Wohlfahrtsanalyse. Ökonomische Entscheidungen und Märkte IK. Alexander Ahammer. Institut für Volkswirtschaftslehre Johannes Kepler Universität Linz
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1 Wohlfahrtsanalyse Ökonomische Entscheidungen und Märkte IK Alexander Ahammer Institut für Volkswirtschaftslehre Johannes Kepler Universität Linz Letztes Update: 9. Januar 2018, 12:51 Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 1 / 25
2 Märkte und Wohlfahrt Fragestellung: Ist die zum Gleichgewichtspreis realisierte Menge zu klein, zu groß oder gerade richtig? Ist der Preis zu hoch, zu niedrig oder gerade richtig? Instrument: Mit der Wohlfahrtsökonomik kann bestimmt werden, wie die Verteilung von Ressourcen die Wohlfahrt einer Gesellschaft beeinflusst? Ergebnis: Generell maximiert die Ressourcenallokation des freien Marktgleichgewichts den Gesamtnutzen (Wohlfahrt oder Welfare) der Gesellschaft und ist als effizient zu betrachten. Warum? = Vorteil der KonsumentInnen (Konsumentenrente oder consumer surplus, CS) und der ProduzentInnen (Produzentenrente oder producer surplus, P S) ist maximal! Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 2 / 25
3 Die Konsumentenrente Definition: Die Konsumentenrente (CS) ist der gesamte Nettovorteil, den die KonsumentInnen erzielen können. Die Differenz zwischen dem Betrag den die jeweilige Konsumentin für ein Gut zu zahlen bereit ist (marginale Zahlungsbereitschaft) und dem tatsächlich bezahlten Preis. aufsummiert über alle Individuen Graphisch: Entspricht der Fläche unterhalb der inversen Nachfragekurve und oberhalb des Marktpreises. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 3 / 25
4 Die Zahlungsbereitschaft Abbildung 1: Die Konsumentenrente ist die Differenz zwischen der Zahlungsbereitschaft und dem zu bezahlenden Preis. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 4 / 25
5 Die Zahlungsbereitschaft des Individuums Die Nachfragekurve q(p)... gibt an, wieviele Einheiten eines Gutes zum jeweiligen Preis nachgefragt werden. Die inverse Nachfragekurve p(q)... gibt an, wieviel eine Konsumentin maximal bereit ist, für die jeweilige Menge eines Gutes zu bezahlen. kann als Kurve der marginalen Zahlungsbereitschaft interpretiert werden. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 5 / 25
6 Die Konsumentenrente Abbildung 2: Die Konsumentenrente entspricht der gesamten Fläche unterhalb der inversen Nachfragekurve und oberhalb des Preises. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 6 / 25
7 Die Produzentenrente Definition: Die Produzentenrente (P R) ist der gesamte Nettovorteil, den die ProduzentInnen erzielen können. Die Differenz zwischen dem Marktpreis eines Gutes und den Grenzkosten der Produktion. aufsummiert über alle ProduzentInnen Graphisch: Entspricht der Fläche oberhalb der inversen Angebotskurve und unterhalb des Marktpreises. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 7 / 25
8 Die Produzentenrente Abbildung 3: Die Produzentenrente entspricht der gesamten Fläche oberhalb der inversen Angebotskurve und unterhalb des Preises. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 8 / 25
9 Die Kosten des Unternehmens Die Angebotskurve q(p)... gibt an, wie viele Einheiten eines Gutes zum jeweiligen Preis angeboten werden (entspricht den Grenzkosten). Die inverse Angebotskurve p(q) bzw. MC(q)... gibt an, wieviel einem Unternehmen die jeweilige Menge eines Gutes kostet. kann als Kurve der Grenzkosten interpretiert werden. Am vollkommenen Wettbewerbsmarkt sprechen wir von der kurzfristigen Angebotskurve (die langfristige ist horizontal)! Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 9 / 25
10 Die Nettowohlfahrt Definition: Die Nettowohlfahrt (W ) ist der gesamte Nettovorteil den die ProduzentInnen und KonsumentInnen erzielen. Differenz zwischen dem Betrag den der jeweilige Konsument für ein Gut zu zahlen bereit ist und den Grenzkosten der Produktion dieses Gutes. Aufsummiert über alle Marktteilnehmer Graphisch: Entspricht der gesamten Fläche zwischen der inversen Nachfragekurve und der inversen Angebotskurve begrenzt durch die Gleichgewichtsmenge. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 10 / 25
11 Die Nettowohlfahrt Abbildung 4: Die Nettowohlfahrt entspricht der gesamten Fläche zwischen der inversen Nachfragekurve und der inversen Angebotskurve. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 11 / 25
12 Nettowohlfahrt Aufgabe 1 (Nettowohlfahrt) Angebots- und Nachfragefunktion lauten Berechnen Sie die Konsumentenrente CS die Produzentenrente P S die Nettowohlfahrt W q d (p) = p q s (p) = 2 + 2p Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 12 / 25
13 Effizienz des Marktgleichgewichts Werden in einem freien Marktgleichgewicht die Ressourcen effizient verteilt? Freie Märkte teilen das Güterangebot jenen Konsumenten zu, die es gemessen an ihrer Zahlungsbereitschaft am höchsten bewerten. Freie Märkte teilen die Güternachfrage jenen Produzenten zu, die mit den niedrigsten Kosten produzieren. Die produzierte und konsumierte Menge im Marktgleichgewicht führt zur maximalen Nettowohlfahrt. Umverteilung kann die Nettowohlfahrt nicht erhöhen. Das Ergebnis ist effizient! Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 13 / 25
14 Effizienz des Marktgleichgewichts Effiziente Marktlösung Abbildung 5: Die Summe aus CS und P S entspricht W und ist maximal. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 14 / 25
15 Effizienz des Marktgleichgewichts Wohlfahrtsverlust Abbildung 6: Bei der Menge q 1 liegt die Zahlungsbereitschaft des marginalen Konsumenten p d über den Grenzkosten der marginalen Anbieterin p s = es entsteht ein Nettowohlfahrtsverlust. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 15 / 25
16 Effizienz des Marktgleichgewichts Wohlfahrtsverlust Abbildung 7: Bei q 2 liegt die Zahlungsbereitschaft der marginalen Konsumentin p d unter den Grenzkosten des marginalen Anbieters p s = es entsteht ein Nettowohlfahrtsverlust. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 16 / 25
17 Anwendungen Vergleich von Marktformen (vollkommener Wettbewerb, Monopol,... ) Wohlfahrtseffekte von Höchst- und Mindestpreisen Wohlfahrtseffekte von Steuern Wohlfahrtseffekte von Handelsliberalisierung, Zöllen, Subventionen Umverteilungseffekte wirtschaftspolitischer Maßnahmen (Gewinner, Verlierer) Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 17 / 25
18 Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises Abbildung 8: Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises p max. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 18 / 25
19 Erläuterung Veränderung der CS: Teil der KonsumentInnen ist besser gestellt, da p max < p (+A). Andere KonsumentInnen sind schlechter gestellt, da sie das Gut nicht mehr kaufen können ( B). Veränderung der PS: Alle ProduzentInnen verlieren: diejenigen die im Markt bleiben verlieren ( A) und jene, die aus dem Markt austreten, verlieren ( C). Veränderung der W: W = CS+ P S = (+A B)+( A C) = B C. Der Höchstpreis führt zu einem Nettowohlfahrtsverlust. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 19 / 25
20 Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises Aufgabe 2 (Wohlfahrtswirkung Höchstpreis) Angebots- und Nachfragefunktion lauten weiterhin q d (p) = p q s (p) = 2 + 2p woraus sich folgendes Gleichgewicht am Markt ergibt (siehe Aufgabe 1): (q, p ) = (4, 3) mit den Renten (CS, P S) = (6, 4). Nun wird ein Höchstpreis p max = 2 eingeführt. Berechnen Sie wiederum die Konsumentenrente CS die Produzentenrente P S die Nettowohlfahrt W Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 20 / 25
21 Wohlfahrtswirkung eines Mindestpreises Abbildung 9: Wohlfahrtswirkung eines Mindestpreises Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 21 / 25
22 Erläuterung Veränderung der CS: Alle KonsumentInnen verlieren: diejenigen, die im Markt bleiben verlieren ( A) und jene, die aus dem Markt ausscheiden, verlieren ( B). Veränderung der PS: Teil der ProduzentInnen ist bessergestellt, da P min > P (+A). Andere ProduzentInnen sind schlechter gestellt, da sie das Gut nicht mehr produzieren können ( C). Veränderung der W: W = CS + P S = ( A B) + (A C) = B C. Der Mindestpreis führt zu einem Nettowohlfahrtsverlust. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 22 / 25
23 Ausnahmen bestätigen die Regel Da die Summe aus Wohlfahrt im Gleichgewicht des Wettbewerbsmarktes maximal ist, ist dieser effizient und keine (staatliche) Intervention notwendig. Liegen jedoch marktversagende Umstände vor (Preise senden falsche Signale an die MarktteilnehmerInnen), so ist das Gleichgewicht des Wettbewerbsmarktes ineffizient! Staatliche Markteingriffe können bei Vorliegen von Marktversagen durchaus notwendig und gerechtfertigt sein. Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 23 / 25
24 Gründe für Marktversagen Externe Effekte: Kosten oder Nutzen, die durch die Produktion oder durch den Konsum entstehen und nicht über den Marktpreis abgegolten werden (z. B.: Umweltverschmutzung, Lärmbelästigung). Informationsasymmetrie: KonsumentInnen sind nicht vollständig über die Eigenschaften eines Gutes informiert und können keine nutzenmaximierende Konsumentscheidung treffen (z. B.: gentechnisch veränderte Inhalte in Lebensmitteln). Öffentliche Güter: Güter, die durch die Eigenschaften Nicht-Ausschließbarkeit und Nicht-Rivalität gekennzeichnet sind, wodurch das Problem des Free-Riding entsteht (z. B.: Straßenbeleuchtung). Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 24 / 25
25 Fragen? Alexander Ahammer (U Linz) Wohlfahrtsanalyse 25 / 25
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