftungen zur sozialen Entwicklung strukturschwacher Quartiere beitragen und wie Kooperationen gestaltet werden können. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung zum Forschungsfeld wurden zwei Online-Befragungen von Stiftungen einerseits und Unternehmen andererseits durchgeführt. Durch diese sollte ein Einblick gewonnen werden, zu welchen gesellschaftlichen Themen sich Stiftungen und Unternehmen aktuell engagieren, welchen Stellenwert wirtschaftlich und sozial benachteiligte Stadtteile dabei momentan einnehmen und wie dieses Engagementfeld insgesamt bewertet wird. Im Folgenden werden die ersten Ergebnisse der Stiftungs- und Unternehmensbefragung vorgestellt. 415 Stiftungen und 167 Unternehmen beteiligen sich an Befragung Mit der wissenschaftlichen Begleitung des Forschungsfeldes und der Durchführung der Befragung wurde das Büro Quaestio Forschung & Beratung beauftragt. Es wurden insgesamt Stiftungen und 970 Unternehmen angeschrieben. Der qualifizierte Verteiler bestand einerseits aus einer Auswahl von Stiftungen, für die anhand ihres Stiftungszwecks ein Engagement in benachteiligten Stadtteilen naheliegend war sowie Unternehmen, von denen ein gesellschaftliches Engagement bekannt war (entsprechende Netzwerke, Internetpräsenzen) sowie die 500 DAX-Unternehmen. Die Befragungen fanden zwischen September 2013 und Januar 2014 statt. 1 Seite
2 415 Stiftungen und 167 Unternehmen kamen dem Aufruf nach und gaben Auskunft über ihr Engagement. 1 Bildungs- und Erziehungsthemen stehen im Fokus Ähnlich wie in bisherigen Studien zeigen sich auch hier deutliche Schwerpunkte in der Förderung der Themenbereiche Bildung/Erziehung, Integration/gesellschaftliche Teilhabe, bedürftige Personen und Kunst/Kultur. Das im Rahmen der sozialen Quartiersentwicklung ebenfalls bedeutsame Thema der Gestaltung öffentlicher Räume wird hingegen kaum gefördert. Auffällig ist, dass sich Unternehmen zudem relativ häufig dem Thema Umweltschutz widmen und auch im Bereich Sport und Wissenschaft/Forschung aktiver sind als Stiftungen. Obwohl vermutlich zahlreiche der geförderten Projekte, z. B. im Integrationsbereich, auch hinsichtlich der Stadtteil- bzw. Quartiersentwicklung wirksam sind, wurde hier auch explizit nach dem Engagement im Themenfeld Stadt(teil)entwicklung/Förderung von Stadtteilen gefragt. Mit dieser Frage sollte erfasst werden, welche Stiftungen und Unternehmen dies bewusst als ein Themenfeld ihres Engagements sehen. 14% der Stiftungen und sogar 28% der Unternehmen sind in diesem Themenfeld regelmäßig engagiert. Gelegentlich engagieren sich 25% der Stiftungen und 35% der Unternehmen für Stadt(teil)entwicklung/Förderung von Stadtteilen. Das Engagement der Stiftungen und Unternehmen findet dabei überwiegend fokussiert in einer bestimmten Stadt oder Region statt. Dabei handelt es bei den Stiftungen fast ausschließlich um jene Stadt bzw. Region, in der sich der Stiftungs- bzw. Unternehmenssitz befindet. 79 % der Unternehmen engagieren sich sogar ausschließlich in einer einzigen Stadt. Bei den Stiftungen sind es immerhin 52 %. Finanzielles Engagement ist die häufigste Form, mit der sich die Stiftungen einbringen. Dabei engagieren sich 54% der Stiftungen ausschließlich finanziell. Unternehmen engagieren sich dagegen auch zu erheblichen Teilen mit dem Einsatz von Personal oder Sachmitteln. 1 Durch die in der Fragebogenkonzeption angelegten, unterschiedlichen Antwortpfade ergeben sich zum Teil geringere Fallzahlen. Dies ist insbesondere bei jenen Fragen, die nur von Stiftungen bzw. Unternehmen beantwortet wurden, die ein Engagement in benachteiligten Stadtteilen bejahten, der Fall. 2 Seite
3 Abb. 1: Themenbereiche des Engagements der Unternehmen und Stiftungen 3 Seite
4 Engagement wird auch in benachteiligten Stadtteilen umgesetzt Mit ihrem Engagement können Unternehmen und Stiftungen gezielt oder zufällig in benachteiligten Stadtteilen aktiv sein. Der Anteil jener Unternehmen und Stiftungen, die sich dort zufällig engagieren, fällt deutlich höher aus als der Anteil jener, die dies gezielt tun. In Anbetracht der hohen Bedeutung der Themen Integration und Bildung ist dieses Ergebnis nicht verwunderlich, da insbesondere in benachteiligten Stadtteilen ein Bedarf für Projekte in eben diesen Themenbereichen besteht. 15% der Stiftungen und 16% der Unternehmen wählen gezielt benachteiligte Stadtteile aus. Hier ist offenbar eine Sensibilisierung für die besonderen, weil räumlich gebündelten, Probleme dieser Stadtteile vorhanden. Für 20% der Stiftungen ist ein Engagement in benachteiligten Stadtteilen aufgrund ihres Stiftungszweckes ausgeschlossen. Abb. 2: Engagement in benachteiligten Stadtteilen Diesen Ergebnissen entsprechend, sagen 83% der in benachteiligten Stadtteilen engagierten Stiftungen und 77% der Unternehmen, dass sie sich auf einzelne Projekte konzentrieren und dass der Stadtteil dabei weniger relevant ist. Nur 31% der Stiftungen aber 59% der Unternehmen haben aus bestimmten Gründen, wie z. B. die Historie, eine starke Bindung zu einem bestimmten Stadtteil und engagieren sich dort. Bzgl. der Intensität des Engagements überwiegt die Förderung von Projekten ohne oder nur mit sporadischer Präsenz vor Ort. Knapp 44% der befragten Stiftungen und 74% der Unternehmen führen auch teilweise eigene Projekte in den Stadtteilen durch. Immerhin 33% der Stiftungen und sogar 56% der Unternehmen geben an, sich an der strategischen Ausrichtung der Stadtteilarbeit zu beteiligen. 4 Seite
5 Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Projekte engagierter Stiftungen in benachteiligten Stadtteilen überwiegend durch die Bewerbung der Projektträger auf eine Förderung oder aber durch bereits bestehende Kontakte entstehen. Bei den befragten Unternehmen sind vor allem bestehende Kontakte ausschlaggebend für das Zustandekommen eines Engagements. Bewerbungen von Projektträgern spielen eine wichtige, aber untergeordnete Rolle. Besonders häufig wird in den Stadtteilen mit Schulen und Bildungseinrichtungen kooperiert. Dies ist in Anbetracht der thematischen Schwerpunkte konsequent. Das festgestellte hohe Engagement zu Bildungsthemen wäre sonst nur schwer möglich. Nach den Wohlfahrtsverbänden ist die öffentliche Verwaltung ein wichtiger Partner. 41% der in benachteiligten Stadtteilen aktiven Stiftungen und 34% der Unternehmen kooperieren regelmäßig mit der öffentlichen Hand. 78% der engagierte Unternehmen kooperieren zumindest gelegentlich mit anderen Unternehmen. Die vergleichsweise schwachen Kooperationsbeziehungen von Stiftungen und Unternehmen zu Quartiers- bzw. Stadtteilmanagements lassen darauf schließen, dass bisher nur wenig Austausch zwischen den Aktivitäten der Stiftungen bzw. Unternehmen und der kommunal gesteuerten, sozialen Quartiersentwicklung besteht. 5 Seite
6 Abb. 3: Kooperationspartner in benachteiligten Stadtteilen 6 S e i t e
7 Unternehmen und Stiftungen bewerten Engagement in benachteiligten Stadtteilen vorwiegend positiv 29% der in benachteiligten Stadtteilen engagierten Stiftungen sind ganz bzw. 51% sind teilweise der Ansicht, dass das Lösen der Probleme benachteiligter Stadtteile eine öffentliche Aufgabe ist und dass sie als Stiftung allenfalls einen marginalen Beitrag leisten können. Die befragten engagierten Unternehmen schätzen dies für sich ebenfalls so ein. Nichtsdestotrotz stimmt das Gros der Stiftungen (80%) und Unternehmen (75%) der Aussage zu, dass den dortigen Problemen nur durch ein koordiniertes Handeln von unterschiedlichen Akteuren entgegengewirkt werden kann. Diese Zustimmung deutet auf ein Bewusstsein für die Notwendigkeit eines umfassenden Ansatzes der sozialen Quartiersentwicklung unter Einbindung von öffentlichen und privaten Akteuren hin. 59% der in benachteiligten Stadtteilen engagierten Stiftungen und 55% der engagierten Unternehmen knüpfen ganz oder teilweise mit ihrem Engagement gezielt an die Inhalte kommunaler Integrations-, Demografie- oder Stadtentwicklungskonzepte an. Insgesamt zeigen die engagierten Stiftungen geringe Vorbehalte gegenüber einem koordinierten und abgestimmten Engagement in benachteiligten Stadtteilen. Die Sorgen einer erschwerten Umsetzung von Projekten oder einer geringeren Sichtbarkeit der eigenen Tätigkeiten werden nur von wenigen geteilt. Deutlich wird auch, dass weder bei den in den Stadtteilen bereits engagierten noch bei den dort nicht engagierten Stiftungen das negative Image des Stadtteils ein Hinderungsgrund ist. Die engagierten Unternehmen stehen einem koordinierten und abgestimmten Engagement in benachteiligten Stadtteilen etwas kritischer gegenüber. Immerhin 66% der Unternehmen sehen die Sichtbarkeit ihres Engagements zumindest teilweise gefährdet, wenn sie sich gemeinsam mit anderen engagieren. 59% erwarten eine zumindest teilweise erschwerte Umsetzung der Projekte. Auch das negative Image benachteiligter Stadtteile wird deutlich kritischer betrachtet. Hier macht sich die größere Bedeutung des Marketingeffekts für die Unternehmen durch das Engagement bemerkbar. Die große Mehrheit der engagierten Stiftungen und Unternehmen resümiert, dass sie durch ihr Projekt ganz oder teilweise einen stärkeren Bezug zu den Problemen des Stadtteils erhalten hat (Stiftungen: 82%; Unternehmen: 86%). Sie kann sich ganz oder teilweise vorstellen, sich gezielter in benachteiligten Stadtteilen zu engagieren (Stiftungen: 68%; Unternehmen: 70%). Bei Rückfragen zur Unternehmens- und Stiftungsbefragung: Nora Wilmsmeier Quaestio - Forschung & Beratung Friesenstr. 17, Bonn Telefon: / wilmsmeier@quaestio-fb.de Sollten Sie an aktuellen Informationen zum Forschungsfeld interessiert sein, können Sie den Forschungsfeld-Newsletter bestellen. Senden Sie hierzu bitte eine an wilmsmeier@quaestio-fb.de mit dem Stichwort "ExWoSt-Newsletter Unternehmen und Stiftungen für die soziale Quartiersentwicklung" im Betreff. 7 Seite
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