Radio D Folge 20. Manuskript des Radiosprachkurses von Herrad Meese. Erkennungsmelodie des RSK

Transkript

1 Manuskript des Radiosprachkurses von Herrad Meese Radio D Folge 20 Erkennungsmelodie des RSK Titelmusik Radio D (mit unterlegter Titelmusik) Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer. Herzlich willkommen zur 20. Folge des Radiosprachkurses Radio D. Erinnern Sie sich? In den Kornfeldern eines Dorfes waren mysteriöse Kreise zu sehen. Aber sie stammten nicht von Ufos, sondern waren von den Bauern selbst gemacht. Ist das eine Lüge oder gar eine Sünde? und Philipp haben hat die Meinung der Hörerinnen und Hörer von Radio D interessiert: Kann denn Lüge Sünde sein? Philipp (mit unterlegter Titelmusik) Willkommen... (mit unterlegter Titelmusik)... bei Radio D. Titelmusik weiterspielen Philipp (mit unterlegter Titelmusik) Radio D... (mit unterlegter Musik Interview )... das Hörertelefon. Szene 1: Hörertelefon (1) Philipp (anpreisend wie bei den Privatsendern) Willkommen zu unserem Hörertelefon. Wir fragen Sie heute: Kann denn Lüge Sünde sein? Rufen Sie uns an: Radio D, Telefon 030/ 3... Nummer nach den ersten drei Ziffern ausblenden (anpreisend wie bei den Privatsendern)

2 Oder ganz einfach: mailen Sie uns. Radio Es geht also um Lüge LÜGE und Sünde SÜNDE. Die erste Hörerin, Frau Frisch, hat eine sehr klare Meinung: Die einen waren clever CLEVER und die anderen dumm DUMM. Wer war ihrer Meinung nach clever und wer dumm? Szene 2: Hörertelefon (2) Unterlegung, Telefon und Musik wie in den vorherigen Szenen Und da ist auch schon eine Hörerin. Frau Frisch, was ist Ihre Meinung? Frau Frisch (empört) Also, wirklich: Mysteriöse Kreise von Ufos? Wer glaubt das denn? Also keine Lüge? Keine Sünde? Frau Frisch Keine Sünde, keine Lüge. Die Bauern waren clever und die Touristen waren dumm. Mysteriöse Kreise von Ufos? Wer glaubt das denn? Frau Frisch Die Bauern waren clever und die Touristen waren dumm. Frau Frisch (aufgeregt, empört) Also, wirklich: Mysteriöse Kreise von Ufos? Wer glaubt das denn? Nach Meinung von Frau Frisch waren die Bauern BAUERN clever und die Touristen dumm. Wer, so fragt die Anruferin, glaubt denn an mysteriöse Kreise von Ufos?

3 Frau Frisch (empört) Wer glaubt das denn? An dem Tonfall der Frage Wer glaubt das denn? ist klar herauszuhören, dass sie das Ganze für Unsinn hält. Die resolute Frau Frisch ist, wie Sie sich vielleicht erinnern, die Mutter von Philipp. Sie empört sich sehr oft und da war Philipp froh, dass nicht er den Anruf entgegengenommen hat. Hören Sie nun noch einen weiteren Anrufer, Herrn Perini, der aus Italien kommt. Er nimmt die ganze Aktion der Bauern nicht so ernst; er sieht sie eher als ein Spiel. Durch welchen Begriff wird das deutlich? Szene 3: Hörertelefon (3) Unterlegung, Telefon und Musik wie in den vorherigen Szenen Philipp Und da ist noch ein Hörer. Der Hörer heißt (Namen akzentuiert, unsicher sprechen) Perini. Philipp Herr Perini, ist das richtig? Herr Perini (italienischer Akzent) Ja. Was meinen Sie? Herr Perini Alora, Lügen, wieso Lügen? Das war eine kleine Inszenierung...

4 Philipp (amüsiert) Inszenierung? Herr Perini (lebhaft) Ma si, naturalemente: ein paar Kreise, ein paar Ufos, ein paar Euro, alles ein bisschen mysteriös e basta, und fertig ist die Inszenierung. Also keine Lüge? Keine Sünde? Herr Perini Scusi, die Deutschen haben immer ein Problem. Aber wo ist das Problem? Lüge, Sünde, nein nur ein bisschen Theater. Philipp (amüsiert) Danke, Herr Perini. Und nun, bitte nicht mehr anrufen. Bitte nicht mehr anrufen. (verkürzt) Herr Perini Das war eine kleine Inszenierung... (verkürzt) Herr Perini Lüge, Sünde, nein nur ein bisschen Theater. Sie haben sicherlich den Begriff Inszenierung INSZENIERUNG herausgehört... Vielleicht haben Sie auch an den Begriff Theater THEATER gedacht und das trifft natürlich auch zu. Und Herr Perini gibt auch gleich die Requisiten an,

5 Herr Perini (lebhaft) Ma si, naturalemente: ein paar Kreise, ein paar Ufos, ein paar Euro, alles ein bisschen mysteriös e basta, und fertig ist die Inszenierung. Herr Perini Scusi, die Deutschen haben immer ein Problem. Aber wo ist das Problem? Philipp Wir fragen Sie heute: Kann denn Lüge Sünde sein? Philipp Und nun, bitte nicht mehr anrufen. Bitte nicht mehr anrufen. die zu dem Theater, zu der Inszenierung gehören: ein paar Kreise, ein paar Ufos und Euro und das Ganze ein bisschen mysteriös verpackt. Und bei s Nachfrage, ob es sich um Lüge oder gar Sünde handele, verweist Herr Perini darauf, dass seiner Meinung nach die Deutschen DIE DEUTSCHEN immer ein Problem haben er sehe aber keines. Die Frage an die Hörer lautete: Kann denn Lüge Sünde sein? Diese Frage spielt eigentlich auf ein berühmtes Lied von Zarah Leander an hat sie in einem Film gesungen: Kann denn Liebe Sünde sein? Nun bittet Philipp darum, nicht mehr anzurufen.

6 Szene 4 (Hörertelefon 4) Unterlegung, Telefon und Musik wie in den vorherigen Szenen Eulalia (sehr prononciert) Lügen haben kurze Beine. Doch eine letzte Hörerin hat es noch geschafft... aber ist es nicht... (schnell) Ja, dann vielen Dank für Ihre Anrufe. Eulalia Lügen haben kurze Beine. Musik Gespräch über Sprache Und nun kommt unser. Die letzte Anruferin war Eulalia. Sie hat sich an ein deutsches Sprichwort erinnert: Lügen haben kurze Beine. Können Sie sich darunter etwas vorstellen? Nehmen wir an, Lügen hätten Beine und könnten weglaufen. Das würde ihnen jedoch kaum etwas nützen, da sie mit kurzen Beinen nicht sehr weit kämen. Mit Lügen, so der Sinn des Sprichwortes, kommt man nicht weit. Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, aber wir kommen sicher weiter, denn nun kommt unser. Ayhan (mit unterlegter Titelmusik) Radio D... (mit unterlegter Musik Gespräch über Sprache )... Gespräch über Sprache.

7 Heute wenden wir uns einem weiteren Charakteristikum der deutschen Sprache zu: den Artikeln DIE ARTIKEL. Das sind jene kleinen Wörter, die direkt vor dem Nomen/Substantiv stehen, also Wörter, die eine Person, eine Sache oder einen Begriff bezeichnen. Hören Sie bitte drei Beispiele. Sprecherin der Hörer das Problem Sprecherin die Inszenierung Im Deutschen gibt es also drei Artikel: DER, DAS und DIE. Ja, leider sind es drei und sie müssen auch sehr häufig benutzt werden. Die Artikel sagen etwas über das Geschlecht/Genus der Nomen aus: Der Artikel DER ist das Maskulinum. Sprecher der Hörer Der Artikel DAS ist das Neutrum. Sprecher das Problem Der Artikel DIE ist das Femininum. Sprecherin die Inszenierung Und warum heißt es zum Beispiel DIE LÜGE? Ist

8 eine Lüge besonders feminin? Ich bitte Sie, natürlich nicht. Es gibt nur äußerst selten einen Grund für das Geschlecht eines Nomen und das ist ja auch in den unterschiedlichen Sprachen verschieden. Lüge und Sünde sind im Französischen z. B. maskulin. Also sollte man die Artikel am besten gleich mit dem Nomen lernen, wenn man sie korrekt verwenden will? Ja, daran führt kein Weg vorbei. DER, DAS und DIE sind bestimmte/definite Artikel. Aber lassen Sie mich noch die unbestimmten/indefiniten Artikel erwähnen: EIN und EINE. Sprecher ein Hörer ein Problem Sprecherin eine Inszenierung Wann verwendet man den definiten und wann den indefiniten Artikel? Gibt es dafür eine Regel? Szene 3 Philipp Und da ist noch ein Hörer. Ja, die gibt es in der Tat: Der indefinite Artikel wird verwendet, wenn etwas nicht bekannt ist und zum ersten Mal erwähnt wird. So kündigt Philipp z. B. einen Hörer an. Der Hörer ist Philipp und den Zuhörern unbekannt.

9 Szene 3 Der Hörer heißt Perini. nimmt die Information von Philipp auf und definiert sie genauer, indem sie den Namen des Hörers nennt. Die Verwendung eines falschen Artikels ist aber doch nicht so schlimm, Herr, oder? Nein, schlimm ist es nicht und dadurch entstehen auch keine Verständigungsprobleme. Aber der Artikel hat im Deutschen viele Auswirkungen auf andere Wörter/auf die Deklination. Aber das ist ein weiteres Thema für eine andere Sendung. Wiederholungsmelodie Ja, dann erst mal vielen Dank. Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, können jetzt die Szenen noch einmal hören und noch eine neue Szene. Hören Sie zunächst den Anruf der Hörerin. Wiederholung Szene 2: Anruf Frau Frisch Wiederholung Szene 3: Anruf Herr Perini Szene 5: in der Redaktion Josefine macht Ordnung Papiere zusammenknüllen, Papierkorb ausleeren, Putzlumpen auswringen, Staubsaugen usw. Hören Sie nun den Anruf des Hörers. Und zum Schluss können Sie noch eine weitere Mail eines Hörers hören. Josefine (brummelt vor sich hin) Was ist das denn? (niest laut)

10 Compu Gesundheit, Josefine. Josefine Danke (erfreut), hallo, Compu. Was machst du denn da? Compu Ach, ich lese ein bisschen. Mails, Hörermails... Eulalia (neugierig zu Compu) Was steht da? liest langsam vor: Ein Kreter sagt: Alle Kreter lügen. Compu Komisch. Josefine (nachdenklich) Alle Kreter lügen. Das ist ja direkt philosophisch. (Zu Compu und Eulalia) Aber das versteht ihr ja nicht. Eulalia Ich schon. Compu Ich nicht. Ausklangsmusik Radio D (mit unterlegter Musik) Bis zum nächsten Mal, liebe Hörerinnen und Hörer. Und Sie? Verstehen Sie es? Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie wissen, dass Kreter KRETER die Einwohner der griechischen Insel Kreta sind. Und wie ist das dann, wenn ein Kreter über die Kreter sagt, dass sie alle lügen? Lügt er selbst dann auch? Ayhan (mit unterlegter Musik) Und tschüs.