Motive von Sterbewünschen und ihre Bewertung. Prof. Dr. Josef Jenewein, Stv. Klinikdirektor Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik
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- Brigitte Kneller
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1 Motive von Sterbewünschen und ihre Bewertung Prof. Dr. Josef Jenewein, Stv. Klinikdirektor Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik
2 Inhalt Psychische Belastung durch Krankheit am Beispiel von onkologischen Erkrankungen Sterbewünsche und Ursachen Was tun?
3 Mehnert, A et al, J Clin Oncol, 2014 Kuhnt, S et al, Psychother Psychosom, 2016
4 Miovic M, Block S, Cancer; 2007
5 Prävalenz häufiger Probleme bei Krebspatienten nach Behandlungssituation Kurativ Palliativ Final 10 0 Schmerz Fatigue Depression Angst
6 Angststörung: Anteil belasteter Personen nach Krankheitsstadium Krankheitsstadium Anteil Patienten (%) Anteil Angehörige (%) Aktuell in Erstbehandlung Erstbehandlung abgeschlossen Aktuell in Behandlung eines Rückfalls Rückfallbehandlung abgeschlossen Nur noch Symptombehandlung Geheilt 10 0 Patient ist nicht sicher, in welchem Stadium er steht Krähenbühl et al. (2007) Praxis; 96:
7 Inhalt Psychische Belastung durch Krankheit am Beispiel von onkologischen Erkrankungen Sterbewünsche und Ursachen Was tun?
8
9 11% 14% 42%
10
11 Fischer et al., 2009
12 Sterbewunschforschung Wunsch nach aktiver Sterbehilfe (Morita et al., 2000; Fischer et al., 2009; Gamondi et al., 2013) Schmerzen (46%) Verlust der Würde (38%-57%) Angst vor Abhängigkeit/Kontrollverlust (39%) Hoffnungslosigkeit (37%) Sinnlosigkeit (37%) Gefühl anderen zur Last fallen (34%) Verlust von sozialen Rollen (29%)
13 Bolt E et al. Annals of family medicine, Vol. 13,
14 15
15 16
16 Monforte-Royo et al. Plos ONE, 2012
17 Monforte-Royo et al. Plos ONE,
18 Inhalt Psychische Belastung durch Krankheit am Beispiel von onkologischen Erkrankungen Sterbewünsche und Ursachen Was tun?
19 Harvey Max Chochinov, MD, PhD Direktor der Manitoba Palliative Care Research Unit Professor für Psychiatrie an der Universität Manitoba, Kanada - Psychische Belastungen von Patienten mit einer fortgeschrittenen, nicht behandelbaren Erkrankung - Sterbewunschforschung - Begründer der Dignity Therapy (2005; 2012) 21
20 Würde? Modellentwicklung (Chochinov, 2002) Qualitative Studie (N = 50) Erhebung persönliches «Würdegefühl» aus der Patientenperspektive Resultat Identifizierung von 3 Hauptkategorien zur Determinierung des Würdebegriffs Krankheitsbezogene Belange Würde bewahrende Ressourcen Soziale Faktoren 22
21 Das Würde-Modell nach Chochinov (2002) Würde Krankheitsbezogene Belange Würde bewahrende Ressourcen Soziale Belange Unabhängigkeitsgrad Kognitive Verfassung Funktionelle Kapazität Symptombelastung Körperliche Belastung Psychische Belastung - Unsicherheit - Angst vor dem Tod Würde bewahrende Perspektiven - Selbst-Kontinität - Aufrechterhaltung von Rollen - Generativität,Vermächtnis - Bewahrung von Stolz - Autonomie/ Kontrolle - Hoffnung - Akzeptanz - Resilienz/ Kampfgeist Würde bewahrendes Handeln - Leben im Hier und Jetzt - Aufrechterhaltung von Normalität - Bestreben nach spirituellem Wohlbefinden Privatsphäre Soziale Unterstützung Pflegerische Grundhaltung Anderen eine Last sein Belangen bzgl der Zeit danach Chochinov (2002), JAMA 23
22 Dignity Therapy (Chochinov, 2005; 2012) Psychologische Kurzzeitintervention zur Stärkung der individuellen Würde am Lebensende Semistrukturiertes Interview (10 Fragen) Würde wird durch 3 Faktoren gestärkt: 1) Generativität/Hinterlassenschaft 2) Essenz der Persönlichkeit des Patienten 3) Grundhaltung der Behandler *2 Durch Erzählen und Aufschreiben der Erinnerungen, Wünsche und Anliegen des Patienten soll die Wertschätzung für das eigene Leben erhöht, die Sinnfindung unterstützt und die Bedeutung der eigenen Lebensgeschichte erkannt oder verstärkt werden. 24
23 Dignity Therapy Fragenkatalog 1. Erzählen Sie mir ein wenig von Ihrem Leben, besonders die Teile, an die Sie sich am meisten erinnern oder die Ihnen wichtig sind. 2. Wann fühlten Sie sich am lebendigsten? 3. Gibt es bestimmte Dinge, die Ihre Familie wissen soll und gibt es bestimmte Dinge, an die sich Ihre Familie erinnern soll? 4. Was sind die wichtigsten Rollen, die Sie in Ihrem leben wahrgenommen haben (in der Familie, beruflich, gesellschaftlich)? Weshalb waren diese wichtig für Sie und was denken Sie, haben Sie in diesen Rollen erreicht? 5. Was sind Ihre wichtigsten Leistungen und worauf sind Sie besonders stolz und woran denken Sie mit der Befriedigung, etwas geleistet zu haben? 6. Gibt es Dinge, die gegenüber Ihren Angehörigen ausgesprochen werden sollten, oder Dinge, die Sie Ihnen noch einmal sagen möchten? 7. Was sind Hoffnungen und Träume für die Menschen, die Ihnen am Herzen liegen? 8. Was hat das Leben Sie gelernt, das Sie gerne weitergeben möchten? Welchen Rat würden Sie gerne weitergeben wollen? 9. Gibt es Worte oder Ratschläge, die Sie Ihrer Familie gerne sagen möchten? 10. Gibt es Dinge, die Sie für dieses Dokument noch festhalten und hinzufügen möchten? 25
24 Studiendesign Patienten-/ Partner Information 24 Stunden Bedenkzeit Follow-up Intervention Screening Tag 1 Tag 3 Tag 7 Tag Wochen 3 Monate Dignity Therapy Studienteilnahme Ja à Informed Consent unterzeichnen Screening HADS-score ³ 13 Gruppenzuteilung Dignity Therapy + Nein Standard Palliative Care Fragebogen Fragebogen Fragebogen DT 1. Sitzung DT 2. Sitzung DT + 1. Sitzung DT + 2. Sitzung Follow-up 1 Follow-up 1 Follow-up 1 Follow-up 2 Follow-up 2 Follow-up 2 Follow-up 3 Follow-up 3 Follow-up 3 Studienausschluss Patienten mit HADS-score <13 werden nicht in Studie eingeschlossen Tod Patient 26
25 Prof. Dr. Josef Jenewein, Leitender Arzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie DANKE für Ihre Aufmerksamkeit! 27
26 Prof. Dr. Josef Jenewein, Leitender Arzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie DANKE für Ihre Aufmerksamkeit! 28
27 Referenzen Chochinov HM, Hack T, Hassard T, Kristjanson LJ, McClement S, Harlos M. Dignity in the terminally ill: a cross-sectional, cohort study. Lancet (London, England). 2002;360(9350): Epub 2002/12/31. *** Chochinov HM, Kristjanson LJ, Breitbart W, McClement S, Hack TF, Hassard T, et al. Effect of dignity therapy on distress and end-of-life experience in terminally ill patients: a randomised controlled trial. The Lancet Oncology. 2011;12(8): Epub 2011/07/12 *** Chochinov H. Dignity Therapy. Final words for final days. New York: Oxford Universiy Press; **** 29
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